Spielziel
Jeder Spieler repräsentiert bei Emira einen Scheich, der Haremsdamen für seinen Serail anwerben muss. Damit man dieses Ziel erreicht, muss man ausreichend attraktiv sein, um Haremsdamen der persönlichen Vorliebe in den eigenen Palast zu locken. Es gilt, zum richtigen Zeitpunkt mit der besten Ausstrahlung, dem höchsten Status, dem meisten Geld oder dem größten Palastausbau den eigenen Harem zu vergrößern. Jede Haremsdame bringt mit ihren Eigenschaften und Sonderfähigkeiten den Spieler seinem individuellen Spielziel näher. Wer als Erster die richtigen Damen entsprechend der persönlichen Zielvorgabe in seinem Palast unterbringt, ist der erfolgreichste Scheich und gewinnt das Spiel.
Ablauf
Emira bringt eine Menge Material mit. In der Mitte des Spielaufbaus befindet sich die wechselnde Auslage mit Haremsdamen auf der Suche nach einem passenden Scheich entsprechend ihrer Vorlieben. Vor der Scheichwahl beeinflussen die Spieler ihre Attraktivität in einer ihrer Merkmale durch den Kauf der in jeder Runde verfügbaren Marker. Das vor jedem Spieler liegende Tableau wird am Spielanfang zugelost und zeigt zu jeder Zeit die persönliche Attraktivität an. Jedes Tableau beinhaltet einen speziellen Startvorteil, so dass z. B. ein Spieler jede Runde ein höheres Einkommen hat und dafür ein anderer Spieler einen Vorteil beim Bieten um Teile der Auslage.
Emira beginnt mit dem Ziehen jeweils einer Zielkarte zur Festlegung der Siegbedingung für jeden Spieler. Abhängig von der Spieleranzahl muss jeder Spieler 6 bis 8 beliebige Haremsdamen in seinem Serail beherbergen oder 4 bis 6 Haremsdamen mit festgelegten Eigenschaften. Jede Haremsdame zeichnet sich durch Vorlieben, Eigenschaft(en) und eine Sonderfähigkeit aus. Als Vorliebe schätzt die Haremsdame die Attraktivität eines Scheichs betreffend Ausstrahlung, Status, Reichtum oder Palastgröße. Nach ihrer Scheichwahl bringt die Dame eine der Eigenschaften Intelligenz, Haushalt Kochen oder Libido mit. Einige der Haremsdamen haben darüber hinaus noch gute oder schlechte Sonderfähigkeiten, wie z. B. Nadia, die dem Scheich zusätzliche Schönheit verleiht, oder Janan, die durch ihre Esslust doppelten Unterhalt in jeder Runde kostet.
In jeder Runde wird die Auslage in den Bereichen Haremsdame, Attraktivitätsmerkmale und Gewürzplantagen vorbereitet:
- Eine neue Haremsdame mit erster und zweiter Vorliebe.
- Eine neue Statuskarte zur Steigerung des Ausstrahlungsmerkmals Status
- Ein Kamelmarker zum günstigeren Bieten während der Versteigerung
- Ein Palastbaumarker zum Ausbau des Palastes
- Ein Ausstrahlungsmarker zur Steigerung der Ausstrahlung
- Ein kleiner und ein großer Gewürzvorratsmarker, welche der Sicherung des Einkommens dienen
Der Spielablauf im Einzelnen:
- Jeder Spieler kann eine Ereigniskarte spielen, die in einer der Vorrunden gekauft wurde. Die Aktion der Karte wird ausgeführt.
- Jeder Spieler erhält ein Grundeinkommen plus Einkommen aus dem Gewürzhandel.
- Die Auslage wird wie oben beschrieben vervollständigt.
- Die Spieler bieten reihum mit ihrem Gold darum, wer die erste Aktion der Auslage durchführen darf. Jedes eigene Kamel sorgt für einen Rabatt beim Bezahlen des Gebotes. Der Spieler mit dem Höchstgebot wählt entweder eines der Attraktivitätsmerkmale Status, Palast, Ausstrahlung, ein Kamel oder einen der Gewürzvorratsmarker. Durch die Attraktivitätsmerkmale steigt der Spieler in der Gunst der Haremsdame, das Kamel sichert weitere Rabatte für zukünftige Versteigerungen während die Gewürzvorratsmarker ein leicht erhöhtes Einkommen für die nächsten 8 Runden sichern oder ein stark erhöhtes Einkommen für die nächsten 4 Runden. Der Spieler entscheidet dabei selbst, wie er das Zusatzeinkommen einteilt. Nachdem die Aktion mit Gold bezahlt ist, wird jetzt die verbliebene Auslage unter den restlichen Spielern versteigert.
- Eine Ereigniskarte kann gekauft werden als Auswahl von 2 oder 3 Karten vom Stapel.
- Die Haremsdame wählt nun ihren Scheich. Zunächst entscheidet sie sich nach ihrer ersten Vorliebe. Gibt es dort eindeutig einen Scheich, der dem Attraktivitätsmerkmal der ersten Vorliebe am besten entspricht, so bekommt dieser Scheich (Spieler) die Haremsdame. Bei mehreren gleich entwickelten Scheichs wählt die Dame nach ihrer zweiten Vorliebe aus. Sollte sie sich auch dabei nicht entscheiden können, so bleibt sie unentschlossen so lange in der Auslage liegen, bis es einen Scheich gibt, der eindeutig ihren Vorlieben entspricht.
