Rezension/Kritik - Online seit 23.05.2019. Dieser Artikel wurde 7652 mal aufgerufen.

Legendary Encounters: An Alien Deck Building Game

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Autor: Ben Cichoski
Danny Mandel
Verlag: Upper Deck Entertainment
Rezension: Franky Bayer
Spieler: 1 - 5
Dauer: 45 Minuten
Alter: ab 17 Jahren
Jahr: 2014
Bewertung: 6,0 6,0 H@LL9000
6,0 6,0 Leser
Ranking: Platz 119
Legendary Encounters: An Alien Deck Building Game
Auszeichnungen:2014, Golden Geek Bestes Kartenspiel Nominierung2014, Golden Geek Bestes Solo-Spiel Nominierung2014, Golden Geek Bestes thematisches Spiel Nominierung2014, Golden Geek Spiel des Jahres Nominierung

Spielziel

Im Jahre 1979 erschien in unseren Kinos der erste "Alien"-Film mit dem zwar zutreffenden, aber dennoch etwas lächerlichen Untertitel "Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt". Es sollte ein Meilenstein des Science-Fiction-Kinos werden, ein düsterer Horrorfilm unter der perfekten Regie von Ridley Scott, mit Sigourney Weaver als erstem weiblicher Action-Held der Filmgeschichte und mit einem Oscar-prämierten, vom Schweizer Künstler HR Giger entworfenen Wesen. Es war auch der Beginn der gleichnamigen Filmreihe, welche - die beiden Cross-Over mit "Predator" und die jüngsten "Prequels" nicht mit eingerechnet - aus vier Filmen besteht.

Im Spiel Legendary Encounters - An Alien Deck Building Game können wir die bedrohliche Atmosphäre der Filme auf den Spieltisch bringen. Als Team treffen wir auf die außerirdischen Monster und müssen versuchen, unsere Ziele zu erreichen, bevor alle Teammitglieder den Aliens zum Opfer gefallen sind.

Ablauf

Als Deckbauspiel besteht das Spielmaterial logischerweise hauptsächlich aus Spielkarten. Lediglich die Spielregeln und eine Spielmatte, auf der die verschiedenen Kartenstapel, sowie einzelne offene und verdeckte Karten sinnvoll und ordentlich untergebracht werden können, befinden sich außer den ungefähr 600 Karten in der Schachtel. Das Spiel gibt es nur auf Englisch, deshalb werde ich für diese Rezension die Originalbegriffe beibehalten, in Klammer allerdings - wenn notwendig - die jeweilige Übersetzung mitliefern.

Jeder Spieler sucht sich einen Rollencharakter aus, wobei er zwischen mehreren Charakteren wählen kann, zum Beispiel Gunner (Soldat), Researcher (Forscher), Medic (Sanitäter) oder Scout (Kundschafter). Zusätzlich zur entsprechenden Rollenkarte bekommt er auch 7 Specialists und 5 Grunts (Infanteristen), welche - gut gemischt - sein persönliches Startdeck bilden, von dem er 6 Karten auf die Hand nimmt.

Nachdem sich die Spieler vorab auf ein Szenario geeinigt haben (für die erste Partie wird der Originalfilm empfohlen), werden die entsprechende Location (Ort) und die drei passenden Objectives (Ziele) auf die dafür vorgesehenen Felder der Spielmatte gelegt. Das Hive-Deck (Schwarm) wird aus den passenden Objective-Karten und ein paar zufällig gezogenen Drone-Karten (Drohnen) gebildet. Das Hive-Deck kommt ebenso auf das passende Feld der Matte wir die Strikes (Angriffe), die Sergeants und die Hatchery-Karten (Brutstätte).

Schließlich werden noch aus den 56 gemischten Karten von vier ausgewählten Charakteren (auch hier werden für Anfänger bestimmte Personen empfohlen) die Barracks (Barracken) gebildet. Von diesem Stapel werden die obersten fünf Karten offen in das Headquarter (Hauptquartier) ausgelegt. Und dann heißt's schon: Film ab!

