Rezension/Kritik - Online seit 25.01.2013. Dieser Artikel wurde 6346 mal aufgerufen.

Riff Raff

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Autor: Christoph Cantzler
Illustration: Michael Menzel
Verlag: Zoch Verlag
Rezension: André Beautemps
Spieler: 2 - 4
Dauer: 30 Minuten
Alter: ab 8 Jahren
Jahr: 2012
Bewertung: 4,3 4,3 H@LL9000
5,2 5,2 Leser
Ranking: Platz 655
Riff Raff
Auszeichnungen:2013, Spiel des Jahres Empfehlungsliste2014, As d'Or - Jeu de l'Année Kinderspiel Gewinner2014, As d'Or - Jeu de l'Année Nominierung

Spielziel

Es schwanken die Planken, es neigen sich Masten unter vielen der Lasten und irgendwann wird auf den unteren Höhenmetern dieses Planeten Kollege Schwerkraft von Mutter Physik darauf aufmerksam gemacht, dass das Missverhältnis von Neigungswinkel und Gewicht doch wohl so nicht mehr erlaubt ist. Pardauz, fällt die ganze Ladung ins Wasser! Es sei denn, man ist nicht nur ein geschickter Austarierer, sondern ein mindestens ebenso gewandter Fänger von herabfallenden Gegenständen!

Ablauf

Ein Holzschiff, bestehend aus den Einzelzeilen Rumpf, Segelmast und Gegengewicht, wird auf einem durch Kartonageelementen geformten Hohlkegel mit Holzabschluss platziert. Jeder Seemann erhält eine Grundausrüstung an auf dem Schiff zu platzierenden Gegenständen und einen Satz Karten mit numerischen Werten.

Von den Karten sucht sich jeder Spieler eine pro Runde aus, die von allen gleichzeitig offen gelegt werden. Die Nummern der Karte korrespondieren mit einzelnen Schiffsteilen, von der höchsten Mastquerstange bis zu einem Rumpfviertel. Gespielte Karten gelten nur für die aktuelle Runde und sind danach nicht mehr verwendbar.

In numerisch absteigender Folge werden nun Gegenstände auf den entsprechenden Schiffsteilen platziert, die sich noch im eigenen Fundus befinden. Liegen bereits ein oder mehre Gegenstände auf dem aktuellen Platzierungsort, darf vor dem eigenen Hinzufügen entschieden werden, ob man sogar zwei Gegenstände ablegen möchte. Diese Entscheidung ist bindend; hat man sich für zwei entschieden, darf man nicht nach dem ersten Gegenstand aufhören.

Fallen durch das oder unmittelbar nach dem Platzieren Gegenstände vom Schiff, können diese durch Auffangen vor dem Aufkommen auf einer Oberfläche gerettet werden. Alle Gegenstände, bei denen dies nicht gelingt, müssen in den eigenen Vorrat übernommen werden.

Spielen zwei oder mehr Spieler die gleiche Nummernkarte aus, entscheidet der anfänglich zufällig und später durch Nummern bestimmte Kapitän, in welcher Reihenfolge die Spieler ihre Ablageversuche ausführen.

Wird ein Gegenstand als letzter aus dem eigenen Vorrat erfolgreich platziert (kein Gegenstand fällt vom Schiff), endet das Spiel sofort und dem geschickten Seemann, dem dies gelang, gehört der Sieg. Spätestens jedoch nach Ausspielen der letzten Karte und Beenden der darauf folgenden Platzierungsrunde ist Schluss: Wer dann am wenigsten Gegenstände sein Eigen nennt, darf sich ebenfalls mit Lorbeeren bekränzen lassen.

Fazit

"Och Schatzi, das ist doch schön, kriege ich das zu Weihnachten?" - "Mal sehen, Schatz, mal sehen ..."

Besser hätte ich es selber nicht zusammenfassen können. Insbesondere, was die Erfolgsquote bei diesem Spiel angeht. Entgegen der Annahme, dass vor allem echten Kerlen die raue See und der dadurch bedingte Wellengang liegen müsste, haben bei entsprechender Rundenkonstellation stets weibliche Teilnehmer gewonnen. Obwohl man diesem Geschlecht ja durchweg schlechtere Kenntnisse in den naturwissenschaftlichen Bereichen nachsagt, kann die Ruhe bei offensichtlich feinmotorisch stark geschulten Damen jeden Jüngling (und auch ältere Herren) zur Verzweiflung bringen. Und wenn es doch mal ein Y-Chromosomträger geschafft hat, hat er garantiert sehr weiblich gespielt.