- Jede Haremsdame kostet für die Spieler 50 Goldstücke Unterhalt. Kann ein Spieler den Unterhalt nicht zahlen, so gibt er eine Dame wieder ab. Hier kommen die evtl. schlechten Sonderfähigkeiten der Damen zum Einsatz und fordern dem Spieler zusätzliche Zahlungen ab. Damen mit schlechten Fähigkeiten überzeugen aber oft dadurch, dass Sie mehr als eine Eigenschaft besitzen und der Spieler flexibler bei der Erfüllung der Siegbedingung ist.
- Startspielerwechsel
Jede Haremsdame braucht Platz in den Palästen des Scheichs, den der Spieler durch den Ausbau seiner Paläste schaffen muss, denn am Spielanfang finden maximal 2 Haremsdamen Unterschlupf. Für jeden weiteren Ausbau muss ein Palastmarker gekauft werden. Findet die Dame nämlich nicht den passenden, ihr zugedachten Platz im Palast, entscheidet sie sich für einen anderen Spieler entsprechend ihrer Vorlieben.
Das Spiel endet mit Erfüllung der persönlichen Zielbedingung. Von jeder Haremsdame kann eine Eigenschaft entweder für die individuelle Zusammenstellung des Harems genutzt werden oder aber bei der geforderten Anzahl beliebiger Haremsdamen helfen.
Fazit
Das Spielmaterial bettet Emira in das Thema Orient sehr ansprechend ein. Die Fülle von Karten, stabilen Pappmarkern sowie Holzspielsteinen in solider Verarbeitung macht schon Freude beim Aufbau. Die Illustration der verschiedenen Tableaus, Karten und Marker ist durchgängig passend zum Thema und sorgt für eine angenehme Spielstimmung.
Die Spielregel überzeugt durch eine klare Gliederung mit vielen Szenenausschnitten, ist mit 12 recht dicht beschriebenen Seiten allerdings weder kurz noch in allen Details direkt zu erfassen. Dafür bekommt man eine ausführliche Beschreibung des Spielablaufs geboten, die am Ende sogar alle Funktionen sämtlicher Ereigniskarten sowie alle Eigenschaften aller Haremsdamen auf knapp 3 Seiten ausführlich erklärt. Es lässt sich ein Standardspiel oder eine Profiversion spielen. Durch die jede Doppelseite verzierenden attraktiven Damen ist die Regel optisch ebenfalls ein thematisch passender Lesegenuss.
Zugegeben - in den ersten Spielrunden hat Emira Spaß gemacht. Jede Runde versucht man, seine Attraktivität in einer der Kategorien zu steigern ohne sein persönliches Einkommen zu vernachlässigen. Ohne gesellschaftskritisch ein Werben um attraktive Haremsdamen in Frage zu stellen, passen Spielmechanismus und Thema sehr gut zueinander. Am Spielanfang herrscht meist starke Konkurrenz um die Sicherung des Einkommens durch Gewürzhandel. Wer das vernachlässigt, steht meist nach ein paar Runden mit nur wenig Einfluss da und muss zusehen, wie die Mitspieler einfach höher bieten und die passenden Marker wegkaufen. Später konzentrieren sich die Spieler dann mehr auf die Steigerung ihrer Attraktivität, wobei meist eine Spezialisierung stattfindet, d. h. jeder konzentriert sich auf ein bis zwei der vier möglichen Merkmale.
Nach einigen Partien beschlich die Spieler in unseren Runden ein zunehmend unausgewogenes Spielgefühl. Ein Faktor dabei sind die Ereigniskarten. Manche bringen direkt einen guten persönlichen Vorteil, wie z. B. ein zusätzliches Schlafgemach für eine Haremsdame (spart einen teuren Palastbau) oder die Aufwertung der eigenen Kamele beim Bieten. Andere Ereigniskarten haben kaum Effekte, wenn z. B. der Ertrag der Gewürzplantagen für alle Spieler erhöht wird. Man bezahlt viel Geld für die Karten und profitiert nur per Zufall für sich selbst. Ein anderer Effekt ist die Spezialisierung der eigenen Attraktivität. Gelingt es hier einem Spieler, einen Abstand zu den anderen um zwei oder drei Stufen zu erreichen, ist dieser oft kaum einholbar vorne. In diesem Fall entscheidet der Zufall dann darüber, ob die nächste aufgedeckte Haremsdame passt. Da nützt auch die Ereigniskarte mit dem verdeckten Vertauschen der obersten Damenkarten nicht viel, denn diese bekommt man ja auch nur per Zufall, wobei die Eigenschaft der Dame am besten zur eigenen Zielvorgabe passen sollte. Ähnlich verhielt es sich beim Bieten um das Recht, früh von der Auslage nehmen zu dürfen. Wer hier viele und teure Kamele bereits besaß, konnte fast immer zuerst auswählen und jede Runde diesen Vorteil nutzen. Insgesamt hat man oft das Gefühl, den führenden Spieler schwer einholen zu können. Kommt dann auch noch "Sidi Suleiman" ins Spiel und entführt eine Haremsdame des führenden Spielers, mag man am Glücksfaktor kaum noch zweifeln.
Schade, dass der Wiederspielreiz von Emira nach einigen Spielen spürbar nachlässt und die Langzeitmotivation der sehr gelungenen Themeneinbettung nicht standhalten kann. Mit der richtigen Spielbalance wäre daraus sicherlich ein Spiel mit anhaltendem Spielspaß geworden.
Rezension Udo Kalker
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.