Rezension/Kritik - Online seit 19.08.2022. Dieser Artikel wurde 4850 mal aufgerufen.
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"Recycling" ist eines der Modewörter unserer Zeit, so wie Nachhaltigkeit, CO²-neutral, klimafreundlich, etc. Dass man dies nicht nur mit unseren knappen Ressourcen machen kann, sondern auch mit Spielideen, führt uns Kultautor Uwe Rosenberg ein ums andere Mal vor. Auf Agricola folgten Le Havre, Ora et Labora und Arler Erde, in denen die zugegebenermaßen genialen Spielideen geschickt variiert, abgeändert, mit einem Wort: "recycelt" wurden.
Auch beim vorliegenden Framework hat er dieses Prinzip angewandt, denn wie schon bei Nova Luna und bei Sagani gilt es auch bei diesem Legespiel, die Plättchen so in seine eigene Auslage zu platzieren, dass mit den darauf befindlichen Rahmen die Bedingungen damit verbundener Aufgabenfelder erfüllt werden.
Das Spielmaterial besteht natürlich hauptsächlich aus Plättchen, logisch für ein Legespiel. 120 quadratische Plättchen werden zu Beginn in einen großen Stoffbeutel gestopft. Außerdem erhält jeder Spieler 22 Spielsteine einer Farbe und legt diese vor sich ab.
Auf den Plättchen finden sich bis zu zwei verschiedene Informationen. So können auf einem Plättchen bis zu drei Rahmen (in fünf verschiedenen Farben) abgebildet sein. Außerdem kann ein Plättchen bis zu drei Aufgaben aufweisen. Die Farbe einer Aufgabe definiert, welche Rahmenfarbe daran angelegt sein sollte, die Zahl hingegen, wie viele Rahmen der entsprechenden Farbe mindestens waagrecht und/oder senkrecht angrenzend liegen müssen, um die Aufgabe zu erfüllen.
Der Spielablauf ist simpel. Der Spieler mit dem Beutel ist Startspieler dieser Runde. Er zieht um 1 Plättchen mehr aus dem Beutel als Spieler mitmachen und legt diese offen aus. Beginnend bei ihm wählt jeder Spieler reihum eines davon aus und baut es in seine persönliche Auslage ein. Der Startspieler erhält dann auch noch das verbliebene Plättchen, welches er einbauen muss. Danach wird der Beutel an den nächsten Spieler im Uhrzeigersinn weitergereicht.
Erfüllt ein Spieler eine Aufgabe, indem mindestens so viele Rahmen in der Farbe orthogonal anliegen, wie es die Aufgabe erfordert, legt er einen seiner Spielsteine darauf. Gelingt es einem Spieler, seinen letzten Spielstein auf eine erfüllte Aufgabe zu stellen, gewinnt er das Spiel, und die Partie ist augenblicklich beendet.
Jedes Spiel sollte für sich betrachtet rezensiert, bewertet und beurteilt werden, aber wenn schon ein Spieleautor von sich selbst abkupfert, muss er sich auch meiner Meinung nach einen Vergleich mit den anderen Spielen gefallen lassen. Und der Leser hat ebenfalls ein Recht drauf, über die Unterschiede und Ähnlichkeiten zu erfahren.
Die Grundidee der dualen Funktion der Plättchen, welche also gleichermaßen als Aufgabenstellung und als Teil deren Erfüllung fungieren, stammt ja nicht von Uwe Rosenberg, wie er auch vorbildlich in der Spielanleitung von Nova Luna erwähnte. Der Niederländer Corné van Moorsel - den Rosenberg auch als Co-Autor nannte, hat sie erstmals in seinem Spiel Habitats (erschienen 2016 in seinem Eigenverlag "Cwali Games") verwendet.
Wenn sich auch alle 3 Rosenberg-Spiele in ihrem spielerischen Kern ähneln, gibt es doch ein paar Unterschiede. Der auffälligste ist die thematische Einkleidung. Während sowohl Nova Luna als auch Sagani eine Hintergrundgeschichte erhielten, ist Framework - wahrscheinlich bewusst - sehr abstrakt gehalten. Es geht bloß um farbige Rahmen und Zahlen, ohne dass dem Geschehen irgendein Thema übergestülpt worden wäre.
Dementsprechend schwierig ist die grafische Gestaltung. Illustrator Lukas Siegmon hat dies recht geschickt gelöst, indem er jeder Rahmenfarbe eine andere Struktur verliehen hat. So sind die braunen Rahmen mit Holzmaserung, die blauen in metallischem Design, die gelben als Stoffkordeln gezeichnet, die roten in Ziegelmuster und die grünem mit floralen Elementen. Dies fördert die Übersichtlichkeit. Lediglich jene Aufgaben, welche die Verwendung von zwei unterschiedlichen Farben erlauben, sind nicht leicht zu erkennen.
