Rezension/Kritik - Online seit 09.06.2003. Dieser Artikel wurde 16764 mal aufgerufen.
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Amerika, 30er Jahre: Der berüchtigte Gangsterboss Al Capone hat gerade erst, mehr oder wenig freiwillig, ins Gras gebissen, da tanzen die Ratten schon auf den Dächern: Bis zu 6 Familienclans rangeln sich um die mafiöse Vormachtstellung, und schrecken dabei vor keiner Hinterhältigkeit zurück. In den Geschäften der Stadt tummeln sich dubiose Gestalten – und ebenso im Hafenbecken, gut verschnürt und mit einem dicken Stein an den Füßen...
Der Spielplan zeigt eine Reihe von Geschäftszweigen, von denen die Großzahl als Geldquelle illegaler Machenschaften dient (z.B. Bank – Bankraub), einige wenige legaler Natur sind, und noch weniger “neutraler Dienstleistung” dienen (z.B. Friseur). Jeder Spieler erhält ein Ablagetableau, auf dem der achtköpfige Mafia-Clan abgebildet ist, sowie je einen Spielchip pro Familienmitglied und acht “Bodyguards”. Die Familienmitglieder sind von unterschiedlicher Wertigkeit: Der “Don” ist stolze 100.000$ wert, die Mama immerhin noch deren 60.000$, der missratene Sohn nur noch 20.000$, Bodyguards sind pauschal 5.000$ wert. Des weiteren erhält jeder Spieler 5 Handkarten, die hauptsächlich den illegalen Geschäften des Spielplans zugeordnet sind – es gibt dabei jedoch vier pro illegalem Geschäft.
Reihum legt nun jeder Mitspieler eine Karte offen und besetzt das Geschäftsfeld der ausgelegten Karte mit einer beliebigen Anzahl von Familienmitgliedern und Bodyguards. Einzige Ausnahme: Der Don duldet nur die Begleitung von Bodyguards, und auch die Mama nimmt maximal einen weiteren Familienspross mit auf krumme Touren. Solcherlei Geschäftemacherei geht so lange einigermaßen friedlich ab, bis ein Spieler ein bereits besetztes Geschäftsfeld mit einer identischen Handkarte beansprucht – dann muss dieser Spieler allerdings in der Summe einen (mind. 5000$) höheren Gegenwert in Clanmitgliedern aufbringen, um das Geschäft an sich zu reißen. Die unterlegene Sippschaft findet die betroffenen Familienmitglieder daraufhin im Hafenbecken wieder – mit einem Beinkleid aus Granit, die Spielsteine sind damit gänzlich aus dem Spiel.
So gestaltet sich das Besetzen von Geschäften stets riskant, einzige sichere Alternative sind Handkarten über legale Geschäfte. Um ein solches zu besetzen genügt ein Bodyguard, und es wird sofort ein Geldbetrag ausbezahlt, der sich am Punktestand des Spielers orientiert. Das Salz in der Suppe, oder in diesem Falle eher das Messer im Rücken, sind die Aktionskarten, die zwar nicht außergewöhnlich zahlreich, aber umso effektiver sind. Da gibt es Karten zu den erwähnten “Dienstleistungen” – einmal ausgespielt, darf ein gegnerisches Clanmitglied nach Wahl eine Spielrunde sinnlos beim Friseur verplempern. Das “FBI” buchtet ein Familienmitglied für die aktive und 2 weitere Runden im Gefängnis ein (es sei denn, man kauft es für seinen Gegenwert heraus). Gerne erpresst man von wohlhabenden Gegenspielern “Schutzgeld” (in Höhe einer beiliegenden Tabelle), übernimmt zwangsweise (und ohne Tote) per “Geschäftübernahme” ein Feld des Gegners durch Familienmitglieder in gleichem Wert oder unterbreitet ein “Angebot, das man nicht ablehnen kann” – und sorgt damit für die Zwangsräumung eines illegalen Geschäftsfeldes.
Am Ende der Spielrunde zählt jeder Bodyguard und jedes Familienmitglied, das nicht im Hafenbecken oder im Gefängnis verschwunden ist, in Höhe seines aufgedruckten Wertes. Für je 100.000 illegal verdiente Dollar darf auf der Punktezählleiste ein Punkt nach vorne gerückt werden (das “gewaschene” Geld geht zurück an die Bank). Die Spielsteine der noch lebendigen Clanmitglieder werden zurückgenommen und erneut 5 Karten verteilt. Wer zuerst eine Million Dollar (Skala: 10) verdient hat, gewinnt.
Capone ist ein richtig mafiöses Spiel – bösartig, hinterhältig, rücksichtslos. Es lebt von der Schadenfreude, gegnerische Clanmitglieder im Hafenbecken zu versenken, und vom ständigen Pokern zwischen riskantem (und lukrativem) Besetzen eines Geschäftsfeldes und der latenten Gefahr, doch noch von einem Gegenspieler gemeuchelt oder vertrieben zu werden. Wohl dem, der gleich zwei oder drei Karten des selben Geschäftsfeldes bekommt – hier sinkt das Risiko immens (aber auch hier sorgte trügerische Sicherheit in unserer Runde schon für das Ableben eines halben Familienclans...). Zum Spielspaß tragen die äußert stimmungsvollen Handkarten und der düstere Spielplan kräftig bei: Alles ist in einer sehr gelungenen Art von Retro-Comicstil gehalten. Lediglich die Spielsteine der Familienmitglieder sind teilweise schwer zu unterscheiden (rot/orange), die Aufkleber mit den Konterfeis nebst schlecht ablesbarem Zahlenwert verdecken die Farbfläche zusätzlich.
