Spielziel
„Ebbes“, so erklärt das Pfälzer Wörterbuch, bedeutet „etwas“. In diesem Fall ist es aber der Name eines Stichspiels, eingebettet in die pfälzische Mundart. So heißen die fünf Farben „Burge“, „Pälzer Wald“, „Grumbeere“ (spätestens hier hilft die dem Spiel beigelegte Übersetzung weiter - das sind Kartoffeln), „Trauwe“ (daraus machen die Pfälzer auch leckeren Wein) und „Elwetritsche“ (ein Pfälzer Fabelwesen). Zudem ist nicht nur dieses Spiel „ebbes" Neues, auch der neue Verlag „Palatia Spiele“ des Gründers Klaus Geis ging bei der Erstveröffentlichung „ebbes" andere Wege, um das Spiel zu finanzieren. Analog zu Kickstarter wurden sogenannte Geburtshelferscheine verkauft, die die Erstauflage finanzierten und zudem einen Stand auf der Spiel in Essen 2013 ermöglichten.
Ebbes ist ein Stichspiel mit einer ungewöhnlichen Grundidee, denn ein zentraler Mechanismus sorgt dafür, dass erst während des Spiels sowohl die Stichfarbe als auch die Farben für Plus- und Minuspunkte ermittelt werden. Auf dem beiliegenden kleinen Spielplan, der die Regionalkarte der Pfalz darstellt, wird der Punktestand markiert. Sieger ist der Führende nach fünf Runden.
Ablauf
In jeder Runde wird eine Bestimmerkarte aufgedeckt, die einen Wert von eins bis fünf anzeigt. In der kommenden Spielrunde legt dann diese Zahl fest, welche Farben Stichfarbe, Pluspunkt, Minuspunkt, „ebbes“ und „nix“ ist. Wird also eine „2“ als Bestimmerkarte aufgedeckt, dann legt die zuerst gespielte Zwei die Farbe fest, die in dieser Runde Stichfarbe ist - eine blaue („elwedritsche“) Zwei legt also Blau als Stichfarbe fest.
Nach der Stichfarbe legen - um im Beispiel zu bleiben - die folgenden gespielten Zweier
- die Farbe, die Pluspunkte bringt,
- die „ebbes“-Farbe (dazu gleich mehr)
- die Farbe, die Minuspunkte bringt,
- und die Farbe, die „nix“ bringt, fest.
Ansonsten gelten die üblichen Stichspielregeln des Bedienens (Farbzwang), d. h. wenn eine blaue Karte angespielt wurde und der aktuelle Spieler noch blaue Karten auf der Hand hat, muss er eine davon spielen. Nur wenn er die Farbe nicht bedienen kann, kann er mit der Trumpffarbe stechen (wenn diese denn schon ermittelt wurde) oder eine andere Farbe reinwerfen. Der Gewinner des Stichs legt diese Karten in seinen Stichstapel vor sich ab. Am Ende einer Runde bringt jede Karte in der Plusfarbe im Stichstapel einen Punkt, jede Karte in der Minusfarbe kostet einen Punkt. Die Stichfarbe und die „nix“-Farbe bringen keine Punkte. Der Spieler mit den meisten „nix“-Karten darf allerdingt in der nächsten Spielrunde bestimmen, wer rauskommt, also den ersten Stich anspielt. Die Namensgebende „ebbes“-Farbe funktioniert anders: Die Spieler mit den wenigsten und mit den meisten Karten in der „ebbes“-Farbe bekommen keine Punkte, alle anderen bekommen pauschal drei Punkte.
Am Ende der Runde werden also die Stapel vor den Spielern ausgewertet und die Punkte anhand der Spielsteine auf dem Punktetableau markiert. Wer nach fünf Runden führt, gewinnt.
Fazit
Die relativ kurze Spieldauer von angegebenen 45 Minuten (mit einer in der Spielregel vorgeschlagenen Variante leicht veränderbar) und die Spannung während des Spiels machen oft Lust auf eine weitere Runde. Selten kam ein Spiel bei uns so einstimmig gut in unterschiedlichen Runden an.
Während in Stichspielen mit vorher festgelegter Stichfarbe ziemlich klar ist, dass z. B. eine hohe Anzahl Stiche gut ist, kann es bei ebbes passieren, dass man dadurch nur viele Minuspunkte stechen muss. So ist jede Runde von Neuem zu bewerten, anders zu spielen und damit oft wieder überraschend. Manchmal ist dann ein „Null-Spiel“ ohne Stiche die bessere Wahl. Das machte uns in allen Runden großen Spaß. Entscheidend und spannend ist bei ebbes, dass sich schon Stiche bei den Spielern ansammeln, ohne dass diese wissen, ob die Karten am Spielende Pluspunkte, Minuspunkte oder eben "nix" bringen. Das sorgte öfters für Gelächter, wenn der vermeintlich fette Stich sich in einen Packen Minuspunkte verwandelte.
Im Vergleich zu anderen Stichspielen, die eine Festlegung der Wertungsfarben bieten, habe ich bei ebbes das Gefühl eines größeren Einflusses auf diese Entscheidung und insbesondere auf den Zeitpunkt. Anders ausgedrückt kann ich bei ebbes auch als Stichbestimmer noch gut verlieren, auch das Bestimmen der Pluspunkte ist noch bei Weitem kein Garant für einen Sieg. Das ist spannend.
Dabei gleicht das Spiel auch unterschiedliche Erfahrungslevel mit Stichspielen aus. Es kann in unterschiedlichen Runden gut gespielt werden, da es den dazu nötigen Glücksfaktor beinhaltet. Im Vergleich zu einer Besetzung von vier oder fünf Spielern läuft eine Partie zu dritt spürbar taktischer ab, denn hier kann früh im Spiel klar sein, wer welche Karten besitzt. Spaß kommt dabei trotzdem auf, das Spielgefühl ist dann etwas nüchterner.
Die Materialien, insbesondere auch der liebevoll gemachte Spielplan, fühlen sich hochwertig an. Als kleinen Kritikpunkt muss ich anführen, dass die roten („Trauwe“) und braunen („Burge“) Karten farblich nicht perfekt unterscheidbar sind, was anfangs für Fehler sorgte.
Wer ein von den Regeln her einfaches Spiel mit nicht ganz einfach zu durchschauendem Mechanismus sucht, sollte zugreifen.
Rezension Steffen Rühl
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.