Rezension/Kritik - Online seit 11.12.2015. Dieser Artikel wurde 8349 mal aufgerufen.

Tumult Royal

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Autor: Klaus Teuber
Benjamin Teuber
Verlag: KOSMOS
Rezension: Sandra Lemberger
Spieler: 2 - 4
Dauer: 40 Minuten
Alter: ab 10 Jahren
Jahr: 2015
Bewertung: 4,6 4,6 H@LL9000
4,5 4,5 Leser
Ranking: Platz 1207
Tumult Royal

Spielziel

Als Adelige wollen wir unser Angedenken durch die Errichtung möglichst vieler Statuen für die Zukunft bewahren. Ziel ist es daher, bis zum Spielende die meisten Statuen zu errichten.

Ablauf

Jeder Spieler erhält ein Burgmauerteil, in dem er seine 25 Statuen aufreiht und neben das er seine Gefolgsleute platziert. Außerdem wird jedem ein Adelsprädikat zugeteilt – am mächtigsten ist hier natürlich der König (bzw. die Königin). Der aus Gebietsplatten (zu Beginn noch teilweise verdeckt) bestehende Spielplan wird ausnahmsweise nicht in die Tischmitte gelegt. Dort soll nämlich Platz bleiben für die verdeckt liegenden Warenplättchen, von denen es drei verschiedene in unterschiedlichen Mengenzusammensetzungen gibt.

Zu Beginn jeder Runde legt jeder Spieler drei zufällige der verdeckten Warenplättchen zur Seite – sie spielen vorerst nicht mit. Danach beginnt die Tumultphase. In dieser darf jeder Spieler mit einer Hand immer genau ein Plättchen nehmen, es sich ansehen und danach entweder verdeckt zurücklegen oder auf seiner Burgmauer platzieren. Liegt es da erst einmal, kann man es nicht mehr von dort wegnehmen. Diese Grabsch-Phase dauert 20 Sekunden bzw. so lange, bis kein Spieler mehr ein Plättchen nehmen mag. Dann wird überprüft, ob das Volk zufrieden ist. Zu Beginn der Runde hat nämlich der jeweilige König das Tumultrad gedreht, womit der Wunsch des Volkes festgelegt wird. Ist das Resultat zum Beispiel 3, dann möchte das Volk am Ende der Tumultphase 3 Brote, 3 Werkzeuge und 3 Marmor. Wurden dem Volk ausreichend Waren übrig gelassen, nimmt das Spiel seinen Lauf. Andernfalls gibt’s Ärger, nämlich für den Spieler, der am gierigsten war, wobei alle drei Warenkategorien separat geprüft werden. Der gierigste Spieler verliert von der entsprechenden Ware alle Plättchen bis auf sein niedrigstes sowie drei Gefolgsleute.

Anschließend wird auf dem Spielplan gebaut. Beginnend beim König darf jeder auf einem Landschaftsfeld eine oder mehrere Statuen errichten, dabei darf man immer nur benachbart zu eigenen Feldern bauen. Je nachdem, auf welchem Gelände man seine Statue aufstellen möchte, kostet das unterschiedlich viel. Gebaut wird ebenfalls so lange, bis keiner mehr Statuen errichten kann.

Am Ende der Runde wird die Spielreihenfolge neu festgelegt: Wer am meisten Gefolgsleute hat, wird neuer König, muss aber gleich wieder fünf seiner Anhänger abgeben. Außerdem darf der König eine oder zwei Statuen in der Königschronik errichten.

Auf diese Weise wird das Spiel fortgesetzt, bis am Ende einer Runde die Siegbedingung erfüllt wurde. Diese errechnet sich aus dem Abstand des Spielers mit den meisten bzw. wenigsten gebauten Statuen.

Fazit

Tumult Royal besticht mit schönem Spielmaterial. Die mit den Statuen bestückten Burgmauerteile geben ein reizvolles Bild. Schön findet frau auch, dass auf der Rückseite der Adelskärtchen jeweils auch das weibliche Pendant zu sehen ist. Der lustige Zeichenstil von Franz Vohwinkel unterstreicht das Spielgefühl: Man sollte dieses Spiel nicht zu ernst nehmen – was aber nicht jedermann gelingt (dazu später mehr). Gut gefällt mir auch der variable Spielaufbau, der in jedem Spiel zu neuen Ausgangsvoraussetzungen führt. An der Spielregel gibt es nichts zu bemängeln - sie ist gut verständlich geschrieben.

