Spielziel
In mehreren Epochen ersteigern die Spieler Fabriken und Technologien, die ihnen auf vielfältige Art Siegpunkte bringen. Immer gilt es dabei, die Pläne der Mitspieler im Auge zu behalten, um bei den Versteigerungen möglichst günstig abzuschneiden.
Ablauf
In jeder der vier bzw. fünf Epochen (bei drei bzw. vier Spielern) werden 12 Plättchen versteigert, die Fabriken, Technologien, Rohstoffe oder Bonussymbole zeigen.
Fabriken: Zum Bau einer Fabrik werden häufig, aber nicht immer, Rohstoffe benötigt, die man aus anderen Fabriken erhält. Wird dieser Rohstoff von einer Fabrik eines Mitspielers produziert, muss man diesen bei ihm kaufen - entsprechend erhält man selbst Einnahmen aus eigenen, rohstoffproduzierenden Fabriken, wenn die Mitspieler diesen Rohstoff brauchen. Desweiteren fallen Baukosten bei der Errichtung einer Fabrik an. Einige Fabriken bringen beim Bau Siegpunkte, falls sie in der Epoche ihrer Versteigerung gebaut werden - zu einem späteren Zeitpunk sind sie veraltet, können aber zur Produktion oder für Sondersiegpunkte nützlich sein.
Technologien: Für die Erfindung (= Kärtchen auslegen) einer Technologie werden Rohstoffe benötigt, die meist erst in der aktuellen Epoche erschlossen werden. Für das Auslegen einer Technologie in der Epoche ihrer Versteigerung gibt es immer Siegpunkte. In späteren Epochen können Technologien nicht mehr ausgelegt werden.
Rohstoffe: Mit Hilfe dieser Kärtchen kann man Rohstoffe verwenden, die ansonsten in der aktuellen Epoche noch nicht verfügbar sind, da die entsprechende Fabrik noch nicht gebaut wurde. Es ist jederzeit möglich, ein Rohstoffkärtchen gegen eine Geldeinheit einzutauschen.
Bonusplättchen: Einige Fabriken zeigen ein oder zwei Symbole, die sich auf den Bonusplättchen wiederfinden. Für jede Fabrik, die das Symbol eines ausgelegten Bonusplättchens zeigt, gibt es bei Spielende zwei Sondersiegpunkte.
Pro Spieler wird in jeder Runde ein Plättchen aufgedeckt. Der Startspieler entscheidet, welches Plättchen zuerst versteigert wird. Reihum darf jeder Spieler genau einmal bieten, wobei sich die Gebote jeweils erhöhen müssen. Vergibt der Auktionator das Plättchen an den Höchstbietenden, darf er den Erlös einstreichen und das Geld zu seinem Vorrat nehmen, bevor er das nächste Plättchen versteigert. Erscheint ihm das Gebot nicht hoch genug, kann er das Plättchen kostenlos selber nehmen. Ebenfalls erhält er das Plättchen, wenn niemand darauf geboten hat. Sein linker Nachbar darf nun das nächste Plättchen versteigern.
Sind alle Plättchen versteigert, darf reihum jeder Spieler maximal je eine Fabrik, eine Technologie und ein Bonusplättchen gegen Bezahlung der Kosten und ggf. Rohstoffe auslegen.
Nach einem Epochenwechsel sind die Rohstoffe der bereits durchgespielten Epochen immer allgemein verfügbar. Hat noch kein Spieler die Fabrik zur Produktion eines Rohstoffes gebaut, ist dieser in den folgenden Epochen durch Kauf bei der Bank zu bekommen.
Zusätzlich zu den schon erwähnten Siegpunkten durch Bau von Fabriken, Auslegen von Technologien und Übereinstimmung von Bonussymbolen gibt es bei Spielende noch Sondersiegpunkte für miteinander verbundene Fabriken und Technologien: Auf dem Spielplan sind Strassen bzw. Verbindungen abgebildet. Besitzt man beide an eine Verbindung angrenzenden Plättchen, erhält man drei Sondersiegpunkte. Ihren Namen getreu entscheiden die Siegpunkte über den Gewinner der Partie.
