Rezension/Kritik - Online seit 02.04.2010. Dieser Artikel wurde 4395 mal aufgerufen.

Ice Flow

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Autor: Dean Conrad
Illustration: R. H. Aidley
Verlag: Ludorum Games
Rezension: Alfons Leierseder
Spieler: 2 - 4
Dauer: 45 - 60 Minuten
Alter: ab 10 Jahren
Jahr: 2008
Bewertung: 3,9 3,9 H@LL9000
4,5 4,5 Leser
Ranking: Platz 4337
Ice Flow

Spielziel

Auf Eisschollen unterwegs sein und dabei von Alaska nach Jakutien gelangen - das ist unsere Aufgabe während der nächsten Stunde. Dabei wird es uns nicht besonders kalt werden, denn unser Spielzimmer ist gut geheizt …

Ablauf

Auf dem erstaunlich kleinen Spielplan sehen wir unsere Basiscamps, auf die wir nach und nach gleich unsere 3 Forscher einsetzen. Auf jedem Ausgangscamp dürfen sich jeweils nur 2 Forscher befinden, so dass bei 4 Spielern alle Ausgangscamps besetzt werden. Nun verteilt jeder Spieler reihum noch Eisschollen auf dem Spielplan, bis insgesamt 12 davon schon eine Ahnung aufkommen lassen, wie der Weg von Ost nach West aussehen könnte. Nachdem sich beim Einsetzen keine Eisschollen berühren dürfen, wirkt der Spielplan schon recht gefüllt. Auf jeder Eisscholle befinden sich bereits Seile, Fische oder Eisbären. Jeder Spieler besitzt in seinem Rucksack (eine Spielkarte) bereits einen Fisch und ein Seil. Der Rucksack kann insgesamt nur drei Teile aufnehmen.

Nun versuchen also alle Spieler, ihre Forscher über die Beringsee zu bringen. Und das geht so: In seinem Zug darf der Spieler zwei Aktionen durchführen: Eine davon muss eine Eisschollenaktion sein, d. h. eine Eisscholle bewegen bzw. um 60 Grad drehen oder eine neue Eisscholle einsetzen. Diese Aktion kann er auch zweimal durchführen.

Und er darf als Aktion mit seinem Forscher aktiv werden: Mit einem eigenen Forscher kann er jetzt versuchen, über Eisschollen vorwärts zu kommen. Über glatte Kanten wandert er kostenlos, über geriffelte Kanten benötigt er ein Seil aus seinem Rucksack. Über ein Meerfeld braucht er einen Fisch (er durchschwimmt das Feld und braucht dazu Energie). Der aktive Forscher kann so weit laufen und schwimmen, wie er will bzw. so weit seine Vorräte im Rucksack reichen. Auf einer Eisscholle angekommen nimmt er sich – so lange vorhanden – ein Seil oder einen Fisch von dieser Scholle und beendet damit seine Forscheraktion. Als Forscheraktion gilt auch das Angeln, bei dem statt einer Bewegung eine Schnur ins Wasser gehalten, sprich ein Seil gegen zwei Fische eingetauscht wird.

Eisschollen- und Forscheraktion können in beliebiger Reihenfolge stattfinden.

Seile werden also zum Angeln benötigt und um Packeis zu überwinden (gezackte Kanten auf den Eisschollen). Fische hingegen braucht man als Energiespender zum Schwimmen und um einen Eisbären von sich selbst abzulenken. Will man nämlich eine Eisscholle mit Eisbär betreten, muss man diesen erst einmal mit einem Fisch bestechen (= ablenken) und kann dann entweder auf die nächste Eisscholle sprinten oder aber den Eisbären vertreiben, was dazu führt, dass der Eisbär Jagd auf andere Forscher macht. Das kann sogar bewirken, dass ein Forscher sich nicht mehr retten kann und mit einem Rettungshubschrauber zurück nach Alaska geflogen werden muss (um seine Reise wieder neu zu beginnen)!

Mit Laufen, Schwimmen, Klettern und Eisbären-Bestechen versucht also jeder seine Forscher über die See zu bringen. Und wer als Erster seine drei Forscher wohlbehalten nach Sibirien gebracht hat, darf sich als Sieger bezeichnen und in dem sonnigen Jakutien niederlassen.

Fazit

Die Grundlage für dieses Spiel ist eine gute Idee: Mit Hilfe von verschiedenen Dingen und Handlungen versucht man, eine Strecke zu bewältigen. Dabei gilt es, Hindernisse zu überwinden und schneller zu sein als seine Spielkollegen. So weit – so gut! Die Umsetzung der Idee ist aber leider nicht ganz ausgereift.

Das Einsetzen der Forscher in Alaska ist noch eine gute und sinnvolle Sache. Die damit verbundenen Eisschollen im Meer machen schon mal sichtbar, wie ein Weg nach Westen aussehen könnte. Aber nun beginnen bereits die Schwierigkeiten: Nachdem jeder Spieler in seinem Zug eine Eisschollenaktion machen muss, kommt es immer wieder zu mehr oder weniger sinnvollen Aktionen. Außerdem wird bei einem längeren Forscherzug (mit Eisbären usw.) oft vergessen, ob die Eisschollenaktion bereits gemacht wurde oder nicht.

Langsam gewöhnt man sich an dieses Problem und erinnert sich gegenseitig daran, dass ja noch eine Eisscholle zu setzen, bewegen oder drehen ist. Also nutzt man dies auch mal, um andere zu ärgern oder auf ihrem Weg nach Westen zu hindern. Eine durchaus sinnvolle Option!
Gut für den Spieler ist es aber nur dann, wenn er die eingesetzte Eisscholle auch gleich nutzen kann, sonst arbeitet er mehr für die Mitspieler und weniger für sich selbst!