Grabsch-Spiele sind nicht jedermanns Sache – das haben meine Testrunden mit Tumult Royal wieder einmal unter Beweis gestellt. Obwohl es sich bei dem Spiel um kein reines Reaktionsspiel handelt, denn nach der Hektikphase folgt jeweils der gemütlich Teil, nämlich die Bauphase: Hierfür muss man sich schon vor der Tumultphase genau überlegen, wo man hin möchte, wer einem dabei in die Quere kommen könnte und wie der Plan B aussehen könnte. Auch die Inbesitznahme eines zweiten Feldes ist stets lukrativ, also sollte man sich auch die dafür benötigten Rohstoffe merken.

Beim Grabschen gilt es dann, die richtige Balance zu finden. Erstens möchte man natürlich genügend Rohstoffe ergattern, um seine Pläne umsetzen zu können, andererseits will man auch nicht zu gierig sein, damit einen am Ende nicht des Volkes Zorn trifft. Nur große Warenplättchen zu nehmen, ist also auch nicht immer ratsam. Obwohl das eine oder andere davon schon sinnvoll ist, weil man damit eventuell an neue Gefolgsleute kommt. Bei Tumult Royal gibt es beim Bezahlen der Baukosten nämlich kein „Wechselgeld“. Stattdessen bekommt man überzählig abgegebene Rohstoffe mit Gefolgsleuten vergütet. Diese sind wiederum wichtig, um König zu werden und damit eine (später sogar zwei) zusätzliche Statue errichten zu dürfen. Alles hängt also vom richtigen Gefühl für die angemessene Warenmenge ab. Nicht einfach, aber Runde für Runde aufs Neue spannend, wenn die Reste fürs Volk aufgedeckt werden. In diesem Moment sowie der hektischen Tumultphase ist immer sehr viel Leben im Spiel.

Im Spiel gibt es auch einen Faktor, der dem Spieler mit den bis dahin am wenigsten gebauten Statuen ein wenig unter die Arme greift: Er erhält für die nächste Runde die Gnade des Volkes. Wenn das Volk nach der Tumultphase zu wenig abbekommt, dann darf dieser Spieler im Falle eines Gleichstandes jeweils einen Rohstoff je Sorte von seinen Errungenschaften abziehen. Dies führt eventuell dazu, dass er nicht derjenige ist, der für seine Gier bestraft wird, was nämlich sehr oft dazu führt, dass man in dieser Runde nichts bauen kann.

Gierig sein lohnt sich also nicht. Auf der anderen Seite will man auch öfter mal Plättchen mit vielen Rohstoffen nehmen, um dank Überzahlung an neue Gefolgsleute zu kommen. Schließlich wird am Rundenende jener Spieler neuer König, der am meisten Gefolgsleute gesammelt hat. Diesem Dilemma sieht man sich somit Runde für Runde ausgesetzt.

Gefragt ist also die richtige Balance, die nicht immer leicht zu finden ist, schließlich weiß man nie, von welchen Rohstoffplättchen wie viele im Spiel sind. Die 20 Sekunden der Zeituhr bzw. die gierigen Mitspieler erlauben es nicht, sich zuerst einen Überblick zu verschaffen und erst dann damit zu beginnen, Rohstoffe zu sammeln. Dieser Ungewissheitsfaktor stört vor allem Vielspieler, Gelegenheitsspieler haben damit weniger Probleme.

Weniger schön an dem Spiel ist die Tatsache, dass Spieler, die einmal hinten liegen, weil sie vielleicht zwei Runden lang nichts bauen konnten, nicht mehr aufholen können. Zwar wird der Spieler mit den wenigsten Statuen durch die Gnade des Volkes unterstützt, aber das reicht leider nicht aus. Auch die Tatsache, dass der König zu Rundenbeginn 5 Gefolgsleute abgeben muss, hilft einem hinten liegenden Spieler wenig. Glücklicherweise hat man wenigstens dafür gesorgt, dass sich Tumult Royal bei einer solchen Konstellation nicht ewig hinzieht. Wenn nämlich zwischen dem Führenden und dem Letzten ein bestimmter Abstand erreicht ist, dann endet das Spiel sofort.

Unter bestimmten Voraussetzungen ist Tumult Royal ein sehr schönes Familienspiel, das den Spielern keine schwierigen Entscheidungen, dafür aber umso mehr Geschwindigkeit und Merkfähigkeit gepaart mit ein wenig Fingerspitzengefühl abverlangt. Um es zu mögen, sollte man an Reaktionsspielen grundsätzlich Spaß haben. Und wie alle Spiele dieser Gattung funktioniert es am besten, wenn die Teilnehmer diesbezüglich etwa gleich stark sind.

