Spielziel
Die Spieler sind Kardinäle und versuchen möglichst viele Kardinalsstimmen bei der anstehenden Papstwahl auf sich zu vereinen. Daher sind sie bestrebt, die Gunst der Mächtigen zu besitzen und so Geld bzw. Vorteile beim Stimmenkauf oder direkte Zusatzstimmen zu erhalten.
Ablauf
Die Papstwahl kann bis zu 18 Runden zu je vier Phasen dauern. Jeder Spieler startet mit einer Anfangsausstattung von 20 Gold und einer für jeden Spieler identischen Edelsteinkollektion. Sie sind die Währung, mit der man um Karten bietet. Dann erhalten alle Spieler je zwei Aufträge, wovon ihnen später nur jeweils einer bleibt, der bei Erfüllung zum Spielende einige Stimmen wert ist.
Ablauf einer Runde:
Die allgemeine offene Auslage wird gebildet aus der Startspielerkarte sowie je einer Karte von den Stapeln der drei Kartenarten.
Kardinalskarten: Sie bringen je eine Stimme und manche sind auch einmal im Spiel für einen Geldsegen gut.
Einige Kardinalskarten führen in Kombination mit einer anderen Kardinalskarte/politischen Karte zu Zusatzstimmen.
Politische Karten: Sie enthalten Würdenträger mit nützlichen Funktionen für den Spieler, der sie vor sich liegen hat.
Aktionskarten: Unter ihnen sind vier Fraktionsführer (= ebenfalls Kardinäle) verborgen sowie Karten, die ihrem Besitzer u. a. Vorteile beim Bieten bringen. Andere dieser Karten ermöglichen z. B. das Vertauschen von Kardinalskarten zwischen Spielern. Einige Karten erlauben es, Geld von Mitspielern einzufordern.
Etwa zur Mitte des Spieles taucht die Karte "Schwarzer Rauch" auf und beschert allen Spielern für bestimmte Kardinäle jeweils 5 Gold, wenn diese in ihrer Auslage enthalten sind. Nun ist auch für jeden Spieler der Zeitpunkt gekommen, wo er einen seiner Aufträge abwerfen muss. In einer der letzten vier Runden erscheint die Karte "Weißer Rauch" und läutet das Spielende ein: Dann werden alle verbliebenen Karten der Auswahlstapel aufgedeckt und man spielt die letzte Runde.
- Aktionskarte spielen: Ab der zweiten Runde darf jeder Spieler genau eine Aktionskarte spielen. Diese werden der Reihe nach abgehandelt.
- Auf Karten der Auslage bieten: Gleichzeitig bieten alle Spieler je null bis drei Edelsteine verdeckt auf das frühe Auswahlrecht bei den vier Karten der offenen Auslage. Dabei zählt zunächst die Anzahl und bei Patt die Wertigkeit der Edelsteine.
- Karte nehmen: Nachdem die Reihenfolge der Spieler nun entschieden ist, nimmt sich jeder eine Karte aus der offenen Auslage. Allerdings bleibt die Startspielerkarte stets in der Auslage liegen und man nutzt nur ihre Zusatzfunktion (drei Edelsteine und ein Gold erhalten). Das Kartennehmen erfolgt nach und nach, d. h., der nächste Spieler ist erst dann an der Reihe, wenn der vorhergehende die Auswirkungen seiner neuen Karte abgehandelt hat. Bis auf Aktionskarten sind alle genommenen Karten sofort offen vor den Spielern in deren Auslage zu legen. Aktionskarten sammelt man auf der Hand und setzt sie irgendwann in Phase 2 ein.
Die nächste Runde beginnt der aktuelle Startspieler.
Spielende: Alle nicht verbrauchten Edelsteine sowie bestimmte politische Karten bringen noch Gold ein. Dann erfolgt die Auszählung der Stimmen je Spieler. Erledigte Aufträge: 2 oder 3 Stimmen. Kardinäle/Fraktionsführer: je 1 Stimme. Ein bestimmter Würdenträger verbilligt den Stimmenkauf und ein anderer ist eine bestimmte Anzahl von Stimmen wert. Bei beiden Würdenträgern steigert sich der Effekt, je mehr Karten man von ihnen besitzt. Manche Kardinäle sind eine weitere Stimme wert, wenn man den passenden (Symbol) zweiten Kardinal dazu auch besitzt. Einige Karten haben noch Sondereigenschaften, die weitere Stimmen einbringen können.
