Spielziel
Das 10-jährige Jubiläum von Funkenschlag nutzt der Verlag, um einen Blick zurückzuwerfen – aber nicht nur 10 Jahre, sondern bis zum Beginn der Menschheit, als diese das Feuer entdeckte. Entsprechend geht es in dem Spiel auch nicht um Energiequellen, sondern wir haben es in der Steinzeit mit Feuer und Nahrung zu tun.
Ablauf
Der variable Spielplan wird abhängig von der Spielerzahl mit einer bestimmten Menge an Jagdgebieten ausgelegt, und jeder Spieler startet mit seinem Clan-Mitglied auf einem anderen Feld. Als weitere Spielvorbereitung wird ein Nahrungstableau ausgelegt, auf welchem sich diverse Nahrungsmittel in unterschiedlicher Häufigkeit befinden. Außerdem erhält jeder Spieler eine Technologiekarte, welche seine erste Nahrungsquelle darstellt; weitere werden offen ausgelegt.
Die Spielerreihenfolge hängt im weiteren Spielverlauf von der Anzahl der Clan-Mitglieder ab: Wer die wenigsten hat, darf oft beginnen, obwohl er auf der Reihenfolge-Skala ganz hinten steht. Einen Gleichstand gibt es hier übrigens sehr oft, deshalb sei auch erwähnt, dass in diesem Fall die Zahl auf den Technologiekarten entscheidet – je kleiner, desto weiter vorne steht man auf der Skala. Danach verläuft das Spiel in folgenden Phasen:
Technologiekarten (Werkzeug und Wissen) kaufen
Wer in der Spielerreihenfolge vorne steht, wählt eine von vier Karten aus. Jedoch erhält die Karte immer der Letzte, sofern er sie möchte und in dieser Runde noch keine bekommen hat, denn jeder erhält maximal eine Karte. Insgesamt darf man außerdem nur drei dieser Karten besitzen – hat man nach dem Kauf mehr, muss man eine abwerfen. Vor jeder Auswahl wird übrigens die Auslage aufgefüllt, so dass immer aus vier Karten gewählt werden kann.
Vergammelte Nahrung abgeben
Besitzt man kein Feuer, um seine Nahrung haltbar zu machen, muss man nun ein Drittel seiner Nahrung abgeben.
Auf die Jagd gehen
Wieder beginnt der "letzte" Spieler. Er vergleicht seine technischen Möglichkeiten mit den Plätzen, auf denen sich seine Clan-Mitglieder befinden. Für Übereinstimmungen erhält er die entsprechende Nahrung, also zum Beispiel Fisch, wenn er eine Angel besitzt.
Ernähren
Danach werden die Clan-Mitglieder ernährt. Jeder benötigt eine Nahrung; hat man davon zu wenig, muss man entsprechend viele Clan-Mitglieder wieder vom Spielplan nehmen.
Vermehrung
Während die Vergrößerung des eigenen Clans um ein Mitglied nur eine Nahrung kostet, so kosten zwei neue Mitglieder schon drei Nahrung usw. Vermehrung erfolgt somit in relativ kleinen Schritten. Außerdem kann man sich nur in Gebiete ausbreiten, die an eigene Clan-Mitglieder angrenzen. Teurer wird es dabei, wenn sich im Zielgebiet schon andere Clans aufhalten oder die Gebiete durch Steinwälle voneinander abgegrenzt werden.
Besitzt am Ende einer Runde jemand 13 Clan-Mitglieder, so hat er gewonnen. Andernfalls wir die Spielerreihenfolge aktualisiert und eine neue Runde gestartet, vor welcher der Nahrungsnachschub aufgefüllt und das Angebot der Technologiekarten angepasst wird.
Fazit
Ein erster Blick in die Schachtel bringt viel Material aus Holz und stabilem Karton ans Tageslicht. Die Kartengrafiken sind gelungen und vor allem das Holzmaterial beeindruckt mit seinen exzellent geformten Figuren in den passenden Farben. Am Preis-/Leistungsverhältnis gibt es also bestimmt nichts auszusetzen.
Lobenswert ist der Hinweis des Autors, dass Neulinge mit ihren Nahrungsmitteln gut haushalten sollten, denn wer sich bei der Vermehrung zu sehr verausgabt, dem bleibt nichts übrig für den Erwerb neuer Technologien. Und diese sind zweifellos sehr wichtig – nur wer seine Jagdmethoden ständig verbessert oder wichtige Kenntnisse erlangt, die ihn bei der Jagd oder der Vermehrung unterstützen, kann langfristig die Nase vorne haben.
Wie auch beim großen Bruder ist es wichtig, der Spielerreihenfolge viel Aufmerksamkeit zu schenken. Für längere Zeit vorne zu sein, kann sehr teuer und auf Dauer nicht tragbar werden, denn man erhält dadurch bei der Jagd immer am wenigsten Nahrung und hat bei der Vermehrung am wenigsten Auswahl. Zwar bietet das Spielfeld anfangs noch viel Platz, aber schon bald wird ersichtlich, dass sich jene am besten vermehren können, die zuerst an der Reihe sind. Ideal ist es also, wenn man in der Reihenfolge auch mal hinten steht, sofern man sich nicht zu weit nach hinten fallen lässt, um die Rückstände wieder aufholen zu können. Oder man versucht, durch den Kauf einer Technologiekarte "intelligent" zu werden, was ein bessere Platzierung auf der Reihenfolgeleiste bedeutet.
