Spielziel
Auf der Suche nach den besten Tees durchqueren die Spieler die ganze Region und stellen möglichst große Schiffsladungen jeweils einzelner Teesorten zusammen. Die zuletzt versandten Lieferungen bringen immer mehr Siegpunkte als die älteren, da die Teeliebhaber natürlich die frischeren Chargen bevorzugen. Aber auch die Beliebtheit einer Teesorte bringt den Spielern beim Verladen Siegpunkte ein. Das Spiel endet sofort, wenn ein Spieler 100 Siegpunkte erreicht hat.
Ablauf
Jeder Spieler hat einen eigenen Teesammler am Rande der Teeplantage platziert, die aus Plättchen in den Farben der verschiedenen Teesorten besteht. Dazwischen befinden sich einige Holzplättchen, die als Städte gelten.
Ein Spielzug besteht aus:
- Punkte kassieren für eigene Teekisten auf Schiffen im Hafen.
- Eigenen Teesammler bewegen und Tee sammeln.
- Teekisten verladen und ggf. Bonuspunkte erhalten.
Zu Beginn seines Zuges prüft man stets, ob man Anspruch auf Punkte aus verladenem eigenem Tee hat, der noch auf einem Schiff im Hafen liegt. Je nach Spielerzahl liegen dort drei bis sieben Schiffe Seite an Seite nebeneinander, beginnend vom Kai hinaus ins Hafenbecken. Je nach Position der Schiffe dort erhält man aufgrund eines Faktors am jeweiligen Liegeplatz mehr oder weniger Punkte. Jedes neue Schiff verschlechtert die Position der schon bzw.noch beladenen Schiffe (der Faktor fällt). Das zuletzt beladene Schiff liegt immer am nächsten am Kai, wo es die meisten Punkte gibt.
Der eigentliche Zug besteht aus der Bewegung des eigenen Teesammlers auf ein Plättchen der Plantage dicht bei ihm, welches er dann erhält und hinter seinen Sichtschirm nimmt. Gegen Abgabe von Siegpunkten kann der Sammler auch nicht direkt erreichbare Felder betreten. Die Plättchen zeigen ganze und halbe Teekisten in einer Farbe. Nimmt der Spieler ein Plättchen mit drei Kistenhälften, erhält er sofort einen Sonderaktionsmarker.
Sollte der Spieler nun eine ausreichend große Ladung Tee in einer Sorte besitzen, kann er sich entscheiden, Tee zu verladen. Hält er sich nicht direkt neben einer Stadt auf, hat er allerdings Ladeverluste von einer Kiste. Eine Ladung muss immer aus ganzen Kisten (auch mehrere zusammengefügte halbe Kisten) bestehen. Nach Abgabe der Plättchen wird das bereits am längsten im Hafen liegende Schiff (am weitesten entfernt vom Kai) geräumt und neu mit den verladenen Teekisten in Form von Holzklötzchen befüllt und in die beste Position im Hafen gebracht, also nah am Kai. Dort schon liegende Schiffe rücken weiter fort vom Kai. Nun kann der verladende Spieler auch noch einmalig für die Ladung Bonuspunkte erhalten. Diese gibt es umso mehr, wie die aktuell verladene Teesorte einige Male nicht die verladene Sorte war bzw. somit andere Teesorten zur Verladung kamen (Nachfragebonus). Bei Verladung von über drei Kisten kommt ein Bonus in Höhe der Kistenanzahl dazu.
Nachfragebarometer ermittelt den Nachfragebonus:
Dort liegen in einer Rinne acht Kugeln in den Farben der vier Teesorten. Bei einer Verladung nimmt man die untere Kugel der entsprechenden Farbe der Teesorte heraus und setzt sie ganz oben in der Rinne wieder ein. Alle fremden Kugeln, die nun zwischen den beiden Kugeln der gewerteten Sorte liegen, bedeuten einen Extrapunkt, was dann bis zu sechs Punkte sein können.
Sonderaktionen:
Beim Verladen von Tee kann man einen Sonderaktionsmarker einsetzen, um entweder einen Ladeverlust zu verhindern oder erhaltene Punkte aus dem Nachfragebonus zu verdoppeln.
Ende des Spiels:
Sofort, wenn ein Spieler Hundert Punkte erreicht oder übertrifft. Nun werden restliche halbe Kisten auf den Plättchen vor den Spielern noch mit je einem Minuspunkt bewertet. Es gewinnt, wer die meisten Punkte erzielte.
