Spielziel
So, nun ist es doch passiert, die Helden haben den Dungeon unseres Lords kurz und klein gehauen. Nach kurzer Freude, endlich frei zu sein, standen wir vor der Frage, wovon wir Kobolde nun leben sollen. Da kam mir die Idee ... eine Tierhandlung, die Haustiere für die Dungeon Lords züchtet. So was hat die Welt noch nicht gesehen und auf so was kommt sonst keiner ... dachte ich zumindest, bis ich kurze Zeit später noch weitere Dungeon Petz Läden erblickte. Aber das motiviert mich nur umso mehr. Wir werden den besten Laden führen, und die Lords werden uns die Kuscheltiere aus den Händen reißen.
Ablauf
So einen Dungeon Petz-Laden zu führen ist gar nicht so ein Zuckerschlecken wie ich dachte. Meine ganze Familie ist mittlerweile im Einsatz und die Konkurrenz ist hart ...
An verschiedenen Orten können wir Kuscheltierbabys, Käfige, Käfiganbauten, Grünfutter und Fleisch sowie Artefakte einkaufen. Des Weiteren können wir unseren Familienmitgliedern, die nach und nach als Untersützung aus fremden Ländern einreisen, beim Ausfüllen ihrer Einreisepapiere helfen. Manchmal müssen wir auch unsere verletzten Brüder und Schwestern aus dem Hospital abholen gehen. Dabei kann man auch gut mal ein Schlafmittel mitgehen lassen. Nützlich ist es auch, sich als Preisrichter bei den Austellungen zu melden, um dafür zu sorgen, dass dort objektiv gewertet wird und uns unsere Kuscheltiere (die natürlich die besten sind!) auch prämiert werden. Auch eine Bewerbung um Verkaufszeit auf dem Podium ist sehr nützlich, denn dort erhalten wir mehr Ansehen beim Verkauf.
Aber auch die Inhaberfamilien der anderen Dungeon Petz-Läden wollen an all diese begehrten Dinge heran. Blöde Egoisten. Ach, was waren das noch für Zeiten, als man einhellig ohne Streit gemeinsam im Dungeon geschuftet hat. Da gab es keine Zwietracht und Neid. Aber das ist vorbei, jetzt gilt es, sich durchzusetzen. Dazu senden wir jeweils Gruppen von Familienmitgliedern aus. Die stärkste größte Koboldposse setzt sich durch und darf als erstes irgendwo agieren. Im Zweifel hilft ein wenig Bargeld nach, um sich durchsetzen zu können. Beim Einkauf von neuen Petz ist dies sogar zwingend notwendig, während bei der Beschaffung neuer Käfige wenigstens zwei von uns helfen müssen, da die Käfige zu schwer sind.
Nach dem Einkauf setzen wir unsere Monster Kuscheltiere in ihre Käfige und schauen in Ruhe zu, wie sie wachsen und groß genug zum Verkauf sind ... So hatte ich mir das einmal vorgestellt. Aber es kam ganz anders. Die Viecher lieben Tiere haben Bedürfnisse. Sie wollen fressen, spielen, zaubern, sind aggressiv, werden krank und zu guter letzt kacken sie auch noch die Käfige voll. Igitt! Also bleibt uns nichts anderes übrig, als uns um die Tiere zu kümmern, denn sonst leiden sie und dann wollen die Dungeon Lords sie nicht mehr kaufen. Ja, richtig gehört, sie wollen sie nicht mehr kaufen, weil sie gelitten haben. Wenn Kobolde leiden, dann ist das egal, sind ja nur Kobole *schluchz*, aber wehe ihre Kuscheltiere leiden. Wohl oder übel füttern wir die Tiere also, spielen mit ihnen und halten ihre Käfige sauber, damit sie nicht zu krank werden. Weiterhin müssen wir noch dafür sorgen, dass sie nicht abhauen, weil sie zu agresssiv werden und sich nicht selbst irgendwelche Mutation anzaubern oder sich ganz weg zaubern. Ich finde so eine Mutation ja cool und einzigartig, aber die Lords haben da mal wieder etwas gegen. Purer Stress, da kamen einem die 18-Stunden-Tage im Dungeon ja wie Urlaub vor. Gut, dass es die Schlaftränke gibt, womit man wenigstens manchmal noch ein wenig Ruhe hat.
