Spielziel
Jeder Spieler besitzt Mittelsmänner, die ihren Einfluss auf Gegenden und Viertel der Stadt Ys geltend machen können. In jeder der Runden kommen Edelsteine zur Verteilung. Neben den Siegpunkten für Edelsteine gibt es weitere Punkte für Beherrschung bestimmter Gegenden der Stadt sowie durch Auswirkungen von Kartenaktionen. Ziel ist es, das meiste Gold (Siegpunkte) zu sammeln.
Ablauf
Das Spiel besteht aus 4 Phasen, von denen jede komplett von allen Spielern durchgespielt wird, bevor man die nächste Phase beginnt.
Phase 1 – Die Aufstellung: In jedem Stadtviertel wird eine Personenkarte aufgedeckt, des weiteren werden 4 Schiffskarten aufgedeckt und in die Hafengegenden gelegt. Die abgebildeten Edelsteine sind dort diese Runde verfügbar, der große Stein zweimal. Eine 5. Schiffskarte wird zum Markt gelegt und bestimmt, welche Edelsteine in die Zeilen des Marktes eingesetzt werden.
Phase 2 – Spielreihenfolge: Durch verdeckten und darauf offenen Einsatz von 2 Mittelsmännern aus dem Mittelsmänner-Vorrat (insgesamt 11 Stück in den Wertigkeiten 0-4) hinter dem Sichtschirm wird anhand der Summe der Stärke über die Reihenfolge entschieden, in der eine der Spielreihenfolge-Karten ausgesucht werden darf. Diese Karten sind später wichtig bei der Auflösung von Gleichständen.
Phase 3 – Das Einsetzen der Mittelsmänner: In der ermittelten Reihenfolge platzieren die Spieler je 2 Mittelsmänner, 1 verdeckt und 1 offen, um ihren Einfluss auf eine Gegend oder den Markt auszuüben. Man kann auf ein Feld des Marktes oder auf eine Gegend eines Viertels unlimitiert einsetzen. Einsatz auf einem Markt bringt sofort 1 Gold-Siegpunkt. Jedes Viertel hat eine Hafengegend, eine Geschäftsgegend im mittleren Ring und eine Palastgegend im Zentrum. Die Phase 3 wird viermal durchlaufen. Jeder Spieler hat danach noch 1 Mittelsmann hinter dem Sichtschirm.
Phase 4 – Abrechnung (Version für 4-Pers.-Spiel): Auch die Stärke „Null“ kann hier etwas einbringen, wenn sonst niemand mehr Einfluss hat. Alle erhaltenen Edelsteine bleiben bis zum Ende der Abrechung vor den Sichtschirmen liegen, Siegpunkte werden sofort auf der Zählleiste abgetragen. STADT: Es werden alle Mittelsmänner des 1. Viertels aufgedeckt und je Spieler die Stärkepunkte addiert. Der stärkste Spieler nimmt sich 2 der Edelsteine gemäß der Edelsteinkarte im Hafen aus der Bank. Der Zweithöchste nimmt sich einen der übrigen Steine, der Dritte erhält den letzten Stein. Ein weißer Stein wird sofort in einen beliebigen (nicht schwarzen) Edelstein getauscht. HAFENGEGEND: Der stärkste Spieler bekommt einen schwarzen Edelstein. GESCHÄFTSGEGEND: Der stärkste Spieler erhält 3 Gold-Siegpunkte. PALASTGEGEND: Der stärkste Spieler bekommt die Personenkarte des Viertels. Die 19 Personenkarten ermöglichen Einfluss auf das Spielgeschehen; ihr Einsatzzeitpunkt ist durch Symbole verdeutlicht; die letzen 4 Karten einer Runde können je in einen beliebigen Stein eingewechselt werden. Je Runde darf ein Spieler i.d.R. bis zu 2 Personenkarten ausspielen. Alle Viertel werden in dieser Weise abgerechnet. MARKT: Auch hier werden alle Mittelsmänner aufgedeckt. Der stärkste Spieler je Zeile erhält den dort liegenden Edelstein. Die Spalte mit den meisten Mittelsmännern regelt, welcher Edelstein auf der Werteskala um 2 steigt. Die weiteren Spalten mit weniger Mittelsmännern verändern die Skala für die anderen Edelsteinsorten um +1, -1, -2. Der höchste Bieter an Mittelsmännern (Stärke) kann zusätzlich noch eine Skala um +/- 1 verändern. Gleichstände werden immer aufgelöst, indem zuerst die Stärke der Mittelsmänner vor den Sichtschirmen der Spieler entscheidet, andernfalls die niedrigste Spielreihenfolgekarte. Zum Schluß wird das Spielfeld neu bestückt.
