Spielziel
Schwarz und Gelb - diese Farben können Emotionen hervorrufen, und das nicht nur in einer westfälischen Großstadt. Ein greller gelber Sack, der einen frech angrinst, lässt schon erahnen, dass bei diesem Würfelspiel kein Kuschelkurs gefahren wird. Ein Blick auf den Namen verrät zudem, dass Gefühlsausbrüche und Beleidigungen zu erwarten sind. Was mag nur bei den Testspielen in der Redaktion des Verlages vorgefallen sein?
Ablauf
Zunächst werden fünf Ablagekarten offen ausgelegt. Auf ihnen befinden sich neun durchnummerierte Felder sowie ein Paschsymbol, Einer- bis Fünferpasch. Jeder dieser Karten wird eine Sackkarte zugeordnet, die ein oder zwei Säcke wert ist und eine Wertungsbedingung vorgibt. Dies kann beispielsweise "die größte Summe", "die meisten unterschiedlichen Werte" oder "die zuletzt gesetzte 1" sein.
Nun wird reihum gespielt. Ist ein Spieler an der Reihe, würfelt er zwei seiner zehn Würfel und legt sie auf die Ablagekarten. Dabei ist lediglich zu beachten, dass immer das kleinste freie Feld zuerst besetzt wird. Alternativ kann er auch einen gegnerischen Würfel gegen einen eigenen austauschen, jedoch nur bei gleicher Augenzahl. Dann allerdings darf der zweite Würfel nicht mehr gesetzt werden.
Sobald der letzte, bei zwei Spielern der sechste Platz einer Ablagekarte belegt wird, folgt eine Wertung, und die zugehörige Sackkarte wird an den Spieler vergeben, der die Bedingung erfüllt. Bei Gleichstand entscheidet der zuletzt platzierte Würfel. Dies geschieht auch, wenn ein Pasch gewürfelt wird. Dann wird die entsprechende Ablagekarte sofort gewertet. Ein Sechserpasch sorgt hier für freie Auswahl. Ebenfalls gewertet wird, wenn ein Spieler zu Beginn seines Zuges keine zwei Würfel mehr in seinem Vorrat hat. Auch in diesem Fall kann er eine beliebige Karte werten, so dass er wieder ausreichend Würfel zur Verfügung hat. Nach einer Wertung werden die Würfel an die Spieler zurückgegeben und eine neue Sackkarte ausgelegt.
Sobald ein Spieler vier Sackkarten gesammelt hat, wird die angefangene Runde noch zu Ende gespielt und anschließend alle noch ausliegenden Karten gewertet. Der Spieler, der nun die meisten Sacksymbole auf seinen Sackkarten gesammelt hat, gewinnt.
Fazit
Eine auffallende Verpackung, ein provokanter Name und ein Teaser mit animierten Säcken - mehr Aufmerksamkeit kann einem kleinen Würfelspiel nicht zuteilwerden. Hier hat die Marketingabteilung ganze Arbeit geleistet. Auch beim Material und den Illustrationen stimmt alles. Der gelbe Sack bietet ausreichend Platz für Würfel und Karten und ist somit ideal zum Transport geeignet. Ein Lob auch für die Gestaltung der Karten. Die Wertungsbedingungen auf den Sackkarten werden sowohl durch ein aussagekräftiges Symbol als auch durch Text angezeigt, wobei dieser oben und unten auf der Karte steht und somit unabhängig vom Sitzplatz eines Spielers gut lesbar ist. Zudem dürfte mit 27 verschiedenen Sackkarten für ausreichend Abwechslung gesorgt sein. Eine Anleitung, die keine Fragen offen lässt, und kurze Regeln runden das gute Gesamtbild ab.
Und auch spielerisch kann Blöder Sack überzeugen. Der Spielspaß stellt sich schnell ein, denn die Sackkarten werden hart umkämpft. Hier ist sogar ein wenig Taktieren möglich, indem man versucht, seine Würfel auf alle Ablagekarten zu verteilen. Schließlich könnte ja jederzeit ein Pasch gewürfelt werden. So ein Pasch macht das Spiel zwar unberechenbar, bringt aber genau den richtigen Pep ins Spiel. Dies trifft ebenso auf die Regel zu, einen fremden gegen einen eigenen Würfel auszutauschen und dem Mitspieler auf diese Weise eine sicher geglaubte Sackkarte streitig zu machen. Das ist gemein, macht aber richtig viel Spaß, insbesondere wenn man im nächsten Zug selbst Opfer wird und die Schadenfreude der anderen Spieler zu spüren bekommt. Diese Situationen liefern dann auch die Erklärung für die ungewohnte Namensgebung des Spiels.
Spielbar ist Blöder Sack in jeder Besetzung gut. Zu zweit verläuft das Spiel etwas planbarer, am besten spielt es sich aber in voller Besetzung, da dann Ärgerfaktor und Interaktion höher sind. Der schnelle Einstieg, die einfachen Regeln und die kurze Spieldauer von 10 bis 20 Minuten sprechen eine breite Masse an und sorgen dafür, dass das Spiel nahezu jederzeit von jedermann gespielt werden kann. Nicht selten folgt einer Partie sofort die nächste.
Insgesamt ist Blöder Sack ein sehr unterhaltsames Würfelspiel, zwar ohne Suchtfaktor, aber mit hohem Wiederspielreiz, bei dem man schnell und ohne große Überredungskunst Mitspieler findet.
Rezension Monika Harke
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.