Spielziel
Die Tiere Australiens verwandeln sich jede Nacht in Traumvögel und flattern um den magischen Berg Uluru. Dort wollen sich alle an bestimmten Punkten niederlassen. Die Spieler haben – unter Zeitdruck – dafür zu sorgen, die Bedürfnisse der Vögel zu erfüllen, andernfalls kassieren sie eine Menge Minuspunkte.
Ablauf
Jeder Spieler erhält ein eigenes Tableau und acht verschiedenfarbige Tierfiguren. Auf dem großen Spielplan wird jedem dieser Tier eine Wunschkarte zugewiesen. Diese Karten, welche in fünf Schwierigkeitsstufen vorhanden sind, geben – wie der Name schon sagt – die Wünsche der einzelnen Tiere an.
Die Karten der jeweiligen Schwierigkeitsstufen kann man beliebig untereinander mischen. Dabei haben die Tiere auf den einfachsten Karten noch gar keine Wünsche und sind mit jedem Sitzplatz zufrieden. Ab Stufe 2 wollen sie jedoch nur mehr auf bestimmten Feldern Platz nehmen, welche durch Kennzeichen auf den Tableaus vorgegeben werden. Mit jeder Stufe werden diese Platzansprüche immer exklusiver, denn es wird dann nur mehr genau ein Platz akzeptiert, der immer vom Sitzplatz eines anderen Tieres abhängig ist.
Für den Ablauf einer Sanduhr (was etwas weniger als einer Minute entspricht) spielen danach alle gleichzeitig. Jeder versucht, seine Figuren auf dem Tableau so anzuordnen, dass am Ende jedes Tier mit seinem Sitzplatz zufrieden ist. Nach Ablauf der Zeit überprüfen alle gemeinsam Schritt für Schritt, ob dieses Vorhaben auch gelungen ist. Für jeden Wunsch, der nicht erfüllt werden konnte, gibt es einen Minuspunkt in Form eines Glassteines. Manche Wünsche sind übrigens nicht erfüllbar, weil sich zwei Forderungen, die aufeinander Bezug nehmen, widersprechen. Dafür werden natürlich keine Minuspunkte vergeben.
Nach fünf Runden ist das Spiel beendet. Wer die wenigsten Minuspunkte kassiert hat, gewinnt.
Fazit
Jene Leute, die sich für Spiele à la Ubongo, bei denen es hektisch zugeht und alle zugleich spielen, begeistern können, werden vermutlich auch Uluru mögen. Auch hier kommt man zwischen den zum Durchschnaufen geeigneten Vergleichspausen immer mächtig ins Schwitzen, wenn ein Blick auf die Sanduhr zeigt, dass die Zeit fast abgelaufen ist und man noch weit davon entfernt ist, alle seine Vögel platziert zu haben. Vor allem in den ersten Partien meint man sogar, dass dies überhaupt ein Ding der Unmöglichkeit sei, denn anfangs schafft man es oft nicht einmal, wenigstens die Hälfte der Vögel einzusetzen. Und das womöglich noch nicht einmal mit den Karten aller Schwierigkeitsstufen, sondern nur mit den einfachen, um den Einstieg zu erleichtern.
Aber die Praxis zeigt, dass man für Uluru regelrecht trainieren kann, denn schon nach einigen Partien bringt man dann doch öfter mal alle Figuren aufs Tableau. Ob sie dann aber auch richtig stehen, ist eine andere Frage, die in der Vergleichsphase geklärt wird, wo erstaunlich selten schadenfrohe Kommentare zu hören sind, sondern eher lautstarke Selbstvorwürfe im Sinne von "Was bin ich doch für ein Idiot" oder "Hätte ich zum Schluss nicht noch einmal umgesetzt!". Vor allem Ausrufe der letzten Art sind immer wieder zu hören, denn das schnelle Umsetzen kurz vor Schluss geht fast immer in die Hose. Mit dem Ergebnis, dass man dann nicht nur einen Minuspunkt für eine nicht gesetzte Figur bekommt, sondern zwei oder gar mehr, weil man durch das Umplatzieren vorher richtig sitzende Vögel auf unerwünschten Plätzen untergebracht hat.
Am Material von Uluru gibt es größtenteils nichts auszusetzen; die komplette Ausstattung wirkt sehr ansprechend. Lediglich die Kartengrafiken sind teilweise verwirrend, vor allem die Karte "will nicht gegenüber von … sitzen", die man leicht mit der Karte "will gegenüber von ... sitzen" verwechselt. Aber mit einiger Übung und vor allem, wenn man die Karten der verschiedenen Schwierigkeitsstufen nach und nach ins Spiel einführt, merkt man sich auch jene Bedeutungen, die nicht auf Anhieb klar waren. Eine Sache ist jedoch schon ärgerlich, dass nämlich zu wenige Glassteine zum Anzeigen der Minuspunkte im Spiel enthalten sind. In Partien mit geübteren Spielern reichen sie meistens aus, aber gerade in Runden mit Anfängern hätten es ruhig ein paar mehr Steine sein können.
Weil man bei Uluru durch Üben immer besser wird, haben Fortgeschrittene gegenüber Anfängern einen klaren Vorteil. Diesen hat der Autor ein wenig auszugleichen versucht, indem er sich zum einen unterschiedliche Schwierigkeitsstufen in den Aufgabenkarten ausgedacht hat und zum anderen eine Spielplanrückseite mit Plätzen für zwei Kartenreihen. Auf diese Weise kann eine leichte Aufgabenreihe für die Anfänger (oder für Kinder) und eine schwierigere für Fortgeschrittene ausgelegt werden, so dass die Siegeschancen wieder ausgeglichener sind. Und weil die Kartenrückseiten deutlich mit dem Schwierigkeitsgrad gekennzeichnet sind, geht das Sortieren der Karten auch schnell vonstatten. Diese Spielplanrückseite ermöglicht es übrigens auch jenen Spielern, denen das Spiel irgendwann zu einfach wird, zwei Bedingungskarten pro Tier auszulegen. Aber das habe ich noch nie ausprobiert, denn in meinen bisherigen Testpartien reichte die Grundversion mit allen Karten voll und ganz.
Vor allem die letzte Schwierigkeitsstufe der Karten hat es in sich. Da will ein bestimmtes Tier nämlich genau das Gegenteil von dem, was ein ebenfalls genau festgelegtes anderes Tier möchte. Was natürlich bedeutet, dass man erst einmal wieder nachschauen muss, was denn dieses Tier wollte. Dabei können komplizierte Verknüpfungen entstehen, denn wenn dieses Tier wiederum etwas nicht will, was ein anderes Tier möchte, dann rauchen die Gehirnwindungen!
Uluru ist kein Spiel für einen ganzen Abend. Eine Partie dauert nur ca. 20 bis 30 Minuten, in denen den Spielern jedoch volle Konzentration abverlangt wird. Das ist ziemlich anstrengend, so dass man nach zwei Partien meistens das Bedürfnis hat, zu etwas Gemächlicherem überzugehen.
In Summe bietet Kosmos mit Uluru eine sehr gelungene Mischung aus Hektik- und Logikspiel. Alle, die gegen eine dieser beiden Spielegattungen nichts einzuwenden haben und Spiele ohne lange Wartezeiten lieben, werden dieses Spiel mögen. Und für jene, die nicht genug davon bekommen können, hält die Spielregel auch noch eine Solovariante bereit!
Rezension Sandra Lemberger
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.