Spielziel
Schaffe ich noch den geforderten Vierling? Mmh, wenn nicht, dann muss ich wohl so viele Babywanzen nehmen, dass ich die gleich gegen eine große eintauschen kann. Dummerweise bringt mir die Minuspunkte ein. Dann soll doch lieber der nächste sein Glück versuchen. Aber wehe, der schafft die Aufgabe! Dann hat der die schönen Pluspunkte eingesammelt, die ich wunderbar vorbereitet habe. Dieses ewige Dilemma der Zocker ...
Ablauf
Ein Stapel mit Aufgabenkarten wird gemischt und verdeckt bereit gelegt, die oberste Karte wird auf die offene Seite gedreht. Daneben werden kleine Chips mit Babywanzen platziert sowie Abdeckplättchen für die Aufgaben auf den Karten. Zuletzt kommt noch ein aufsteigend sortierter Stapel Strafkarten mit Minuspunkten in die Tischmitte.
Wer am Zug ist, schnappt sich die fünf mitgelieferten Würfel und unternimmt mindestens einen Versuch, eine der Aufgaben auf der offenen Karte zu erfüllen. Dabei darf er jeden Würfelwurf komplett wiederholen, wenn er sich eine Babywanze nimmt. Ansonsten muss nach dem Wurf mindestens ein Würfel unverändert liegen bleiben. Die Aufgaben haben eine große Spanne von sehr leicht (z. B. mindestens zwei Einser zu würfeln) bis zu echten Herausforderungen (Vierling, Full House). Wer eine Aufgabe erfolgreich erledigt, deckt diese auf der Karte mit einem entsprechenden Plättchen ab. Handelte es sich um die letzte Aufgabe, erhält der Spieler die Aufgabenkarte und damit die aufgedruckten Punkte. Die nächste Aufgabenkarte wird aufgedeckt und der Spieler am Zug darf auch versuchen - wenn er möchte -, Aufgaben auf dieser Karte zu erledigen. Nach jedem erfolgreichen Erfüllen einer Aufgabe bekommt man alle fünf Würfel wieder für die nächste Aufgabe zur Verfügung gestellt.
Da außer der Wiederholung eines Wurfs keine weiteren Würfelmanipulationen möglich sind, sind manche Aufgaben echt harte Nüsse. Der Spieler kann nach dem zwingenden ersten Versuch (oder auch nach weiteren) die Entscheidung treffen, es nicht weiter zu versuchen, muss dafür aber zwei Babywanzen nehmen. Der Spieler, der als Erstes mindestens die fünfte Babywanze nehmen muss, erhält die oberste Strafkarte. Dafür dürfen ALLE Spieler ihre bis dahin erworbenen Babywanzen wieder in den allgemeinen Vorrat zurückgeben.
Das Spiel endet, sobald die letzte von fünf Strafkarten verteilt oder die letzte Aufgabenkarte erfüllt wurde. Die Summe der Punkte erbeuteter Aufgabenkarten abzüglich der Minuspunkte der ergatterten Strafkarten ergibt das eigene Ergebnis. Liegt dies höher als bei den Mitspielern, ist man prädestiniert für den Job als Wanzen-Eintänzer.
Fazit
Echte Zockerherzen schlagen höher bei diesem rasanten Würfelspiel. Die einzige Überlegung, die bei einem Spielzug zu tätigen ist, gilt dem Moment des Aufhörens. Gier und überhöhte Risikobereitschaft können in den Ruin treiben, reines Sicherheitsdenken wird zwar die Strafkarten von einem abhalten, leider aber auch meist die Pluspunkte unerreichbar machen und somit die eigene Siegchance auf ein absolutes Minimum reduzieren.
Mit den witzig gestalteten Wanzenkarten, die wie der Rest des Materials in gewohnt guter Qualität vorliegen, wird auch das eher als unangenehm eingestufte Viehzeugs innerhalb des Spiels interessant genug, um tatsächlich welche davon besitzen zu wollen. Wie man dies schafft, erläutert einem das beigefügte Regelwerk in vorbildlicher und angemessen kurzer Weise. Alle zu erwartenden Aufgaben sind mit grafischen Beispielen eindeutig dargestellt, Sonderfälle (z. B. zählen auch fünf gleiche Augenzahlen als Full House) ebenso deutlich beschrieben.
Noch ein Wort zur Verpackung selbst: Ein neues Format erobert die Regale. Der quaderförmige Karton wird gemäß Produktbeschreibung gleich als nutzbarer Würfelbecher angepriesen. Stimmt, sollte aber nicht in ausgewiesenen Ruhezonen dafür genutzt werden. Da die Verpackung aus dem üblichen pappbasierten Material besteht und nicht aus dämpfendem Werkstoff wie z. B. Leder, ist das Würfeln mit der Verpackung folgerichtig als Ruhestörung zu interpretieren. Besonders beliebt bei Spieletreffs, bei denen am Nachbartisch komplexere Denkarbeit gefordert ist.
Ohnehin birgt das Spiel in der vorgenannten Konstellation Konfliktpotenzial: Selten bleiben Würfe unkommentiert, insbesondere die Gehässigkeit drängt mit aller Macht ans Rednerpult der Gefühle. Natürlich könnte man dem Spiel zum Vorwurf machen, dass durch die einzige das Spielgeschehen entscheidende Komponente Glück die Frustrationstoleranz recht hoch anzusiedeln ist. Kompensiert wird dies durch den gemeinsamen Spielspaß und die geteilte Schadenfreude mehrerer Spieler, deren Koalition sich letztlich immer neu zusammenfindet.
Die Spieldauer ist abhängig von der Risikobereitschaft der Spieler. Je höher diese ausgeprägt ist, desto kürzer das Spielgeschehen. Der auf der Verpackung angegebene Richtwert von einer halben Stunde ist eher als Maximalwert zu betrachten, oft enden Partien auch schon nach einer guten Viertelstunde. Was nicht selten zur Forderung einer Revanche führt. Unabhängig ist die Länge einer Partie ebenso wie der Spielfluss von der Anzahl der Mitspieler. Wie bei den meisten Zockspielen gilt auch hier: Je größer der Teilnehmerkreis, desto höher der Spielgenuss. Es macht einfach mehr Spaß, unterschiedliche Leute insbesondere an vermeintlich leichten Aufgaben scheitern zu sehen. Hauptsache, man ist nicht selbst der Star im Zirkus "Würfelpech".
Rezension André Beautemps
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.