Spielziel
Schmidt Spiele stellte auf der Spielwarenmesse in Nürnberg eine neue Spielereihe vor. Diese heißt „EasyPlay“, und wie der Name schon sagt, handelt es sich dabei um Spiele, die schnell erklärt und ebenso schnell gespielt sind. Nicht nur durch den Aufdruck „EasyPlay“, sondern auch durch ein neues, quadratisches Schachtelformat sollen die Spiele gleich ins Auge stechen. Neben Drachen Wurf erschienen drei weitere Neuheiten aus dieser Reihe: Big Points, Finito! und Burgen Land.
Ablauf
Zu Beginn des Spiels werden drei Drachenplättchen offen ausgelegt und jeder Spieler erhält ein Drachenei sowie eine Drachenbasis. Wer an der Reihe ist, würfelt mit den sechs Drachenwürfeln. Nach jedem Wurf muss er mindestens einen Würfel zur Seite legen, und zwar einen, der einen Drachen in jener Farbe zeigt, die entweder in der Tischmitte oder bei einer der Drachenbasen eines Mitspielers ausliegt.
Aufhören darf man, wann immer man der Meinung ist, man hat für diese Runde genug erreicht. Ein Drachenplättchen aus der Mitte darf man an seine Basis legen, wenn man mindestens zwei Drachenköpfe der geforderten Farbe gewürfelt hat. Dann legt man das Plättchen (es können auch mehrere sein) an jene Seite der Basis, die genauso viele Köpfe zeigt, wie man für den Erwerb des Plättchens gewürfelt hat. Alternativ kann man auch bei einem Mitspieler klauen. Dafür muss man allerdings einen Drachenkopf mehr in der geforderten Farbe würfeln, als der Mitspieler selbst für den Erwerb aufwenden musste. Würfelt man irgendwann eine Farbe, die in dieser Runde nicht zur Verfügung steht, ist der Zug eines Spielers automatisch beendet und sein Ergebnis wird ausgewertet, d. h., er darf die entsprechenden Plättchen nehmen und an seine Basis anlegen.
Drachenplättchen bleiben (sofern sie nicht vorher gestohlen werden) genau eine Runde an der eigenen Drachenbasis liegen. Ist man also wieder an der Reihe, räumt man zuerst seine Basis frei, bevor man sich an das Gewinnen neuer Plättchen macht. Beim Sammeln der Plättchen kann man sich entweder an die Farben der Drachen und/oder die Hintergrundlandschaften der Plättchen halten. Bei beiden gibt es jeweils sechs unterschiedliche Farben bzw. Hintergründe.
Einmal einer Gruppe zugeordnete Plättchen dürfen nicht mehr umgelegt werden, es sei denn, man opfert dafür ein Drachenei. Ein solches erhält man übrigens immer dann, wenn man von einem Mitspieler bestohlen wurde. Optional kann man das Drachenplättchen auch noch zum Erhöhen eines Würfelergebnisses einsetzen.
Das Spiel endet, sobald alle Plättchen in Sicherheit gebracht wurden. Es gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten. Punkte gibt es für Plättchengruppen, wobei ein einzelnes Plättchen 1 Punkt zählt, zwei gleiche 4 Punkte, drei gleiche 9 usw. (die Zahlen potenzieren sich immer).
Fazit
Beim ersten Blick in die Spielschachtel mag der eine oder andere ob der kleinen Menge an Spielmaterial vielleicht ein wenig enttäuscht sein. Es sieht in der etwas zu groß geratenen Box fast ein wenig verloren aus und hätte auch gut in eine Mitbringspiel-Schachtel gepasst – aber dann wäre natürlich der Wiedererkennungsfaktor, der es auch durch sein Format als Spiel der neuen EasyPlay-Reihe auszeichnet, geringer gewesen.
Ansonsten ist das Material grafisch sehr ansprechend - beim Spielen unter nicht optimalen Lichtbedingungen kommt es jedoch des Öfteren vor, dass Plättchen mit Drachen in den Farben rot und pink verwechselt werden, sofern sie nicht direkt nebeneinander liegen.
Der Spielmechanismus bietet keine aufregenden Neuheiten. Zwar wurde das Spiel mit einer ansprechenden Drachenoptik versehen, aber man hätte genauso gut jedes andere Thema wählen können. Da man jedoch weiß, dass Drachen und andere Fantasy-Wesen immer wieder gerne gesehen werden, hat man sich vermutlich speziell für diese Aufmachung entschieden.
Die Zielgruppe für dieses Spiel ist wohl in erster Linie bei Familien zu suchen. Aufgrund der kurzen und vor allem auch kurzweiligen Spieldauer von etwa 30 bis 45 Minuten hatten aber auch Vielspieler nichts gegen ein Spielchen einzuwenden – vor allem als Ausklang eines Spieleabends eignet sich Drachen Wurf wunderbar.
Das Spiel funktioniert in jeder Besetzung gut. Spielt man zu dritt oder viert, dauert es nicht ganz so lange, weil meistens nicht so viel geklaut werden kann. Zu fünft oder sechst hat fast immer irgendein Mitspieler etwas ausliegen, das sich zu stehlen lohnt, weil es zur eigenen Auslage passt. Dann gibt es öfter ein Hin und Her, so dass insgesamt etwas länger gespielt wird, dafür aber auch mehr Interaktion und Leben ins Spiel kommen.
Einordnen lässt es sich in eine Reihe anderer Würfelspiele mit Ärgerfaktor und somit viel Interaktion. Besitzt man schon einige solcher Spiele, hat der Kauf von Drachen Wurf sicher nicht oberste Priorität. Ist der eine oder andere Spieler jedoch auf der Suche nach einem solchen Spiel, so stimmt hier das Preis-/Leistungsverhältnis und man kann getrost zugreifen.
Auf alle Fälle halten die auf der Schachtelrückseite abgedruckten Informationen, was sie versprechen: Nämlich ein Spiel mit hohem Glücksanteil und viel Interaktion, das leichten Spieleinstieg verspricht – ein ideales Familienspiel also. Letztendlich stellt sich für mich nur noch eine Frage: Warum Drachen Wurf und nicht Drachenwurf???
Rezension Sandra Lemberger
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
Regelvarianten
Da mein Regelstudium leider nicht ganz korrekt vonstatten ging, spielten wir das Spiel eine ganze Weile falsch. Allerdings stellte sich im Nachhinein heraus, dass uns diese "falsche" Spielweise besser gefiel als die korrekte:
Wenn man beim Würfeln zu wagemutig ist und irgendwann keinen passenden Drachenkopf mehr würfelt, dann geht man in dieser Runde komplett leer aus. Diese Spielweise bringt Pfeffer ins Spiel, denn wie immer bei Spielen mit Can’t-Stop-Prinzip steht man auch hier jedesmal von Neuem vor dem Dilemma, ob man sich mit kleinen Erfolgen zufrieden gibt und aufhört, oder ob man weiterwürfelt, um entweder noch ein zweites Plättchen zu ergattern oder aber den Wert des einen Drachenkärtchens, das man eigentlich schon an seine Basis anlegen könnte, noch zu steigern, um so einen Diebstahl durch die Mitspieler zu erschweren. Zwar wird bei dieser Variante nicht ganz so viel geklaut wie nach der korrekten Spielweise, aber wenn sich doch einer zum Stibitzen entscheidet, ist es für alle Beteiligten spannender als bei der herkömmlichen Spielweise.