Spielziel
In Dead Man's Draw versuchen zwei bis vier Piraten, sich die beste Beute vom Stapel zu sichern. Dafür ziehen sie eine Karte nach der anderen und hoffen, dass sich keines der bereits gezogenen Symbole wiederholt. Denn nur wer unterschiedliche zieht, erringt Reichtümer, andernfalls verliert man die zuletzt gezogenen Schätze wieder.
Ablauf
Bevor man die Beutekarten mischt, wird von jedem Symbol die Karte mit dem niedrigsten Wert auf den Ablagestapel gelegt. Die übrigen Karten bilden den Beutestapel. Wer am Zug ist, deckt die oberste Karte dieses Stapels auf und führt den Effekt der Karte aus, wobei sich jedes Symbol anders auswirkt. Beispielsweise darf man Karten der Mitspieler klauen bzw. auf den Ablagestapel befördern, erhält Karten vom Ablagestapel oder darf sich heimlich die nächste Karte des Stapels ansehen. Man kann von schlechten Auswirkungen aber auch selbst getroffen werden, indem man zum Beispiel eigene Karten in die Auslage zurücklegen oder weiter aufdecken muss, selbst wenn man das gar nicht vorhatte.
Das Kartenaufdecken darf man nämlich beliebig lange fortsetzen. Sobald man jedoch ein Symbol aufdeckt, das man in diesem Zug bereits einmal gezogen hat, verliert man alle Karten dieser Runde. Hört man jedoch rechtzeitig auf, legt man alle gewonnenen Karten in die eigene Auslage, und zwar nach Symbolen sortiert, wobei die jeweils höchste Karte immer obenauf und die niedrigste zuunterst liegt.
Das Spiel endet, sobald jemand die letzte Beutekarte zieht. Nun zählt jeder die vorderste Beute jeder Kartenart und es gewinnt, wer die meisten Punkte erzielen konnte.
Fazit
Dead Man's Draw folgt einem ganz einfach Spielprinzip, das in der Spielewelt vermutlich jeder kennt, nämlich dem Can't-Stop-Mechanismus. In meinen Spielkreisen wird das Spiel mittlerweile liebevoll "Schokohexe für Erwachsene genannt", denn es erinnert zumindest alle Eltern an den Kinderspielklassiker. Während man dort jedoch ganz friedlich die Zutaten für Schokolade sammeln muss, geht's hier um Piraten und ihre Beute. Dass es dabei auch mal gemein zugehen kann, liegt ja wohl auf der Hand.
Die Regeln hat man also schnell gelesen und ebenso rasch verstanden. Grundsätzlich zumindest, denn sie enthalten auch eine Fortgeschrittenenvariante, nach der jeder Spieler zu Beginn zwei Charakterkarten bekommt, von denen er eine behält und offen vor sich auslegt. Sie gewähren dem Spieler eine Eigenschaft, die im weiteren Spielverlauf diverse Vorteile bringt. Allerdings kommt man mit der zugehörigen Regel anfangs nicht klar. Denn während auf den Karten Personennamen stehen, findet man in der Anleitung davon nichts, stattdessen irgendwelche Berufs- oder Tätigkeitsbezeichnungen.
Schade finde ich es auch, dass anscheinend weder der Autor noch der Verlag genug Fantasie besaßen, um sich für diese Charakterkarten verschiedene Namen auszudenken - so gibt es einige Charaktere mit gleichen Namen, allerdings unterschiedlichen Funktionen. Und während die Spielregel 17 Charakterkarten beschreibt, war in meinem Spiel auch ein 18. Charakter enthalten, zu dem es überhaupt keine Beschreibung gibt. Zu den Charakteren gibt es auch Übersichtskarten, deren Beschreibungen jedoch so winzig ausgefallen sind, dass ein Großteil meiner Mitspieler auf die Spielregel zurückgreifen musste. Die Spielregel empfiehlt übrigens, die ersten Partien ohne diese Charakterkarten zu spielen. So haben wir das auch gehandhabt und sind zu dem Schluss gekommen, dass uns das Spiel auch als Fortgeschrittene in der Grundversion besser gefällt.
Dead Man's Draw bietet aber auch noch eine weitere Variante, die uns wiederum sehr gut gefallen hat. So genannte Szenarien geben nämlich bestimmte Bedingungen für das Spiel vor. Zum Beispiel, dass man als Erster 50 Punkte erreichen muss, um die Runde zu gewinnen, oder dass man nicht bei gleichen Symbolen, sondern bei gleichen Zahlen die Beute versenkt.
Die Effekte der zehn Beutekarten kann man sich relativ schnell merken, zumal sie oft auch logisch nachvollziehbar sind. So ermöglicht es die Wahrsagerkugel zum Beispiel, die oberste Karte vom Beutestapel anzuschauen und erst danach zu entscheiden, ob man weiter aufdecken möchte oder nicht. Oder die Kanone, die eine Karte von der Auslage eines Mitspielers auf den Ablagestapel befördert. So stellt sich recht schnell ein zügiges Spieltempo ein, das von vielen Flüchen, Gejammer und schadenfrohem Gelächter begleitet wird.
Wer ein schnelles, kurzweiliges, manchmal fast zu kurz anmutendes Absackerspiel sucht, ist mit Dead Man's Draw gut bedient. Für alle, die gerne unter perfekten Bedingungen spielen, gibt's sogar eine bedruckte Matte, auf der die Karten abgelegt werden. Allerdings passt diese leider nicht in den kleinen Karton mit dazu.
Rezension Sandra Lemberger
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.