Immer wieder kam es uns so vor, als seien die Strömungen der Eisschollen noch nicht wirklich ausgereift. Da hätte man noch mehr daraus machen können. Denn was bringt eine Eisscholle, die ganze 3 Felder zu durchlaufen hat und dann wieder verschwindet? Oder was nützt eine Eisscholle, die im langen „Stau“ steht und sich nicht mehr vorwärts bewegen lässt?

Die Forscheraktion lässt sich hingegen gut nachvollziehen: Die Figur kann laufen, schwimmen, angeln und Eisbären besänftigen/vertreiben. Und am Ende des Zugs kann sie noch etwas in ihrem Rucksack verstauen, solange dieser nicht schon überfüllt ist oder überhaupt noch etwas auf der Eisscholle zu finden ist.

Gut gefällt mir hier auf jeden Fall, dass die Mitspieler sich auch richtig „ärgern“ können: Ganz vorne zu nennen sind da natürlich die Eisbären, das gilt aber auch für die Bewegung der Eisschollen, die man schon als Mittel gegen die anderen einsetzen kann – wenigstens teilweise.

Die Tipps am Ende der Spielanleitung lesen sich wirklich gut, sind aber nur bedingt umsetzbar. Es wird schnell deutlich, dass man oft Mangel an Seilen und Fischen hat; das liegt zum einen am sehr kleinen Rucksack, zum andern daran, dass im Laufe des Spiels nur wenig „Nachschub“ kommt. Immer wieder passiert es also, dass der dritte Forscher mit leerem Rucksack irgendwo in der Beringsee auf einer Eisscholle sitzt und wenig machen kann. Setzt er nämlich eine neue Eisscholle ein, tut er dies hauptsächlich für seine Mitspieler; und bis er wieder an der Reihe ist, wurde diese meistens schon abgeräumt. Und so schippert er traurig und allein auf seiner Scholle durch die kalte See!

Die Spielanleitung ist nach mehrmaligem Lesen relativ gut zu verstehen, auch wenn die Gliederung gewöhnungsbedürftig daherkommt (Aufzählung Ai, Aii, Aiii). Unklar bleibt das Feld Diomede, auf dem sich der Eisbär auch niederlassen kann, auch wenn es eigentlich keine Eisscholle ist. Dann wird von Headlands gesprochen (wohl einem Ort in Sibirien), das schwer zu erreichen sei. Dieser Ort ist jedoch nicht auf dem Spielplan zu finden. Geografie-Fans werden sich möglicherweise daran stören, dass hier von Sibirien die Rede ist, es sich aber eher um Jakutien handelt.

Die Spieldauer wird mit 45 – 75 Minuten angegeben; bei geübten Spielern werden 45 Minuten gut ausreichen und in der 2er-Besetzung sowieso.

Insgesamt gesehen hätte Ice Flow ein gutes Spiel werden können. Es scheint mir aber nicht richtig und vollständig ausgearbeitet. Entweder ist es zu überladen oder die verschiedenen Elemente greifen nicht richtig ineinander. Es bleibt der Eindruck, dass an diesem Spiel noch etwas gefeilt hätte werden sollen. Möglicherweise sind es nur kleine Stellschrauben, die anders justiert werden müssten, um dieses Spiel interessant zu machen. Schade!

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass man mit einem Fisch keinen Eisbären beruhigt, mit einem einfachen Seil keine Fische fängt oder nicht einfach durch das eiskalte Meer schwimmt … So bleibt dieses Spiel als „unvollendetes Werk“ zurück und Spielefans können sich – wenn sie wollen – daran machen, die Regeln etwas zu überarbeiten, um ein wirklich brauchbares Werk daraus zu machen.

Rezension Alfons Leierseder

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Ice Flow: 3,9 3,9, 10 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 05.11.09 von Alfons Leierseder
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 23.06.08 von Udo Kalker - Über Eisschollen von A nach B gelangen. Ich kann mit vorstellen, daß das Spiel für entsprechende Zielgruppen funtioniert und auch gut ankommt. Mich hat's leider nicht angesprochen.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 06.07.08 von Katrin Husmann
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 19.11.08 von Michael Andersch - Schönes Spiel mit schönem Material (Tolle Schollen!), aber für meinen Geschmack deutlich zu großem Grübelpotential, daher die etwas geringe Spielreizbewertung. Rein vom Mechanismus her würde ich eine 4 geben.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 12.01.09 von Horst Sawroch
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 11.02.09 von Silke Hüsges
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 20.12.09 von Rainer Harke
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 02.04.10 von Frank Solnitzky
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 05.04.10 von Frank Gartner - Kann zuweilen etwas träge werden, aber in einer Runde von Nicht-Dauer-Grüblern ein sehr spannendes, auch mal gemeines Spiel. Es lässt sich zu dritt als auch zu viert sehr gut spielen. Meine Partien funktionierten sehr gut, ich habe aber schon einige Flopps an Nachbartischen erleben dürfen. Also: Selbst ausprobieren und entscheiden.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 17.02.11 von Monika Harke

Leserbewertungen

Leserwertung Ice Flow: 4,5 4.5, 4 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 02.04.10 von Christoph Kainrath - Manchmal sind die Schollen etwas zu klein, wenn sich allerhand Zeug dort tummelt.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 03.04.10 von Beate Bindrim - Etwas grübellastig, aber interessant und mit einem schönen, unverbrauchten Thema.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 04.04.10 von Frank
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 05.04.10 von Braz - Nettes Spiel

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