Rezension/Kritik - Online seit 28.03.2022. Dieser Artikel wurde 4050 mal aufgerufen.
Direktlinks zu den Rezensionsblöcken |
|
|
"Endlich hast du sie gefunden! Eine neue Welt, unberührt und noch nicht erkundet."
Mit diesen Worten fängt die Spielregel des neuesten Ravensburger-Spiels Explorers an. Unwahrscheinlich also, dass die Handlung auf der Erde des 21. Jahrhunderts spielt. Mit Google Earth und zahlreichen Spionage-Satelliten wurde schließlich bereits jeder Quadratmillimeter unseres schönen blauen Planeten kartographiert. Außerdem soll es dort schwebende Felsen geben, ein untrügliches Zeichen, dass das Ganze wohl eher im Reich der Fantasie anzusiedeln ist. Egal, machen wir uns auf den Weg, die Landschaft zu erkunden!
Wir bekommen alle unsere eigene Spielertafel. Die Landschaft muss zuerst aber mal aufgebaut werden. Dazu werden zufällig vier der acht vorhandenen Landschaftsplättchen beliebig in die große Aussparung der Tafel platziert. Jedes Plättchen ist in 64 Felder (ein 8 x 8-Raster) mit vier unterschiedlichen Geländetypen unterteilt: Gewässer (blau), Wüsten (gelb), Gebirge (grau) und Grasland (grün). Die Anordnung der Landschaftsplättchen muss übrigens bei allen exakt gleich sein. Jenes Dorf, das am nächsten zur Mitte liegt, wird zum Startdorf. Dieses markieren wir mit einem Kreuz und wählen einen angrenzenden Geländetyp, auf den wir ebenfalls 3 Kreuze setzen.
Die Expedition geht über 4 Runden zu jeweils 7 Zügen. In jeder Runde werden zu diesem Zweck die 8 Erkundungskärtchen, welche jeweils 2 Optionen bieten, gemischt und eines davon unbesehen zur Seite gelegt. Jeder Spielzug ist dann in 2 Phasen gegliedert. In Phase 1 deckt der aktive Spieler das oberste Erkundungskärtchen auf und wählt seinen Geländetyp. In Phase 2 setzen wir alle anschließend Kreuze. Der aktive Spieler setzt 3 Kreuze auf den von ihm gewählten Geländetyp. Alle anderen Spieler können wählen, ob sie 2 Kreuze auf denselben oder lieber 3 Kreuze auf den anderen auf der Karte angegebenen Geländetyp setzen.
Die Regeln für das Ankreuzen sind einfach. Selbstverständlich muss jedes Kreuz orthogonal neben einem bereits angekreuzten Feld sein und dem gewählten Geländetyp entsprechen. Einige Felder tragen zusätzlich Symbole, welche sich entweder sofort, im weiteren Spielverlauf oder am Rundenende auswirken.
Ein Pferd erlaubt beispielsweise, sofort ein weiteres Kreuz auf einen beliebigen Geländetyp zu setzen. Äpfel, Karotten und Fische gelten als Proviant und bringen uns am Ende einer Runde Punkte ein. Schlüssel brauchen wir, um überhaupt Tempel erkunden zu dürfen, welche dann auch wertvolle Siegpunkte wert sind. Landkarten ermöglichen es uns, einen vorgegebenen Geländetypen zu ignorieren und stattdessen gleich 4 Kreuze auf einen Geländetyp unserer Wahl zu setzen. Edelsteine schließlich werden gesammelt und sorgen am Ende jeder Runde für Extrapunkte.
Nach dem siebten Spielzug endet eine Runde, und wir notieren uns Punkte abhängig vom angekreuzten Proviant und den gesammelten Edelsteinen. Am Ende der vierten Runde kommt es zur Endabrechnung, bei der zusätzlich noch die Punkte für die erkundeten Tempel und die besuchten Dörfer vergeben werden. Haben wir insgesamt die meisten Punkte erzielt, haben wir uns als der größte Entdecker erwiesen.
