Rezension/Kritik - Online seit 13.11.2013. Dieser Artikel wurde 26804 mal aufgerufen.
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Spielerei Herbst 2013:
Pilgerpfade wie der Jakobsweg sind natürlich nicht nur in Europa zu Hause, auch der ferne Osten bietet spirituell veranlagten Menschen zahlreiche Möglichkeiten, auf Reisen ihren seelischen Frieden und die eigene Mitte zu finden. So auch in Japan. Der Tokaido, zu Deutsch „östliche Seeweg“, verband einst die kaiserliche Hauptstadt Kyoto mit Edo, dem heutigen Tokio. Zugegeben, der ursprüngliche Zweck des Weges war eher recht profaner Natur: Handel und Postwesen. Doch das ändert nichts daran, dass entlang des Meeres auf diese Weise viele Orte am Wegesrand entstanden sind, die es zu besuchen lohnt. Und eben das tun wir in Tokaido.
Das Ziel unserer Reise ist Edo im Osten. Doch nicht der gewinnt, der als erster dort ankommt, sondern der, der unterwegs die meisten Punkte mitgenommen hat. Und die gibt es für alles Mögliche: Panoramabilder, das Kaufen von Souvenirs, Tempelbesuche, das Baden in heißen Quellen, ja, selbst Essen wird belohnt. Diese Punkte gibt es sofort, sie steigern sich, je häufiger man etwas macht und am Ende gibt es noch einmal welche für die Meister der jeweiligen Disziplin. Punkte, Punkte, Punkte. Tatsächlich sind die einzigen Orte, an denen keine Punkte auf einen warten, die, bei denen man Geld bekommt. Was wichtig ist, um Tempel zu besuchen oder einzukaufen, um auch so Punkte zu scheffeln.
„Ja, und was sind dann die schlechten Felder?“, bringt ein Mitspieler unsere Verwunderung irgendwann auf den Punkt. Die gibt es nicht. Eigentlich besteht der strategische Anteil bei Tokaido darin, an den Orten Rast einzulegen, die einem die meisten Punkte zu bringen. Schädliche Einflüsse sind hier nicht vorgesehen, weder für einen selbst noch für die anderen. Soll heißen: Interaktion fehlt ebenso, besteht allenfalls darin, Felder zu besetzen, sodass der andere nicht auf ihnen landen kann. Denn auch das ist ungewöhnlich hier: Man ist völlig frei in seinem Tempo, kann in einer Runde so weit ziehen, wie man möchte. Wer es langsamer angeht, wird jedoch eindeutig belohnt, schließlich ist immer der Spieler an der Reihe, der auf dem Brett am weitesten hinten ist. Eilige werden an bestimmten Punkten – den Herbergen – ohnehin zu einer Zwangspause angehalten. Erst wenn alle Spieler dort angekommen sind, dürfen die anderen wieder weitermachen.
Die Kunst der Langsamkeit - es scheint so, als hätte Antoine Bauza das unter anderem aus der Gastronomie bekannte Prinzip („Slow Food“) einfach auf die Brettspielewelt übertragen. Das kann man originell finden, entspannend, für das Thema angemessen – oder auch einfach langweilig. Wer Spiele vor allem wegen des Wettkampgedankens aus dem Schrank holt, wird also schnell an der sehr ruhigen Reise verzweifeln. Doch genau darin zeigt sich die Vielseitigkeit von Antoine Bauza. War sein Krimibeitrag Mystery Express noch echt harte Arbeit und sein bekanntestes Spiel 7 Wonders das „Kennerspiel des Jahres“, zeigte er schon bei Takenoko, dass er es manchmal auch gerne etwas leichter mag, nur um dem hier noch eins draufzusetzen.
Wenn schon nicht im Schwierigkeitsgrad, zeigt sich aber zumindest in anderer Hinsicht auch bei Tokaido eine Konstante des Franzosen: Bauza versteht es, die besten Künstler um sich zu scharen, wenn es um die gestalterische Umsetzung seiner Ideen geht. Die Zeichnungen sind irgendwo zwischen klassischen Tuschegemälden und Comics angesiedelt und einfach wunderschön. Immer wieder ertappten wir uns dabei, wie wir den anderen unsere Karten zeigten oder einfach nur das Spielfeld bewunderten, anstatt darüber nachzudenken, wo man als nächstes Halt machen sollte. Zumindest in der Hinsicht ist das Konzept aufgegangen: Tokaido lädt dazu ein, ein bisschen die Seele baumeln zu lassen und sich einer Reise hinzugeben. Weniger ein Spiel, das man gegen, sondern vielmehr mit den anderen spielt. Wir sind dann mal weg.
