Spielziel
Alex Randolph´s „Die guten und die bösen Geister“ ist ein Bluffspiel, welches mit erstaunlich wenig Regeln auskommt, weshalb ich die Einleitung sofort abbreche, da sie sonst länger wäre als das eigentliche Regelwerk. Dafür verspreche ich im Fazit ein wenig weiter auszuholen. :-)
Ablauf
Das Spielfeld besteht aus 6 x 6 Feldern. Jeder Spieler besitzt 4 gute und 4 böse Geister, welche sich durch einen roten oder blauen Markierungsstift unterscheiden und stellt diese so auf, dass der Gegner nicht erkennen kann, auf welcher Position sich ein guter (blau) oder ein böser (rot) Geist befindet.
Die Spieler ziehen nun abwechselnd einen ihrer Geister waagrecht oder senkrecht, vorwärts oder rückwärts. Nur diagonal ist nicht erlaubt. Zieht ein Geist auf ein Feld eines gegnerischen Geistes, wird dieser geschlagen und vom Spielplan entfernt.
Das Spiel endet und gilt als gewonnen, wenn es ein Spieler schafft
a) die 4 guten Geister des Gegners zu schlagen
b) die 4 bösen Geister vom Gegner schlagen zu lassen
c) einen eigenen guten Geist durch ein gegnerisches Eckefeld ins freie zu ziehen.
Fazit
Selten habe ich ein Spiel in so kurzen Worten erklären können, ohne ein wichtiges Detail entfallen zu lassen. Nun stellt sich die Frage, wo bei einem so simplen Spiel überhaupt der Reiz liegt:
Hier lässt sich mutmaßen, dass man nur planlos mit den Figuren in Richtung gegnerische Eckfelder zieht, sich gegenseitig seine Geister schlägt und wenn das auch nicht funktioniert, dann wird schon einer der Spieler eine seiner Figuren durchbringen und das Spiel endlich beenden. Was lässt sich hier taktieren? Ist das nicht alles pures Glück? Kann man dann nicht gleich den Sieger auswürfeln? Schließlich hat man keine Ahnung, wie der Gegner seine Figuren aufteilt!
Auf den ersten Blick mag dies so erscheinen. Im Verlauf der ersten Partien wird sich dieser Eindruck jedoch revidieren. Schlägt ein Spieler alle Figuren, die einem in den Weg gestellt werden, wird er schnell feststellen, dass er plötzlich alle bösen Geister des Gegners geschlagen hat und damit das Spiel verliert. Spielt ein Spieler zu offensichtlich, wird er schnell alle guten Geister vom Gegner geschlagen bekommen.
Bluff ist also angesagt, d.h. teilweise offensiv auf andere Figuren losgehen und hoffen, dass die eigene böse Figur geschlagen wird oder darauf spekulieren, dass der Gegner einen bösen Geist vermutet und den guten Geist verschont. Nicht selten steht man vor einem gegnerischen Geist, würde diesen gerne schlagen, verkneift es sich aber dennoch.
Ein wenig taktischer Spielaufbau ist notwendig: Man sollte niemals eine der Ecken ungedeckt lassen. Dies könnte der andere Spieler nutzen, um einen Durchmarsch zu starten. Mit 1-2 Figuren als Leibwache, kann er leicht seinen guten Geist durchbringen. Also aufgepasst!
Positionieren ist manchmal besser als schlagen: Warum immer gleich die gegnerische Figur schlagen? Manchmal ist es effektiver sich den Figuren in den Weg zu stellen, dadurch evtl. zu erspähen, ob der andere Spieler unbedingt eine Figur durchbringen möchte.
Die Möglichkeiten sind vielfältig und man wird von Spiel zu Spiel seine Taktik ändern (müssen). Man wird nie wirklich wissen, wo der Gegner seine guten oder bösen Geister positioniert hat, aber nach einiger Zeit kann man durchaus ein Gefühl dafür entwickeln und die Taktik des Gegners erahnen.
Spannend wird es spätestens, wenn bereits einige Geister aus dem Spiel sind und der nächste geschlagene Geist spielentscheidend sein kann.
Auch wenn man kein Freund von Kunststoff-Figuren ist, in diesem Fall war es durchaus sinnvoll auf diesen Werkstoff zurück zu greifen, denn Spiele, bei denen die Figuren in keinem Fall unterschieden werden dürfen, birgt Holz das Risiko, kleine optische Differenzen aufzuweisen (hatten wir bereits mehrfach).
Die Geister sehen sogar originell aus und es macht Spaß mit ihnen zu spielen.
Zusammengefasst: „Die guten und die bösen Geister“ ist ein einfaches, schnell zu erlernendes Bluff- und Taktik-Spiel für jung und alt. Aufgrund seiner kurzen Spieldauer sind Revanche-Runden geradezu vorprogrammiert. Wer ein kurzweiliges, einfaches Taktik- und Bluff-Spiel für 2 Personen sucht, könnte hier fündig werden. Dieses Spiel, kam in unseren Runden bei allen Spielern durchweg gut an. Das ist wohl auch ein Grund, warum die Geister noch nach so vielen Jahren immer wieder durch die Spielregale spuken: Geister leben nunmal länger...
Rezension Frank Gartner
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
Weitere Infos
Zur Historie: „Die guten und die bösen Geister“, aus der Feder von Alex Randolf, erschien bereits 1982 unter dem Namen „Geister“ bei Bütehorn, landete auf der Auswahlliste zum Spiel des Jahres 1982, wurde Anfang 92er unter dem neuen Namen in das Programm von Noris aufgenommen und erschien 2001 letztendlich in einem leicht modifizierten neuen Outfit bei Drei Magier. Die Regeln blieben hierbei unberührt. Sie liegen dem Spiel in 3 Sprachen bei (deutsch, englisch, spanisch).