Der Spielzug eines Spielers besteht aus vier Phasen. Zuerst wird in der Hive Phase (1.) die oberste Karte des Hive-Stapels gezogen und verdeckt auf das erste Feld des "Complex" gelegt. Befindet sich dort schon eine Karte, wird diese auf das nächste Feld geschoben, etc. Insgesamt haben im Complex bis zu 5 Karten Platz, bei jeder weiteren landet eine Karte in der Combat Zone (Kampfzone), wo sie - sofern nicht schon vorher geschehen - auf jeden Fall aufgedeckt und damit wirksam wird. Die Hive-Karten sorgen somit für den Fortschritt im Spiel, die Geschichte wird sozusagen weitergesponnen, was in den meisten Fällen mit dem Auftauchen immer mehr Aliens oder anderer Kalamitäten verbunden ist.

In der Action Phase (2.) kann der Spieler dann seine Handkarten ausspielen, um bessere Karten zu rekrutieren (vom Sergeant-Deck und/oder von den offenen Karten des Headquarters), wofür die Recruit Points ausschlaggebend sind. Zudem kann er seine Attack-Werte (Angriff) nutzen, um zu "scannen", d. h. verdeckte Karten im Complex umzudrehen, oder offen ausliegende Aliens (egal ob im Complex oder in der Combat Zone) zu bekämpfen.

Befinden sich danach noch Aliens in der Combat Zone, greifen diese in der anschließenden Strike Phase (3.) an und verursachen dem Spieler Schaden. Für jeden angreifenden Gegner muss der Spieler eine Strike-Karte ziehen, was in den meisten Fällen seine Health (Lebenspunkte) reduziert. In der Clean Up Phase (4.) räumt der Spieler schließlich auf, indem er alle ausgespielten und auf der Hand verbliebenen Karten abwirft und sechs neue Karten zieht.

Das Spiel kann logischerweise auf 2 Arten enden. Entweder konnte die Mission erfüllt werden, indem alle drei Ziele erledigt werden konnten. In diesem Fall haben alle gemeinsam gewonnen, wobei es keine Rolle spielt, ob dabei ein oder mehrere Spieler im Kampf gegen die Aliens draufgegangen sind. Stirbt aber auch der letzte Spieler, sind alle im Team gescheitert und haben verloren.

Fazit

Legendary Encounters - An Alien Deck Building Game ist also ein Deckbauspiel, und folgt deshalb auch den für dieses Genre üblichen Gesetzmäßigkeiten. So gilt es hier ebenfalls, die anfangs recht bescheidenen Fähigkeiten seines Decks durch den Erwerb ("Rekrutieren") stärkerer Karten zu verbessern. Hier kommt es vor allem auf höhere "Attack"-Werte an, um gegen die immer stärker werdenden Aliens ankämpfen zu können. Die bei vielen Deck Building Games auf die eine oder andere Weise vorkommende Möglichkeit, unliebsame Karten zu entsorgen, um die Effektivität seines Decks zu steigern, findet man in diesem Spiel aber nur am Rande.

Trotzdem weist Legendary Encounters einige Besonderheiten auf, welche es von anderen Spielen dieses Genres deutlich abhebt. Am gelungensten finde ich persönlich die beklemmende Atmosphäre, die Spannung, welche aufkommt, wenn immer mehr Aliens im Complex auftauchen und bedrohlich näher und näher kommen. Auf diese Weise taucht man emotional viel mehr ins Geschehen ein als bei anderen Deckbauspielen, bei denen sich bloß alles eher mechanisch um Optimierung und Siegpunkte dreht.

Die Filme, ihre Protagonisten und viele Teile der Handlung sind - durch die individuellen Objective-Karten - auch sehr gut ins Spiel integriert, inklusive der gefürchteten "Facehugger" und "Chestburster" (dies übersetze ich jetzt nicht, das klingt auf Deutsch sicher lächerlich). So kann man tatsächlich alle Teile nachspielen - von "Alien" bis "Alien: Die Wiedergeburt".

