Spielerei-Rezension
Heute back ich, morgen brau ich, übermorgen hol ich der Königin ihr Kind. Halt, jetzt bin ich zum Schluss doch leicht abgedriftet. Wie vielleicht einige von den „älteren“ Lesern noch wissen, handelt es sich hierbei um einen Spruch aus dem Märchen Rumpelstilzchen. In diesem Fall sollte der Schluss jedoch eher heißen: „übermorgen reinige ich mein Dorf.“ Doch von Anfang an.
In vorliegendem Spiel Beer and Bread vom Verlag Deep Print Games geht es tatsächlich um das Backen von Brot und das Brauen von Bier. Da es dabei wie fast immer bei Spielen um einen Wettkampf geht, streiten diesmal zwei Dörfer darum, welches das am besten hinbekommt. Die beiden Dörfer sind durch einen Fluss getrennt und haben Zugang zu einem von beiden Parteien genutzten Acker, auf dem Weizen, Gerste, Roggen und Hopfen wächst, eben alles, was man für Brot und Bier braucht. Das ebenfalls benötigte Wasser wird einfach aus dem Fluss entnommen. Naja, wenn es trotzdem schmeckt. Alle Zutaten sind in Form von Holzmarkern vorhanden. Auch der Spielplan kommt einem irgendwie vertraut vor, kein Wunder, zeichnet doch Michael Menzel in seiner bewährten Art dafür verantwortlich. In jedem Dorf gibt es neben der Brauerei und Bäckerei noch ein Lager mit neun Plätzen für die oben genannten Güter sowie einen Marktplatz. Das Spiel für zwei Personen geht über sechs Runden, in diesem Fall Jahre. Hierbei wechseln sich fruchtbare und trockene Jahre in schöner Gleichmäßigkeit ab. Zum einen hat das Einfluss auf die verfügbaren Güter, aber, viel interessanter, es wechselt auch der Spielmechanismus.
Gleich ist in jedem Jahr, dass die Felder zu Jahresbeginn bestückt werden. Bleiben wir zunächst bei den fruchtbaren Jahren. In der dortigen Kartenphase zieht jeder fünf Karten. An der Rückseite ist hierbei zu erkennen, ob es sich um Bier oder Brot handelt. Diese werden dann in der Aktionsphase ausgespielt. Nachdem man sich für eine Karte entschieden hat, werden die restlichen gedraftet, also dem Mitspieler weitergegeben. Die Karten sind multifunktional und können auf drei Arten eingesetzt werden. Da wäre als Erstes die Ernte. Jede Karte hat im Erntebereich bis zu drei Güter. Nach dem Ausspielen werden diese vom Acker in das eigene Lager gelegt. Wird eine weitere Karte als Erntekarte ausgespielt, wird diese so angelegt, dass die Erntebereiche aller anderen Karrten noch zu sehen sind. Jedes Gut auf der zuletzt ausgespielten Karte bekommt man nun so oft, wie es auf allen anderen Karten zu sehen ist. Sollte der Lagerplatz nicht ausreichen, muss unter allen Gütern gewählt werden, welche man behalten will. Alle anderen muss man seinem Mitspieler anbieten. Dieser kann sich jetzt entscheiden, welche und wie viele davon er einlagern will. Weiterhin kann eine Karte genutzt werden, um zu produzieren. Hier ist im Rezeptbereich zu sehen, welche Zutaten man braucht. Wurde so Bier oder Brot produziert, gilt dieses auch schon als verkauft und wird in die eigene Bäckerei oder Brauerei gelegt. Allerdings darf in jedem Gebäude nur eine Karte liegen. Kommen wir hiermit nun zur letzten Möglichkeit, eine Karte zu nutzen, nämlich um das eigene Dorf auszubauen. Dort gibt es beispielsweise neue Lagerplätze oder Vorteile beim Produzieren. Auch gibt es Karten mit Vorteilen beim Ernten oder Zusatzpunkten bei der Schlusswertung. Wurde eine Karte auf diese Weise genutzt, darf jetzt noch eine Reinigung der Bäckerei und Brauerei durchgeführt werden, was nichts anderes bedeutet, als dass die dortigen Waren auf den Marktplatz gelegt werden und so wieder Platz zum Produzieren vorhanden ist.
In trockenen Jahren ändert sich die Anzahl der zur Verfügung stehenden Güter, es gibt einfach weniger. Mehr verändert sich beim Spielmechanismus. Alle Karten, die im Jahr zuvor als Erntekarten gespielt wurden, werden jetzt auf die Hand genommen und vom Stapel dann auf fünf ergänzt und es werden noch drei Karten in den Tauschbereich gelegt. Nach dem Ausspielen einer Karte werden diese jetzt auch nicht mehr weitergegeben und anstatt einer eigenen Karte kann auch eine Tauschkarte ausgespielt werden und die eigene wird in den Tauschbereich gelegt.
So werden immer abwechselnd sechs Jahre (Runden) gespielt. Zur Wertung werden nun alle verkauften Waren nach Bier und Brot sortiert und die erreichten Punkte ermittelt. Gegebenenfalls werden diese noch durch Ausbaukarten verändert. Zur Wertung wird nun der niedrigste Wert herangezogen.
Der Einstieg in Beer and Bread ist nicht wirklich schwer und im Laufe weiterer Partien entwickelt sich auch eine gewisse Spieltiefe. Die Spielzüge sind in der Regel schnell und dadurch entstehen keine langen Wartezeiten. Lediglich für was man die Karte verwendet bedarf einiger Überlegung. Sollte man früh im Spiel Lagerausbauten erhalten, sollte man diese nehmen, denn Lagerplatz ist immer zu knapp und eine gute Planung, welche Güter man nimmt, ist unerlässlich. Da man in trockenen Jahren einen Teil der ausgespielten Karten wieder auf die Hand bekommt, weiß man, welche Güter man zur Produktion braucht und kann entsprechend planen. Eines hat sich mir bei dem tollen Spiel allerdings nicht erschlossen: Warum nimmt man einen englischen Titel, wenn es auch anders gegangen wäre? Das erschließt sich mir leider nicht. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, weil Beer and Bread ein absolut empfehlenswertes Spiel ist.
Rezension Volker Sitzler
In Kooperation mit der Spielezeitschrift