Rezension Oliver Armknecht
In Kooperation mit der Spielezeitschrift
H@LL9000 Wertung Tokaido:
4,3, 3 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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03.11.13 von Oliver Armknecht |
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11.11.13 von Stephan Rothschuh |
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23.07.23 von Roland Winner - Erfüllt leider nicht meine Erwartungen. |
Leserwertung Tokaido:
3.8, 11 Bewertung(en)
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13.11.13 von Jörn |
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13.11.13 von GuidoK - Ganz nett mehr aber auch nicht. Das Spiel hat mich in keinerlei Hinsicht gefesselt. Dafür das es bei der letzten Spiel 2012 so gehypt worden ist ist es verdammt schwach. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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13.11.13 von Gerold Dechert |
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15.11.13 von Björn R - Warum ist dieses Spiel eigentlich so langweilig? Weil es im Grunde kaum Möglichkeiten bietet - gerade bei mehreren Spielern rückt man fast immer aufs nächste freie Feld vor - und lässt höchstens mal einen Tempel aus oder überspringt was, um ein Panorama zu vervollständigen. Dann kommts halt drauf an, wer die besseren Souvenirs etc. zieht. Ein richtiges Spielgefühl kam dabei nicht auf. Zudem sind die Charaktere etwas unausgewogen.... |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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16.11.13 von Braz - Das Spiel ist grafisch schon wirklich sehr hübsch gemacht. Spielerisch ist es ein lockeres Familienspiel. Mir hat es gut gefallen. |
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18.11.13 von Spieler - schönes, stimmungsvolles Familienspiel, dass ducrh die Erweiterung an Tiefe und Qualität gewinnt. uns hat es spaß gemacht. |
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12.10.14 von Hans Huehnchen - Sieht toller aus als es ist. Mit der Erweiterung gewinnt Tokaido aber nochmal deutlich. |
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04.09.15 von Shigeru |
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19.01.17 von Dario - Schönes, einfaches Spiel mit unverbrauchten Thema. Der Preis wurde mit einer unnötig großen Schachtel allerdings in nicht zu rechtfertigende Höhen getrieben. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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24.10.18 von Kauz - Diese wunderbare Reise erfreut das Auge mit einer außergewöhnlich eleganten Optik und das Herz durch die ausschließlich positiven Elemente. Und doch drückt der Schuh: Die Eigenschaften der Reisenden sind nicht ausgewogen, der Entscheidungsspielraum erscheint mir zu gering, der Verwaltungsaufwand für das Gebotene zu hoch. In diesem Sinne ist die Erweiterung "Crossroads" mit ihren Alternativen (hier nicht mitbewertet) auf jeden Fall eine Empfehlung wert. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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02.01.21 von Axel B. - Ich habe "Tokaido" nur ein einziges Mal gespielt und ich sollte dieses Spiel daher jetzt vielleicht nicht bewerten, aber ich tue es trotzdem, und zwar, weil ich es sicher nicht noch einmal spielen werde. Denn wie verlief diese eine Partie? Nun, ich hatte mich entschieden, das Spiel quasi zu "provozieren" und prinzipiell immer nur den kleinstmöglichen Schritt nach vorne zu gehen - ohne auch nur eine Sekunde Gedanken daran zu verschwenden, welche Auswirkung dieser Zug hat. Was bei dieser "Strategie" herauskam? Ganz einfach: Am Ende der Partie war ich Erster, mit einem gewaltigen Punktevorsprung auf meine drei Mitspieler, allesamt erfahrene Strategiespieler, die sich viele Gedanken über ihre Züge gemacht hatten. Der Besitzer des Spieles meinte noch staunend, wow, er habe es bei diesem Spiel noch nie erlebt, dass jemand so viele Punkte geschafft habe. Ich denke, so etwas darf einfach nicht passieren. Ich bin ja mittlerweile ein Freund von Spielen, bei denen ich kaum etwas denken muss, aber das war dann doch ein wenig zuviel des Guten. Da spiele ich doch lieber das einfache, ehrliche Mensch ärgere Dich nicht, das tut zumindest nicht so prätentiös und philosophisch und versteckt nicht spielerische Banalität unter einer Hochglanzoberfläche. Klar, "Tokaido" sieht wunderschön aus, so etwas mag ich eigentlich immer, aber in diesem Fall stört es mich mehr als es mich freut. Wie gesagt, Ehrlichkeit! Vielleicht tue ich "Tokaido" jetzt bitter unrecht, aber.... nun ja, so bin ich eben. |