Spielende/Endwertung: Nach 4 Runden endet das Spiel und die Endwertung erfolgt. Jeder Spieler setzt seinen letzten Mittelsmann zu den beiden anderen vor seinen Sichtschirm. Er hat jetzt 3 Gleichstand-Entscheider. Jeder Spieler zählt die Anzahl seiner Edelsteine je Sorte und erhält Punkte nach einem tabellarischen System, in welchem die 4 Sorten dem jeweils meistbesitzendem Spieler 24, 20, 16 oder 12 Punkte bringen abhängig davon, wie hoch die Sorte auf den Skalen steht. Die Folgeplätze der Spieler innerhalb einer Sorte sind linear weniger wert. Je mehr schwarze Edelsteine ein Spieler hat, desto wertvoller sind sie für ihn, da er 1 bis 24 Punkte ergattern kann.
Fazit
Ein Hauch des Geheimnisvollen weht dem Betrachter des etwas düsteren Spielplanes entgegen, dessen Zählleiste sehr mystisch ist und deren Zahlenwerte schwer lesbar sind. Die Materialen, also die vielen bunten großen Holzzylinder (Mittelsmänner) und Edelsteine aus Glas machen einen soliden und schönen Eindruck, an den Karten ist nichts auszusetzen. Statt eines weißen Edelsteins hätten es aber ruhig einige mehr sein können, auch wenn das Spiel auch so funktioniert.
Die Spielregel (hier: aus der „Essen Limited Edition“ über 500 Ex.) gibt dem unbedarften Regelleser Grund zum Ärger, schließlich passen die Angaben zu den Karten nicht zur tatsächlichen Ausstattung. Erst während des Regelstudiums lässt sich dann rekonstruieren, wie die Angaben richtig lauten müssten. So sind nicht 24, sondern 19 Personenkarten enthalten (15 mit gelbem Rand und 4 mit blauem). Ansonsten kann die verständliche und gut bebilderte Regel als vorbildlich bezeichnet werden.
Im Spielablauf findet man sich schnell zurecht, es erfordert aber einiges an Überlegungen beim Einsatz der Mittelsmänner, deren Stärke durch das teilweise verdeckte Platzieren nur erahnbar ist. Der erfahrene Spieler bezieht natürlich die sichtbaren Mittelsmänner der Mitspieler in seine Planungen ein. Mit etwas Abwägung, die Mittelsmänner vor den Sichtschirmen mit bedacht, ergeben sich oft Rückschlüsse auf die Stärkereserven der Mitspieler. Da auch ein Mittelsmann mit Wert „Null“ wirksam sein kann, wenn er allein eine Gegend bevölkert bzw. bei Gleichstand ein Spieler den Vorrang erhält, kann dieser Mittelsmann verdeckt eingesetzt gute Dienste leisten. Er fordert geradezu einen Gegeneinsatz heraus, denn wer will schon einem Mitspieler umsonst eine Gegend überlassen.
Sehr wesentlich ist die Reihenfolge der Spieler, da der späte Einsatz von Mittelsmännern immer noch die Möglichkeit einer Reaktion oder Nutzung guter Chancen bietet. Daher wird eine Reihenfolgekarte mit hohem Wert i.d.R. begehrt sein und entsprechend hoch durch Mittelsmännern vor den Sichtschirm beboten werden. Häufig müssen diese Mittelsmänner Gleichstände auflösen, hoher Einsatz rechnet sich daher meistens. Die teilweise mächtigen Personenkarten sind nicht zu vernachlässigen, da sie zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt überraschende Wendungen verursachen können. Man hat aber selten den Eindruck, dass dadurch das Spiel zu unkalkulierbar wird. Als schwer einschätzbar erscheint der Markt mit den Skalen für die 4 Edelsteinsorten. Wenn man realisiert, dass man als Besitzer der meisten Steine der wertvollsten Sorte 24 Gold erhält und als Meistbesitzer der Sorte am unteren Ende der Skalen immer noch 12, werden zu große Ressourceneinsätze – also Mittelsmänner – auf dem Markt nicht die beste Strategie sein. Gewinnträchtiger kann das Beherrschen der mittleren Gegenden (Geschäfte) eines Viertels oder des Hafenviertels sein, wo es schwarze Steine gibt. Die Entscheidungen, wo man seine Mittelsmänner einsetzt, sind nie leicht und können je nach Spielermentalität schon einmal zu Wartezeiten führen, gerade wenn zu viert gespielt wird und die Übersichtlichkeit auf dem Spielplan eingeschränkt ist. Doch es lohnt sich - die vielfältigen Möglichkeiten versprechen Spannung über viele Partien, wie die absolvierten mit 3 und 4 Spielern es waren. Versionen für 2, 5 oder 6 Spieler bietet die Website von Ystari.
So bietet sich dem interessierten Spieler mit Ys ein bemerkenswertes Spiel, das gerade die Liebhaber von Mehrheiten-Spielen ansprechen wird.
Rezension Roland Winner
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.