Ist das Spielmaterial einmal vollständig ausgepackt und aufgebaut, stellt man zunächst fest: Ein echter Zoch! Ja, wenn hier nicht Verlagstypisches angeboten wird, wo denn dann? Niemand sonst gibt sich derart viel Mühe, haptisches Material in einer wahnsinnig attraktiven und außergewöhnlichen Form darzubieten. Der größte Vorteil hierdurch: Es werden keine weiteren Werbemaßnahmen für das Produkt benötigt. Wer das wankende Schiff sieht, selbst wenn es leer ist, fühlt sich erst einmal bemüßigt, einen genaueren und näheren Eindruck ergattern zu wollen. Nie war Testspielanimation so einfach!

Die Regel ist kurz und bündig, das ist auch gut so. Es gibt nicht viel zu erklären, die paar Besonderheiten (was tun bei gleichen Nummern?) sind schnell geklärt und der Einstieg gelingt allen Alters-, Einkommens-, Bildungs- und Sonderschichten gleichermaßen sofort. Durch die Tatsache, dass jederzeit etwas passieren kann und man dies beim Zug der anderen regelrecht erhofft, ist ständige Anteilnahme am Spielgeschehen durch alle Spieler garantiert.

Die Spieldauer ist angemessen wiedergegeben, länger als eine halbe Stunde dauert das Spektakel nur, wenn in Vollbesetzung sehr sehr langsame Charaktere ihre Teile exklusiv mit Qui-Gong-Bewegungen platzieren. Auch die Tatsache, dass unter Umständen durch mehrfaches Herunterfallen ohne Rettungsfang der eigene Gegenstandsvorrat signalisiert, dass man diese Runde nicht auf dem vordersten Platz beendet, trübte die Spielfreude bis zum Schluss nicht.

Kreativität wird bei der Platzierung spätestens durch die unterschiedliche Gestaltung der einzelnen Formen geweckt. Wie platziert man eine Flasche am besten? Halten die Masten auch die schweren, großen Kisten aus? Beim letzten Versuch war es nur eine kleine, unscheinbare Ratte, die schon die Schieflage ins zu Extreme transferierte. Bringt man Gegenstände möglichst weit außen unter oder wählt man die sicher erscheinende Variante der Zentralisierung? Fragen, deren endgültiger Beantwortung wir immer noch harren.

Mein persönliches Highlight ist der Moment des Gegenschwungs. Gerät das Schiff, welches beidseitig beladen ist, auf einer Seite in Schräglage und es fallen Gegenstände herunter, mag sich dies noch langsam genug andeuten, um hier vieles bis alles, was herunterfällt, aufzufangen. Jedoch ist man ob dieser Gelegenheit in der einen Sekunde, die es braucht, bis das zurückfedernde Schiff die nun noch ungleichere Gewichtsverteilung zu Lasten der anderen Seite bemerkt und dort einiges abschüttelt, zu sehr der Erleichterung über erfolgreiche Rettungen anheim gefallen. Der Gesichtsausdruck, der sich kurz darauf der breiten Öffentlichkeit bietet, wenn der aktive Spieler in der Sekunde danach dies auch erkennt, ist unübertroffen.

Aufgrund der ausgeklügelten wie aufwendigen Gestaltung des Produkts liegt das Preissegment nachvollziehbarerweise höher als beim Durchschnitt. Dies gibt zwar niemals Anlass zur Kritik, beeinflusst aber die Kaufentscheidung erheblich. So ist in der Tat das vor uns liegende Fest ein willkommener Anlass, hier die Geldkatze etwas großzügiger zu lockern und dann seiner Liebsten ein sehr willkommenes oder seinem Liebsten ein bisschen hinterfotziges Geschenk darzubieten. Man kann ja immer noch eine Flasche Rum für die Authentizitätssteigerung hinzufügen. Es sei denn, das Geschenk richtet sich an unsere Schutzbefohlenen, welche ab einem Alter von halber Grundschulabsolvenz (3. Klasse und höher) ebenfalls bedenklos und passend mit einem Exemplar bedacht werden können.

