Rezension/Kritik - Online seit 21.12.2010. Dieser Artikel wurde 8065 mal aufgerufen.

Steel Driver

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Autor: Martin Wallace
Illustration: Peter Dennis
Paul Niemeyer
Verlag: Pegasus Spiele
Treefrog Games
Rezension: Alfons Leierseder
Spieler: 3 - 6
Dauer: 60 - 90 Minuten
Alter: ab 12 Jahren
Jahr: 2008
Bewertung: 4,0 4,0 H@LL9000
4,5 4,5 Leser
Ranking: Platz 2274
Steel Driver
Auszeichnungen:2009, Golden Geek Bestes Expertenspiel Nominierung

Spielziel

Wieder ein Eisenbahnspiel, das uns quer durch die USA führt; kaum einer hat aber Interesse an den Städtenamen, die stark an Trans America erinnern. Es geht um Bieten, Bauen, Geld einsacken. Dabei scheint es aber egal, welche Thematik in diesem Spiel verwendet wird, denn das Spiel könnte auch durch Amazonien führen oder von den Kamelkarawanen in irgendeiner Wüste handeln…

Ablauf

Die Vorbereitungen für unser Spiel sind relativ schnell getätigt: Das Material darf sortiert, der Spielplan mit den verschiedenen Pöppeln versehen werden und schon kann es losgehen.

Als erstes gibt es Grundkapital, hier Investitionssteine genannt; je nach Spieleranzahl erhält jeder ein paar Steinchen, mit denen er in der nun folgenden Versteigerungsphase auf die Loks bietet. Der Startspieler kann bieten oder auch die Startspielerfigur an den nächsten Spieler weitergeben. Nach und nach werden die Lokomotiven also unter den Spielern verkauft. Will keiner mehr bieten - und das kann auch sein, bevor alle Loks versteigert sind - endet diese Phase.

Wer Loks ersteigert hat, legt nun der Lok entsprechende Schienen (gleiche Farbe); Strecken kosten unterschiedlich viel; der Preis ist auf den Gleisen angegeben. Bezahlt wird mit den gebotenen Investitionssteinen, die der jeweiligen Lok-Farbe zugeordnet wurden.

Für jede Strecke gibt's Geld, wie viel steht auf dem Zielbahnhof. Der Gewinn wird jeweils mit einem der Lok gleichfarbigen Pöppel auf der dafür vorgesehenen Leiste angezeigt.

Sind alle Bausteine einer Lok verbaut bzw. reichen die noch übrigen nicht mehr für den Bau einer neuen Städteverbindung aus, legt diese Lok erst einmal eine Pause ein. Sind alle Lokomotiven im Stillstand, gibt es eine Zwischenwertung, in der die erarbeiteten Gewinne ausbezahlt werden („Cash auf die Hand“). Die Spielanleitung weist darauf hin, dass das Geld wie Siegpunkte zu behandeln ist; man sammelt es also Runde für Runde.
Ist das Geld ausbezahlt, beginnt die nächste der insgesamt 5 Runden. Und am Ende gewinnt derjenige mit dem meisten Geld - wie so oft in diesem so tollen marktorientierten Leben!

Neben den Wertungen nach jeder Runde kann man noch Kohle scheffeln, wenn man an der „Transkontinentalen Verbindung“ beteiligt ist; wir sprechen hier von der ersten Verbindung zwischen San Francisco und New York. Das bedeutet es wäre sinnvoll, zu dem Zeitpunkt eine der betroffenen Loks zu kontrollieren, wenn die Strecke zwischen Ost und West geschlossen wird.

Und ein letztes Mal bekommt man Geld in der Schlusswertung:
Wer mit einer Lok am häufigsten unterwegs war (bei Gleichstand gewinnt der Spieler, der im Uhrzeigersinn am nächsten zu dem Spieler sitzt, der als letzter die Gesellschaft kontrollierte), erhält diese, um noch einmal Zaster abzukassieren: Dafür werden alle Städte bzw. deren Bahnhöfe mit vorher festgelegten farbigen Steinchen belegt. Nach Spielerreihenfolge darf sich nun jeder Spieler einen farbigen Stein vom Spielplan nehmen, aber natürlich nur von der Stadt, an dem auch eine Linie der Farbe vorbeiführt, die er kontrolliert. Große Farbkombinationen bringen viel Geld, einzelne Steine eher wenig.

