Rezension/Kritik - Online seit 15.06.2011. Dieser Artikel wurde 9306 mal aufgerufen.

Friesematenten

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Autor: Friedemann Friese
Verlag: AMIGO
Rezension: Franky Bayer
Spieler: 2 - 4
Dauer: 45 Minuten
Alter: ab 12 Jahren
Jahr: 2010
Bewertung: 4,6 4,6 H@LL9000
4,5 4,5 Leser
Ranking: Platz 1343
Friesematenten

Spielziel

Friedemann Friese ist ein absolutes Original. Rein äußerlich ist er seit vielen Jahren an seinen grünen (!) Haaren zu erkennen. Aber auch seine Spielideen sind meist sehr originell. Dabei versucht er sich in wirklich vielen Spielegenres, von Logistikspielen über Kartenstichspiele, Eisenbahnspiele, Partyspiele bis hin zu komplexen Wirtschafts- und Börsenspielen. Trotzdem haben alle seine Spiele ihren eigenen Touch. Seine Werke bringt er zumeist in seinem eigenen Kleinverlag 2F-Spiele heraus, sie zeichnen sich dort durch grüne Schachteln und vielen "F" in Titel und Spielgeschichte aus (z. B. Falsche FuFFzger).

Immer öfter gelingt es dem Bremer allerdings, Spiele in größeren Verlagen unterzubringen, was ihm finanziell sicher mehr einbringt. Bei Kartenspielen bietet sich Amigo Spiele regelrecht an, das vor zwei Jahren bereits sein Megastar herausbrachte. Und so findet man heuer im Verlagsprogramm von Amigo gleich zwei Friedemann Friese-Spiele: Stichmeister und Friesematenten. Über Letzteres - ein Remake des bereits vor einigen Jahren in seinem eigenen Verlag erschienenen Spiels - möchte ich in dieser Spielerezension etwas genauer berichten.

Ablauf

Friesematenten ist im Grunde genommen ein Kartenv-Versteigerungsspiel. Die Spieler verfügen anfangs lediglich über ein Startkapital von 60 Euro, am Ende jeder Runde erhalten sie noch ein Grundeinkommen von 30 Euro. Mit diesen finanziellen Mitteln ausgestattet versuchen sie, im Laufe des Spiels möglichst wertvolle Karten zu ersteigern. Dabei kommen vier verschiedene Kartenarten vor, farblich deutlich voneinander zu unterscheiden.

Mit den roten Fabriken erwirtschaften die Spieler vor allem zusätzliches Geld entsprechend ihrer Produktionswerte. Der Begriff "Fabrik" bezieht sich dabei aber nur auf ihre wirtschaftliche Funktion, denn neben der Tabakindustrie, einer Möbelfabrik oder einem Supermarkt finden wir darunter auch Gebäude wie Museum, Bäcker, Galerie oder Bestatter. Einige Fabriken bringen auch Siegpunkte, die am rechten unteren Rand angegeben sind.

Die meisten Siegpunkte bekommt man allerdings mit dem Erwerb eines Statussymbols, dessen Kartenfarbe in gelb gehalten ist. Eine goldene Armbanduhr ist bloß schlappe 4 Siegpunkte wert, eh klar, hat heutzutage ja schon fast jeder. Aber einen rassigen, knallroten Sportwagen (11 Siegpunkte) oder gar eine echte Locke vom "King" persönlich (stolze 13 Siegpunkte), das sind Statussymbole, die einen gesellschaftlich unter die oberen Zehntausend bringen.

Blaue Einflusskarten beziehen sich entweder auf eine einzelne ausliegende Karte oder auf einen Spieler. So verdoppelt etwa der "Supermanager" den Produktionswert einer Fabrik, die Karte "Mega-In" wiederum die Siegpunkte einer beliebigen Karte. "Security" schützt eine Karte gegen direkte Aktionen, und jede Karte "Bauland" erhöht das Fabriksmaximum um 1. Jeder Spieler darf nämlich normalerweise nur 3 Fabriken besitzen und muss eine alte verschrotten, wenn er eine vierte ersteigert.