Einen weiteren Unterschied finden wir in der Art und Weise, wie man an Plättchen gelangt. Bei Framework werden die Plättchen zufällig aus einem Beutel gezogen. Der Startspieler hat zuerst Zugriff auf das aktuelle Angebot, muss dafür aber auch das übriggebliebene Plättchen nehmen und zwingend einbauen, auch wenn es gar nicht in seine Auslage passt. Mit dieser simplen Prozedur spielt es sich wesentlich einfacher, aber auch eine Spur weniger taktisch als vor allem Nova Luna.
Ebenfalls leicht verständlich ist bei Framework die Regelung, welche Plättchen für die Aufgabe zählen. Es gelten nur einzelne oder orthogonal miteinander verbundene Plättchen mit passendem Rahmen, von denen zumindest eines direkt an das entsprechende Aufgabenplättchen angrenzt. Dies ist manchmal nicht so einfach zu überblicken. Es ist allerdings jederzeit möglich, nachträglich einen Spielstein einzusetzen, wenn man später merkt, dass man eine erfüllte Aufgabe übersehen hat.
Den größten Unterschied - und gleichzeitig auch eine gelungene Simplifizierung - ist die Siegbedingung. Sowohl bei Nova Luna als auch bei Sagani brachten erfüllte Aufgaben Siegpunkte. Die Spielsteine als knappe Ressource mussten dafür clever eingesetzt werden. Bei Framework gilt es hingegen, als Erster alle seine 22 Spielsteine loszuwerden. Keine Punkteleiste, kein Ressourcenmanagement. Einfach Spielsteine einsetzen, bis man alle aufgebraucht hat, fertig! Mit diesen reduzierten Regeln eignet sich die Pegasus-Neuheit noch viel besser für Familien und Gelegenheitsspieler.
Allerdings sorgt dieser vereinfachte Mechanismus nebenbei dafür, dass das Spielende sehr plötzlich und für viele zu abrupt eintreten kann. Zwar zeichnet sich in einigen Partien schnell mal ein Sieger ab, der seinen Vorsprung nur nach Hause spielen muss, manchmal ist es jedoch so spannend, dass mehrere Spieler gleichauf liegen. In diesem Fall kommt es am Schluss nur mehr darauf an, wer im nächsten Zug Startspieler ist und zuerst seinen letzten Spielstein einsetzen kann. Dies empfinde ich ziemlich willkürlich und unbefriedigend. Hier hätte ich mir eine gerechtere Lösung gewünscht.
Insgesamt ist diese Version spielerisch am direktesten, am geradlinigsten, am schnörkellosesten. Die Spielregeln sind rasch verinnerlicht, der Glücksanteil dafür etwas höher. Letztlich ist es reine Geschmackssache, welches der drei Spiele man besser findet. Ich konnte feststellen, dass jedes seine Fans hat.
Keine reine Präferenz, sondern tatsächlich uneingeschränkt empfehlenswert ist hingegen das Solospiel von Framework. Wieder gilt es, alle 22 Spielsteine einzusetzen, wofür der Solist ein Plättchen nach dem anderen aus dem Stoffbeutel zieht und in seine Auslage einbaut. Auf einer Lagerkarte kann er maximal 2 für ihn unpassende Plättchen lagern, um sie eventuell später oder auch gar nicht einzusetzen. Sobald er fertig ist, füllt er seine Auslage so weit mit verdeckten Plättchen aus dem Beutel auf, dass eine Fläche entsteht, die aus 5 x 5 Plättchen besteht. Die Anzahl an Minuspunkten entspricht dann der Anzahl ausliegender Plättchen, die über dieses 5 x 5-Raster hinausgehen. Es gilt also, die Spielsteine möglichst rasch loszuwerden und gleichzeitig möglichst kompakt zu bauen. Funktioniert einfach tadellos und macht Spaß in einer einsamen halben Stunde.
Wer Sagani oder Nova Luna bereits besitzt, kann auf Framework getrost verzichten, dazu sind diese sich doch zu ähnlich. Welches von den drei Spielen das Bessere ist, muss hingegen jeder für sich selbst entscheiden. Aber alleine die tolle Solo-Variante rechtfertigt für mich die Anschaffung.
