Spielziel
Anfangs gab es nichts außer einer großen grünen Wiese, auf der sich ein paar Kaninchen zwischen Büschen und Meilensteinen tummelten und das Leben genossen. Doch allzu bald wurde diese Idylle gestört und das Land besiedelt: Handwerker schleppten Rohstoffe durch die Gegend und bauten Straßen, Häuser und Märkte. Der Wettstreit um die besten Plätze hatte begonnen ...
Ablauf
Bevor jedoch auf dem gemeinsamen Spielplan gesiedelt werden kann, müssen Arbeiter beschäftigt und entsprechende Aktionen aktiviert werden. Hierfür besitzt jeder Spieler ein eigenes Aktionstableau, auf dem er, wenn er an der Reihe ist, seine Spielfigur zweimal im Uhrzeigersinn bewegt. Dabei können generell beliebig viele Felder übersprungen werden.
Der obere Teil dieses Rondells ist variabel und dient der Beschaffung von Rohstoffen. Dort werden während des Spiels immer wieder andere Arbeiter platziert. Bewegt man die Spielfigur auf ein solches Arbeiterfeld, so erhält man den abgebildeten Rohstoff. Überspringt man in diesem Zug Arbeiter der gleichen Berufsgruppe, erhöht sich der Ertrag entsprechend.
Im unteren Teil des Tableaus sind die Aktionsmöglichkeiten in Form von Gebäuden vorgegeben.
Im Handelshaus gibt es zunächst ein kleines Zusatzeinkommen, wenn die Zahlenwerte der Arbeiter in aufsteigender Reihenfolge ausliegen. Ansonsten können für Geld zwei neue Arbeiter angeworben werden, welche sofort im oberen Tableaubereich platziert werden müssen. Zusätzlich dürfen Rohstoffe ge- oder verkauft werden.
- Das Bauamt erteilt die Erlaubnis, gegen Abgabe von Rohstoffen auf dem gemeinsamen Spielplan Straßen, Häuser und Marktplätze zu bauen. Hierfür gibt es Siegpunkte, die sich nach dem Bauplatz beziehungsweise den bebauten Nachbarfeldern richten. Erreicht der Spieler beim Besiedeln ein Feld mit Arbeiter-Bonusplättchen, darf er dieses auf seinem Tableau auf einen Arbeiter derselben Kategorie legen. Dieses Bonusplättchen bringt Siegpunkte im Spielverlauf und zählt bei der Schlusswertung als zusätzlicher Arbeiter.
- Legt man einen Stopp an der Mühle ein, darf man Getreide in einen Mehlsack umwandeln und damit einen freien Marktplatz beliefern, was ebenfalls Siegpunkte sowie Geld einbringt.
- An der Burg muss zwangsweise angehalten werden. Die Ressourcen sind nun auf maximal drei zu reduzieren. Außerdem muss ein Arbeiter abgedeckt werden, der somit für die Folgerunden nicht mehr zur Verfügung steht.
Das Spielende wird eingeläutet, sobald ein Spieler eine von der Spielerzahl abhängige Siegpunktmarke erreicht. Alle anderen Spieler dürfen nun noch einen Zug durchführen. Bonus-Siegpunkte gibt es abschließend noch für die Spieler, die zu diesem Zeitpunkt in den fünf Arbeiterkategorien jeweils die Mehrheit innehaben. Derjenige, der nun die höchste Punktzahl erreicht hat, darf sich über den Sieg freuen.
Fazit
Optisch vermittelt Milestones einen ausgesprochen guten Eindruck. Das Material ist sehr ansprechend, gespart wurde lediglich an den Spielertableaus, die ein wenig dünn ausgefallen sind. Und auch bei den Illustrationen hat Klemens Franz ganze Arbeit geleistet. Spielplan und Plättchen sind reich an Details, aber nicht überladen. Zudem sind alle wichtigen Informationen und Aktionsmöglichkeiten auf den Spielertableaus und dem Spielplan dargestellt. Die Spielanleitung kann somit getrost beiseitegelegt werden, zumal auch die übrigen Spielregeln eingängig und schnell verinnerlicht sind.
Spielerisch sollte man keine Revolution erwarten. Rohstoffe sammeln, in bestimmten Kombinationen zum Bauen verwenden und dann Siegpunkte kassieren - bei Spielern, die sich auch nur ein bisschen für Brettspiele interessieren, dürfte dieses Spielprinzip mittlerweile keine großen Begeisterungsstürme mehr hervorrufen. Dies war natürlich auch dem Autorenduo bewusst und so haben sie sich sehr nette Sachen überlegt, dem schon arg strapazierten Mechanismus frischen Wind einzuhauchen.
