Rezension/Kritik - Online seit 06.07.2012. Dieser Artikel wurde 12106 mal aufgerufen.
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Drei Spieljahre lang versuchen die Spieler ihre Landwirtschaft zu entwickeln, ihre Stadt auszubauen, in Kultur zu investieren und das Militär zu stärken. Wem dies am besten gelingt, erntet Prestige und gewinnt das Spiel.
Die Spieler verkörpern Fürsten in der Renaissance und streben, wie auch in anderen Spielen, nach Prestige. Hier heißt es im eigenen Fürstentum (Spielertableau), Äcker zu errichten, um Nahrung zu produzieren und Palazzi zu bauen, um Einnahmen zu generieren. Jeder Acker und jeder Palazzo produziert jeweils eine Nahrung bzw. ein Geld. Um diese Ressourcen auch unterbringen zu können, müssen die Spieler auch Höfe und Banken bauen. Jeder Hof und jede Bank nimmt jeweils zwei Ressourcen auf. Gleichzeitig muss der Fürst seine Stadt beschützen, indem er Katapulte errichtet, Milizen und/oder Condottiere anheuert.
All dies wird über das Aktivieren von Aktionskarten gesteuert. Es gibt drei Stapel Aktionskarten im Spiel, wobei jeder Stapel ein Spieljahr repräsentiert. Am Ende eines jeden Jahres findet eine Militärwertung statt, bei der die Militärstärken aller Spieler verglichen werden. In den Kartenstapeln zwei und drei befindet sich jeweils eine Karte, die eine weitere unerwartete Militärwertung auslöst. Durch diese insgesamt fünf Militärwertungen kommen die Spieler an Prestigepunkte. Weitere Prestigepunkte gibt es für die Investition in Kultur. Hierfür werden die Spieler im Laufe des Spiels bestimmte Karten durch Abgabe von Ressourcen aktivieren und somit Bücher, Denkmäler und Gemälde in Form von Kulturplättchen für ihr Fürstentum fertigen lassen und auf ihrem Tableau platzieren.
Auch am Ende des Spiels kann es Prestigepunkte für das Erfüllen der geheimen Zielkarten geben. Jeder Spieler bekommt nämlich zu Beginn des Spiels neben seinem Fürstentum, Ressourcensteinen usw. auch zwei Anfangsaktionskarten sowie zwei Zielkarten. Während die Zielkarten verdeckt und geheim gehalten werden, deckt jeder Spieler seine beiden Aktionskarten auf. Der erste Kartenstapel kommt in die Tischmitte. Je nach Spieleranzahl werden fünf bis sieben Karten aufgedeckt, und der Wettstreit um den ruhmreichsten Fürsten kann beginnen.
Ist ein Spieler am Zug, führt er zwei Aktionen durch, die er aus den folgenden drei Aktionen in beliebiger Kombination und Reihenfolge auswählen kann:
Aktivieren einer Karte:
Der Spieler zeigt die Karte an, die er aktivieren möchte, gibt die erforderlichen Ressourcen ab, nimmt sich das entsprechende Plättchen und legt es in sein Fürstentum.
Tauschen einer Karte:
Hier nimmt der Spieler eine Karte, welche vor ihm liegt, und tauscht sie mit einer Karte aus der Auslage. Manche Aktionskarten besitzen ein Tauschsymbol. Diese müssen direkt nach der Aktivierung ausgetauscht werden, wobei das Tauschen in diesem Fall keine weitere Aktion kostet.
Gunststein nehmen:
Der Spieler nimmt sich einen Gunststein und legt ihn auf seine Kirche im Fürstentum. Maximal können drei Gunststeine auf der Kirche angesammelt werden. Diese Gunststeine (lila) dienen als Joker. Sie können sowohl als Nahrung (grün) oder als Geld (gelb) eingesetzt werden. Hat der Spieler seine beiden Aktionen durchgeführt und seinen Zug beendet, wird die äußere linke Karte entfernt. Die restlichen Karten werden nach links gerückt und eine weitere Karte wird aufgedeckt. Nun ist der nächste Spieler am Zug.
