Spielziel
In den Rollen von Kardinal Richelieu und Königin Anna versuchen die beiden Spieler den größten Einfluss in neun Regionen Frankreichs und auf die militärische, klerikale und politische Macht zu erlangen.
Richelieu basiert auf Kardinal und König - Das Kartenspiel, das in Michael Schachts Eigenverlag Spiele aus Timbuktu erschienen ist.
Ablauf
Die neun Regionen Frankreichs, sowie die Mächte werden durch Karten symbolisiert. Jede Karte ist einer Region zugeordnet und kann ein oder zwei Wappen zeigen. Auf Karten mit nur einem Wappen kann zusätzlich ein Symbol abgebildet sein, das für eine der drei Mächte steht: Das Schwert ist dem Militär zugeordnet, der Turm der Politik und das Kreuz naheliegenderweise der Kirche.
Die 48 Karten werden in vier Reihen ausgelegt. Auf acht der Karten wird verdeckt je eines von vierzehn Spielplättchen gelegt (sechs der Plättchen spielen also nicht mit).
Abwechselnd nehmen die Spieler eine oder zwei der außen liegenden Karten und legen sie vor sich ab. Dabei darf die zweite Karte nur dann genommen werden, wenn beide Karten dieselbe Region zeigen und sie zusammen nur zwei Wappen besitzen.
Außerdem darf jeder Spieler pro Zug einen seiner drei Besitzmarker auf eine Karte in der Auslage einbringen. Diese Karte ist für den Mitspieler gesperrt. Dieser darf sie nur nehmen, wenn er dafür einen eigenen Besitzmarker opfert, d.h. ganz aus dem Spiel nimmt.
Liegt auf einer gerade aufgenommen Karte ein Spielplättchen, so nimmt man es verdeckt zu sich. Dieses enthält entweder ein Wappen oder ein Symbol, oder es erlaubt eine Sonderaktion, mit der man einen schon geopferten Besitzmarker zurückerhält.
Sobald alle Karten verteilt sind, werden die Siegpunkte verteilt: In jeder Region wird bestimmt, wer die echte Mehrheit an Wappen besitzt. Dieser Spieler erhält so viele Siegpunkte, wie er Wappen besitzt. Genau so wird mit den Symbolen verfahren. Hat ein Spieler jedoch in einer Region oder zu einem Symbol gar keine Karte, muss er fünf Minuspunkte in Kauf nehmen. Die Spielplättchen werden bei den Mehrheiten dazugezählt, retten jedoch nicht vor Minuspunkten.
Wer nun die meisten Siegpunkte besitzt, hat den Machtkampf um Frankreich gewonnen.
Variante:
Das Spiel endet bereits, wenn drei der vier Kartenreihen aufgebraucht wurden. Die Wertung bleibt unverändert.
Fazit
Spielmaterial: Die Spielkarten sind in gut unterscheidbaren Farben relativ schlicht gehalten. Dies kommt der Übersicht zugute, da auf jeder Karte mehrere Informationen enthalten sind: Zunächst sind dort die Wappen und Symbole, sowie der Name der Region abgebildet. Ferner ist angegeben, wie viele Wappen (nicht etwa Karten!) es insgesamt von dieser Region gibt. Man hat insgesamt jederzeit gut den Überblick über die aktuellen Mehrheitsverhältnisse.
Die Besitzmarker von Richelieu und der Königin sind beide in pink gehalten und unterscheiden sich nur durch verschiedene Symbole. Hier wäre es vielleicht hilfreicher gewesen, den Kontrast stärker zu gestalten.
Die erste Ausgabe (siehe Fotos) enthielt flache Karten, was in keiner Relation zu der Größe der Schachtel stand. Diese Ausgabe ist jedoch nicht mehr erhältlich. Die neue Ausgabe enthält solide Stanzteile, so dass das Spiel griffiger wird und sich die Karten in der Schachtel nicht mehr so verloren vorkommen.
Das Spiel: Richelieu spielt sich flüssig und bietet ein lockeres Spielgefühl. Es gibt viele Aspekte, auf die man achten muss: Zuerst gilt es natürlich, die Mehrheiten im Blick zu behalten. Andererseits ist es verheerend, von einer Region oder einem Symbol keine Karte zu besitzen, da man durch die Minuspunkte stark zurückgeworfen wird - immerhin entsprechen fünf Siegpunkte einer lukrativen Region (denn je Region gibt es zwischen fünf und zehn Wappen).
Weiterhin gilt es zu verhindern, dass der Gegner häufig zwei Karten einer Region nehmen kann. Auch die Spielplättchen sollte man nicht unterschätzen, da diese die Mehrheiten verändern können. Dies kann durch geschicktes Einsetzen der Besitzmarker geschehen, wobei man diese insbesondere im späteren Verlauf des Spiels durchaus auch opfern kann (und wird).
Nach einigen Partien bringt die Variante Abwechslung und neue Taktiken ins Spiel, da das Spielende variabel gehalten ist.
Obwohl man in jedem Zug nur acht Karten zur Auswahl hat, ist also vieles zu beachten, so dass hier eine gelungene Mischung aus Glück und Strategie vorliegt. Mit Richelieu liegt in der neuen Ravensburger Reihe "fun for 2" ein gelungener Einstand vor.
Vergleich mit Kardinal und König - Das Kartenspiel:
Der größte Unterschied ist die Spielerzahl: Das ursprüngliche Kartenspiel ist für drei bis fünf Personen konzipiert, während Richelieu mit genau zwei Personen gespielt wird.
Die Wertung bei Kardinal und König - Das Kartenspiel ist ausgefeilter und lässt die Verwandtschaft mit dem Brettspiel erkennen. Da in den einzelnen Regionen sogar unterschiedliche Wappen vorkommen, ist es schwieriger, die Übersicht zu behalten. Dies ist bei Richelieu besser gelöst, hier ist der Spielablauf flüssiger, und die Wartezeit zwischen den Spielzügen geringer - natürlich bedingt besonders durch die kleinere Spielerzahl. Daher gebe ich dem Zwei-Personen-Spiel Richelieu den Vorzug, während ich bei mehr Personen eher zum hervorragenden Brettspiel greifen würde.
Rezension Kathrin Nos
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.