Bleiben noch die grünen Aktionskarten übrig, die immerhin ein Drittel des gesamten Kartendecks ausmachen. Diese Karten können das sonst so geordnete Geschehen ganz schön durcheinander wirbeln und für reichlich Interaktion sorgen. Die meisten erlauben zum Teil recht böse Aktionen gegen einen oder mehrere Mitspieler, zum Beispiel zerstört der "Berserker" eine beliebige Karte. Selbst wenn eine Aktionskarte für den eigenen Aufbau nicht unbedingt notwendig ist, so überlässt man sie doch sehr ungern seinen Konkurrenten, weshalb gerade bei solchen Karten die Gebote übermäßig in die Höhe schnellen können.

Nun zum Spielverlauf. Jede Runde beginnt mit Phase 1, dem Auffüllen der Börse. Karten, die in der Vorrunde keinen Abnehmer fanden, werden an den Nachziehstapel gerückt. Anschließend werden so viele neue Karten vom Stapel aufgedeckt, dass wie zu Spielbeginn Spielerzahl plus 3 Karten in der "Börse" (der offenen Kartenauslage) liegen. Bei vier Spielern wären das also 7 Karten.

In der 2. Phase können die Spieler beliebig viele noch nicht genutzte Aktions- und Einflusskarten ausspielen, bevor sie in der wichtigsten 3. Phase Karten ersteigern können. Die Karten werden der Reihe nach, beginnend mit der Karte, die am nächsten zum Nachziehstapel liegt, nach den üblichen Regeln versteigert. Das Erstgebot darf das angegebene Mindestgebot nicht unterschreiten, die folgenden Spieler können entweder das Gebot erhöhen oder passen. Wer einmal gepasst hat, kann für diese Karte nicht wieder in die Versteigerung einsteigen. Der letzte noch verbliebene Spieler erhält - wie gewohnt - den Zuschlag, bezahlt sein Gebot an die Bank und legt die ersteigerte Karte offen vor sich ab. Karten, die - mangels Interesse oder finanziellen Mitteln - keinen Käufer finden, werden ein Stück nach oben geschoben. Findet sich auch in der folgenden Runde dafür kein Interessent, kommt sie auf den Ablagestapel. Die Versteigerungsphase dauert so lange, bis jede Karte der Börse enmal angeboten wurde.

Zum Ende der Runde - in der 4. Phase (Produktion und Einnahmen) - erhalten alle Spieler zusätzlich zu einem Grundeinkommen von 30 Euro die Einnahmen aus der Produktion ihrer eigenen Fabriken.

Sobald mindestens ein Spieler nach der Versteigerungsphase 40 oder mehr Siegpunkte ausliegen hat, endet Friesematenten sofort. Sollte dies kein Spieler schaffen, ist das Spiel spätestens dann, wenn der Nachziehstapel zum zweiten Mal leer geworden, ist zu Ende. Es gewinnt natürlich der angesehenste Spieler, also jener mit den meisten Siegpunkten.

Fazit

Wie eingangs erwähnt, hat Friedemann Friese dieses Spiel bereits in seinem Kleinverlag 2F-Spiele herausgebracht. Und zwar in jener Zeit, als gerade Sammelkartenspiele, wie Magic: The Gathering, Pokemon usw. groß in Mode waren. Friese weigerte sich (wen wundert's?), die Karten in die damals übliche Form von seltenen ("rare") und häufiger vorkommenden Karten ("common" und "uncommon") zu unterteilen, sondern bot stattdessen die insgesamt 200 verschiedenen Karten gleichwertig in zufällig gemischten Erweiterungsboxen an. Für Sammler sicher keine optimale Lösung, denn einen kompletten Satz zusammenzutauschen, war nicht so einfach. Grund: Es fehlte - im Gegensatz zu Magic - einfach an Tauschpartnern.

Friesematenten war nämlich in meinem Bekannten- und Freundeskreis alles andere als ein Erfolg. Die Karten waren wohl recht witzig, sowohl was ihre Illustration als auch den Text bzw. ihre Wirkung betraf. Auch das Spiel selbst war ganz in Ordnung, trotzdem sprang der Funke irgendwie nicht über. Es ist der geschickten Redaktionsarbeit vom Amigo-Team zu verdanken, dass sich die Neuauflage wesentlich besser spielt. Zum einen wurde die Grafik überarbeitet und deutlich übersichtlicher gestaltet. Die farbliche Unterscheidung der Kartenarten gab es zwar schon, doch die Piktogramme sind jetzt viel leichter zu erkennen und zudem verständlicher.