Spielende:
Nachdem die drei Kartenstapel aufgebraucht, und die letzte Militärwertung durchgeführt wurde, endet das Spiel. Die Siegpunkte aus den Militärwertungsscheinen, den Kulturplättchen und den erfüllten Zielkarten werden addiert. Wer nun die meisten Punkte hat, gewinnt das Spiel.
Typisch Eggertspiele? Trotz kleiner Schachtel vielleicht ein qualitatives und anspruchsvolles Spiel?
Öffnet man die Schachtel, ist man positiv überrascht. Die Ausstattung für den Preis (2011 war dieses Spiel nach dem Erscheinen für 15 Euro und im Weihnachtsgeschäft sogar für 10 Euro erhältlich) ist sehr üppig. Die Materialien zwar klein und vielleicht finzelig, aber sehr qualitativ, die Grafiken sehr gelungen und atmosphärisch.
Die Spielanleitung besteht aus acht Seiten. Zwei Seiten dienen der Materialauflistung und die letzte Seite ist den Aktionskarten gewidmet. Die restlichen fünf Seiten sind vorbildlich gestaltet und sehr leicht zu verstehen. Hier sorgt man mit Hinweisen und Beispielen für einen sehr raschen Einstieg. Keine Fragen bleiben offen bis auf eine: Was passiert, wenn irgendwelche Plättchen wie z. B. Katapulte ausgehen? Nach Absprache mit Herrn Eggert habe ich erfahren, dass man dementsprechend auch nichts bauen darf. Dieser Punkt hätte meines Erachtens mit einem Satz auf Seite zwei aufgeführt werden können, aber das ist schon Meckern auf hohem Niveau. Ein weiterer Pluspunkt sind die sich selbsterklärenden Piktogramme auf den Aktionskarten, wodurch das ewige Nachblättern im Regelheft wegfällt.
Die vielen Testspiele in verschiedenen Konstellationen zeigten, dass Principato in jeder Besetzung sehr gut funktioniert. Spannung und Interaktion sind stets vorhanden. Denn durch die vorgeschriebene Menge der Aktionskarten in den jeweiligen Stapeln, die sich speziell nach der Spielerzahl richtet, herrscht eine gewisse Mangelverwaltung im Spiel. Am liebsten will man gleich alles bauen oder würde am liebsten mehr Karten aktivieren. Dieser Optimierungsdrang erhöht den Wiederspielreiz.
Je nach Spieleranzahl dauert Principato 45, 60 oder 90 Minuten. Das Spiel zu zweit wird zu einem Taktikkampf. Hier herrscht sehr hohe Interaktion. Man achtet stets auf den Gegner und hat großen Einfluss auf das Spiel. Man muss stets abwägen, ob man eine Karte, die man eintauschen muss, dem Gegenspieler vielleicht überlassen will, oder ob man sie direkt nach ganz links ausspielt. Denn am Zugende wird die äußere linke Karte entfernt. Außerdem sollte im Spiel zu zweit darauf geachtet werden, dass man nicht alle Militärwertungen verliert, denn der Sieger aus der Militärwertung bekommt fünf Punkte, während der Verlierer mit null Punkten ganz leer ausgeht. Im Spiel zu dritt oder viert sieht es wiederum anders aus, denn es gab auch Testspieler, die trotz keiner Punkte aus Militärwertungen den Spielsieg errangen. Hier sollte man gezielt eine Strategie fahren. Spieler, die auf vielen Hochzeiten tanzten oder ihre Zielkarten nicht erfüllen konnten, kamen als Spielsieger auch nicht infrage. Während das Zweier- und Dreierspiel sehr kurzweilig ist, was den Wiederspielreiz erhöht, besteht beim Viererspiel leider die Gefahr, dass es auf Dauer zu linear verläuft. Die Spieler bekommen hier nach mehrmaligem Spielen das Gefühl, dass in den 90 Minuten zu viert einfach zu wenig geboten wird und wünschen sich mehr Abwechslung.