Nun wollen wir aber die Lorbeeren für unsere Mühen. Wir schleppen unsere kleinen Nervensägen Lieblinge zu den Kuschelmonsterschauen. Hier werden sie nach festgelegten Merkmalen begutachtet. Gestern beispielsweise haben wir mit Drachi den ersten Preis für das aggressivste Tier geholt und somit viel Ansehen gewonnen. Zugegeben, Golembaby vom Nachbarladen war eigentlich noch ein wenig wilder, aber unser Preisrichter hat hier gezeigt, dass unser Tier objektiv gesehen doch besser abschneidet.
Und nun zum Geld und Ansehen scheffeln. Regelmäßig kommen die Dungeon Lords in unsere Stadt und kaufen sich ihre Haustiere. Sie haben ganz bestimmte Vorstellungen, was ihre Haustiere können sollen. Je besser wir dies erfüllen, desto mehr Ansehen bringt uns das Tier ein. Unsere Einnahmen in Gold richten sich nach der Größe und dem Alter des Tiers.
Daher ist es umso schöner, dass unsere Tiere altern und somit wertvoller werden. Zwei Dinge am Altern sind aber nicht so schön. Erstens bekommen unsere Tiere mit dem Älterwerden auch immer mehr Wünsche, zweitens altern nicht nur die Tiere sondern auch das Futter. So ein wenig Schimmel am Essen schadet denen ja nicht, aber irgendwann hat der Schimmel das Futter leider weggefressen. Das ist dann schon ein Problem.
Fazit
Dungeon Petz führt die Geschichte von Dungeon Lords auf vollkommen absurde aber geniale Weise weiter. Die Geschichte ist gerade aufgrund ihrer Verrücktheit sehr auffordernd und dem Reiz des hervorragenden Materials kann sich keiner entziehen. Die Kuscheltiere in den Eiern sind schlichtweg genial und üben selbst auf Menschen, die sonst großen Abstand von Fantasiewesen nehmen, einen großen Reiz aus. Die Spielregel ist wie vom Autor Vlaada Chvatil gewohnt sehr ausführlich, verständlich und sehr lustig geschrieben. Die vielen Beispiele und Bilder unterstützen das Verständnis sehr gut. Auch die Spielplangrafik ist hervorragend.
Das Spiel erfreut die Spieler durch verschiedene innovative Mechanismen. Zunächst ist das ein Worker Placement Mechanismus, bei dem man sich aber zuvor für die Anzahl und Größen der Gruppen entscheiden muss, die man entsenden möchte. Somit wird die statische Reihenfolge beim Einsetzen aufgehoben und die Gruppengrößen entscheiden, wann die Spieler zum Zug kommen.
Das Erfüllen der Bedürfnisse der Kuscheltiere ist das zweite zentrale Element des Spiels. Pro Bedürfnisfarbe (grün, rot, gelb, lila) hält jeder Spieler eine Karte auf der Hand. Für jedes Bedürfnis, das ein Tier hat, darf eine Karte in der entsprechenden Farbe gezogen werden. Anschließend muss jedem Kuscheltier pro Bedürfnis eine Karte der entsprechenden Farbe zugeteilt werden. Jede Farbe ist ein Kernbedürfnis. Grün steht für Essen (und Kacken), Rot für Aggressivität, Gelb für Spielen und Lila für Zaubern. Die Hälfte der Karten der entsprechenden Farbe zeigen dieses Kernbedürfnis, der Rest ein anderes Bedürfnis. Dies macht das Spiel sehr flexibel und jede Partie anders, es ist aber auch ein großes Manko des Spiels. Denn nicht selten passiert es, dass man hier wirklich nur Karten zieht, die überhaupt nicht zu der vorherigen Planung passen. Hier heißt es stets flexibel und möglichst auf alles vorbereitet sein. Natürlich geht das nicht immer, was frustrierend sein kann. Ein Teil meiner Testspieler hat das Spiel daher als zu glücksabhängig eingestuft und mochte es nicht. Mir gefällt das Spiel trotzdem sehr gut, aber auch ich hätte mir eine Regelung gewünscht, die Situation wie "Ich ziehe vier rote Karten und keine davon zeigt Aggressivität!" ein wenig einschränkt (Variante dazu siehe unten). Die Zuweisung der Bedüfniskarten verleitet nahezu zum Grübeln. Hier ist es wirklich wichtig, dass sich alle Spieler zusammenreißen, denn obwohl alle Spieler zeitgleich agieren, müssen alle Spieler warten, bis der letzte Spieler alle Bedürfniskarten zugewiesen hat. Wenn dies zu lange dauert, wird es wirklich nervig.