Fazit
Die gut bebilderte Spielregel führt ausgezeichnet ins Spielgeschehen ein und lässt keine Fragen offen. Bei der Ausstattung ist zu erwähnen, dass es keinen festen Spielpan gibt, sondern eine Landschaft aus Plättchen, die je nach gewähltem Szenario und abhängig von der Mitspielerzahl unterschiedlich geformt wird. Daneben gibt es einen gerahmten Plan mit großer Aussparung, der die Schiffe aus Holz für die Teekisten beinhaltet und das Nachfragebarometer, ein pfiffiges Instrument zu Vergabe von Punkten. Leider ist das Schachtelformat besonders groß (kein übliches abacus-Format) und mancher wird nicht so begeistert sein, wenn das Spiel Einzug in die Sammlung nimmt und dabei gar nicht gut zu den üblichen Formaten passt.
Tee als Spielthema erscheint zunächst nicht besonders attraktiv. Doch es geht hier nicht ums Wissen um den Tee, sondern um geschicktes Sammeln verschiedener Teesorten und deren Verladung zu einem günstigen Zeitpunkt. Das Sammeln ist dann auch ganz einfach und man spezialisiert sich rundenweise auf eine oder mehrere Sorten. Die Wahl der gerade bevorzugten Sorte hängt davon ab, wieviele Spieler sie aktuell sammeln und ob sie beim Bonus gerade viele Punkte verspricht. Die Kunst des Spielers besteht darin, den richtigen Zeitpunkt der Verladung auf ein Schiff zu erwischen. Je mehr Wertungen anderer Teesorten zuvor erfolgten, umso höher fällt der Bonus für die eigene Sorte aus. Dafür sorgt das innovative System des abschüssigen Nachfragebarometers. Allerdings scheint mir darüber hinaus der Einfluss des Glücks gerade bei der Frachtwertung sehr entscheidend für die Gesamtpunkte zu sein. Da man zu Beginn seines Zuges je eigener Kiste auf einem der Schiffe im Hafen Punkte bei unterschiedlichen Multiplikatoren erzielt, ist es wesentlich, wie lange und bei welchem Faktor die eigenen Kisten im Hafen verbleiben.
Häufig verlaufen Partien in der Weise, dass ein Spieler mehrere Runden je zehn bis fünfzehn Punkte für seine Fracht einheimsen kann, während ein anderer einmal fünf Punkte erzielt und dann keine Kiste mehr im Hafen hat, wenn er erneut am Zug ist. Je nach Häufigkeit der Verladungen profitieren somit Ladungen sehr unterschiedlich, was eben auch ganz gezielt durch die Spieler vorangetrieben oder entschleunigt werden kann. Das variable Wertungsverfahren kann das ziemlich unkalkulierbare, oft taktisch eine Wertung auslösende Verhalten der Mitspieler wesentlich beeinflussen. Da man seine zu erwartenden Punkte somit aber nur vage planen kann, agiert man allein in der Hoffnung auf gut Glück, nämlich einige Runden seine Fracht unbehelligt im Hafen verbleiben lassen zu können. In der Tat erfolgen natürlich Maßnahmen der Mitspieler gegen punktestarke Spieler und es kommt zu vorzeitigen Verladungen und damit Verschiebungen im Wertungsgefüge im Hafen. Einen guten Ausgleich bieten die Sonderaktionsmarker, die damit den Nachteil aufwiegen, den man sich durch das Sammeln der Plättchen mit drei halben Kisten einhandelt, welche nicht immer leicht in Ladungen eingebaut werden können.
In Darjeeling entwickelt sich ein ständiger Wettlauf und Beobachtungskampf darum, wer wann welche Teesorte verladen könnte. Das kann Spaß machen, wenn man sich stets bewusst ist, dass bei Darjeeling mit Strategie nicht viel zu wollen ist, sondern flexibles Handeln je nach Spielsituation erforderlich ist. Und ganz besonders wichtig ist das richtige Timing.
Zu zweit konnte mich Darjeeling leider nicht sonderlich begeistern, da jeder Spieler hier entweder auf ständigen Kampf aus ist oder große Ladungen aufbaut, verlädt und punktet und dann zufällig mit großem Vorsprung gewinnt.
Darjeeling ist ansonsten kurzweilig spielbar und das Plättchensammeln ist auch spannend unter dem Aspekt, dass man selbst vor einem anderen Spieler eine bestimmte Teesorte verladen kann und einen guten Bonus erhält. Noch spannender ist es zu beobachten, wie lange man im Hafen Punkte erhält. Wenn man den häufig auftretenden Verdruss über wenige Punkte im Hafen - ausgelöst durch Aktionen der Mitspieler - verdrängen kann, ist Darjeeling ein schönes Familienspiel und es kann trotz der Unwägbarkeiten ein befriedigendes Spielerlebnis vermitteln.
Rezension Roland Winner
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.