Principato ist zwar ein taktisch anspruchsvolles Spiel, aber auch Nichtspieler und Wenigspieler können nach gutem Erklären mitspielen. Am Anfang werden sie ein bisschen überfordert sein und nicht so recht wissen, auf was sie denn Wert legen sollten, aber nach zwei, drei Proberunden dürften sie wissen, wo der Hase langläuft. Ein wichtiger Punkt ist auch die Konstellation der Kartenstapel. Hier sollte jedem Neuling ungefähr erklärt werden, welche Stapel welche Karten beinhalten, sonst kann es passieren, dass ein Spieler im dritten Spieljahr noch auf Baukarten wie Hof oder Palazzo hofft, was ihn vielleicht den Sieg kosten kann. Daher werden erfahrene Spieler ein bis zwei Partien lang im direkten Vergleich zu Neulingen Vorteile haben. Eine direkte Strategie konnte in meinen Testrunden nicht gefunden werden; das mag daran liegen, dass jede Partie neue Zielkarten mit sich bringt, oder wie gut der jeweilige Spieler im richtigen Moment taktiert. Etwas Glück ist durch die Kartenauslage vorhanden, mag der eine oder andere sagen, aber stets gibt es eine Karte, mit der man etwas anfangen kann. Jedem sollte nur bewusst sein, dass zum Beispiel die Baukarten in Stapel 1 und 2 vorhanden sind und die Kulturkarten in Stapel 2 und 3. Außerdem sollte jeder wissen, dass die Stapel 2 und 3 eine Militärwertungskarte enthalten und Katapulte im dritten Stapel günstiger zu errichten sind, als die im ersten und zweiten Stapel.
Das sind alles Informationen, die der Vorausplanung dienen können. So sollte jeder versuchen, wenigstens drei Banken zu errichten, wenn er weiß, dass er Gemälde braucht. Denn für die Aktivierung des Malers braucht man fünf Geld. Um diese fünf Geld im eigenen Fürstentum vorher lagern zu können, braucht der Spieler drei Banken. Ein anderes Beispiel ist das Katapult. Während in den ersten beiden Spieljahren ein Katapult mit insgesamt zwei Ressourcensteinen und zwei Katapulte mit insgesamt fünf Ressourcensteinen bezahlt werden, kann man im dritten Jahr mit einem Ressourcenstein ein Katapult und mit insgesamt drei Ressourcensteinen zwei Katapulte errichten, also wesentlich günstiger. Hier muss man jedoch abwägen, ob man auf das dritte Jahr wartet und somit Gefahr läuft, dass die Katapulte ausgehen, oder man sie für viel Geld gleich von vornherein errichtet. Denn die Katapulte kosten nach der Erbauung keine weiteren Ressourcensteine mehr, während Milizen oder Condottiere bei jeder Militärwertung aufs Neue bezahlt werden müssen.
Mit Principato schuf der Autor ein taktisch gutes, locker-leicht zu spielendes Spiel mit viel Interaktion. Das Glück hält sich in Grenzen, da jeder Spieler genug Einflussmöglichkeiten auf die folgende Auslage hat. Die Zielkarten sind auch sehr gut ausbalanciert. Auch wenn die Zielkarte "Pro errichtetem Katapult ein Siegpunkt" stark aussieht, muss man bedenken, dass man für einen Siegpunkt etwa zwei Ressourcensteine abgeben muss.
Alles in allem ist Principato ein sehr gut durchdachtes Spiel, welches ich jedem Spielerherzen empfehlen kann. Thumbs up auch an Eggertspiele für dieses tolle Preis-/Leistungsverhältnis!