Nun heißt es Geld zählen und der mit den meisten Muskeln am Tisch gewinnt, oh nein, falsch! Natürlich darf sich der mit der meisten Potenz im Geldbeutel als Steel Driver und Sieger des Spiels bezeichnen.

Fazit

Der vor uns liegende Spielplan ist funktional gestaltet: Farbige Hangars für die Lokomotiven und die dazu gehörigen Anteilsteine, unwichtige Städtenamen auf dem Spielplan versehen mit um einiges wichtigeren Geldangaben, je eine Leiste für die Reihenfolge der Loks, die Einnahmen pro Spielrunde sowie die momentane Spielrunde. Erst nach mehrmaligen Spielen erschließt sich der Hintergrund, warum eine Strecke so teuer und eine andere relativ günstig ist.

Das Material aus Holz lässt sich gut greifen und ist angenehm zu spielen. Dass es Geldscheine gibt und keine Siegpunkte, ist Geschmackssache, möglicherweise sind die Scheine eher passend, aber egal: In einer brauchbaren Art und Weise muss ja schließlich klar werden, wer am Ende die Nase vorn hat.

Ziel des Spiels ist, an möglichst viel Geld zu kommen. Die 3 Möglichkeiten dafür müssen gut überlegt sein, es scheint jedoch wichtig, in allen Bereichen zu punkten, d.h. pro Runde Geld einzustreichen, bei der transkontinentalen Verbindung dabei zu sein und die Schlussabrechnung nicht als Zuschauer zu gestalten.

Interessant finde ich die Vorgabe, dass keine Spielfarbe (=Lokomotive) einem Spieler zugeordnet wird. Theoretisch kann ich mit einer Linie heftig punkten und sie dabei in eine Sackgasse fahren lassen. Eine solche Farbe wird natürlich bei der Versteigerung in den folgenden Runden eher wenig beachtet, bringt sie bei den nächsten und der Schlusswertung ja nur wenige Steine ein.

Auch die Versteigerungsphase gehört genau betrachtet:

  • Stürze ich mich auf eine Linie und will diese unbedingt haben, egal wie teuer diese ist
  • oder versuche ich, möglichst günstig an eine Linie zu kommen, immer aber mit dem Blick darauf, dass ich genügend Investitionssteine habe, mit denen ich wenigstens eine (gewinnbringende) Strecke bauen kann
  • oder schaue ich darauf, die Mehrheit bei zwei Linien zu bekommen, um bei der Schlusswertung kräftig abzukassieren
  • oder kaufe ich nur eine (billige) Linie und spare Investitionssteine für die nächste (mglw. letzte) Runde, um dann richtig viel Bietkapital in der Hinterhand und damit mehr Möglichkeiten zu haben
  • oder … - es gibt einiges zu bedenken!

Beim Bauen der Eisenbahnstrecke werde ich natürlich schon darauf achten, wo ich denn überhaupt bauen kann. Nachdem eine begonnene Linie immer fortgesetzt werden muss (egal in welche Richtung), kann mir ein Konkurrent ein andersfarbiges Gleis direkt „vor die Nase“ setzen. Da ist die Reihenfolge nach denen die Eisenbahngesellschaften am Zug sind nicht unbedeutend. Und dass jeder erst einmal darauf schaut, die gewinnbringenden Strecken zu besetzen, ist ja logisch, geht es am Ende einfach um das meiste Geld…

Interessant ist auch die Wahl des Startpunkts für die Gesellschaften:
An der Ostküste zu beginnen, bringt kurzfristig mehr Geld für weniger Aufwand; dabei wird es aber schnell eng in den Baumöglichkeiten. An der Westküste muss ich für Punkte meist mehr investieren, dafür werde ich jedoch in Ruhe bauen können. Nur: Was nützen solche Überlegungen, hat sich doch in der nächsten Runde ein anderer mit den Problemen dieser Gesellschaft auseinanderzusetzen? Wie viel ist hier wirklich noch planbar?

Je früher eine Gesellschaft nicht mehr bauen kann (weil einfach keine oder zu wenig Bausteine vorhanden sind), umso eher darf diese Gesellschaft in der nächsten Runde bauen; interessant, auch darauf zu achten, aber da ist schon eine gewisse Planung bzw. vorausschauendes Spielen angesagt!