Fazit
Zunächst ist es schwer, bei den unzähligen Informationen auf dem Spielplan den Überblick zu erhalten. Auf diesem sind aber alle relevanten Informationen abgebildet, darunter die in den verschiedenen Epochen zur Versteigerung stehenden Plättchen mit Kosten und Nutzen dieser und die in der aktuellen Epoche verfügbaren Rohstoffe. Um Missverständnissen bei den Verbindungen zwischen Fabriken und Technologien vorzubeugen, zeigt die Spielregel in einer Abbildung klar an, welche Plättchen man besitzen muss, um hierfür Sondersiegpunkte zu erhalten. Damit gibt es an Material und Spielregel kaum etwas auszusetzen.
Ebenfalls nicht sofort zu durchblicken sind die vielfältigen Möglichkeiten, Siegpunkte zu erzielen. Wohl aus diesem Grund hinterlässt die Kennenlernpartie bei vielen Spielern gemischte Gefühle - so habe ich mit manchen Mitspielern gesprochen, die nach der ersten Partie nicht mehr viel Lust auf eine zweite hatten. Diejenigen, die weitere Partien gespielt haben, bestätigten mir jedoch meinen eigenen Eindruck: Mit zunehmender Spielerfahrung steigt der Spielreiz. Man lernt zunehmend, den Wert einzelner Plättchen einzuschätzen und damit bei Versteigerungen die richtige Reihenfolge oder das angemessene Gebot zu wählen. Auch ist es wichtig, verschiedene Strategien im Blick zu behalten, um nicht von ganz bestimmten Plättchen abhängig zu sein - zu gerne wird ein Mitspieler, der dies bemerkt, einem ausgerechnet diese wegschnappen.
Ein weiterer Kritikpunkt bei enttäuschten Spielern war der Glücksfaktor beim Ziehen der zu versteigernden Plättchen in einer Runde. Falls die Fabrik, die einen dringend benötigten Rohstoff produziert, erst in der letzten Runde versteigert wird, kann man ggf. eine Technologie nicht mehr auslegen und muss auf viele Siegpunkte verzichten. Da aber während des gesamten Spiels immer bekannt ist, welche Plättchen in einer Epoche versteigert werden, kann man diesen vermeintlichen Zufall durchaus mit einplanen - kommt etwa eine Technologie früh in die Versteigerung, ist ihr Wert wegen der Unsicherheit (kommt der benötigte Rohstoff rechtzeitig? Oder ist man ggf. auf das entsprechende Rohstoffkärtchen angewiesen?) eben entsprechend anders einzuschätzen.
Ebenfalls etwas Geschick braucht man, wenn man selbst Auktionator ist. Welche Plättchen sind für die Mitspieler wertvoll? Geht es doch darum, den eigenen Bargeldvorrat durch die Versteigerung aufzufüllen, sich selbst jedoch bestenfalls am Schluss der Versteigerungsrunde das interessanteste Plättchen umsonst nehmen zu können. Denn Geld ist knapp, und der Nachschub an selbigem ist limitiert. Spielt man in einer Runde, in der sich der Auktionator, und dann reihum jeder einfach ohne Versteigerung das für ihn interessanteste Plättchen nimmt, läuft das Spiel zwar überaus flott, dafür aber mechanisch und reizlos ab.
Liest sich das Fazit bisher eher verhalten? Enden soll es so jedenfalls nicht. Denn wer bereit ist, sich auch über eine Kennlern-Partie hinaus mit Industria zu beschäftigen, und Versteigerungsspielen nicht generell abgeneigt ist, wird mit einem anspruchsvollen, spannenden und herausfordernden Spiel belohnt und erhält einen vielschichtigen strategischen Leckerbissen serviert.
Rezension Kathrin Nos
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.