Rezension Mahmut Dural
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Principato: 3,3, 4 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
21.03.12 von Mahmut Dural - Zu viert kann es sich auf die Dauer in die Länge ziehen und linear verlaufen. Sonst sehr empfehlenswert. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
07.09.11 von Michael Kahrmann - Das Spiel ist okay und bietet ein gutes Preis/Leistungsverhältnis, doch mir fehlt ein wenig der Langzeitspielreiz. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
12.09.11 von Michael Dombrowski - Spielkarten sind recht hübsch gemacht. Spielablauf eher monoton, mit wenig Reizen. Das Spiel plätschert so dahin, wenig Höhepunkte und das Thema eher beliebig. Es sind bessere Spiele auf dem Markt. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
02.07.12 von Frank Solnitzky |
Leserwertung Principato: 3.6, 14 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
07.09.11 von Wolfram Dübler-Zaeske |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
07.09.11 von Ernie - Ein grundsolides Ressourcenverwaltungsspiel mit einem eingängigen Mechanismus, dem es allerdings an Atmophäre mangelt |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
07.09.11 von Carlo - Die Regeln sind schnell erklärt und man steigt flott ins Spiel ein. Eh man es ich versieht steckt man im Dilemma, welche Karten man eintauschen oder behalten soll. Uns hat das Spiel gut gefallen und kommt sicher noch oft auf den Tisch. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
08.09.11 von Maja |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
11.09.11 von Volker Nattermann - Gutes Spiel, aber nach ein paar Spielen lässt das Interesse an weiteren Partien schon stark nach. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
06.07.12 von Dietrich Eberhard Terasa |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
06.07.12 von Pasvik - Einzig der Kartenmechanismus ist anfangs interessant und irgendwie was Neues. Das Spiel selbst wirkt sehr kühl und ohne jegliche Atmosphäre. Leider. Ich hätte es gern gemocht, nachdem ich bereits den frühen Prototypen spielen durfte. In diesem Format gibt es wesentlich Besseres! |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
07.07.12 von JonTheDon - Wie habe ich mich auf dieses Spiel gefreut - und wie langweilig und repetitiv war es dann. Da gibt es weitaus besseres - obwohl ich mir immer noch wünschen würde, dass die Grundidee neu und abwechslungsreicher in einem anderen Spiel umgesetzt würde. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
13.07.12 von Paul |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
19.07.12 von Hans Huehnchen - Etwas fitzeliges Spielmaterial und ein etwas trockenes Spielerlebnis. Trotzdem spiele ich es gern. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
22.01.13 von Stefan Mieder - Die Aufmachung ist sehr schön, das Prinzip durchaus neu - die Umsetzung aber mangelhaft. Die Zielkarten sind viel zu beliebig und unausgewogen. Zudem kann man beim Spiel zu viert sehr viel Pech mit der Kartenauslage haben und dadurch schnell komplett chancenlos ins Hintertreffen geraten. Muss ich nicht nochmal spielen. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
28.04.14 von Jasmin Ratius - Tolles Spiel, einziger Kritikpunkt ist aus meiner Sicht, das gegen jemanden mit der geheimen Zielkarte, bei der es zusätzliche Punkte bei jeder Militärwertung gibt, kaum zu gewinnen ist. Sonst ein taktisch sehr schönes und ausgewogenes Spiel mit schönem Material (bis auf das Geld). |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
15.12.14 von Tim Hannig - Besser als erwartet. Auch zu zweit ein nettes Spiel mit einem schönen Kartenmechanismus. Verschiedene Strategien können zum Sieg führen. Neben Militär sollte man sich doch auch auf andere Punktemöglichkeiten konzentrieren.... |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
20.04.20 von Gülsüm Dural - Nach 8,5 Jahren habe ich heute meine Bewertung angepasst und das Spiel von 5 auf 4 Punkte degradiert. |