Spielziel
Wertvolle Schätze befinden sich in Bagdads Palästen. Durch Zusammenstellen von Diebesbanden und geschicktem Taktieren versuchen die Spieler, diese Schätze zu rauben, indem sie sich an den Palastwachen vorbei schleichen. Nur, wem dies als Schnellstem gelingt, kann sich zu Recht als "Dieb von Bagdad" bezeichnen.
Ablauf
Der Spielplan zeigt 6 Paläste unterschiedlicher Farbe in Bagdad. In jedem Palast befinden sich Schatztruhen, die von den Dieben der Spieler gestohlen werden müssen. Wächter vor den Palästen versuchen dies zu verhindern. Durch den Einsatz von Palastkarten können eigene Diebe in die Paläste eingeschleust werden oder Wächter versetzt werden, um möglichst schnell eine vorher festgelegte Anzahl von Schatztruhen zu bekommen.
Am Spielanfang erhält jeder Spieler die Diebe und Wächter seiner Farbe sowie verdeckt Palastkarten. Die Anzahl der eigenen Wächter und Palastkarten hängt dabei von der Spielerzahl ab. Zusätzlich wird vor jeden Palast ein neutraler schwarzer Wächter gesetzt - als Spielvariante kann jeder Spieler auch reihum zwei schwarze Wächter beliebig selbst einsetzen. Schätze werden in Form von Schatztruhenplättchen in den Palästen aufbewahrt, wobei für den Abtransport 4, 5, 6 und 7 Diebe notwendig sind. Aufsteigend nach Diebesanzahl sortiert befindet sich ein Plättchenstapel mit jeweils 4 Schätzen in jedem Palast.
Reihum besteht ein Spielzug aus dem Ausspielen beliebig vieler Palastkarten für das Einsetzen oder Bewegen von Dieben bzw. das Bewegen von eigenen oder neutralen Wächtern. Insgesamt darf jeder Spieler dabei maximal 3 Aktionen ausführen, an denen ein Dieb beteiligt ist. Sobald mindestens ein fremder (Mitspieler oder neutral) und ein eigener Wächter vor einem Palast stehen, lassen sich neue Diebe ins Spiel bringen. Dazu spielt man für jeden neuen Dieb genau so viele farblich passende Palastkarten, wie fremde Wächter dort vor dem Eingang bereits anwesend sind. Eigene Wächter lassen sich ebenfalls durch das Ausspielen einer Palastkarte von einem Palast in einen beliebigen anderen Palast versetzen. Dabei kann ein eigener bereits im Palast befindlicher Dieb kostenlos in den neuen Palast mitgenommen werden. Das Versetzen von neutralen Wächtern ist doppelt so teuer und kostet Start- und Zielpalastkarte.
Nach jedem Zug zieht man 3 Karten vom verdeckten Stapel nach. Wer komplett auf Aktionen verzichtet, bekommt zusätzlich eine Tänzerinnenkarte als Joker und kann diese dann später als Palastkarte beliebiger Farbe einsetzen.
Sobald ein Spieler so viele Diebe in einem Palast hat, wie das oberste Plättchen des Schatztruhenstapels zeigt, kann der betreffende Schatz gestohlen werden. Der Spieler bekommt das Plättchen und nimmt die entsprechende Anzahl von Dieben zurück in seinen Vorrat. Für das Stehlen des nächsten Schatzes im gleichen Palast ist jetzt 1 Dieb mehr notwendig. Wer es bei 2 bis 4 Spielern als Erster schafft, 6 bis 4 Schatztruhen zu ergattern, gewinnt sofort.
Fazit
Der Spielplan zeigt die 6 schön gestalteten Paläste, vor denen jeweils 4 Wächter Platz finden. Diebe und Wächter sind aus stabilem Holzmaterial. Auf den ebenfalls stabilen Papp-Schatztruhenplättchen läßt sich die Anzahl der Diebe gut erkennen. Die spielkartengroßen Tempel- und Tänzerinnenkarten lassen sich gut handhaben. Insgesamt besteht "Der Dieb von Bagdad" aus solidem und ansprechend aufgemachtem Spielmaterial. Wenn da nur nicht die zu große Spielschachtel wäre. Beim Öffnen fällt sofort das Verhältnis des Kartonvolumens zum Spielmaterial auf. Der Karton verwundert den Käufer mit einer Aussparung im oberen Teil, den man für die Unterbringung des zusammengefalteten Spielplans vermuten würde. Dieser und auch die Spielanleitung sind aber größer, so dass sie oben aufliegen, sogar etwas über die Innenschachtelhöhe hinausragen und den darunter befindlichen Hohlraum zusätzlich vergrößern. Das müsste nicht sein! Ein kleinerer Karton hätte hier völlig seinen Zweck erfüllt und weniger Platz im Spieleregal verbraucht. Dies führt zu einer leichten Abwertung in der Bewertung der Aufmachung.
Aus 4 Seiten besteht die Spielregel, was auch völlig ausreichend ist. Das Spiel ist gut zu verstehen, erklärt alle Regeln und hebt wichtige Details (wie z. B. Anzahl der zu raubenden Schätze abhängig von der Spielerzahl) in Fettdruck hervor. Sicherlich wäre hier eine kurze zusätzliche Übersicht hilfreich gewesen, aufgrund des übersichtlichen Regelwerks ist dies jedoch nicht zwingend notwendig.
Mit einer oft recht vollen Kartenhand versucht man seine Diebe in die Paläste zu bringen. Vorteilhaft ist die Situation für denjenigen, der eigene Wächter zusammen mit nur einem einzigen fremden Wächter vor einem Palast stehen hat. Mit den passenden Palastkarten lassen sich so nämlich günstig, d. h. für jeweils eine Karte, neue Diebe in den Palast bringen. Gerade am Anfang des Spiels kann man so relativ schnell einen Schatz mit vier Dieben mitnehmen. Hier liegt es dann an den Mitspielern, die flotte und billige Diebestour zu vermiesen, indem sie eigene oder neutrale Wächter zur Verteuerung des gegnerischen Spielzugs dazu stellen. Kartenglück spielt dabei natürlich eine Rolle, das sich aber im Spielverlauf nivelliert bzw. durch Aussetzen und Einheimsen von Tänzerinnenkarten entschärft werden kann.
Der Spielverlauf ähnelt daher nach einigen Runde einem spannenden "Tauziehen" zwischen eigenem Vorteil versus Nachteil der anderen. In jedem Zug muss neu überlegt werden, ob z. B. das teure Versetzen von neutralen Wächtern zur nächsten Schatztruhe führt und es genau dieser Zug dem Mitspieler ebenfalls leichter macht, oder ob man etwa nur versetzt, um einen Platz zu blockieren oder das Einsetzen in einen Tempel zu verteuern. Bei schlechter Kartenhand ergeben sich zuweilen auch Zugvarianten, bei denen ein Spieler zur Verstärkung seiner Diebesmannschaft erst einen eigenen Wächter versetzt, dann in einem anderen billigen Tempel Diebe einsetzt und diese wieder in den ursprünglichen Tempel zurückholt.
Insgesamt überzeugt "Der Dieb von Bagdad" als Mischung aus leichter Taktik gepaart mit einem gewissen Glücksfaktor und spielt sich "rund". Bei einer Spieldauer von angegebenen 45 Minuten, die wir auch durchaus erzielten, wurde es als angenehmes und lockeres Spiel empfunden.
Rezension Udo Kalker
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.