Auch das Startfeld ist sehr wichtig, obwohl die Wahl keine leichte Entscheidung ist. Je zentraler man sich zu Beginn platzert, desto leichter kommt man in alle Ecken des Spielplans, desto teurer wird aber in der Regel die Vermehrung von Anfang an, weil alle zuerst in die Mitte drängen. Bleibt man eher am Rand, kann man sich einige billige Hinterfelder für später "reservieren". Auch sollte man sich anfangs möglichst auf Felder mit billigen Technologien setzen. Einen Beerenkorb kann man fast immer ergattern, so dass man mit einem Stammesmitglied auf einem Beerenfeld auch von Anfang an Nahrung erhält. Setzt man sich dagegen auf ein Mammutfeld, das zwar mit der geeigneten Waffe viel Nahrung bringen kann, kann das Clan-Mitglied lange untätig sein, wenn es diese Waffe nicht erhält, weil das Gerangel unter den Mitspielern um diese Technologie größer ist.
Ein Vergleich mit Funkenschlag lässt sich bei Die ersten Funken wohl nicht umgehen. Geblieben ist das Kartenangebot von acht Karten, wobei die vier mit dem niedrigsten Wert (also auch die schwächsten) aktuell zur Auswahl stehen, die vier stärkeren mögliche künftige Angebote zeigen. "Möglich" deshalb, weil die neu gezogene Karte jeweils ihrem Wert entsprechend eingeordnet wird, was bedeutet, dass sie vor einer bereits liegenden Karte auf den aktuellen Markt vorrücken kann. Statt Geld und Rohstoffen gibt es jetzt nur mehr Nahrung, welche nicht nur zum Ernähren, sondern gleichzeitig auch als Zahlungsmittel dient.
Da ich kein Freund von Versteigerungsspielen bin, gefällt mir persönlich diese neue Version besser als das Original-Funkenschlag, denn hier haben die ausliegenden Karten einen Festpreis. Auch empfinde ich es als angenehm, dass die Spieldauer erheblich gekürzt wurde, weil die Geldverwaltung sowie die Nachschubtabelle wegfallen. Zwar muss auch hier das Nahrungstableau aufgefüllt werden, aber während die Mitspieler die Spielerreihenfolge und die Kartenauslage anpassen, kann das parallel von einem Spieler schnell erledigt werden. Dadurch kam das Spiel auch bei Spielern gut an, die Spiele mit mehr als zwei Stunden Spielzeit prinzipiell nicht mögen. Auch "Funkenschlag-Hasser" fanden Gefallen an diesem Spiel. Denn trotz verkürzter Spielzeit bleibt immer noch genug Tiefgang, weil man sich ständig überlegen muss:
- Welche Technologiekarten bieten die größten Vorteile?
- Um wie viele Mitglieder soll ich meinen Clan vermehren?
- Welche Jagdgebiete werden die meiste Nahrung bringen?
- Wann versuche ich gegen Spielende, in der Spielerreihenfolge nach vorne zu kommen?
Die ersten Funken kann mit 2 bis 6 Personen gespielt werden. Allerdings dauern Spiele zu sechst für meinen Geschmack zu lange und zu zweit konnte es mich nicht ganz überzeugen.
Etwas schlecht zu lesen sind die Übersichtskarten. Die Wahl der Großbuchstaben-Schrift macht vielen Leuten Probleme – normale Druckschrift wäre hier hilfreicher gewesen. Zumal diese Übersichtskarten tatsächlich ständig gebraucht werden. Denn obwohl das Spielprinzip relativ schnell erfasst wird, so hatten viele Spieler bis zum Schluss Probleme mit der Reihenfolge der Aktionen. Vor allem der Zeitpunkt, an dem die Nahrung vergammelt, blieb vielen nicht im Gedächtnis. Von der logischen Abfolge her wollten es die meisten hinter die Ernährung einordnen.
Leider ist es gerade dieses "Entlanghangeln an der Spielablauffolge", das irgendwie kein ganz rundes Spielgefühl hinterlässt. Es vermittelt einem ansonsten sehr schönen Spiel einen leicht mechanischen Beigeschmack, was aber in meinen Spielrunden der einzige Kritikpunkt blieb. Letztendlich führt dieses Empfinden auch bei mir dazu, dem Spiel keine bessere Note zu geben, obwohl ich es jederzeit gerne wieder mitspielen werde. Denn Die ersten Funken bietet auf alle Fälle soliden Spielspaß und überzeugt mit einer gelungenen Mischung aus Taktik, Glück und passender Spieldauer.
Rezension Sandra Lemberger
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.