Rezension/Kritik - Online seit 09.02.2025. Dieser Artikel wurde 2435 mal aufgerufen.
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In Galileo Galileo übernimmst du die Rolle eines Astronomen der frühen Neuzeit und beobachtest mit deinem Teleskop die Himmelskörper. Für deine Beobachtungen, Entdeckungen, Errungenschaften und Lehren an der Universität erhältst du Siegpunkte. Jedoch musst du dich vor der Inquisition in Acht nehmen. Wer dem Tribunal standhält und am Ende die meisten Siegpunkte generiert hat, der gewinnt das Spiel.
Alle erhalten zu Beginn ein persönliches Tableau, das Oberservatorium, auf dem ein bewegliches Teleskop angebracht ist. Zentraler Mechanismus des Spieles ist nun das Ausrichten des Teleskops, mit dem du Aktionen auswählst, die dir in deinem Zug zur Verfügung stehen. Es steht jeweils 1 feste Aktion (aufgedruckt) und 1 rotierende Aktion (Aktionsplättchen) zur Wahl. Die Kombination der beiden ändert sich von Zug zu Zug, da du nach Nutzung das gerade genutzte Aktionsplättchen vom Firmament nimmst und alle anderen Aktionsplättchen nach oben schiebst. Das herausgenommene Aktionsplättchen legst du unten wieder an. Alle möglichen Aktionen hier jetzt zu beschreiben, macht nicht so viel Sinn, daher hier nur die Wichtigste - das Beobachten:
Du entscheidest, ob du 1 Himmelskörper oder 2 Konstellationen beobachten möchtest. Die entsprechenden Entdeckungskarten befinden sich auf dem zentralen Spielplan. Jede Entdeckung zeigt 1 Himmelskörper und bis zu 3 Konstellationsfelder. Zur Beobachtung brauchst du jeweils den entsprechenden Lichtwürfel, deren Farben das Spektrum des Lichts symbolisieren. Egal ob du Konstellationen oder Himmelkörper beobachten willst, jedes Objekt hat Beobachtungskosten. Um Konstellationen zu beobachten musst du gelbe, rote oder blaue Lichtwürfel ausgeben, für Himmelskörper benötigst du immer eine Kombination aus 2 verschiedenen Lichtwürfeln, um die geforderte Farbe orange (gelb+rot), violett (rot+blau) oder grün (gelb+blau) abzubilden. Die Kosten kannst du aber durch den Einsatz von Kometen (die eine andere Aktion ins Spiel bringt) senken.
Hast du 1 Himmelskörper beobachtet und die Beobachtungskosten gezahlt, erhältst du die angegebenen Siegpunkte. Manche Himmelskörper zeigen zusätzlich das Symbol der Inquisition (dazu weiter unten). Danach legst du die Entdeckung offen in die Bibliothek deines Observatoriums.
Alternativ darfst du mit dieser Aktion bis zu 2 Konstellationen beobachten. Du legst einen Konstellationsmarker auf das gewählte Konstellationsfeld, zahlst die Kosten und erhältst die dort angegebenen Siegpunkte und Boni. Zusätzlich erhältst du auch den Bonus unter dem Feld, von dem du den Konstellationsmarker entfernt hast.
Bei anderen Aktionen kannst du beispielsweise Lichtwürfel erhalten, deren Wert erhöhen, deine Universitätsstufen hochsteigen oder auch die Aktionen aufwerten. Außerdem darfst du in deinem Zug beliebig viele freie Aktionen ausführen, solange du sie bezahlen kannst – sie kosten 1, 2, 3 oder 4 Winkel.
Ein weiteres wichtige Element ist bei Galileo Galilei die Inquisition, deren Bedrohlichkeit im Spiel durch die Inquisitoren repräsentiert wird, die im Laufe des Spiels im Keller deines Observatoriums platziert werden. Du erhältst meist dann Inquisitoren, wenn du eine Beobachten- oder Lehren-Aktion ausführst. Sie bringen dir zunächst Minuspunkte, die durch die Aktion Inquisitor überzeugen verringert werden können und sich später sogar in Pluspunkte wandeln können.
