Rezension/Kritik - Online seit 27.01.2025. Dieser Artikel wurde 1372 mal aufgerufen.
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In The Gang ziehen die Spieler los, um in insgesamt drei Tresore einzubrechen. Sie schaffen dies nur gemeinsam, indem sie es vermeiden, Alarm auszulösen.
Gespielt wird in 4 Runden, was an den Chip-Farben weiß, gelb, orange und rot zu erkennen ist. Je nach Spielerzahl (3-6) werden pro Farbe entsprechend Chips ausgelegt, auf denen ein bis maximal 6 Sterne (abhängig von Spielerzahl) zu sehen sind. In einem Spiel zu viert wären dies also die Chips mit 1 bis 4 Sternen.
In der ersten (weißen) Runde – "Pre-Flop" genannt – werden an jeden Spieler verdeckt 2 Karten aus einem Texas Hold’em Kartenspiel ausgeteilt. Die Spieler entscheiden nun auf Basis dieser Information, welche Kartenkombination sie im Vergleich zu den anderen Spielern haben, ohne die Karten der Mitspieler zu kennen. Hat ein Spieler beispielsweise eine 2 und 3 auf der Hand, sieht das nach einer sehr niedrigen Einzelkarte für den Moment aus. Dieser Spieler nimmt sich wahrscheinlich den Chip mit dem 1er-Stern, da er die Einschätzung seiner Hand nur von den aktuellen Karten abhängig macht und nicht davon, was für ein Blatt er nach den vier Runden eventuell haben könnte. Dies ist eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen des Spiels. Ein Spieler mit einem Ass und einer Dame würde sich so ggf. den Chip mit der höchsten Sterneanzahl nehmen.
Die Chips selbst nimmt man sich aus der Tischmitte. Dabei darf ein Spieler seinen eigenen Chip auch wieder in die Mitte legen und den eines anderen Spielers nehmen, wenn er glaubt, dass er seine Entscheidung noch einmal anpassen muss. Allerdings ist es nicht erlaubt, einem Spieler einen Chip hinzulegen. Sobald alle Chips aus der Tischmitte genommen wurden, ist die aktuelle Runde beendet.
In der zweiten Runde (gelb - "Flop") liegen nun wiederum Chips in der Tischmitte, erneut mit 1 bis max. 6 Sternen (abhängig von Spielerzahl) und 3 Karten werden in die Tischmitte offen ausgelegt. Da beim Poker 5 Karten eine vollständige Kartenhand ergeben, sehen die Spieler zum ersten Mal, wo sie in der Reihenfolge der Poker-Kartenkombinationen liegen. Spieler können nun sehen, ob sie lediglich eine hohe Karte haben, ein Paar oder sogar zwei Paare, ein Drilling, eine Straße usw. Auch hier wählen die Spieler – ohne ihre Kartenkombination zu verraten – die Chips aus der Tischmitte aus und es gilt weiterhin, dass die Spieler ihre Kartenkombination anhand der aktuell ausliegenden Karten sowie der beiden Handkarten abschätzen und nicht daran, was sie evtl. in den beiden verbleibenden Runden für ein Pokerblatt noch erreichen könnten.
Hat der Spieler mit der 2 und 3 auf der Hand zusammen mit den drei ausliegenden Handkarten bspw. ein 2er-Paar, so wäre dies das niedrigste Paar beim Pokern und bereits einem 3er-Paar bei der Endwertung in Runde 4 unterlegen. Der Spieler muss nun also abschätzen, wie er zu den anderen Spielern steht. Ein Spieler, der in Runde 1 mit seinen 2 Karten den 2er-Chip genommen hat und nun in Runde 2 jetzt den 3er oder 4er-Chip nimmt, hat sich also verbessert. Dies kann man anhand der ausliegenden Chips der Vorrunde(n) immer sehen und zurückverfolgen. Zudem zeigen die ausliegenden offenen Karten, was ein Mitspieler ggf. auf der Hand haben könnte.
In Runde 3 ("Turn") und 4 ("River") kommt jeweils eine weitere Karte offen in die Tischmitte, sodass in der letzten Runde 4 insgesamt 7 Karten ausliegen, die es für jeden Spieler ermöglichen, die beste Pokerhand aus 5 Karten zu bilden, aus den (oder allen) ausliegenden Karten. Die vierte (rote) Runde ist nun die wichtigste, denn nach der Verteilung der roten Chips deckt der Spieler mit dem 1er-Chip seine Handkarten zuerst auf und zeigt damit sein Kartenkombination. Danach folgt der Spieler mit dem 2er-Chip und dieser muss das Blatt vom Spieler mit dem 1er-Chip mindestens absolut gleichwertig besitzen oder übertreffen. Der Versuch scheitert (Auslösen eines Alarms), sobald diese Reihenfolge der Wertung einmal nicht geschafft wird. Hat der Spieler mit dem 1er-Chip (rot in Runde 4) als Kartenkombination nur die höchste Karte (z.B. eine 7), so muss der Spieler mit dem 2er-Chip dies ebenfalls haben (und einen Gleichstand haben) oder übertreffen. Reihum wird so bis zum – vermeintlich – bestem Spieler mit dem 4er-Chip verglichen. Schaffen die Spieler es, so wird ein Tresor erfolgreich ausgeraubt, das Spiel beim dritten Tresor final gewonnen.