Die Spielanleitung beinhaltet alles, was zu einer Regel gehört, scheint mir manchmal jedoch etwas umständlich formuliert. Das liegt auch daran, dass sich Begriffe nicht sofort erschließen. Warum z.B. werden die Lokomotiven als „Kontrollsteine“ bezeichnet? Hat man sich aber einmal durch die Regel gearbeitet, gibt es selten Situationen in denen man nachblättern muss.

Wie schon erwähnt geht es in diesem Spiel um ständige Wertungen: Immer wieder kann man auf unterschiedlichste Weise Geld einsacken; und immer sollte man am besten bei den Gutverdienern sein. Vorausschauend spielen und aktuell dabei zu sein birgt eine heftige Herausforderung in sich.

Steel Driver ist ein gutes Spiel und macht es nötig, taktisch/strategisch vorzugehen. Dass der Spielreiz in meiner Sicht nicht höher liegt, ergibt sich daraus, dass der Funke der Begeisterung bei mir nicht so recht übergesprungen ist.

Allen USA-Fans, Eisenbahnfreunden, Versteigerungsliebhabern und Dollarbegeisterten ist dieses Spiel aber durchaus zu empfehlen.

Rezension Alfons Leierseder

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Steel Driver: 4,0 4,0, 3 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 27.11.10 von Alfons Leierseder
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 26.04.10 von Michael Andersch - Die Schlusswertung haut massiv rein, ist aber viel glücksabhängiger, als sie es ihrem großen Einfluss nach sein sollte. Dennoch mag ich das Spiel!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 20.12.10 von Michael Dombrowski

Leserbewertungen

Leserwertung Steel Driver: 4,5 4.5, 8 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 22.12.10 von Michael Behr - Gefällt mir persönlich weitaus besser als das ähnliche Queens Spiel!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 23.12.10 von Mike
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 24.12.10 von Ernst-Jürgen Ridder - Mal ein Eisenbahnspiel mit Anteilen an Gesellschaften, das etwas anders ist. Nicht der spielt für die Gesellschaft, der die meisten Anteile hat, sondern der, der für diese Runde die Kontrolle über die Gesellschaft ersteigert hat (wofür man auch einen Gesellschaftsanteil bekommt). Bei der Schlusswertung spielt dann erst eine Rolle, wieviele Anteile man jeweils hat, weil der errechnete Gesellschaftswert je Anteil gezahlt wird. Besonders zufallsabhängig erscheint mir das nicht; welche Zahlung man aus einer Gesellschaft bekommt, hängt zwar von der Anzahl der Anteile ab, die man im Laufe des Spiels erworben hat, doch erwirbt man diese ja nur durch Ersteigern der Kontrolle in der jeweiligen Runde, worauf man einen unmittelbaren Einfluss hat.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 11.01.11 von Frank Bergner - Das Spiel besticht durch eine nüchterne Aufmachung und eine spielentscheidende Schlusswertung, die man immer im Auge fassen sollte. Sicher kein schlechtes Denkspiel, aber bei mir sprang der Funke nicht über.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 11.01.11 von Wolfram Dübler-Zaeske - endwertung ist sehr aufwendig und glücksabhängig; ansonsten spielt es sich flüssig; chicago exxpress ist mir da aber lieber
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 21.02.11 von Michael - Steel Driver ist ja das Grundspiel zu Chicago Express, dessen Autor Harry Wu, der niemand anderes als John Bohrer, ehemaliger Wallacepartner, ist und dieses Spielprinzip, nun sagen wir mal, von Wallace entlehnt hat. Dennoch läuft Chicago Express runder und schöner als Steel Driver.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 28.03.11 von Frank - Ein schönes Martin Wallace Spiel, dass zwar nicht an Brass heranreicht, aber für mich zu den besten Wallace Spielen gehört.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 05.12.11 von Hans Huehnchen - Gutes Versteigerungs- und Eisenbahnspiel. Wer die 18xx-Reihe wegen der Regeln und Spieldauer scheut, findet hier ein Spiel, dass sich auf das Wesentliche konzentriert und viel Ballast hinter sich gelassen hat.

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