Rezension André Beautemps

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Riff Raff: 4,3 4,3, 7 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 16.12.12 von André Beautemps - Eines der schönsten und ansprechendsten Geschicklichkeitsspiele überhaupt!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 23.11.12 von Michael Andersch - Die Aufmachung ist natürlich super, und das stilisierte Schiff ist ein Hingucker mit einem Aufforderungspotential allererster Kajüte. Spielerisch allerdings kann ich dem ganzen nichts abgewinnen - zu unwägbar ist das Ganze. Und die Regel, herunterfallende Teile aufzufangen ist einerseits gut (weil somit Teile aus dem Spiel kommen), andererseits kann man damit das Spiel wenn man ihm Böses will ein wenig aushebeln.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 17.12.12 von Bernd Eisenstein - Wer "Stapelspiele" mag, der wird von Riff Raff begeistert sein. Die Aufmachung ist eine Augenweide und steckt voller Innovation - dafür einen Punkt zusätzlich!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 17.12.12 von Steffen Wallraff
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 23.01.13 von Frank Solnitzky - Aufgebaut sieht es toll aus. Material der Planken suboptimal. Spielreiz nimmt durch den simplen Mechanismus relativ schnell ab.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 26.01.13 von Andreas Molter
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 26.01.13 von Monika Harke

Leserbewertungen

Leserwertung Riff Raff: 5,2 5.2, 9 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 19.12.12 von Jörn
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 20.12.12 von edru - Im Genre der Geschicklichkeitsspiele das Beste, was zurzeit auf dem Markt ist. Wer auf Spielreiz 2 kommt, wie Michael Andersch, sollte doch lieber bei den Strategiespielen bleiben und bei solchen Spielen nicht mitwerten. Denn schlechte Noten ziehen den Gesamteindruck schon arg nach unten und werden dieser Spielart nicht gerecht.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 20.12.12 von Ralf Rechmann - Hoher Aufforderungscharakter durchs Material. Spielerisch aber eher ein gewolltes Leichtgewicht, bei dem man auch aufgrund der Fehler der Mitspieler direkt vor einem profitieren kann. Für eine Partie ab und an aber immer wieder gut, nutzt sich im Wiederspielwert nur schnell ab.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.01.13 von pestmaulkröte - super spiel,viel strategischer als man auf den ersten blick wahrnimmt.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 07.01.13 von Waiko - Ich wüßte nicht, was ein Geschicklichkeitsspiel noch könnte, um das Prädikat "PERFEKT" zu verdienen. Auch die stragtegische Komponente ist sehr raffiniert. Riff Raff ist auch nach unzähligen Partien immer wieder verblüffend und herausfordernd. Ganz sicher einer der ganz großen Sterne am Spielehimmel.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 25.01.13 von Marco Stutzke
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 07.03.13 von Oliver W. - Wunderschönes Material, dass den Preis auch wirklich rechtfertigt. Halt ein typisches Zoch - Spiel. Spielspaß ist wirklich sehr hoch. Man glaubt gar nicht, was alles auf die Rahen passt. Der Augenblick, wenn dann aber etwas fällt und das Schiff dazurückschwingt und auch noch der Rest herunterfällt, ist immer grandios. So viele Hände kann man gar nicht haben.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 07.02.16 von Oliver Müller - Abgesehen vom relativ hohen Preis (der angesichts des wertigen Materials nicht ganz unangemessen scheint) meiner Meinung nach das beste Spiel seine Art bis heute (abgesehen vom ähnlichen BAMBOLEO aus dem gleichen Haus). Geschicklichkeit, gepaart mit ein wenig Kartentaktik und auch Reaktion (Auffangen rettet davor, Teile in den eigenen Vorrat nehmen zu müssen). Absolute Empfehlung!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 31.05.22 von sutrebuh - Beim Klabautermann! Was für ein Seegang. Erst liegt das Schiff ganz ruhig im Wasser, dann neigt es sich bedenklich zur Seite und schließlich schlägt es wild hin und her. Umso mehr auf den Rahen liegt, desto instabiler wird die Angelegenheit. Material und Aufmachung sind grandios, das Spielprinzip einwandfrei, der Balanceakt eine echte Herausforderung. Nur leider wiederholen sich Ablauf und Ablageorte recht schnell. Das gute alte Villa Paletti bietet mehr Varianz bei weniger Schau.

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