Gleichstände werden im Spiel wie folgt aufgelöst: Zunächst besteht eine Pokerhand immer aus 5 Karten. Haben beispielsweise 2 Spieler jeweils die höchste Karte 10, so wird geschaut, welche zweithöchste Karten von allen übrigen Karten im Spiel ist. Liegt in der Tischmitte offen eine 9 aus, so „teilen“ sich die beiden Spieler den Vergleich und es wird nach der dritthöchsten Karte geschaut. Liegt hier die 8 als Beispiel nicht offen in der Tischmitte und nur einer der beiden Spieler hat eine 8 auf der Hand, so zählt dieser Spieler im Vergleich als besser. Dies muss dann der Spieler sein, der den Chip mit dem höheren Stern hat, denn sonst schlägt der Raub leider fehl. Der Vergleich bei Gleichständen wird immer bis auf 5 Karten durchgeführt. Haben also 2 Spieler mit aufeinander folgendem Chip jeweils ein 5er-Drilling, werden maximal 2 weitere Karten verglichen. Sind die Spieler hier absolut identisch, gelten beide als gleichwertig und die Reihenfolge ist korrekt von den Spielern eingehalten.
Kooperatives Pokern?! Ja, da kommen gestandene Pokerspieler schon ein wenig ins Zweifeln, wie das gehen soll. Schließlich besteht kompetitives Pokern aus erfolgreichem Bluffen und weniger in harmonischer Abstimmung.
Die Regeln sind für ein an sich so schnell gehendes Spiel recht lang, aber nicht jeder hatte schon einmal mit Poker Kontakt und so muss inhaltlich lieber mehr als zu wenig erklärt werden. Regel und Material sind dabei ideal aufeinander abgestimmt, bis auf die Spezialisten- und Challenge-Karten der erweiterten Variante. Hier wissen wir teilweise bis heute leider nicht, welche die guten und die schlechten Karten für die Varianten sind. Die Rückseite der Spezialisten-Karten ist rot und suggeriert eher etwas Negatives, allerdings ist der Kartentext positiv für die Spieler und unterstützt diese in einer Runde. Wir konnten uns das am Ende nur so merken, dass auf der Vorderseite der gelben Challenge-Karten (erschwerendes Spiel) der Kartentext auf schwarzem Hintergrund ist, also schlecht. An der Qualität des Gesamtspiels kann man aber nicht meckern, aktuell haben wir nicht das Gefühl, dass die Karten durch öfteres Benutzen zu sehr abgenutzt werden.
Zusätzlich erschwert werden kann The Gang, wenn tatsächlich ein Poker-Spieler dabei ist und anfängt "zu pokern", sprich zu hoffen glaubt, mit seinem aktuellen Blatt in der nächsten Runde besser zu werden, weil das theoretisch möglich ist. So funktioniert das Spiel aber nicht, denn die Einschätzung hinsichtlich der Rangfolge (Chips) erfolgt ausschließlich über den Ist-Zustand des Blatts der aktuellen Runde.
Am Ende klingt es komplizierter, als es ist. Die Runden gehen recht schnell vonstatten und wenn man sich an die Grundregel hält – die eigene Pokerhand anhand der aktuellen ausliegenden Kartenauswahl einzuschätzen – dann hat man eine gewisse Chance, zu gewinnen. Apropos realistisch. Wir hatten als erste Runde eine mit 6 Spielern. Es steht in den Regeln, dass die Schwierigkeit von The Gang mit der Spieleranzahl skaliert, und zu sechst ist es wirklich nicht einfach, oder anders ausgedrückt, wir haben es nicht geschafft. Weder mit den Spezialisten-Karten der erweiterten Variante noch ohne. Es ist wirklich knackig schwer.
Versierte Poker-Spieler hatten wir bisher nicht am Tisch sitzen, allerdings ist The Gang eben auch bestenfalls Pokern light. Es wird nun mal nicht geblufft. Dieser dem Pokern so zentral innewohnende Bestandteil fällt komplett weg, so dass man sich bei dem Spiel definitiv auf etwas Neues einlassen muss, als eine Variante von Poker zu erwarten. Die Idee als solches ist für mich als Pokerspieler dabei aber so gut, dass ich gern ein paar Runden gemeinsam gewinne, um direkt danach bei einer echten Partie Poker meinen Gegner das Geld aus der Tasche zu ziehen, wenn ... ja, wenn man noch die Zeit hat, denn nur allzu gerne heißt es "Noch eine Runde?" Das macht das Spiel für einen Abend schon mal plötzlich statt zum Aufwärmer zum Hauptspiel, als Absacker eignet es sich nur, wenn man aufhören kann. Und das ist schwer, fesselt The Gang doch so sehr, dass man es immer wieder versuchen möchte.