Das Spiel selbst spielt sich eingängig und flüssig, die Regeln sind einfach – aber nicht ohne Schwächen in der Spielbalance (s. dazu Variante). Doch trotz solcher Detailmängel ist Capone ein echter Klassiker. Es ist ein wahrhaft boshaftes Spiel, das man sicher nicht mit empfindlichen oder schnell frustrierten Mitspielern in Angriff nehmen sollte. Doch wer einen Hang zu schwarzem Humor hat, Spaß an List und Tücke mitbringt und sich von (auch mal unglücklich frühzeitigen) Schicksalsschlägen durch in den Rücken fallende Mitspieler nicht ins Bockshorn jagen lässt darf sich dieses nervenaufreibende, rabenschwarze Vergnügen einfach nicht entgehen lassen!
Rezension Steffen Stroh
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Capone: 4,8, 15 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Steffen Stroh |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Barbara Winner |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Conny Grimm |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Frank Gartner |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Georg Philipp Burth |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Gerd Stocker |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Marc Genke |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Michael Andersch |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Oliver Grimm |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Roland Winner |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Tommy Braun |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Thomas Wolter |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
09.06.05 von Uta Weinkauf |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
26.10.06 von Udo Kalker - Man hat das Gefühl nicht wirklich was beeinflussen zu können. Das Kartenglück entscheidet zu oft über vermeintlich lukrative Setzmöglichkeiten. Der Wert der Holzmarker ist oft schlecht zu erkennen. |
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07.06.09 von Michael Kahrmann |
Leserwertung Capone: 4.7, 13 Bewertung(en)
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01.04.04 von Karacan - Das Problem mit Capone ist, das es kaum Wiederspielwert hat. Hat man es fünf, sechsmal gespielt, weiss man, das derjenige gewinnt, der ab der dritten oder vierten Runde nur in Legale Geschäfte setzt... die von Kartenglück abhängen. Schade, aus der Spielidee hätte man noch deutlich mehr rausholen können. |
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01.04.04 von Sandra Lemberger - Meine Noten gelten für das Spiel zu viert. Zu fünft oder sechst spiele ich es nicht sehr gerne, weil es sich dann eher zieht. |
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01.04.04 von Georg Schnippering - Dieses Spiel ist meiner Meinung nach stark von den Teilnehmern der Spielrunden abhängig, es ist gemein und rücksichtslos! Aber genau das mag ich daran, einmal so richtig rücksichtslos sein...halt das was im Alltag nicht geht, im Spiel mal ausleben. Und dazu ist die Umsetzung des Themas stimmig und schlüssig. Einziger Kritikpunkt ist die etwas unausgewogene Balance der legalen Geschäfte...aber im realen Leben ist das auch so. |
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01.04.04 von Dietmar Stadler - Capone ist bei uns das Familienspiel Nr. 1 - keines wurde da öfters gespielt... Die Problematik mit den legalen Geschäften ergibt sich in unseren Partien eigentlich nicht, da wenn ein Spieler nur in solche Geschäfte investiert, er mich daher nicht aus einem illegalen Geschäft vertreiben kann und ich somit mehr einnehmen kann als er... |
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30.12.04 von Sarah Kestering |
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26.07.05 von Frank-Philipp Wolfer - Ein schönes Ich-Ärger-Dich-Spiel. Nichts für Leichtbeleidigte ! |
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26.05.06 von Michael Maro Walter - Eines meiner Lieblingsspiele, da das Thema hervorragend umgesetzt ist. Man kann in das Mafia-Milieu eintauchen und seine Gemeinheiten mit locker-sarkastischen Sprüchen aus alten Krimis garnieren. Erhöht den Spielgenuss ungemein - bei den richtigen Mitspielern, die einem nichts schuldig bleiben. |
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11.07.06 von Frank Schaubrenner - Wenn ich nur wüßte warum ich dieses FLOTTE Spiel immer wieder gerne Spiele würde ich es auch hier erwähnen *g*, so muss ich schreiben, es macht in der richtigen Runde einfach richtigen Spass :-) |
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17.03.08 von Michael Kahrmann - Tolles Ärgerspiel! |
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17.03.08 von Maik Bretschneider - Lässt man ab der zweiten Runde einen Großteil der legalen (also weißen) Geschäftskarten aus dem Spiel, verringert sich der Glücksanteil erheblich. Guter Spielfluss und thematisch gesehen eines der Besten im Bereich der "Ärger-Spiele". |
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06.12.09 von Gerd Soba - Dieses Spiel kann man eigentlich nur genießen, wenn man vorher den Verstand abschaltet. Sorry, Leute, da habe ich ein Problem mit. |
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16.01.13 von Stefan - Sehr schönes Spiel, das bei uns trotz des sehr hohen Ärgerfaktors mit Chance zur Schadenfreude und Revance immer wieder auf den Spieltisch kommt. Spielt sich flott und abwechslungsreich. Einfache Regeln. |
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06.02.15 von Gender - Bringt die Stimmung gut rüber. Immer wieder gerne, auch wenn es sehr glückslastig mit den Karten ist. Ein schönes Ärgerspiel |