Eine weitere Besonderheit stellt die Tatsache dar, dass man kooperativ zu Werke geht. Es ist auch notwendig, zu kommunizieren und die Aktionen zu koordinieren, um alles erfolgreich überstehen zu können. Speziell die Class Abilities (Fähigkeiten der Charakterklasse) wollen klug genutzt werden. Viele Karten weisen neben den üblichen Attack- oder Recruit-Werten noch eine zusätzliche Fähigkeit auf, die aber nur dann zum Einsatz kommt, wenn bereits vorher eine Karte mit dem entsprechenden Class-Symbol ausgespielt wurde. Dies erfordert bereits beim Erwerb neuer Karten aus dem Headquarter sorgfältige Planung und Absprache unter den Spielern.

Zum Thema Zusammenarbeit passt auch eine weitere Fähigkeit mancher Karten: Coordinate (Koordination). Karten mit dieser Fähigkeit dürfen während des Zugs eines Mitspielers ausgespielt werden, um ihn zu unterstützen. Dieser darf alle Fähigkeiten dieser Karte nutzen, was enorme Vorteile bringen kann. Sie kann nicht nur den entscheidenden Angriffswert gegen ein Alien oder den fehlenden Recruit-Point für eine neue Karte bedeuten, sondern bringt auch die entsprechende Class Ability mit, um verbesserte Fähigkeiten der eigenen Karten einsetzen zu können. Coordinate kommt relativ häufig vor, so besitzen beispielsweise alle Sergeants diese Fähigkeit.

Und schließlich hat das Spiel einen hohen Langspielreiz, weil es gleich mehrere Varianten anbietet. Man kann nicht nur die ersten vier Kinofilme inhaltlich durchspielen, sondern kann die Ziele und Charaktere auch beliebig mischen und frei zusammenstellen. Für Fortgeschrittene gibt es sogar noch zwei besondere Spielarten. Bei der einen mutieren Spieler, die durch einen Chestburster sterben, zu Aliens und spielen fortan an der Seite der Monster gegen die verbliebenen Spieler.

Bei der Variante "Hidden Agenda" wird unter die "Good Agenda"-Charakterkarten, die unter allen Spielern verteilt werden, eine "Evil Agenda"-Karte (eine Art Verräter) gemischt. Wird diese tatsächlich verdeckt einem Spieler zugewiesen, arbeitet er geheim für die "Company" und versucht - möglichst unentdeckt und im Verborgenen - die Aliens bei ihrem Versuch zu unterstützen, das Team auszuschalten. Und letztlich ist es noch möglich, das Spiel mit anderen "Legendary"-Spielen (die meisten handeln in verschiedenen Superhelden-Universen) zu verbinden.

Meiner Meinung nach stellt das Nachspielen der Filme jedoch noch immer die attraktivste Spielform dar, wobei ich allerdings zugeben muss, dass ich bis jetzt noch in keiner meiner Spielgruppen andere Varianten ausprobieren konnte. Das Grundspiel (besser gesagt: die vier Szenarien) bietet aber ohnehin genug Abwechslung und stundenlangen Spaß. Sofern man bei einem Horror-Überlebenskampf überhaupt von Spaß sprechen kann...

Ein paar Bemerkungen noch zum Spielmaterial. Die Karten sind zwar von guter Qualität, mussten aber zu Beginn erst vorsortiert werden. Dies artete aufgrund der Menge an Karten und eines nicht erkennbaren Verpackungssystems in 2 Stunden Arbeit aus. Glücklicherweise helfen nun größere Sortierhilfen aus Karton, die Ordnung in der Schachtel aufrecht zu erhalten. Die Schaumstoffquader, welche ein Herumrutschen der Karten verhindern sollen, sind ein Hinweis darauf, dass wohl in Zukunft die eine oder andere Erweiterung erscheinen wird, für die dann noch ausreichend Platz vorhanden ist. Die Spielmatte betrachte ich als eine schöne Alternative zu den üblichen Spielplänen aus Karton. Lediglich die grafische Gestaltung finde ich ein wenig hausbacken, da hätte man sich mehr von der morbiden künstlerischen Atmosphäre eines HR Giger gewünscht.