Zu zweit und zu dritt funktioniert das Spiel hervorragend, hier kommen Dummy-Figuren ins Spiel, die in jeder Runde bestimmte Aktionen blockieren. In voller Besetzung empfinde ich den Beginn des Spiels allerdings als misslungen. Denn es werden pro Runde nur drei Kuscheltiere verkauft. Damit erhält ein Spieler in der ersten Runde noch kein Tier und sitzt, während die anderen ihre Bedürfnisse erfüllen, gelangweilt herum. Das ist ärgerlich und hätte meiner Meinung nach vermieden werden sollen (Variante dazu siehe unten). Ich habe sogar eine Viererpartie erlebt, in der derselbe Spieler auch in der zweiten Runde kein Tier abbekommen hat. Sicher kann man ihm vorwerfen seine Gruppen nicht geeignet gewählt zu haben, aber faktisch konnte er damit in zwei von fünf Runden nichts tun. Auch später waren seine Tiere erst jeweils eine Runde später alt genug, um verkauft zu werden.
Abgesehen von dieser Unschönheit in Viererpartien ist Dungeon Petz meiner Meinung nach ein schönes Spiel mit einem völlig ausgeflippten Thema und einzigartigem Material, das ich in meiner Spielesammlung nicht missen möchte. Die innovativen Mechanismen gefallen mir bis auf das oben erwähnte Problem ausgesprochen gut. Im Vergleich zu Dungeon Lords fällt Dungeon Petz aufgrund des höheren Glückfaktors leicht zurück, aber für alle Liebhaber von Spielen mit ausgefallenem Thema oder Vlaada-Spielen, die vor ein wenig Glück im Spiel nicht zurückschrecken, spreche ich eine Kaufempfehlung aus.
Rezension Rene Puttin
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
Regelvarianten
Variante 1: Austausch bei Karten-Pech
Ein Spieler darf drei Karten derselben Farbe, die alle das gleiche Bedürfnis und nicht das Kernbedürfnis (grün = Essen + Verdauung, rot = Aggressivität, gelb = Spielen, lila = Zaubern) zeigen, ablegen und neu ziehen.
Bsp.: Drei rote Karten mit einem Spielbedürfnis dürfen gegen drei neue rote Karten ausgetauscht werden. Drei rote Karten mit Aggressivität dürfen aber nicht ausgetauscht werden, da dies das Kernbedürfnis ist.
Variante 2: Kuscheltiere für alle
Besitzt ein Spieler kein Tier und alle Einkaufsplätze auf dem Spielplan sind bereits besetzt, darf er mit einer Koboldposse, die aus mindestens einem Kobold mit mindestens einem Goldstück besteht, ein Tier aus dem verdeckten Vorrat kaufen. Der Spieler zahlt das Gold in den Vorrat und legt die Kobolde zu den anderen Kobolden beim Kuscheltiereinkaufsfeld. Dann nimmt er sich ein Kuscheltier aus dem verdeckten Vorrat und stellt es so ein, dass es nur ein Bedürfnis hat! Es altert am Ende der Runde normal um zwei Stufen.