Wenn die letzte Entdeckungskarte aufgedeckt wird, wird die aktuelle Runde zu Ende gespielt. Anschließend sind alle noch einmal am Zug. Bei der Schlusswertung werden dann die Universitätsleisten ausgewertet und du erhältst für Inquisitoren in deinem Keller sowie die Position deines Ketzerei-Anzeigers auf der Rufleiste noch Tribunalpunkte. Hast du insgesamt die meisten Punkte generiert, gewinnst du die Partie.
Es gibt noch eine Expertenvariante von Galileo Galilei, bei der der von dir ausgewählte Astronom persönliche Fähigkeiten hat. Ebenfalls gibt es einen Solospiel-Modus.
Schon der Karton von Galileo Galilei ist thematisch einladend illustriert, was sich auch bei den anderen Spielmaterialien fortsetzt. Laut Verlag wurde eng mit dem Observatorium und Planetarium Prag zusammengearbeitet, um das Thema sowohl historisch als auch astronomisch möglichst akkurat umzusetzen. Bei den Bezeichnungen und den grafischen Darstellungen wurde viel Wert auf wissenschaftliche Genauigkeit gelegt, was sich u. a. in der Illustration der Entdeckungskarten widerspiegelt.
Auch das Tableau mit dem beweglichen Teleskop ist ein Hingucker. Lediglich die kleinen Aktionsplättchen der rotierenden Aktionen sind eventuell für Grobmotoriker etwas fummelig, aber wie will man das anders machen? Etwas winzig, aber liebevoll gestaltet, sind auch die Marker für die Bibliotheks-, Universitäts- und Ketzerleiste.
Lobenswert ist, dass bei den Lichtwürfeln und deren Kombinationen, die im Spiel eine entscheidende Rolle spielen, kleine Punktmarkierungen Probleme bei eventueller Farbenwahrnehmung lösen.
Sehr schade ist allerdings, dass hier nur in die Rolle männlicher Astronomen geschlüpft werden kann. Als Charaktere, die in der Expertenvariante eine Rolle spielen, kommen vor: Galileo Galilei, Johannes Kepler, Nicolaus Copernicus und Giordano Bruno, wobei letzterer sich eigentlich nicht unbedingt als Astronom einen Namen gemacht hat. Als Gegenpart im Solospiel taucht der dänische Astronom Tycho Brahe auf. Wie naheliegend wäre es da gewesen, auch auf seine Schwester Sophia Brahe zurückzugreifen, die auch als Astronomin tätig war. Auch Maria Cunitz, die etwas später lebte, wäre eine Option gewesen. Da hat der Verlag eine Chance vertan, denn es geht hier nicht nur um "Quotenfrauen", sondern darum, dass eine jahrhundertelange Praxis fortgesetzt wird, in der Leistungen der Frauen nicht gleichwertig anerkannt werden. Aber mit entsprechenden Promokarten oder einer kleinen Erweiterung wäre es möglich, diesen Fauxpas auszubügeln. Die erste Promokarte ist übrigens auch einem Mann gewidmet: Edmond Halley.
Was bei den Extra-Fähigkeiten der Charaktere schön ist, ist, dass sie immer einen Bezug zur jeweiligen Person haben. Beispielsweise wurde durch Galilei die Möglichkeiten der Beobachtung durch Teleskope beträchtlich verbessert, das spiegelt sich in seiner Fähigkeit so wider, dass er bei einer Beobachten-Aktion zusätzlich 1 Konstellation beobachten darf, also mit derselben Aktion 1 Himmelskörper und 1 Konstellation beobachten oder 3 Konstellationen.
Die Spielregel ist gut erklärt, zahlreiche Abbildungen veranschaulichen die Regeln. Auf Tableau und Spielbrett werden die Regeln auch noch einmal symbolisch dargestellt. Sehr hilfreich sind auch die Spielhilfe-Karten, auf denen man jederzeit ablesen kann, welche Aktion wie verbessert werden kann. Den Texten hätte allerdings ein wenig mehr Aufmerksamkeit gut getan, haben sich doch ab und zu Tippfehler eingeschlichen, u. a. auch auf dem Spielkarton, wo anstatt von "Astronomen" von "Astrologen" die Rede ist.