Rezension Franky Bayer

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Legendary Encounters: An Alien Deck Building Game: 6,0 6,0, 1 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 30.10.18 von Franky Bayer - Tolles, kooperatives Deckbauspiel im Alien-Universum, das geschickt viele Elemente aus den Filmen integriert. Aufgrund der dichten Atmosphäre für mich absolut top!

Leserbewertungen

Leserwertung Legendary Encounters: An Alien Deck Building Game: 6,0 6.0, 6 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.04.16 von Daniel Noé - Die 2 Legendary Encounter Spiele sind großartige Deckbuilder, die die Filme Alien und Predator grandios nachempfinden. Im Fall von LE Alien ist es einfach unglaublich gut gelungen, die wachsende Bedrohung durch immer weiter wandernde verdeckte Karten zu simulieren. Überraschend und unvorhersehbar kann man da von Aliens erwischt werden. Unfassbar spannend und gelungen. Selbst Elemente wie Facehugger sind herausragend implementiert worden. Deckbuilding at its best - Wie schon LE Predator für mich eine klare Höchstwertung
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.04.16 von Shigeru - Ich kann mich Daniel Noé nur anschließen. Tolles Spiel, das auch solitär sehr gut spielbar ist. Die Spielregel bietet sehr viele Varianten, die den Spielreiz für eine sehr lange Zeit gewährleisten. Neben der Zuteilung geheimer Ziele und der Anpassung des Schwierigkeitsgrades besteht die Möglichkeit, dass ein Spieler, der durch einen Face-Hugger stirbt, was relativ schnell passieren kann, als Alien mit einem eignen Deck weiter an dem Spiel teilnimmt, und gegen seine Mitspieler „kämpft“.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 02.04.16 von Paul Arnesen - Der Verlag Upper Deck hat es geschafft, das tatsächlich beste Deckbauspiel auf den Markt zu bringen, zusammen mit Marvel Legendary (mehr Abwechslung, Wiederspielreiz) Erstaunlich, dass sich bisher noch kein deutscher Verlag diesem Juwel angenommen hat. Sobald das Thema nicht Mittelalter oder Ägypten ist, machen diese einen Bogen drum herum. Selber schuld.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 05.01.17 von Andreas Freye - Na endlich mal ein Deckbauspiel in dem es nicht um Siegpunkte geht, sondern um das Erreichen eines Zieles: nämlich nicht um die Ecke gebracht zu werden. Jede der vier Missionen spielt sich komplett anders, ist spannend und auch sehr fordernd. Einzig die Variante mit dem Alienspieler würde ich nicht nochmal spielen wollen, das sorgt für Stress am Tisch. ;-) Kartenqualität ist sehr gut und die Spielmatte ist mal was anderes als ein Spielplan aus Karton. Das Spiel kann man mit allen legendarysystemen mischen, so kann man also auch mit dem Hulk die Aliens und die Predators ordentlich aufmischen, auch wenns vollends unthematisch dann wird, denn Superhelden gibts doch gar nicht...
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 17.02.17 von Ralf - Jetzt erst gekauft, gezögert weil € 39 für ein Kartenspiel schon happig ist. Aber, was für ein Spiel. Ich hatte noch nie ein Spiel am Tisch, in dem die Spieler so leidenschaftlich jeden Schritt besprachen. Coop in Bestform. Und wenn man je einen Grunt/Specialist mehr ins Startdeck nimmt, ist es auch zu zweit sauschwer. Tolles Spiel, tolle Mechanik. Das füllen der Räume mit Karten als Simulation der nehenden Gefahr ist brillant. Hammerspiel.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 29.10.20 von Synapsus - Super Grafik und Atmosphäre und die Missionen (Filme) spiegeln die Filme wunderbar wieder; sie sind sehr unterschiedlich/abwechslungsreich. Spielt sich zu zweit bis viert einwandfrei. Zu fünft dauert es mir zu lange. Für jeden Fan der Filme ein Muss!

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