Rezension/Kritik - Online seit 08.10.2025. Dieser Artikel wurde 2294 mal aufgerufen.
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"Das beste Kartenspiel aller Zeiten!"
Oho, was für eine Ansage! So steht es auf immerhin vier Seiten der kompakten Schachtel des neuesten Kartenspiels von Kosmos Spiele. Na, da bin ich skeptisch. Selbstbeweihräucherung ist meist meilenweit von der Wirklichkeit entfernt. Wenn man genauer schaut, weist ein Sternchen (*) auf die Quelle dieser Aussage hin: "gemäß Catch Up Games und OP Games". Ach, da bin ich ja beruhigt, dass ausgerechnet die Lizenzbesitzer der französischen Edition und der amerikanischen Originalausgabe dafür bürgen. Sind ja völlig unparteiisch ...
Ich nehme solche Aussagen allerdings nicht für bare Münze. Im Gegenteil, ich werde mir Flip 7 nun noch viel, viel kritischer ansehen, um meinen Lesern möglichst objektiv über seine Qualitäten (oder das Gegenteil) berichten zu können.
Wenig überraschend besteht das Spiel ausschließlich aus Spielkarten. Den Großteil stellen dabei Zahlenkarten von 0 bis 12 dar, wobei - mit Ausnahme der "0", welche 1 x vorkommt - der Zahlenwert gleichzeitig ihre Häufigkeit im Stapel bedeutet. So gibt es beispielsweise bloß 2 Karten mit dem Wert "2", aber gleich 12 Karten mit dem Wert "12". Daneben gibt es auch noch ein paar Bonuskarten, welche Extrapunkte bringen, sowie Aktionskarten, welche das Geschehen etwas auflockern sollen.
Nach dem sorgfältigen Mischen aller Karten kann's schon losgehen. Der Geber teilt einzeln reihum jedem (auch sich selbst) offen eine Karte aus. Ab der zweiten Runde bietet der Geber einzeln der Reihe nach an, entweder auszusteigen ("Stopp") oder eine weitere Karte zu erhalten ("Noch eine"). Steige ich aus, sichere ich mir damit alle bis dahin erhaltenen Karten und darf mir die erzielten Punkte am Ende der Runde notieren.
Aber warum sollte ich überhaupt aussteigen, wenn mit jeder Karte meine Punkteausbeute steigt? Die Antwort ist simpel: Sobald mir nämlich eine Karte mit einem Wert aufgedeckt wird, die ich bereits vor mir liegen habe, habe ich mich verzockt, und ich gehe vollkommen leer aus. Ich muss also sorgfältig abwägen, ob sich das Risiko lohnt oder nicht.
Ein Sonderfall tritt ein, wenn ich sieben unterschiedliche Zahlenkarten vor mir liegen habe. Dann ist mir ein "Flip 7" gelungen, was mir nicht nur 15 Extrapunkte einbringt, sondern die Runde auch für alle anderen sofort beendet.
Die Runde endet, wenn alle - freiwillig oder gezwungenermaßen - gepasst haben, bzw. wenn jemand ein "Flip 7" geschafft hat. Habe ich mich nicht verzockt, darf ich meine Zahlenwerte (Zahlenkarten und Bonuskarten) addieren und notieren. Sobald jemand am Ende einer Runde 200 Punkte oder mehr erreicht, endet die Partie. Konnte ich die meisten Punkte sammeln, gewinne ich die Partie.
Und das war schon alles! Man muss also beileibe kein Akademiker sein, um Flip 7 verstehen zu können. Die Einfachheit, ja fast schon Vertrautheit der Regeln bewirkt, dass ohne langes Regelstudium sofort drauflos gespielt werden kann. Bloß alle Karten mischen und los geht's!
Die Simplizität hat jedoch auch ihren Preis. Ich habe dafür kaum Einfluss auf das Geschehen, der Glücksanteil ist doch enorm. Mir bleibt lediglich die Wahl, ob ich eine weitere Karte riskieren will, oder ob ich aufhöre, um das bisher Erzielte abzusichern, und selbst diese Entscheidung wird mir manchmal genommen.
Der Kniff, dass Karten mit höheren Werten zwar mehr Punkte bringen, aber dafür öfter vorkommen, ist gelungen und schon reizvoll. Sicher, ich könnte Karten memorieren, wie bei einer Partie Black Jack mitzählen, wie oft welche Werte schon aufgetaucht sind, und dann Wahrscheinlichkeitsrechnungen aufstellen. Auf diese Weise könnte ich das Risiko etwas minimieren, aber im Endeffekt regiert doch König Zufall. In Relation zur sehr kurzen Spieldauer (höchstens 20 Minuten) geht dies schon in Ordnung. Besonders erfahrene Spieler wünschten sich jedoch mehr Entscheidungsmöglichkeiten, ein bisschen mehr taktischen Tiefgang.