Galileo Galilei spielt sich sehr solitär. Die Auswahl der Entdeckungskarten ist groß genug, so dass da kaum Konkurrenzkampf aufkommt, lediglich bei den Errungenschaften kann es mal zu einem Wettstreit kommen, wer zuerst die Vorraussetzungen für die sofortigen 7 Siegpunkte erfüllt.
Du hast während des Spiels aber auch genug mit dir selbst zu tun. Deine möglichen Aktionen sind nicht komplex und ab und zu gehen die Spielzüge recht flott. Aber durch die freien Aktionen, die du mit Hilfe der Winkel durchführen kannst und die verschiedenen Boni, die du erhältst, wenn du in der Bibliothek schreibst oder die Stufen deiner Universitätsleiste aufsteigst, können ab und zu schon lange Kettenzüge entstehen - das muss man mögen. Im Spiel zu viert kann es da schon zu längerer Downtime kommen, zu zweit geht Galileo Galilei ziemlich flott.
Was das ganze Spiel interessant macht, ist die Sache mit den Inquisitoren - du kommst nicht um sie herum. Denn auch wenn du deine Entdeckungskarten mit Bedacht wählst und darauf achtest, keine zu nehmen, die dir neben Siegpunkten einen Inquisitor in den Keller setzt, wird er sich wahrscheinlich über deine Bibliothek in deinen Keller schleichen. Die Karten und ihre Funktion sind nämlich recht tricky.
Hast du eine Beobachten-Aktion gemacht und 1 Himmelskörper beobachtet, erhältst du die im Banner angegebenen Siegpunkte und danach legst du die Entdeckungskarte um 90° gedreht in deine Bibliothek. So hast du einen weiteren Buchrücken, dessen Bonus du erhältst, wenn du in deiner Bibilothek an einem Buch schreibst. Wenn du mit den Siegpunkten keinen Inquisitor erhalten hast, ist jetzt der Besuch eines Inquisitors bei diesen Buchrücken-Boni - also Obacht, an welchem Buch du demnächst weiterschreibst. Wie bereits gesagt, du wirst nicht um die Inquisition herumkommen. Aber zum Glück kannst du die Inquisitoren auch überzeugen, entweder durch eine entsprechende rotierende Aktion, einen entsprechenden Bonus oder auch durch den Einsatz von 3 Winkeln. Du musst das nur im Hinterkopf halten, andernfalls können sich da üble Minuspunkte ansammeln. Und hast du am Ende viele Inquisitoren überzeugt, bringen sie sogar Pluspunkte.
Auch wenn die Spielmechaniken von Galileo Galilei nicht ganz neu sind, ist deren Kombination und Verzahnung aber sehr schön und macht Spaß. Für mich passt es in die Kategorie gehobenes Kennerspiel. Wen das Solitäre und die eventuellen Kettenzüge nicht stören, wird mit diesem Spiel seine Freude haben. Durch die Variablen im Spiel und eventuell den Charakterfähigkeiten der verschiedenen Astronomen in der Expertenvariante gleicht kein Spiel dem anderen. Zu zweit empfehlenswert, zu viert nur bedingt.