Eine richtig gute Idee ist, jeden Spieler sein eigenes Rondell erstellen zu lassen. Da mit jedem Umlauf ein Arbeiter an der Burg verloren geht, erfordert dies ständiges Umgestalten. Optimal wäre es natürlich, Arbeiter derselben Kategorie nebeneinander zu positionieren, um schnell viele Rohstoffe zu produzieren. Natürlich mit aufsteigenden Feldnummern, denn einen zusätzlichen Taler kann man immer gut gebrauchen. Aber auch Vielfalt ist nicht zu verachten. Das kostet zwar etwas Zeit, bringt aber mehr Flexibilität bei den Bauvorhaben. Und wenn es Richtung Schlusswertung geht, ist die ein oder andere Mehrheit auch nicht zu verachten. Runde für Runde muss man daher abwägen, wann man welchen Arbeiter überbaut und wen man neu ins Team holt. Wer gerne ein bisschen herumpuzzelt, wird seinen Spaß daran haben.
Allerdings kann dieses Herumpuzzeln auch den Spielfluss hemmen. Dies trifft ebenso auf das Bauen zu. Werden im oberen Teil des Spielertableaus noch zügig Rohstoffe gesammelt, bietet der untere Teil für Grübler und Optimierer einiges an Potenzial. Da an der Burg der Ressourcenvorrat auf drei reduziert werden muss und es einem im Herzen weh tut, Rohstoffe ungenutzt abzuwerfen, unterliegt man geradezu einem Bauzwang. Welches Bauvorhaben ist möglich, in welcher Reihenfolge und vor allem wo? Schließlich möchte man möglichst viele Siegpunkte bekommen ohne gleichzeitig Steilvorlagen für die Mitspieler zu liefern.
Auf dem Spielplan müssen im Gegensatz zum Rondell eher kurzfristige Entscheidungen getroffen werden. Hier eine gute Balance zu finden ist wichtig, zumal sich die Situation auf dem Spielplan wesentlich schneller ändert als auf dem Tableau. Zu zweit lässt sich noch gut abschätzen, welche Pläne der Mitspieler verfolgt, was einem durchaus Planungsspielraum bietet. Bei vier Spielern ist hingegen mehr Flexibilität gefragt, um auf die aktuelle Spielplansituation reagieren zu können. Spielbar ist Milestones in allen Besetzungen gut. Am meisten Spaß gemacht hat es aber zu dritt, denn dann stehen die Konkurrenzsituation auf dem Spielplan, die Planbarkeit und das Unvorhergesehene im besten Verhältnis zueinander.
Da man grundsätzlich immer etwas machen kann, bleibt kein Spieler abgeschlagen zurück, was ein sehr positives Spielgefühl vermittelt. Und auch der Spannungsbogen baut sich bis zur Schlusswertung richtig schön auf, denn oft entscheidet erst die Mehrheitenwertung das Spiel. Deshalb sollte man auch im Spielverlauf rechtzeitig auf die richtigen Arbeiter setzen und vor allem die Bonusplättchen vom Spielplan einsammeln, welche nicht nur bei der Schlusswertung mitzählen, sondern auch zwischenzeitlich Siegpunkte bringen. Ein sehr schönes Element, das zudem Rondell und Spielplan verbindet.
Eine Partie ist in der Regel gut in 60 Minuten zu spielen. Etwas unschön ist, dass das Spielende je nach Spielerzahl bei einer bestimmten Punktzahl eingeläutet wird. Dies wirkt beliebig, was vielleicht auch der etwas schwachen Thematik geschuldet ist. Für das Spielgefühl wäre es schöner gewesen, wenn man einen bestimmten Entwicklungsschritt erreicht hätte. Dies ist aber nur ein persönliches Empfinden und kein direkter Kritikpunkt.
Beim Spielreiz schwanke ich zwischen vier und fünf Punkten und selten habe ich mich so schwer getan, mich festzulegen. Einerseits hat man bei dem Spiel den Eindruck, dass es zwar rund läuft, aus den guten Ideen aber nicht das Optimum herausgeholt worden ist. Andererseits habe ich in meinen Testrunden so viel Spaß mit diesem Spiel gehabt, dass mein Bauchgefühl den Ausschlag gegeben hat und ich mich für die höhere Note entschieden habe.
Rezension Monika Harke
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.