Rezension Franky Bayer
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Framework: 5,0, 4 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
03.07.22 von Franky Bayer - Von den 3 Spielen Nova Luna, Sagani und Framework das direkteste, geradlinigste mit den einfacheren Regeln. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
29.05.22 von Roland Winner - Trotz Verwandtschaft zu "Nova Luna" und "Sagani" von Uwe Rosenberg hat "Framework" seinen eigenen Reiz. Anfangs verwirren ähnliche Farbtöne, jedoch hat jede Farbe eine eigene grafische Einbettung (z.B. Ziegel bei orange). Also reine Gewöhnungssache. M.E. ist "Framework" ein würdiger Ableger von "Nova Luna", auch wenn man dieses schon besitzt. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
07.07.22 von Silke Hüsges |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
15.08.22 von Silke Hüsges |
Leserwertung Framework: 5.3, 8 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
09.06.22 von Abstorz - Schnell erklärt, schnell kapiert, schnell gespielt. Macht nach 30 Partien immer noch Spaß und wird sicher noch öfter auf den Tisch kommen. Was will man mehr? |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
09.06.22 von Hans Huehnchen - Framework hat es geschafft, Nova Luna aus meinem Regal zu verdrängen, auch wenn mir der Auswahlmechanismus bei Nova Luna etwas besser gefallen hat. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
05.09.22 von zwinkmann - Ich vergebe als Erster für dieses gradlinige und elegante Legespiel, welches trotz einfacher Regeln eine große Spieltiefe bietet, die volle Punktzahl. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
09.11.22 von Stefan H. - Ich bin mit der vollen Punktzahl dabei..... |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
14.03.23 von Heike - Der Vergleich zu Nova Luna lässt sich nicht ausblenden. Ich weiß echt nicht, welches Spiel ich dann doch lieber mag. Nova spielt sich gerade heraus - Frameworks ist mit den Aufträgen schon etwas tüftliger. Dafür ist ein guter Solomodus dabei. Optisch nicht so der Bringer, da ist Nova \"auffälliger\" |
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19.03.24 von felixs - Framework ist super, auch wenn meine Bewertung vielleicht nicht so aussieht. Denn das Spiel hat leider gewaltige Mängel bei der Aufmachung (unnötig schwer unterscheidbare Farben) und bei den Regeln, welche leider völlig misslungen sind. Richtig ärgerlich: Die sehr umfangreichen Beispiele tragen sehr wenig zur Klärung der wirklich wichtigen Probleme bei. Es ist aus der Regel nicht zu verstehen, wie Plättchen anliegen müssen, um als miteinander und mit der Aufgabe verbunden zu zählen. Ich musste mich durch diverse Foren wühlen, bis ich die Regeln zusammen hatte. Und das ist bei so einem einfachen Spiel völlig unnötig und nicht akzeptabel. Das Spiel selbst, wenn es denn dann läuft, ist genial einfach, sehr befriedigend und hat (für mich) geradezu Suchtfaktor. Ich kann das gern fünf mal in Folge spielen. Einschränkend ist vielleicht noch zu sagen, dass ich das Spiel mit drei oder vier Spielern nicht empfehlen würde; da es dann einfach nur länger und unübersichtlicher wird, aber keine Vorteile bietet. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
25.09.24 von Meeplestilzchen - Framework ist gewiss eine eher abgespeckte Variante von Nova Luna. Auswahlmechanismus und Gestaltung sind sehr unspektakulär, es hat etwas freundlichere Regeln und ist zugänglicher. Macht es das also schlechter? Nein, nicht wirklich, auch wenn ich hier im Vergleich zu Nova Luna eine Note runter gehe. Komplexität ist für mich erstmal kein Kriterium um Qualität zu bewerten, ich sehe aber dennoch ein paar kleine, persönliche Pluspunkte bei Nova Luna. Dennoch hatten wir bisher mit über 20 Partien jede menge Spielspaß, sei es direkt gegeneinander oder mit kleinen Solochallenges. Ähnlich wie bei der Jahreszeitentrilogie hätte ich mich hier lieber eine Weiterentwicklung gewünscht, an Stelle einer zugänglicheren Variante, denn das kann er (ich kann Uwe\\\'s Argumentation hierzu aber voll und ganz verstehen!). Wenn man so viele seiner Spiele spielt wie wir, dann erkennt man einzelne Entwicklungsprozesse, auch Komplexitätsübergreifend. |
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06.10.24 von Nico - Nach mindestens 300 Partien in allerlei Konstellationen muss hier einfach eine 6 hin. Selten haben wir ein Spiel so oft gespielt und dann nach längerer Pause auch immer wieder aus dem Regal geholt. Super. |