Spielziel
Der geschulte Leser wird wohl zurecht vermuten, bei „À la carte“ gehts ums Essen, genauer ums Kochen... Moment, das hatten wir doch schon? Richtig, eine Neuauflage, bei der wieder die Punkte für gelungene Gerichte oder drei mit Sternen ausgezeichneten Leckereien über den Sieger entscheiden.
Ablauf
An dieser Stelle sei auf die Ablaufbeschreibung der vorherigen Auflage verwiesen. Hier werden die Änderungen aufgeführt.
Das hat sich geändert:
- Damit die Köche beim Zählen ihrer drei Aktionen nicht durcheinander kommen, gibt es jetzt drei Kochlöffel, welche die Aktionen anzeigen und nach und nach an den nächsten Spieler weitergegeben werden
- Das Kaffeekränzchen gibt es so nicht mehr. Stattdessen gibt es Kaffeetassen, von denen jeder zu Spielbeginn eine bekommt. Durch das Würfeln mit dem Heizwürfel können weitere gezogen werden. In jedem Spielzug darf eine Kaffeetasse eingesetzt werden. Durch die Kaffeetassen können beispielsweise zwei Herde vertauscht, bei Mitköchen nachgewürzt, ein Doppelzug gespielt oder die Hitze des eigenen Herds reduziert werden
- Die Gerichte sind nun in unterschiedliche Farben (für die Schwierigkeit) unterteilt. Ein Koch muss nun Gerichte in unterschiedlichen Farben kochen
- Für versaute Gerichte (verbrannt oder verwürzt) gibt es jetzt einen Abfalleimer und keine Minuspunkte mehr
- Auch ist das "vom Herd nehmen" eines Gerichts keine Aktion mehr
Das ist neu:
- Crêpe
Jeder Koch kann sich bei der Auswahl eines neuen Gerichts auch einmal für einen Crêpe entscheiden. Mit einem Crêpe in der Pfanne ändert sich der Zug des Spielers. Zuerst muss er heizen und hat anschließend in seinem Zug zwei Versuche, um den Crêpe in der Pfanne zu wenden. Für Crêpes gibt es keine Sterne, allerdings 5 Siegpunkte
- Sterne für gelungene Gerichte
Wenn bei einem fertigen Gericht exakt die geforderten Gewürze verwendet wurden und auch kein Körnchen Salz herein geraten ist, hat das Gericht einen Stern verdient
Das Spiel endet, sobald ein Koch fünf fertige Gerichte geschafft hat. Sieger ist, wessen Gerichte in Summe am meisten Siegpunkte eingebracht haben. Sollte ein Koch für drei Gerichte mit Sternen ausgezeichnet worden sein, hat er selbstverständlich gewonnen - Siegpunkte spielen dabei keine Rolle.
Fazit
Für mich gehört dieser Klassiker zu den besonderen Spielen.
Bei der Ausstattung wurde in dieser Auflage mehr Aufwand betrieben, dazu gehört Material und Grafik. Dies ist lobenswert. Der Herd (Modell "Schmiel 2009") ist durch das Rad für die Temperatur deutlich eleganter als die Büroklammer der vorherigen Version. Die Gerichte haben nun nicht nur den Namen, sondern auch per Grafik ein Bild bekommen. Jetzt bleibt es also nicht mehr der persönlichen Vorstellungskraft überlassen, wobei die Bilder natürlich durch die skurrilen Namen der Gerichte nicht unbedingt Appetit anregend sind.
Leider sind bei den Gewürzstreuern die schönen Korken einfachen und sehr fest sitzenden Plastikdeckeln zum Opfer gefallen, so dass wir diese während des Spiels einfach offen gelassen haben. Das Öffnen der Gewürzstreuer mit den Korken hatte für mich immer zum Spielgefühl gehört und ist jetzt verschwunden.
Zur Spielregel gibt es nicht viel anzumerken. Ich hatte keine Probleme beim Regelverständnis.
Das Spiel hat sich nur in einigen Teilen verändert.
Die Kochlöffel hatte ich zunächst für unnötig empfunden, das können sie in einigen Fällen auch tatsächlich sein. In anderen Partien fügten sie sich unkompliziert in das Spielgeschehen ein und kein Spieler hat sich daran gestört.
Durch das Wegfallen der Minuspunkte für versaute Gerichte und die Farbregelung der Gerichte entsteht eine höhere Ausgeglichenheit für das Spielergebnis. Leider hat dadurch das Vertauschen der Töpfe an Bedeutung verloren. In der vorherigen Version kam es gerne mal vor, dass ein Koch mit seiner letzten Aktion das Gericht fertigstellen konnte, aber leider keine Aktion frei hatte, um das Gericht zum Herd zu nehmen - geradezu eine Einladung zum Kaffeekränzchen, um einen Tausch der Herdplatte samt Topf zu versuchen. Natürlich gibt es den Herdtausch immer noch als Kaffeetasse, kann aber jetzt nur dazu genutzt werden, ein möglichst weit gediehenes Gericht zu mopsen. In meinen Spielrunden ist es von den Spielern gar nicht genutzt worden. So ist mir mit Bedauern eine Prise Interaktion verloren gegangen, die ich sehr geschätzt habe.
Die Sterne für Gerichte sind eine schöne Idee, in meinen Partien konnte bislang kein Koch den Sieg durch drei errungene Sterne ergattern, aber jeder war stolz darauf, ein Sterne-Gericht gezaubert zu haben.
Die Crêpes bereichern das Spiel eindeutig, denn das Wenden in der Pfanne sorgt für erweiterten Spaß neben dem altbewährten Würzen - ein eindeutiges Plus für die Wiederauflage.
Schön ist es, dass dieses Schmuckstück nun wieder seinen Platz in vielen Spielesammlungen finden kann.
Rezension Hans-Peter Stoll
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.