Rezension/Kritik - Online seit 20.12.2014. Dieser Artikel wurde 6868 mal aufgerufen.
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Womit beschäftigen sich eigentlich Piraten, wenn sie sich auf ihr Altenteil zurückziehen? Als Seeräuber-Rentner investieren die Spieler ihre Ersparnisse auf einer versteckten Pirateninsel in verschiedene Zubehörläden für Freibeuter. Sie steigen damit ins Buisiness für Holzbeine, Voodoopuppen und Galionsfiguren ein. Dabei können sie auf die Hilfe alter Crewmitglieder zurückgreifen.
Zu Rundenbeginn werden die verschiedenfarbigen Würfel gewürfelt. Reihum bilden die Spieler mit den Würfelergebnissen Gebote, indem sie die Würfel auf die Bietzeile verschieben. Jedes Würfelauge entspricht einem Gebot über eine Münze. Nachfolgende Spieler müssen das jeweilige Gebot erhöhen. Ansonsten müssen sie aus der Bietrunde aussteigen. Dafür erhalten sie für jeden im Vorgebot verwendeten Würfel ein farbgleiches Warenplättchen aus dem Vorrat. Außerdem müssen sie eine Aktion eines freien Händlerschiffs ausführen. Gegen Abgabe bestimmter Warenplättchen kann man einen freien Piratenshop übernehmen, offenes Bargeld kassieren, verdeckte Truhenvermögen sammeln, Ereignis- oder Auftragskarten erhalten.
Der Spieler mit dem Höchstgebot zahlt sein Gebot an offenen Münzen und/oder verdeckten Truhenkarten und führt die Aktionen der belegten Bietfelder aus. Er darf jeweils ein freies Gebäude der Halbinsel in der Farbe der Würfel besetzen, die auf den entsprechenden Bietfeldern liegen. Zu Spielbeginn über den Inseln ausgelegte Bonus-/Malusfelder bringen je nach Feld weitere Vor- oder Nachteile (Auftragstausch, Siegpunkt, Bietkarte). Ferner erhält der Spieler durch die Inbesitznahme je eine Münze für jedes freie Gebäude der gerade besetzten Art, sofern nicht das Malusfeld "Schwarze Wolke" über dieser Insel liegt. Durch weitere Bietfelder erhält der Spieler direkte Siegpunkte und darf ein Gebäude mit einem Schloss für den Rest des Spiels blockieren.
Das Spiel endet, wenn ein Spieler sein letztes Crewmitglied auf ein Gebäude gestellt hat. In der Schlusswertung gibt es weitere Punkte für Truhenkarten, Münzen und vor allem für erfüllte Zielkarten (eigene Gebäude einer bestimmten Art, einfache Mehrheit auf der abgebildeten Halbinsel oder für Warenplättchen der aufgedruckten Art).
Zunächst einmal finde ich das Thema des Spiels sehr originell! Als Piraten-Rentner seinen Lebensabend auf einer idyllischen Seeräuberinsel zu verbringen und in Piratenzubehör zu investieren, hat einen gewissen Charme. Dazu passt auch das schöne Material: viele kleine Holzpiratenfiguren mit echten Holzbeinen ;o) sowie ein schön gestalteter Spielplan. Witzige kleine Piratenmännchen tollen über die verschiedenen Inseln. Man kann sie bei Fechtübungen, beim Feiern an der Taverne oder im Wasser beim Fliehen vor Haien beobachten. Die funktionalen Felder und Gebäude sind trotzdem übersichtlich angeordnet. Die Spielregel ist verständlich geschrieben und eigentlich relativ einfach. Einzig der Bietmechanismus fordert eine etwas genauere Aufmerksamkeit des Lesers.
Dieser Bietmechanismus ist auch das zentrale und zugleich gewitzte Element des Spiels. Die Besonderheit dabei ist, dass man seine Gebote nicht nur dafür abgibt, dass man die Auktion gewinnt. Je höher nämlich das eigene Gebot ist, desto höher belaufen sich die Ressourcen-Einnahmen beim Aussteigen aus der Runde. Dadurch bietet man immer mit, selbst wenn man den Zuschlag gar nicht erhalten möchte. Einfach nur, weil man dann selbst mehr Warenplättchen erhält. Bei vielen anderen Bietspielen treibt man das Gebot hin und wieder nur deshalb hoch, damit die Mitspieler den Zuschlag nicht zu günstig erhalten. Bei Grog Island ist das nur ein Nebeneffekt. Das Eigeninteresse steht deutlich im Vordergrund.
Geht man allerdings zu früh zu hoch ran, profitieren auch die Mitspieler mit erhöhten Einnahmen. Deshalb sollte man immer versuchen, die richtige Höhe zum richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Geht man hingegen zu niedrig ran, kann es sein, dass nachfolgende Spieler genau an mein Limit gehen und mich anschließend zum Passen zwingen. Dieses Kalkulieren und Taktieren bei der Abgabe der Gebote hat mir und meinen Mitspielern richtig Spaß gemacht. Gerade dadurch kommt viel Interaktion ins Spiel. Durch die verdeckten Truhenkarten kann man sogar höher bieten als es das eigene Vermögen zulässt. Bleibt man dann allerdings auf einem Höchstgebot sitzen, das man nicht bezahlen kann, geht man die Runde komplett leer aus. Das Bluffen kann also teuer enden, macht aber richtig Spaß, wenn es geklappt hat.