Es gewinnt der Spieler, der die meisten Stimmen erhält.
Fazit
Das umfangreiche Regelbüchlein mit ausführlichen Beschreibungen mag zunächst aufgrund seines Seitenumfangs erschrecken. Allerdings ist die eigentliche Spielbeschreibung weder als komplex noch als kompliziert zu bezeichnen. Man hat bereits nach der ersten Partie ohne weiteres das Spiel intus.

Zur Ausstattung: Die sehr kleine Spielschachtel enthält richtig standfeste Sichtschirme, die innenseitig recht hilfreiche Spielübersichten aufzeigen. Schöne "Edelsteine" und übersichtliche Spielkarten, die ansprechend aufgemacht sind, runden den guten Eindruck ab. Für historisch Interessierte ist noch ein informatives Faltblatt beigefügt.
Habemus Papam erfreut mit einem flüssigen Spielverlauf, da die überschaubare Anzahl von Entscheidungsmöglichkeiten schnell verinnerlicht ist und keine vielschichtigen Überlegungen erfordert. Die meiste - trotzdem geringe - Zeit im Spiel verbraucht die Zusammenstellung des jeweils geeigneten Edelsteingebotes, je nach Attraktivität der gerade ausliegenden Karten. Da man mit seiner Edelsteinreserve immer wieder mal knapp oder ausgepowert ist, sind zwischendurch einige Runden fällig, in denen man für Nachschub sorgen muss, also die Startspielerkarte nimmt. Aufmerksame Spieler haben daher gut im Überblick, wie viele Edelsteine und in welcher Wertigkeit ihre Mitspieler schon ausgegeben haben. Dadurch sind dann Schnäppchenrunden möglich, bei denen man ohne großen Einsatz die besten Karten erhält. Diese Phase ist sehr spannend und macht viel Spaß, zumal wenn man dabei unverhofft zu einer guten Karte kommt.
Erst kurz vor Spielende kristallisiert sich dann aufgrund der zwischenzeitlich gebildeten offenen Spielerauslagen heraus, welcher Spieler gute Chancen auf den Sieg hat. Entscheidend sind dabei vor allem jene Karten, die bei Mehrfachbesitz in einer Auslage Vorteile beim Stimmenkauf bzw. Stimmenbesitz bringen. Wichtig ist auch zu wissen, wie viel Gold in etwa bei den einzelnen Kontrahenten angehäuft wurde. Nun ist es leider so, dass die Auslagen vor den Spielern nicht vor Zugriffen gesichert sind. Manche Aktionskarten führen dazu, dass Kardinäle abwandern oder sterben. Das kann schnell zum Verlust einiger evtl. das Spiel entscheidender Stimmen führen. Man sollte also noch eine gute Menge Gold besitzen, damit man zum Spielende das meist nur knapp vor den anderen Spielern liegende Siegerergebnis noch zu seinen Gunsten beeinflussen kann. Im Extremfall können dadurch genau so viele Stimmen zusammenkommen, wie man regulär durch Kardinäle erhält.
Bei noch erträglichem Ärgerfaktor und guter Ausgewogenheit zwischen Glück und Taktik beschert Habemus Papam ein kurzweiliges Spielerlebnis, das durchaus seine Finessen hat und gerade aufgrund der geringen Abstände bei der Wertung einen Anreiz bietet, bei einer anderen Partie eine geänderte Spielweise auszuprobieren. Nach anfänglicher Begeisterung stellt sich mir allerdings die Frage, ob nach spätestens der zehnten Partie nicht doch die Luft raus ist, da es wenig Spielraum bei den das Spiel entscheidenden Strategien gibt. Dabei erscheint mir die Komponente des Stimmenkaufs mit Gold viel zu mächtig. Ebenfalls unschön ist, dass der Verlust eines einzigen bedeutenden Kardinals kurz vor Schluss einen mindestens zwei Ränge kosten kann.
Rezension Roland Winner
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.