Rezension/Kritik - Online seit 19.05.2015. Dieser Artikel wurde 9045 mal aufgerufen.

Versailles

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Autor: Andrei Novac
Verlag: NSKN Games
Rezension: Michael Timpe
Spieler: 2 - 5
Dauer: 90 Minuten
Alter: ab 12 Jahren
Jahr: 2014
Bewertung: 4,1 4,1 H@LL9000
4,5 4,5 Leser
Ranking: Platz 3165
Download: Kurzspielregel [PDF]
Versailles

Spielziel

Mittelalter, Baumeister, Schlösser bauen mit Ressourcen und Arbeitern. Viel abgedroschener kann ein Spiel eigentlich kaum daherkommen. Und trotzdem hat Versailles einiges, was es aus der 08/15-Riege heraushebt, ja sogar ein klein wenig besonders macht. Und seien wir ehrlich: Dass diese Themen so abgedroschen sind, kommt ja genau daher, dass wir sie so gerne spielen.

Ablauf

Die Grundmechanismen von Versailles sind ziemlich bekannte Hausmannskost: Wir sammeln drei verschiedene Ressourcen; diese benötigen wir in unterschiedlichen Mengen und Kombinationen, um als Baumeister verschiedene Teile von Versailles zu errichten und dafür Punkte zu erhalten. Zusätzlich benötigen viele Teile noch spezielle Dekorationselemente, die wir, man ahnt es schon, an anderer Stelle für verschiedene Mengen und Kombinationen aus den besagten Ressourcen erwerben können.

Der Clou am Spiel liegt in der Art und Weise der Bewegungen und Bewegungsmöglichkeiten. Auf dem Spielplan sehen wir den zentralen Bauplatz in der Mitte und rundherum sieben Orte, an denen wir Ressourcen einsammeln und weitere Aktionen machen können. Leider sind unsere Arbeiter in der Bewegung über das Spielfeld aber nicht frei, sondern können nur im Uhrzeigersinn von einem Ort zum nächsten laufen. „Abzweiger“ führen nur nach Versailles, von dort aus kommt man aber nur noch auf 6 bzw. 9 Uhr wieder raus, so dass der Weg z. B. nach 3 Uhr dann ziemlich lang ist.
Erschwerend kommt hinzu, dass ein Arbeiter in einem Zug nur ein Feld weit laufen kann, mit Ausnahme der Doppelzüge, bei denen es zwei Felder oder zwei Arbeiter ein Feld sein können.
Immer wenn ein Arbeiter ein Feld erreicht, kann er die dortige Aktion aktivieren, was heißt, dass alle Arbeiter der betreffenden Farbe aktiv werden, also Ressourcen sammeln, Baupläne und Dekorationen holen oder auch Schlossteile bauen.
Wir wollen also immer mit möglichst vielen Arbeitern an einer Position stehen und diese effizient nutzen, gleichzeitig brauchen wir aber verschiedene Dinge und sind durch die langsamen Bewegungen nicht allzu flexibel mit unseren Aktionen. Als zusätzliche Schwierigkeit darf ein Spieler niemals zweimal nacheinander die gleiche Aktion nutzen, was immer durch den eigenen Aktionsstein angezeigt wird. Dazwischen muss immer erst eine andere Aktion gewählt werden, was eine vorausschauende, längerfristige Planung nötig macht, damit zur richtigen Zeit genügend Pöppel an der gewünschten Position stehen.

Als weitere Größe gibt es noch die Gilde der Alchemisten, in der sich die Spieler in drei verschiedenen Kategorien spezialisieren können. Dadurch kann man mehr Ressourcen von einem Feld erhalten, oder auch die Aktionen der Mitspieler mitnutzen, entweder bei den Rohstofffeldern oder auch bei den Gebäuden, um Baupläne und Dekorationen zu erhalten und schließlich, um ebenfalls auf dem Bauplatz mitbauen zu können.

Drei mögliche Spielenden sieht das Spiel vor: Entweder ist Versailles fertig gebaut oder aber die Baupläne sind mehrheitlich verteilt oder schließlich Ludwig XIV., eine Art Rundenmarker, erreicht den zentralen Bauplatz, dann endet das Spiel sofort.

Fazit

Bekannte Mechanismen im neuen Gewand, Versailles erfindet das Rad nicht neu, aber dreht es auf eine ungewöhnliche Weise, die ein erfrischend neues Spielgefühl vermittelt. Gerade in den ersten Runden erobert Versailles die Herzen der Mitspieler im Sturm und spielt sich mit einer angenehmen und reizvollen Mischung aus locker und kniffelig.

Der Einstieg ins Spiel fällt sehr leicht, um dann doch sehr schnell zu merken, dass man letzte Runde vielleicht besser … Und schon ist man drin im Spiel und damit beschäftigt, die nächsten zwei Züge vorauszuplanen, was angenehm überschaubar und doch ausreichend komplex ist.