Von der Beschreibung her dürfte schon klar sein: Wir haben es hier bei Explorers mit einem typischen Vertreter des Genres "Flip & Write-Game" zu tun, einer Spielegattung also, bei der eine aufgedeckte Karte vorgibt, welche Felder auf dem eigenen Wertungsblatt angekreuzt werden können. Eine Spielegattung zudem, welche einen schnellen Einstieg ohne stundenlanges Regelstudium ermöglicht.
Im Gegensatz zu vielen "Flip & Write"-Spielen sind es hier aber nicht einfache Karten und dünne Blätter aus Papier, sondern ziemlich stabile Kartonteile. Der modulare Aufbau aus Landschaftsplättchen und Wertungsplättchen, welche in einen praktischen Rahmen gesteckt werden, schafft außerdem viel Abwechslung.
Durch Folienbeschichtung und abwischbare Stifte kann alles wiederverwendet werden, was ich persönlich sehr begrüße. Allerdings waren in meinem Exemplar gleich drei der vier Stifte von Beginn an fehlerhaft, weshalb wir uns mit Stiften aus anderen Spielen aushelfen mussten. Die schlechte Qualität der Stifte passiert nicht zum ersten Mal bei Ravensburger, der Verlag sollte sich schleunigst nach einer besseren Quelle umsehen. Explorers bekommt von mir daher - trotz der umweltfreundlichen Grundidee - vom Material her einige Abzüge.
Die variable Anordnung der Landschaftsplättchen gestaltet das Spiel schon von vorneherein recht abwechslungsreich. Zusätzlich bietet Explorers aber noch eine Experten-Variante, bei der die anspruchsvolleren Rückseiten der Wertungsplättchen, sowie die nicht verwendeten Landschaftsplättchen zum Einsatz kommen. Je nach gewünschtem Schwierigkeitsgrad werden 1 bis 3 Landschaftsplättchen umgedreht. Die Erfüllung der darauf angegebenen Aufgaben bringt zusätzliche Siegpunkte. Diese Aufgabenplättchen sorgen für einen gesteigerten Wiederspielreiz, da man seine Spielweise nach den geforderten Kriterien anpassen muss.
Die Interaktion erfolgt - wie bei den meisten Spielen dieses Genres - eher indirekt, da ja jeder hauptsächlich mit der Erkundung seiner eigenen "Welt" beschäftigt ist. So wird der jeweilige Startspieler bei der Wahl seines Geländetyps nur selten die Tafeln seiner Mitspieler berücksichtigen. Relevante Überschneidungen gibt es lediglich bei den Tempeln und bei einigen Aufgabenplättchen, bei denen es wichtig ist, sie möglichst vor seinen Mitspielern zu erkunden bzw. zu erfüllen, um mehr Punkte zu kassieren.
Beschränkte interaktive Möglichkeiten mit anderen Spielern, das ist zur gleichen Zeit ein positives Kriterium für Solo-Spiele. Und so verwundert es keineswegs, dass auch für Explorers eine Solo-Variante angeboten wird. Die Grundregeln bleiben gleich, mit Ausnahme der Geländewahl des Erkundungskärtchens, sowie der Punktevergabe für Tempel und besondere Aufgabeplättchen. Eine Erfolgsskala verrät dann, wie gut man sich geschlagen hat, von "Hast du den Kompass vergessen?" (unter 80 Punkte) bis zu "Größter Entdecker aller Zeiten!" (über 120 Punkte). Allerdings muss ich hier einen kleinen Kritikpunkt anbringen: Spielt man mit der Rückseite des Edelstein-Wertungsplättchens, erhält man im Schnitt um 25 bis 30 Punkte weniger als mit der Vorderseite, was in der Erfolgsskala aber nicht berücksichtigt wird. Beim ersten Mal habe ich mich deshalb gewundert, dass ich von einem erfolgreichen Entdecker plötzlich zu so einem Loser mutiert bin ...