Außerdem muss man in jeder Runde darauf achten, welche Belohnungen man überhaupt erzielen kann. Da man die Würfel in einer bestimmten Reihenfolge legen muss, kann man nicht immer auf jeder gewünschten Insel bauen (z. B. wenn der Würfel der entsprechenden Farbe niedrig gewürfelt wurde). Dadurch kommt ein gewisser Glücksfaktor ins Spiel. Glücksabhängig können auch die Auftragskarten sein, die am Ende die Siegpunkte bringen. Nicht zusammen passende Zielkarten (z. B. mehrere verschiedene Gebäudearten) können Spieler benachteiligen. Da es sich bei Grog Island aber nicht um ein Hochstrategiespiel handelt, hat mich das persönlich nicht gestört.
Da es alle Zielkarten doppelt gibt, entbrennt oftmals ein Wettstreit um bestimmte Positionen. Das hat mir Spaß gemacht. Andererseits kann es auch etwas frustrierend sein, wenn man seine Aufträge nicht erfüllen kann, weil die Positionen von den Mitspielern weggeschnappt oder blockiert worden sind.
Nett ist auch der Mechanismus mit den Bonusschiffen, die nach jeder Runde um eine Position verschoben werden. Dadurch bringen die unterschiedlichen Rohstoffe in jeder Runde einen anderen Vorteil.
Grog Island kam bisher in allen Spielrunden bei Viel- und Gelegenheitsspielern gleichermaßen gut an.
Rezension Frank Lehmann
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
In Kooperation mit der Spielegruppe Panke-Spieler Berlin.
H@LL9000 Wertung Grog Island: 4,0, 4 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
26.11.14 von Frank Lehmann |
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03.12.14 von Mahmut Dural - Grafik gefällt mir persönlich nicht unbedingt, aber entspricht dem Genre, denn es ist eher ein Familienspiel. Und als das, empfinde ich persönlich Grog Island sehr gut. Ich bins Leid immer mit Wenigspielern Zug um Zug oder Ähnliches zu spielen. Endlich mal wieder ein einfaches Spiel mit schönem, pfiffigem Mechanismus. Zu zweit kommt dieser Mechanismus leider nicht zur Geltung, aber zu dritt, zu viert macht es richtig Spaß. Ein empfehlenswertes Familienspiel. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
20.12.14 von Andreas Odendahl - Hab es aufgrund des super Themas auf dem Schirm gehabt. Das Spiel ist dann doch eher enttäuschend. Zwar ist der Versteigerungsmechanismus sehr pfiffig, aber darüber hinaus hat das Spiel eigentlich nichts zu bieten. Vom Thema hatte ich mir mehr erhofft, aber das ist bei einem Spiel dieser Art mir nicht so wichtig. Trotzdem kommt hier weder Piraten- noch Grog-Feeling auf. Eigentlich haben Auktionsspiele des Vorteil, das es kaum Wartezeiten gibt. Bei einer Auktion sind ja immer alle Spieler dabei. Hier ist das aber irgendwie anders. Es gibt teilweise ein paar Wartezeiten, in denen der gerade agierende das ausführt, worauf man grade die ganze Zeit geboten hat. Derjenige wird dann lautstark aufgefordert, doch langsam "ma feddich zu wern"... Wie der Pirat mit norddeutschem Idiom wohl sagen würde... Das Spiel hat aber Potenial irgendwann nochmal auf ne 3 zu steigen. Wüsste nur nicht, wann es dazu mal die Gelegenheit geben könnte... |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
21.01.15 von Udo Kalker - Thematisch und auch optisch lässt "Monkey Island" grüßen ... Super Würfel-Auswahlmechanismus. Leider springt der Funke im Spiel nicht so ganz über. Meist kommt man dann doch nur alle paar Runden mit einem "hohen Höchstgebot" zum Zuge ... bis das Spiel dann schon vorbei ist. |
Leserwertung Grog Island: 4.3, 8 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
03.12.14 von Koeppquist - Für mich die Enttäuschung der Essen-Neuheiten. Spielfreude kommt nicht bei mir nicht auf, man spielt so leidlich vor sich hin |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
03.12.14 von Hans Huehnchen - Funktioniert in allen besetzungen gut, macht zu dritt und zu viert aber am miesten Spaß. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
03.12.14 von Dencer - Mir hat es Spaß gemacht, netter unverbrauchter Mechanismus, schönes Design und als Familienspieler prima. |
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20.12.14 von Dietrich |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
21.12.14 von Marco Stutke |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
23.12.14 von Marco Stutzke |
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25.07.15 von mike - Cleverer Bietmechanismus, schöne Grafik, kurzweiliges Spiel. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
19.04.20 von Gülsüm Dural - Gutes Familienspiel mit schönem (Würfel)-Biet-Mechanismus. Empfehlenswert! Heute nach 5 Jahren sowohl hier als auch bei BGG um eine Note degradiert. |