Rezension Renate Gerling-Halbach
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Galileo Galilei:
5,0, 2 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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07.12.24 von Renate Gerling-Halbach - Es schon ein sehr solitäres Spiel, Interaktion so gut wie nicht vorhanden, da bei den Entdeckungen immer genug Auswahl ist, kommt man sich kaum in die Quere. Auch wenn die Spielmechaniken nicht ganz neu sind, ist die Kombination aber ganz schön. Auch die Idee mit den Inquisitoren ist nett. Wir haben sie gut in Schach halten können. Allein, dass hier nur männliche Astronomen genannt werden, stört mich etwas, denn es gibt auch Frauen, die in diesem Bereich Großartiges geleistet haben. Vielleicht bekommen die mal eine Promokarte. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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09.01.25 von Roland Winner - Es hat leider in 2 Partien zu dritt nicht so recht gezündet. Die Inquisitoren bestimmten die Prioritäten und mussten knapp gehalten werden, was nicht gut lief. Zum Ende gab es dann deshalb eine sehr unbefriedigende Wertung. Thematisch fanden wir es optisch gut umgesetzt, mechanisch aber nicht so interessant. Ich werde nach einer 3. Partie meine Bewertung dann final geben. Generell spiele ich es aber jederzeit mit. Update am 9.1.25: Spielreiz auf 5 gesetzt. |
Leserwertung Galileo Galilei:
4.6, 5 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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21.11.24 von Meeplestilzchen - Wenn wir Galileo Galilei spielen, haben wir es mit einem sehr gut verzahnten Kennerspiel mit relativ wenig Glück zu tun. Ja, es sind Würfel dabei, aber die werden nicht geworfen. Wir manipulieren sie aufwärts durch Aktionen und Bonuseffekte und kombinieren sie miteinander um die geforderten Farbvorgaben zu erfüllen um Planeten zu beobachten (= Karten nehmen und die Bibliothek für Effekte erweitern). Alternativ belassen wir es bei einer Farbe um bis zu zwei Sternenkonstellationen zu beobachten (= unteren Bereich der Karte mit einem eigenen Marker werten und Effekte auslösen). Gesteuert wird das Ganze über einen klugen Aktionsauswahlmechanismus. Hierzu bewegen wir unser Teleskop immer 1 - 3 Schritte weiter nach oben (und fangen beim 3. Plättchen von unten wieder an), führen die beiden gewählten Aktionen in beliebiger Reihenfolge aus und verschieben das gewählte Plättchen nach ganz unten. Diese Plättchen lassen sich aber auch durch eine Aktion verbessern, in dem wir sie ganz einfach umdrehen! Mit diesem Prinzip ist man vertraut, wenn man beispielsweise Arche Nova kennt (wobei wir hier Karten verschieben). Die Forschung zu dieser Zeit war aber nicht ganz risikofrei, da die Forschung die kirchliche Weltanschauung aus den Angeln hob - somit werden wir von Spionen beobachtet und verfolgt um uns der Ketzerei schuldig zu sprechen., das kann uns ordentlich Minuspunkte einbringen. Unter dem Strich ist Galileo Galilei prinzipiell in meinen Augen ein Wahnsinns-Spiel von dem ich sehr angetan bin, allerdings lassen sich über die Universitätsleiste Bibliothek, sowie über den geschickten Einsatz der Spione echte Punkteexplosionen auslösen, was es in einem Zusammenspiel aus Erfahrung vs. Neuling recht unfair gestaltet, die Mitspielenden am Tisch sollten daher in etwa gleich gut sein. Deutliche Minuspunkte (insgesamt 2) gibt es in der Aufmachung, da die Spielerboards von der Biegung her echt ätzend sind, dafür ist die Spielbarkeit durch eine klare Symbolsprache und einem logischen Zusammenhang der Regeln 1 a. Galileo Galilei stammt aus der Feder eines Autoren-Neulings, von dem auch SETI und Tea Garden stammen. Dem nach zu urteilen, wie ich mich bisher damit befasst habe, glaube ich, dass wir es bei Tomas Holek mit einem aufstrebenden neuen Stern am Brettspielhimmel zu tun haben - als schöne Metapher passend zu diesem durchaus thematischen Eurogame. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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24.11.24 von Stefan H. - Durchschnittliches Jahrgangsspiel. Nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut. Wenig thematisch, spielt sich sehr solitär. Man entwickelt nichts, vielmehr vergleicht man Symbole, Farben und Werte miteinander und steigt Wertungsskalen hoch. Das macht das Spiel ganz gut, ist aber wenig innovativ. Noch ein, zwei Partien und dann ist auch gut. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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27.01.25 von Hans Huehnchen - Galileo Galilei ist ein solides Leistenschubser- Eurogame, das spielerisch leider nicht so recht mit der wunderbaren Aufmachung mithalten kann. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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12.02.25 von Jörn - Für mich der absolute Knaller. Tolles Aussehen, schönes Spielgefühl nur mit Grübler wirds es ausufernd. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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21.04.25 von BrettspielSpieler - Hat uns leider nicht voll überzeugen können. Ich hatte mich sehr auf das Spiel gefreut - Thema, Ausstattung, Optik. Spielerisch war es dann ab der 2. Partie zu gleichförmig und zu repetitiv. |