Auch wenn man mit der Zeit Erfahrung gewinnt und immer mehr Tricks kennen lernt, seinen Score zu verbessern und sich an die jeweils geforderten Aufgaben anzupassen, bleibt doch ein gewisser Glücksfaktor bestehen. Wenn partout nicht die richtigen Geländetypen auftauchen wollen oder die Erkundungskärtchen vom Startspieler stets unvorteilhaft (höchstens 2 Kreuze) ausgelegt werden, wird man kaum oder nur mit Mühe ein besseres Ergebnis erzielen können als seine Mitspieler. Die angenehm kurze Spieldauer von ungefähr 20 Minuten relativiert dies jedoch ausreichend. Aufgrund der positiven Resonanz in meinen Spielrunden (und auch wegen des ungebrochenen Reizes der Solo-Variante) kann man es als gelungenes "Flip & Write"-Spiel betrachten, dessen kleiner Materialfehler bei den Stiften hoffentlich bald ausgemerzt sein wird.
Rezension Franky Bayer
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Explorers: 5,0, 5 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
10.01.22 von Franky Bayer - Gelungenes Flip & Write, bei dem die Spieler durch die Vorgabe von Erkundungskärtchen ihre eigenen Landschaftsplättchen ankreuzen, um auf die eine oder andere Weise Punkte zu erzielen. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
08.11.21 von Udo Kalker - Nettes Flip & Write, dass die Entdeckung der Landschaft umsetzt. Wie bei vielen Spielen dieser Art kreuzt jeder parallel vor sich an, so dass man kaum mitbekommt, was die anderen da gerade tun. Macht aber trotzdem Spaß; auf Dauer könnte aber die Varianz der Bonusplättchen ein bischen wenig sein. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
27.11.21 von Michael Kahrmann |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
05.12.21 von Roland Winner - Das Spiel kam in unserer Vielspielerrunde (!) gut an. Macht Spaß. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
28.03.22 von Frank Gartner - Sehr gelungenen... und bei uns haben die Stifte alle funktioniert :-). |
Leserwertung Explorers: 3.8, 8 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
19.09.21 von Hans Huehnchen - Explorers ist ein sehr angenehmes Flip&Write mit sehr variablem Spielplan und vielen Wertungsmöglichkeiten. Dabei ist Explorers erstaunlich wenig glückslastig, nie verkopft oder grüblerisch, sondern ein fluffiges, familientaugliches Wohlfühlspiel, bei dem mir als Vielspieler nicht langweilig ist. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
31.10.21 von Peter Steinert - Okay, also zunächst muss ich sagen, dass EXPLORERS ein richtig gutes Ding ist, vielleicht sogar der bisher beste Titel des Autors! Die kompakte Schachtel kommt mit reichlich Material aus abwischbarer, dicker Pappe. Modulare Tableaus und Wertungsplättchen setzen konsequent auf Varianz und kratzen gelegentlich sogar am Kennerspiel-Niveau. Der Wiederspielreiz ist dadurch wirklich enorm. Aber was macht Ravensburger? Der Verlag produziert alles einen Tick zu klein und packt auf der Zielgeraden auch noch Filzstifte des Grauens dazu: Diese malen so dick, dass sie zwar überdeutliche Kreuze erzeugen, zum Schreiben von Ziffern auf den zu kleinen Wertungsfeldern aber komplett ungeeignet sind. Am Ende dieser Mischung aus "Dizzle", "Noch mal" und "Kingdom Builder" offenbart sich darum stets eine eher abstoßende Optik. Die Laminierung zeigt leider Schwächen und löst sich bei unserem Exemplar an einigen Stellen. Störend ist auch, dass sich 1 Regeldetail nur mit Blick in den englischen Regeltext klären lässt - und ein zweites gar nicht (in beiden Fällen geht es um Auftragsplättchen). Das alles ist etwas schade, weil hier meiner Meinung nach ein Kracher vorliegt, den man guten Gewissens größer hätte produzieren können und für den ich sofort auch 30 Euro hingelegt hätte. Trotzdem: SdJ-Nominierung, ick hör dir trapsen... ;-) |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