Rezension Nick Bornschein
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung The Gang:
3,8, 4 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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09.01.25 von Nick Bornschein |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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14.10.24 von Alexander Broglin - ein Spiel, das als Pokerschule angesehen werden kann, für Spieler, die Poker noch nicht kennen. Nicht für jeden geeignet. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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21.10.24 von Michael Andersch - Nach \"Die Crew\" (Umwandlung eines kompetitiven Stichspiels in ein kooperatives) nun ein ähnlicher Versuch mit Poker. Wir pokern kooperativ, indem wir ranken, wer von uns das beste Blatt hat. Allerdings funktioniert die Zusammenarbeit weniger zielgerichtet als bei Die Crew und ist mit steigender Spielerzahl deutlich anspruchsvoller, oder vielmehr glücksabhängiger. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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27.01.25 von Frank Gartner - Poker als Kooperationsvariante. Coole Idee und in verschiedenen Runden gespielt. Selbst-Poker-Skeptiker bzw. Nicht-Kenner, die maximal mal eine Runde mitspielen wollten, blieben dann bis zum Schluss und signalisierten Spaß. Vorsicht: Als Absacker nicht geeignet... daraus wird schnell mal ein Versacker: "Komm´, einmal probieren wird es" und schon ist es 1:30 Uhr am Morgen. :-) |
Leserwertung The Gang:
5.0, 3 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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07.10.24 von Kichererbse - The Gang ist ein kooperatives Karten-Pokerspiel für 3-6 Spieler ab 10 Jahren und dauert etwa 20-30 Minuten. Worum geht es? Pokern im Team! Die berüchtigte „The Gang“ plant eine Serie an Überfällen und muss drei Tresore knacken, bevor der Alarm dreimal ausgelöst wird. Perfekte Abstimmung und richtige Platzierung in der Gang sind entscheidend. Drei bis sechs Spielerinnen und Spieler ab zehn Jahren können diese Herausforderung annehmen und kooperativ Poker spielen. Dabei dürfen sie allerdings nicht über ihre Handkarten sprechen. Ein spannendes Spielerlebnis basierend auf dem bekannten Pokerprinzip mit Pokerchips und cool gestalteten Karten. Fazit: „The Gang" überrascht, da eine klassische Spielmechanik - das Pokern - neu erfunden wurde. Uns hat „The Gang" sehr viel Spaß gemacht und ist sehr empfehlenswert, vor allem wenn man etwas mit dem normalen Pokerspiel anfangen kann. Allerdings muss man auf das Bluffen hier verzichten, da kooperativ. Aufgrund der kurzen Spielzeit ist es nicht nur ein Spiel für die genannte Zielgruppe, sondern auch für Nicht-Pokerspieler! Daumen hoch! 😃👍 |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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27.01.25 von Dietrich - Gut! Nur, was denkt sich KOSMOS, dem Spiel einen englischen Titel zu geben?! Das ist nicht intellektuell, sondern primitiv anbiedernd. Viele Personen fühlen sich zwar geschmeichelt, einen "englischen" Namen zu verstehen und sogar ein solches Spiel zu spielen, aber wehe, es kommen in der Spielregel oder im Spielmaterial englische Texte oder auch nur Begriffe vor, schon wird das Spiel abgelehnt und kommt nicht mehr auf den Tisch ... |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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28.01.25 von Christian Schellenberg - Koop-Pokern. Alleine diese Tatsache, hatte mich damals, sowohl verwundert als auch neugierig gemacht. Geht das überhaupt? Die Antwort ist ja, das geht sogar sehr gut. Natürlich ist hier eine gewisse Pokererfahrung hilfreich, auch wenn man es auch gut mit Pokerneulingen spielen kann. Aber erfahrene Pokerspieler, können die Stärke der eigenen Hand schon etwas besser einschätzen. Gerade im Spiel zu 5. oder 6. wird es nämlich schon knifflig, da die genaue Rangfolge der Hände rauszubekommen. Zu dritt ist es dagegen recht einfach. 4 Personen ist für mich so der Sweet Spot, wo es nicht unschaffbar ist, aber auch nicht zu einfach. Das Spiel ist bei uns auf jeden Fall gut angekommen und hat auch dafür gesorgt, dass man mal wieder Lust hat, eine richtige Partie Poker zu spielen. |