Rezension Sandra Lemberger

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Tumult Royal: 4,6 4,6, 8 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 18.11.15 von Sandra Lemberger
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 06.10.15 von Frank Lehmann
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 16.10.15 von Michael Kahrmann
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 30.11.15 von André Beautemps - Sehr realitätsnah! Wer (wegen Gier) leer ausgeht und dann nicht bauen kann, ist ganz ganz schnell so weit hinten, dass die Mitspieler einen im Rückspiegel kaum mehr ausmachen können. Hart, aber fair!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 17.12.15 von Rene Puttin - Endlich mal wieder kein Catan aus dem Hause Teuber. Und dann direkt ein super Spiel, das denke ich wieder SdJ-Chancen mitbringt.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 04.04.16 von Udo Kalker - Guter Vertreter der "Grabsch mit Hektik" Spiele. Schlau gelöst, die Hektik Phase mit der anschließenden Bauphase in einem Spiel zu verbinden.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.03.17 von Michael Andersch - Nett im positiven Sinne. Kann man spielen, hat im Grunde schöne Mechanismen - allerdings würde ich in meinem Spieleschrank viele Spiele finden, die ich bei ähnlicher Spieldauer und Komplexität bevorzugen würde. "Tumult Royal" ist somit gutes Mittelmaß, unauffällig, aber damit leider auch "durch's Raster".
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 04.10.19 von Mahmut Dural - Warum 4 Punkte? Weil leider immer das Gleiche Runde für Runde passiert, weder Höhepunkte noch eine ansteigende Spannung während des Spiels zu spüren ist. Für Familien und Gelegenheitsspieler 4 und für Vielspieler auf Dauer vllt sogar ne 3.

Leserbewertungen

Leserwertung Tumult Royal: 4,5 4.5, 8 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 21.10.15 von Gülsüm Dural - Auf Dauer vllt. eine 4.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 16.11.15 von Hans Huehnchen - Schönes Material, schönes Familienspiel, cooles Spielprinzip mit wechselnden Phasen aus Hektik und Ruhe. Es gibt zwar keinen riesigen Spannungsbogen und gewisse Unwägbarkeiten, aber aufgrund der moderaten Spielzeit ist das absolut okay.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 04.01.16 von Heike - Nettes Familienspiel. Hat mich aber nicht so richtig überzeugt. Irgendwie auch nicht planbar. Interaktion nur über das Wegschnappen des Bauplatzes und Glück über das auswählen der Plätzchen, wenn keiner zuvor schneller war - Kategorie Einfluss ist schwer für mich bewertbar.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 07.01.16 von DaLi - gutes Familienspiel. Erklär-App von Kosmos grandios
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 25.03.16 von Merkator
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 27.03.16 von Wombel_13 - Gehört für mich zu den Top 3-Familienspielen des Jahrgangs 2015/16.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 07.02.19 von Familienvater - Lustiges Familienspiel, dessen Thema man nicht allzu ernst nehmen sollte. Der beste Lerneffekt ist hierbei, daß der gierigste Spieler gnadenlos bestraft wird. Und das kann dann eben auf Dauer nicht gut gehen, so daß man sich als Wiederholungstäter zwangsläufig auf dem letzten Platz wiederfindet. Ob man letztendlich auch wirklich gewinnt, hängt zwar ein wenig davon ab, daß man zur richtigen Zeit (in der entsprechenden Runde) das "Glück" der Königswürde erlangt, was aber dem Spiel keinen großen Abbruch tut. Und selbst das läßt sich taktisch etwas beeinflussen. Man wandelt eben stetig auf dem schmalen Grat zwischen zuviel Gier und zuviel Vorsicht. Die kleinen Statuen sind eher für Kinderhände gemacht, als für Erwachsene. Am Merkwürdigsten war allerdings, daß bei unserer Spielausgabe die Sanduhr statt der anvisierten 20 sec geschlagene 44 sec benötigt, bis der Sand durchgelaufen ist. Zum Reinkommen in das Spiel ist das zwar super, daß man mehr als doppelt soviel Zeit hat. Aber nach ein paar Partien hat man entweder die Wahl, daß man diesen Umstand entweder als taktische Variante hinnimmt oder auf eine Timer-App beim Smartphone ausweicht.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 24.11.21 von Der Fisch - Tumult Royal ist ein absolut unterschätztes Spiel, dass in unserer Runde immer sehr gut ankommt. Es hat eine innovative Balance aus "nehme ich noch mehr?" und "mist, jetzt habe ich zu viel gewollt!", der sich spannend ausgleicht und das Thema trifft. Apropos: Ich halte das Thema (wie an anderer Stelle gelesen) nicht für pädagogisch deplaziert, sondern für witzig innerhalb des Mediums "Spiel" - beim Spielen tut man häufig eben nicht das, was man auch im "echten" Leben tun würde oder möchte und hat dabei meist trotzdem einen großen Erfahrungszuwachs. Eine Empfehlung für alle, die mal etwas anderes von den Teubers spielen wollen - mit einer Prise Action und trotzdem mit strategischem Anspruch.

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