16.11.21 von Rebhagemann - Für mich ist es ein Spiel, das echt süchtig macht. Da es die App-Umsetzung zeitgleich mit der Veröffentlichung gab, habe ich es endlos online gespielt. Wie bei allen Spielen dieser Art spielt man sowieso im Grunde solo, also ist es ein super Solo-Spiel. Inzwischen finde ich es nur irritierend, dass es mir nicht gelingt, über einen bestimmten Punktestand hinauszukommen. Deshalb denke ich, dass es hier kaum eine Lernkurve gibt und das Spiel mit einiger Erfahrung nur noch glückslastig ist. Nach sehr vielen (!) Partien ist es dann leider doch irgendwann ausgespielt. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.01.22 von Koeppquist - Teile die überschenglichen Bewertungen nicht. Für mich viel "Altes in neuem Gewand" |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
15.01.22 von Der Fisch - Explorers ist ein Flip-and-Write, das alles so ein bisschen enthält, aber Vieles auch wieder nicht. Nach und nach werden Plättchen aufgedeckt auf denen zwei Feld-Typen abgebildet sind. Eines wählt der aktive Spieler, das andere darf der andere Spieler "straffrei" nutzen oder ansonsten weniger Kreuze machen. Dabei werden auf einem Feld Kreuz neben Kreuz gesetzt und die Boni auf den umliegenden Rahmen eingezeichnet. Hierfür gibt es entweder wieder Punkte oder Möglichkeiten für weitere Ankreuz-Optionen. Doch die vielen Ideen sind nicht so wirklich ausgereizt: zwar ist das Spielfeld modular, im Wesentlichen gibt es aber nur eine einfache und eine komplexere Variante. Auch der Ankreuzbereich selbst ist weniger motivierend, zu sehr scheint alles durcheinander gewürfelt - allerdings sorgen hier verschiedene Startaufstellungen für mehr Abwechslung. Die Punkteoptionen werden eher nacheinander abgegrast, eine wirkliche Taktik ist kaum möglich. Die Ikonografie und kleinere Regeldetails sind zudem nicht selbsterklärend, was es zusammen mit der Tatsache, dass es nur bis vier Personen geeignet ist für verschiedene Konstellationen weniger geeignet macht. Schade, für mich bleibt "Silver & Gold" die deutlich bessere Alternative vom gleichen Autoren. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
29.03.22 von Tim Mertens - Ich teile die überhohen Bewertungen nicht. Ja, es ist ganz nett, aber ich habe schon Besseres gespielt, auch viel Besseres an Flip/Roll & Write. Kommt irgendwie alles bekannt vor, nicht viel Neues. Und das Cover gefällt mir persönlich überhaupt nicht. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
29.03.22 von Tim - Ganz nett, aber etwas zu eintönig für die relativ komplizierte Wertung. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
25.09.22 von Winni - Man nehme etwas Kingdom Builder, etwas Kartograph, und ganz, ganz viel rein solitäres Optimiergekreuzel. Fertig ist Explorers. Am Ende einer Partie haben wir 30 min vor uns hinmarkiert, ab und zu die Scores verglichen - aber eigentlich interessiert nicht, was die anderen so machen. Mittlerweile ist eben der x-and-write-Markt gesättigt und die Standards sind gesetzt - Explorers bleibt leider deutlich dahinter zurück, und ich bin des solitären Markierens, Abstreichens oder Ankreuzens auch irgendwie überdrüssig. Die Variation durch die verschiedenen Landschaften, die Expertenvariante und die Aufgaben ist gern genommen, aber sie variiert eben nur das gleiche Kernproblem, Abhilfe schafft sie nicht. |