Etwas Interaktion kommt mit den bereits erwähnten Sonderkarten auf. Sie lockern das Geschehen ein wenig auf. Speziell mit den Aktionskarten kann ich mitunter meinen Mitspielern ins Handwerk pfuschen. So kann ich etwa mit der Karte "Freeze" einen Mitspieler zum vorzeitigen Ausstieg zwingen, oder mit "Flip Three" drei Karten vom Stapel aufdecken lassen, was sich negativ (verzockt), aber auch negativ (mehr Punkte) auswirken kann.
"Second Chance" hingegen nehme ich dankend gerne selbst an, denn diese Karte wirkt wie eine Art Versicherung. Ich darf mich damit einmal ungestraft verzocken, indem ich die Zahlenkarte zusammen mit "Second Chance" auf den Ablagestapel werfe.
Die Zielgruppe sind also eindeutig Wenig- und Gelegenheitsspieler. In der passenden Runde kann Flip 7 durchaus unterhalten. Besonders in größeren Runden kann es jede Menge Spaß bereiten. Da kommt (Schaden-)Freude auf, wenn sich andere überraschend, wenn ein Mitspieler mit einer unwahrscheinlichen Zahl aussteigen muss. Laut Schachtelangabe können bis zu 18 Personen mitmachen, was ich allerdings für stark übertrieben halte.
Bei dieser Banalität des Spiels hat es mich jedoch sehr erstaunt, dass es die Jury "Spiel des Jahres" nicht etwa auf die diesjährige Empfehlungsliste, sondern gleich auf die Nominierungsliste gesetzt hat. Klar: Mit dem roten Pöppel sollen neue Spieler für mein liebstes Hobby gewonnen, auch Nichtspieler zum Spielen animiert werden. Dennoch hat diese Entscheidung bei mir und in vielen meiner Spielrunden für ungläubiges Kopfschütteln gesorgt.
Wolfgang Kramer hat einmal behauptet, es gäbe kein schlechtes Spiel, sondern nur eine falsche Zielgruppe. Dem kann ich zwar nicht ganz zustimmen, denn ich habe schon richtig miserable Spiele kennengelernt, die in keiner Konstellation, in keiner Zielgruppe ankommen. Dennoch liegt ein Körnchen Wahrheit in seiner Behauptung. Flip 7 mag mir vielleicht zu wenig bieten, aber es funktioniert und wird - so wie auch Uno, ein Kartenspielklassiker mit nahezu identischem Einflussdefizit - mit Sicherheit ebenalls seine Anhänger finden.
Wer also ein einfaches, lockeres, glücksabhängiges Zockerspiel sucht, wird an Flip 7 vielleicht Gefallen finden. Allen anderen, vor allem Liebhaber anspruchsvoller Spiele, muss ich davon jedoch abraten.
Rezension Franky Bayer
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Flip 7:
2,2, 5 Bewertung(en)
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10.08.25 von Franky Bayer - Einfaches Karten-Zockerspiel, das aber gerade aufgrund seiner Simplizität viele Nicht- und Gelegenheitsspieler anspricht. Für diese gilt auch die Spielreiznote 4, welche ich aber wegen der frechen Eigencharakterisierung als bestes Kartenspiel aller Zeiten auf eine 3 reduziere. |
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24.05.25 von Michael Kahrmann |
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02.07.25 von Michael Andersch - Funktioniert - aber das Spiel ist auf der Liste? Mir völlig unverständlich. Total banales, unsteuerbares und chaotisches Zockerspiel ohne Pfiff. Es muss beileibe nicht immer groß und strategisch sein - aber auch im Bereich der einfachen und schnellen kleinen Spiele gibt es jede Menge gewitztere als Flip 7. |
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08.10.25 von Roland Winner - Spielerisch völlig daneben und mega unverschämt als "bestes Kartenspiel aller Zeiten" angepriesen. |
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09.10.25 von Michael Timpe - Interessant zu lesen, wie die Meinungen auseinander gehen. Hat die SDJ Jury ihre Arbeit ja vielleicht doch nicht nur schlecht gemacht. Für mich als Vielspieler absolut nichts. Es gibt so viele Spiele die das Gleiche Besser machen (Can\\\'t Stop, Hols der Geier oder auch Händler der Karibik). Verstehe nicht, wie man sowas veröffentlichen kann, ich kauf doch auch kein Tastentelefon mehr. |
Leserwertung Flip 7:
3.8, 11 Bewertung(en)
