Spielziel
In Decrypto treten zwei Teams gegeneinander an, die jeweils den geheimen Code der gegnerischen Mannschaft herausfinden müssen, indem sie die Hinweise der Gegner entschlüsseln.
Ablauf
Das Spiel beginnt damit, dass jedes Team vier Schlüsselwortkarten in seinen Sichtschirm steckt – diese Wörter und die ihnen zugeordneten Zahlen von 1 bis 4 können nur die Mitglieder des eigenen Teams sehen.
Wenn ein Team am Zug ist, zieht einer der Spieler (= Verschlüsseler) eine Codekarte und hält sie vor allen anderen Mitspielern (auch jenen des eigenen Teams) geheim. Auf diesen Codekarten sind drei Zahlen zwischen 1 und 4 abgebildet. Die Aufgabe des aktiven Spielers ist es nun, seinem eigenen Team diese drei Zahlen zu entlocken. Dafür muss er ihnen Hinweise geben, die zu den dazugehörigen drei Schlüsselwörtern passen.
Die erste Hürde für ein Team ist es immer, die Hinweise des eigenen Verschlüsselers richtig zu deuten. Dazu schreiben sie den vermuteten dreistelligen Zahlencode auf das Notizblatt ihres Teams. Rät das eigene Team falsch, gibt es als Strafe einen Missverständnismarker. Muss ein Team den zweiten Missverständnismarker nehmen, hat es verloren.
Nun ist das gegnerische Team gefragt. Es muss den drei genannten Hinweisen ebenfalls drei Zahlen zuordnen (= den richtigen Code abfangen). Schafft es das, gibt's als Belohnung einen Abfangmarker. Erhält ein Team den zweiten Abfangmarker, hat es gewonnen.
Tritt keine der Bedingungen zum Gewinnen oder Verlieren ein, geht es in die nächste Runde. In jedem Team wird ein anderer Mitspieler Verschlüsseler und setzt das Spiel wie beschrieben fort. Dies geht so lange, bis ein Team gewonnen bzw. verloren hat. Spätestens nach der achten Runde ist jedoch Schluss, wenn beide Teams tatsächlich so lange durchhalten. In diesem Fall wird der Sieger nach Punkten ermittelt. Dabei gibt es je einen Pluspunkt pro Abfangmarker bzw. einen Minuspunkt für einen Missverständnismarker. Herrscht danach immer noch Gleichstand, versucht jedes Team die vier Schlüsselwörter der Gegner zu erraten - wer mehr richtige Tipps abgibt, hat gewonnen.
Fazit
Eigentlich sind die Spielregeln zu Decrypto gar nicht so schwer. Der Verlag hat es jedoch nicht geschafft, dies in einem entsprechend einfachen Regelwerk umzusetzen. Wobei ich fairerweise eingestehen muss, dass das Spiel auch nicht leicht zu erklären ist. Trotzdem hätte zu einem besseren Verständnis sicherlich beigetragen, wenn man den Agentenhintergrund nicht so sehr in den Vordergrund gestellt hätte.
Gleich auf der ersten Seite der Spielregel steht: "Erlernt die Regeln in 2 Minuten". Was nett gemeint ist, bringt trotzdem nicht allzu viel. Das fängt schon damit an, dass das Erklärvideo tatsächlich über drei Minuten dauert. Außerdem wird darin nicht gesprochen, sondern alles nur mit Bildern und Texten dargestellt. Dabei laufen im Hintergrund knacksende Funkgeräusche, die wohl Atmosphäre erzeugen sollen. Leider sind sie dem Konzentrationsvermögen nicht gerade zuträglich – ein paar sinnvoll gesprochene Worte wären sicher hilfreicher gewesen! Das Video dient also allenfalls zur Verdeutlichung der eigentlichen Regel, keinesfalls wird man das Spiel verstehen, wenn man sich nur den Film dazu ansieht.
Am meisten irritiert Neueinsteiger das Notizblatt. Dass es je eine Seite für das eigene Team und eine für das gegnerische gibt (zur Unterscheidung in schwarz und weiß gehalten), ist noch verständlich. Wie und wo die jeweiligen Wörter einzutragen sind, sorgt meistens für Verwirrung. Das Blatt zeigt vier Bereiche: In den einen werden die vom Verschlüsseler genannten Hinweise in der genannten Reihenfolge eingetragen. Daneben gibt es zwei Spalten; in die erste schreibt sein Rateteam jene Zahlen zu den Wörtern, von denen es denkt, dass sie dazu passen und somit den gesuchten Code darstellen. In die zweite Spalte schreibt der Verschlüsseler den tatsächlichen Code – diese beiden Codes sollten zusammenpassen, ansonsten kommt es im eigenen Team zu Missverständnissen, was – wie schon beschrieben – mit einem Missverständnismarker bestraft wird.
Im untersten Bereich des Notizblattes werden die vom Verschlüsseler genannten Hinweiswörter noch einmal eingetragen, jetzt allerdings unter der Zahl, zu der der jeweilige Begriff gehört. Somit sieht man auf einen Blick, welche Hinweiswörter zu den im Sichtschirm steckenden Schlüsselwörtern bereits gegeben wurden.
Dies ist für beide Teams sehr wichtig. Für das gegnerische Team natürlich, um zu sehen, zu welchem Wort die jeweiligen Begriffe führen könnten. Für das eigene Team, um die Übersicht zu behalten, was schon gesagt wurde. Und natürlich auch, um zu sehen, welche Schlüsse das gegnerische Team aus dieser Wortsammlung ziehen könnte.
Und genau hierin liegt der Reiz des Spiels: Immer wieder Hinweiswörter zu finden, mit denen das eigene Team etwas anfangen kann, das gegnerische jedoch nicht. Beschreibe ich zum Beispiel das Wort "Italien" mit den Hinweiswörtern Pasta, Mafia und Mittelmeer, so wissen die Kontrahenten spätestens nach der dritten Runde, dass es um "Italien" geht. Nenne ich dagegen die Begriffe Berge, Stiefel und Urlaub, so werden die Gegner eher auf eine falsche Fährte geführt.
Natürlich wird es umso schwieriger, je länger ein Team durchhält. Man muss schon sehr wortfindig sein, um immer wieder neue Wörter zu finden, die das eigene Team auf die richtige Spur führen, die Gegner aber gleichzeitig in die falsche Richtung lenken. Dabei kommt es früher oder später unweigerlich dazu, dass die Gedankengänge des Verschlüsselers entweder zu leicht durchschaubar oder aber zu abwegig werden, so dass auch das eigene Team die richtige Lösung nicht findet, obwohl es die Schlüsselwörter vor sich sieht.
Sieht man von der missglückten Spielregel und den viel zu filigranen Standfüßen, die nach einigen Partien geklebt werden müssen, ab, so steckt hinter Decrypto eine außergewöhnlich spannende und schön aufgemachte Spielidee, die jeder Fan von kreativen Wortspielen unbedingt ausprobieren sollte – am besten zu sechst, denn in dieser Besetzung überzeugt das Spiel am meisten!
Rezension Sandra Lemberger
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.