Zum anderen und am wichtigsten ist jedoch, dass man die unnötig komplizierten "Marker" aus dem Originalspiel ersatzlos gestrichen hat. Mit diesen wurde damals festgehalten, wie oft der Effekt einer Aktionskarte noch genutzt werden konnte. In der Neuauflage wandert jede Aktionskarte nach einmaligem Gebrauch (statt nach einer auf der Karte angegebenen Anzahl) auf den Ablagestapel, eine sinnvolle Änderung. Einige der eher umständlichen Karten hat man zudem ganz entfernt.

Mit der nun vorliegenden Form kann man durchaus zufrieden sein. Obwohl ich eigentlich kein Liebhaber von Versteigerungsspielen bin, gefällt es mir ganz gut. Durch die am Anfang jeder Runde festgelegte Reihenfolge kommen sogar eine gehörige Portion Taktik und eine Prise Bluff ins Spiel, da man mit seinen Geboten die Mitspieler für die nächsten Karten auszutricksen versucht. Die Aktionskarten sorgen obendrein für viel Wirbel und - ja, der Begriff muss jetzt einfach fallen - Fiesematenten. Die witzigen Zeichnungen und die vielen schrägen, ironischen (Karten-)Ideen bringen mich sowieso immer wieder zum Schmunzeln. Ich bin zwar der Meinung, dass auch diese gelungene neue Version von Friesematenten nicht der absolute Renner wird, aber es wird mit Sicherheit öfter aus dem Spieleregal hervorgekramt werden als das Original, wenn es mal ein schräges Versteigerungsspiel sein soll.

Der kleine Zusatz "Set 1" auf der Spieleschachtel lässt vermuten, dass da noch ein paar Erweiterungen nachkommen. Man darf gespannt sein, was sich Friedemann Friese und Amigo Spiele in Zukunft noch alles einfallen lassen werden ...

Rezension Franky Bayer

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Friesematenten: 4,6 4,6, 5 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 03.01.11 von Franky Bayer - Schön, dass das alte 2F-Spiel wieder erhältlich ist.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 22.11.10 von Rene Puttin
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 29.01.11 von Andreas Molter
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 13.06.11 von Rainer Harke - Obwohl es ein Versteigerungsspiel ist, gefällt es mir gut. Liegt wohl daran, dass das Ersteigern von Karten nicht alles ist in diesem Spiel.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 15.11.12 von Michael Andersch

Leserbewertungen

Leserwertung Friesematenten: 4,5 4.5, 12 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 26.11.10 von Tim Mertens
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 26.11.10 von Detlef Vanis - Firedemann hat da schon wesentlich lustigeres und besseres geschaffen.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 26.11.10 von Wolfgang Heidenheim
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 26.11.10 von Braz - das spiel gefällt mir sehr gut. Zu zweit würde ich dem SPiel 5 Punkte geben, mit mehreren war es mir zu beliebig und es hatte mir weniger gefallen. Von daher würde ich dem Spiel gesamthaft 4 Punkte geben (5 Punkte für das Spiel zu zweit und 3 Punkte für das Spiel mit mehr als 3 Personen).
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 26.11.10 von Robin S. - Habe noch die alte Version von 2F, aber das Spiel ist immer wieder neu, und man kann seinem Gegenüber schön ärgern. Zu Zweit sehr empfehlenswert.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 26.11.10 von vanM - Netter Absacker mit witzigen Zeichnungen.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 26.11.10 von Christof Lehr - Cool! Ein echter Friese ...
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 31.12.10 von JonTheDon - Sehr lustiges, chaotisches Spiel. Erinnert mich vom Spielgefühl her an Spank the monkey. Einige Regelunklarheiten. Wer an Chaos und fiesen Aktionen Spaß hat, wird dieses Spiel lieben.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 26.01.11 von Wolfram Dübler-Zaeske
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 17.06.11 von Pajdl
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 05.10.14 von Hans Huehnchen - Allein schon gut, mit Set 2 noch besser.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 04.01.15 von Pau - Irgendwie alles bekannt: Standard-Versteigerungsmechanik und sonst gibt es Geld, Siegpunkte und Karten, um die Mitspieler zu ärgern. Letzteres sorgt dafür, dass es zwar sehr interaktiv wird, dafür aber einen starken Königsmacher gibt. Für mich nur duchschnittlich.

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