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27.03.25 von Kichererbse - "Flip 7" ist ein Kartenspiel für 3-18 Spieler ab 8 Jahren und dauert etwa 20 Minuten. Worum geht es? Sammelt Karten und testet euer Glück – doch Vorsicht! Jede Karte bringt Punkte, aber doppelte Zahlen werfen euch aus der Runde. Je wertvoller die Zahl, desto riskanter der Zug. Aktionskarten verändern das Spiel: Macht anderen einen Strich durch die Rechnung, schützt eure Punkte oder holt euch einen Vorteil. Bonuskarten bringen Extrapunkte, wenn ihr rechtzeitig aussteigt. Nutzt sie klug und wendet das Blatt in eurem Spiel! Schafft ihr 7 verschiedene Zahlenkarten, endet die Runde sofort und ihr bekommt Bonuspunkte. Wer zuerst 200 Punkte erreicht, gewinnt! Fazit: "Flip 7" ist ein einfaches und schnelles, aber dennoch sehr reizvolles Kartenspiel für größere Gruppen: Die Spieler sammeln reihum Karten, um ihre Punktzahl zu maximieren. Jedes Mal heißt es: Aufhören oder Weitermachen? Die Spannung entsteht durch die Gefahr der doppelt gezogenen Zahlenkarten! Sonderkarten machen aus dem beliebten Black-Jack-Prinzip ein rasantes Kartenspiel. Mit einfachen Regeln, viel Nervenkitzel und hohem Wiederspielreiz ist Flip 7 sehr empfehlenswert für m.E. 5-8 Spieler und daher glasklar Daumen hoch!😃👍 |
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02.04.25 von vanM - Push your luck noch verstärkt durch unsteuerbare Sonderkarten. Da sinkt der eigene Einfluss auf das Spiel gegen Null. Die sporadisch vorhandene Interaktion beschränkt sich auf Ärgern der Mitspieler. Dann lieber das gute alte Can\\\'t Stop. Glasklar Daumen runter. |
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20.04.25 von Andreas K. - Heute zu fünft gespielt und es kam bei allen super an. Klar, es ist ein reines Glücksspiel, aber etwas Taktik ist auch dabei, besonders bei den Sonderkarten. Verdiente 5 Punkte von mir. |
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21.04.25 von BrettspielSpieler - Kurzweiliges Zockerspiel im Stile von Can\\\'t Stop, das vor allem in größeren Runden sehr gut ankommt. Die Sonderkarten bringen Pfeffer ins Spiel. Leider ist die Qualität der Spielkarten der Kosmos Ausgabe deutlich schlechter als die des englischen Originals. |
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27.05.25 von Maja |
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15.06.25 von Klaus Seitz - Ich will nicht sagen, dass das Spiel nicht funktioniert und nicht irgendwo etwas billigen Spaß erzeugt, aber die Frechheit, wie hier bewährte Ideen - teils dich am Plagiat - wieder verwurstet und mit maximalem Design-Aufwand an ein unbedarftes Spielerpublikum verscherbelt wird - mit kräftiger Unterstützung der SdJ-Jury - ist vor allem eins: eine Cash-Machine für den Verlag! Gratuliere! |
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16.06.25 von Harry Borchardt - Ja, es dominiert das Glück. Uns hat es aber gut unterhalten. Also genau das, was ein Spiel tun sollte. Schöner Absacker. |
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18.08.25 von Dietrich - Da Schadenfreude die beste Freude ist, hatten und haben wir immer sehr Spaß in unseren Runden. |
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18.08.25 von KK - Quasi ein binäres Spiel - man hat nur die Wahl zwischen \"ziehen\" und \"Nichtmehrziehen\" - dabei hebeln bockstarke Sonderkarten wie \"second chance\" das \"Push Your Luck\"-Prinzip auch noch aus. Gewinnen tut dann der, der am häufigsten diese Sonderkarten zieht - der Rest mit den Zahlenkarten erhöht im Prinzip nur Verwaltungsaufwand und Spieldauer. |
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24.09.25 von JonTheDon - Die Aufmachung ist wirklich schick und wertig. Das Spiel selbst erzeugt eindeutig Emotionen. Es ist aber ein sehr banaler Humor auf dem Niveau von Teeniewitzen. Man kann das mal mitmachen, wer darüber hinaus ist, langweilt sich aber irgendwann und wünscht sich mehr Tiefe - sowohl was die Entscheidungen als auch was den Humor betrifft. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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10.10.25 von Alfred - Sehr einfaches Spiel für jedermann. |