Spielziel
Was?! Du brauchst Geld!? - Kein Problem: Schnell mal eine Runde "Kohle, Kies & Knete" gespielt und Du bist um einige Millionen reicher. Vorausgesetzt Du verstehst es, auch unter leicht chaotischen Verhältnissen den Überblick zu wahren, überzeugender (lauter) als die anderen zu argumentieren und dabei den "Boss" davon zu überzeugen, dass er Dich unbedingt zum Abschluss eines "Deals" braucht.
Ablauf
Aber der Reihe nach: "Kohle, Kies & Knete" stammt aus der Feder von Sid Sackson. Dieser Geniestreich gelang ihm schon 1994. Heute allerdings ist das von Schmidt Spiele veröffentlichte "turbulente Verhandlungsspiel" nicht mehr offiziell im Handel zu beziehen.
Die Millionen werden in diesem Spiel - wie könnte es auch anders sein - im Kreditgewerbe erzielt. Im Spiel können bis zu 15 "Deals" gemacht werden. Der Wert eines "Deals" hängt von der Anzahl der erforderlichen Investoren und vom Fortschritt des Spiels ab. Die sechs Investoren tragen die schillernden Namen "Kris Knetowitz", "Poldi Piepenbrok", "Theo Talerfeld", "Luise Liebgeld", "Ronny Raftzahn" und "Henny Heiermann". Und so findig wie diese Namen gewählt wurden, ist auch alles andere an dem Brettspiel: schlicht, funktionell und alles mit einem Schuss Witz.
Der Spielverlauf ist denkbar einfach: Ein Spieler würfelt und zieht ein Dollarzeichen über die runde "Deal-Straße". Auf dem Zielfeld angekommen, entscheidet er sich, ob er den "Deal" machen oder lieber drei Einflusskarten ziehen möchte. Letzteres ist natürlich nicht besonders aufregend, aber manchmal unbedingt notwendig. Macht jemand allerdings den "Deal", geht es richtig zur Sache:
Auf dem Spielfeld ist vermerkt, welche Investoren für einen erfolgreichen Deal-Abschluss benötigt werden. Und nun versucht jeder, mit dem "Boss" (zuerst der am Zug befindliche Spieler) ins Geschäft zu kommen. Um sich gegen seine Mitstreiter durchzusetzen helfen nicht nur ein lautes Organ und eine gute Argumentation, sondern auch die bereits erwähnten Einflusskarten. Mit ihnen ist es möglich, Investoren auf Reisen zu schicken oder auch die Investoren eines Gegenspielers abzuwerben. Mit dem Ausspielen der Karte "Jetzt bin ich der Boss" wird die Verhandlungsleitung übernommen und eine "Abgelehnt!" - Karte verhindert alles vorgenannte. Lauft ein "Deal", verdient das Spiel tatsächlich die Bezeichnung "turbulentes Verhandlungsspiel"; alle versuchen gleichzeitig(!!) den Verlauf des "Deals" zu ihren Gunsten zu lenken; Abkommen werden gebrochen, Feindschaften in Kauf genommen nur um möglichst gewinnbringend an diesem "Deal" beteiligt zu sein. Von dieser "Deal-Phase lebt das Spiel.
Ist der "Deal" erfolgreich gelaufen, wird der Gewinn ermittelt; dieser ist abhängig von der Anzahl der benötigten Investoren und vom Fortschritt des Spiels. Möglich sind Gewinne zwischen 6 Mio. Und 30 Mio. Je weiter sich das Spiel dem Ende nähert, desto ertragreicher werden die Felder. Die erzielte Summe wird unter den Verhandlungspartnern aufgeteilt.
Üblicherweise haben die Spieler nach einem "Deal" kaum noch Einflußkarten auf der Hand, so daß typischerweise jetzt erst einmal wieder Karten nachgezogen werden. Allerdings dürfen nicht mehr als zwölf Einflußkarten auf der Hand gehalten werden. Eine Einschränkung, damit die Spieler nicht bis zum Erbrechen aufrüsten.
Empfehlenswert ist es, zu Beginn des Spieles den Kartenvorrat aufzustocken, um in Verhandlungen eingreifen oder sich gegen Aktionen der Mitspieler wehren zu können.
Fazit
Kohle, Kies & Knete ist ein astreines Verhandlungsspiel. Turbulenz pur! Nur wenige Spiele verursachten solch wilde Diskussionen am Spieltisch! Ein Argument schlägt das nächste! Und wenn Argumente nicht helfen, werden Karten ausgespielt und damit die getroffenen Verabredungen durcheinander geworfen. Ein Mekka für alle Menschen, die gerne manipulieren und diskutieren, wohl aber ein Fiasko für zurückhaltende Menschen. Eine inhomogene Spielerzusammensetzung führt zwangsläufig zur Benachteiligung der durchsetzungsschwachen Mitspieler.
Wenn aber die Zusammensetzung stimmt, heißt das 45 Minuten kurzweiliges Vergnügen!
Hinweis: Kohle, Kies & Knete wurde 2003 vom amerikanischen Verlag Face to Face-Games unter dem Namen "I´m the Boss" neu aufgelegt, und ist als solches hierzulande im gut sortierten Fachhandel bzw. Internetversand erhältlich (Preis ca. 30-35 Euro). Dem Spiel liegt erfreulicherweise auch eine deutsche Regel bei."
Rezension Frank Gartner
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.