Leider leider hält die Begeisterung aber nicht bis zum Ende an, was daran liegt, dass das Spiel häufig nicht so recht ein Ende findet. Der Königsrundenmarker ist noch meilenweit von Versailles entfernt (in meinen Partien kam er selten viel weiter als den halben Weg), auch der Stapel der Schlossteile ist noch nicht so klein wie es die Anleitung vorsieht, und in Versailles können nur noch zwei ganz bestimmte Teile gebaut werden. Jetzt kommt es sehr häufig zu einer der beiden Situationen:
- Ein oder zwei Spieler haben bereits die passenden Teile, verbauen diese aber nicht, sondern optimieren lieber an anderer Stelle noch ihre Punkte.
- Kein Spieler hat ein passendes Teil, es liegt aber auch keins in der Auslage. Die Auslage austauschen ist für keinen Spieler interessant, da die neuen Teile erst nach dem eigenen Zug aufgedeckt werden, man macht also höchstens einen Aufschlag für die Mitspieler.
In beiden Fällen kann das Spiel noch eine ganze Weile vor sich hin dümpeln, bis es endlich zu einem Ende kommt. Hier scheint mir doch sehr deutlich eine weitere Spielendeoption zu fehlen oder die Laufleiste für Ludwig XIV. einfach massiv zu lang, oder müsste spielerzahlabhängig variiert werden.

Abgesehen von diesem leider sehr gravierenden „Aussetzer“ möchte ich dem Spiel einen durchaus guten Spielwert attestieren, und in Runden, die weniger auf Punkteoptimierung spielen, tritt dieses Problem voraussichtlich auch weniger stark auf. Generell ist das Spielende stark vom Verlauf des Schlossbaues abhängig, wie häufig oder selten die letzten fehlenden Teile noch vorhanden sind.

Was die Spielerzahl angeht, zwei bis fünf Spieler sind möglich, empfehle ich eher kleinere Runden, zwei bis drei Spieler gefiel mir am besten, zu fünft möchte ich es eigentlich nicht noch mal spielen.

Das Material entspricht ohne besondere Plus- oder Minuspunkte meinen Erwartungen, kleine Abstriche sind wieder bei der Spielregel zu melden. Diese ist an sich gut aufgebaut und erklärt deutlich und verständlich. Leider fehlen einige Details oder es ergaben sich bei uns Regelfragen, die nicht eindeutig definiert sind.

Diese Fragen beziehen sich allerdings wirklich eher auf Details, bestärken aber mein Gefühl, dass Versailles etwas mehr Zeit auf dem Entwicklertisch wohl noch gut getan hätte, um aus einem guten Ansatz auch ein wirklich gutes Spiel zu machen.

Rezension Michael Timpe

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

Regelkorrektur

Ein Detail, das ich in der Regel nicht eindeutig erklärt wird, habe ich mir vom Spieleautor so bestätigen lassen:
- Nach der Bewegung des Männchens wird der erreichte Ort immer aktiviert, egal ob der Spieler selber die Aktion nutzt, oder nicht. Das heisst die Spieler, die durch die Gilde der Alchemisten an einer Aktion partizipieren können, dürfen das in jedem Fall.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Versailles: 4,1 4,1, 7 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 04.03.15 von Michael Timpe - Knappe 4 Punkte vo mir. Wenn der König Versailles erreicht, ist das deutlich spannender, als wenn bis zu Ende gebaut wird.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 21.11.14 von Michael Andersch - Rondellspiel mit vielen Wegen und Rondellläufern. Funktioniert sehr gut, aber wie gesagt: klassisches Rondellspiel: Laufe mit begrenzter Zugweite zu Orten, die unterschiedliche Aktionen ermöglichen. Das Spiel selbst ist einigermaßen interaktiv. Die Züge gehen schnell, die Wartezeiten sind kurz. Man möchte viele Dinger tun, und bekommt's doch nie alles hin. Gefällt mir!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.12.14 von Regina Molter - Tolles Spiel! Nur der Spielplan mit den Wegen ist etwas unübersichtlich gestaltet.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 19.05.15 von Edgar Ameling - Bei diesem Spiel hat mich vieles an "Die Säulen der Erde" erinnert. Man sammelt Baustoffe und errichtet damit Gebäudeteile. Der Einsetzmechanismus ist zwar ein etwas anderer (der Vergleich mit dem Rondell trifft es ganz gut), aber es gibt viele Parallelen.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 20.05.15 von Silke Hüsges
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 23.08.15 von Roland Winner
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 15.11.15 von Mahmut Dural - Andrei Novac, der Autor von Versailles, hat gute Ideen. Auch dieses Spiel hat Potenzial, leider in den Händen von NSKN Games nicht rund. Zum Schluß hin zieht es sich wie Kaugummi und will nicht enden. Somit bietet das Spiel zu wenig für die Länge des Spiels. In den Händen von "Hans im Glück" oder eggertspiele, wäre es bestimmt ein knackiges, rundes Rondellspiel geworden, so ist es leider nur nett.

Leserbewertungen

Leserwertung Versailles: 4,5 4.5, 4 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 13.01.15 von Dietrich
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 14.11.15 von Gülsüm Dural - Knappe 4 Punkte. Das Spiel hat Potenzial, leider redaktionell nicht genutzt worden. So ist das Spiel zu zäh und will einfach nicht enden.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 07.03.16 von Heinz Tenk
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 08.09.18 von Martin - Beim Spielende muss man im Bedarfsfall mit Hausregeln eingreifen, dann ist es ein hervorragendes Spiel ganz in meinem Sinne!

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