Rezension/Kritik - Online seit 19.08.2015. Dieser Artikel wurde 9140 mal aufgerufen.
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Ein Spiel, bei dem es ums Gastgewerbe geht? Darüber kann eigentlich nur ich schreiben. Als gelernter Gastronomiefachmann und seit Jahrzehnten ausübender Wirt kenne ich mich logischerweise in der Materie besser aus als in anderen Berufssparten. Zwar gäbe es kaum Spielerezensionen, wenn keine branchenfremden Personen über bestimmte Spiele schreiben dürften, wir müssten beispielsweise ewig darauf warten, bis endlich ein Spediteur über Auf Achse berichtet, oder ein Mönch über Ora & Labora. Dennoch ist Fachwissen sicher kein Nachteil, damit der Leser auch einen korrekten Eindruck über das behandelte Thema erlangt.
Bei Da Luigi geht es um ein typisches Ristorante italiano, das wir möglichst erfolgreich betreiben wollen. Nur wenn wir die Wünsche unserer Gäste nach Pizza, Pasta & Co rechtzeitig erfüllen, klingelt die Kassa.
Unser Restaurant besteht aus zwei Pappteilen, die zu einer länglichen "Ristoranteleiste" zusammengesteckt werden. Zwar sind darauf einige Tische skizziert, Platz gibt es aber dennoch bloß für maximal sechs Gäste gleichzeitig, nämlich auf den Feldern unterhalb der Leiste, gekennzeichnet mit den Werten 60, 50, 40, 30, 20 und 10.
Die Gäste wiederum kommen auf Gästekarten vor. Neben einer Abbildung des Gastes zeigt jede Gästekarte die Bestellung in Form von 1 bis 4 Speisen, die Wartezeit, die der Gast höchstens in Kauf nimmt (10 bis 60 Minuten), eine Besonderheit, sowie eine Punktezahl für die erfüllte Bestellung (Werte von 1 bis 5). Gleich zu Beginn haben sich in unserem Ristorante zwei Gäste eingefunden: ein Gast, der ein ganzen Menü bestehend aus Pasta, Salat, Wein und Wasser wünscht und dafür eine Stunde zu warten bereit ist, sowie ein anderer Gast, der bloß eine Pizza und ein Dessert innerhalb der nächsten 40 Minuten verlangt.
Die Speisen und Getränke schließlich gibt es in Form von farbigen Speisenwürfeln. Die braunen Würfel stellen Nachspeisen dar (wahrscheinlich Tiramisu), die orangefarbenen Pasta und die gelben Pizza. Grün ist natürlich die Farbe vom Salat, Rot steht für Wein und Blau für Wasser. Unsere Vorräte sind anfangs aber etwas dürftig, denn wir dürfen lediglich drei Speisenwürfel aus dem Stoffbeutel ziehen.
Weil dies nicht einmal ausreicht, um die Wünsche der bereits wartenden Gäste zu erfüllen, besteht die erste Aktionsmöglichkeit darin, für Nachschub zu sorgen, sprich: auf dem nahen Markt einzukaufen. Der Marktplatz besteht aus mehreren Verkaufsständen. Zu Beginn werden je drei Stände mit einem, zwei, drei und vier Würfeln - zufällig aus dem Beutel gezogen - bestückt. Beim Einkaufen nehmen wir uns alle Speisenwürfel eines Marktfeldes.
So ein Einkauf ist jedoch zeitaufwändig und zwar umso mehr, je mehr wir besorgen. Eine einzelne Ware ist schnell mal geholt und beansprucht keine Zeit, zwei Speisenwürfel benötigen 10 Minuten, drei Würfel schon 20 Minuten und will man gleich vier Speisenwürfel besorgen, geht gleich eine halbe Stunde verloren. Die vergangene Zeit wirkt sich auf die Wartezeit unserer Gäste aus, was so viel bedeutet, dass wir für jeweils 10 Minuten einen beliebigen Gast in unserem Ristorante um ein Feld nach rechts schieben müssen.
Erst danach können wir uns mit passenden Speisenwürfeln um die Wünsche unserer Gäste kümmern. Haben wir dabei alle gewünschten Speisenwürfel auf einer Gästekarte abgelegt, gilt diese Bestellung als erfüllt. Wir können kassieren, indem wir die Gästekarte verdeckt auf einen Extra-Stapel legen, wo sie uns um Ende Punkte bringt.
Alternativ können wir aber auch neue Gäste begrüßen. Hierbei ziehen wir Karten vom Gästekartenstapel und decken sie einzeln eine nach der anderen auf. Bei jedem Gast müssen wir uns sofort entscheiden, ob wir ihn selbst in unserem Ristorante aufnehmen oder ihn lieber an einen unserer Mitbewerber verweisen. Insgesamt müssen wir aber zwei Gäste selbst aufnehmen und zu jedem Mitspieler einen Gast schicken.
Heißen wir einen Gast willkommen, legen wir die Karte entsprechend seiner Wartezeit unterhalb unserer Ristoranteleiste an. Sollte sich dort bereits ein Gast befinden, wird dieser - und eventuell noch weitere - um ein Feld nach rechts verschoben. Wird ein Gast über den letzten Zeitabschnitt (10 Minuten) hinausgeschoben, hat ihm alles zu lange gedauert, woraufhin er das Lokal verlässt. Und weil er damit alles andere als glücklich ist, beschert uns dies eine "Zitrone" als sichtbares Zeichen, dass er so richtig sauer ist.
Ist der Gästekartenstapel aufgebraucht, ist jeder noch einmal dran, um einzukaufen und damit eventuell offene Bestellungen erfüllen zu können. Danach wird abgerechnet. Wir zählen die Punkte unserer erfolgreich bedienten Gäste. Erzielen wir damit die höchste Gesamtsumme, sind wir der beste "Italiener" im Ort. Und gewinnen, so nebenbei.
Jetzt kommt die Zeit des (Restaurant-)Kritikers. Betrachten wir Da Luigi aus der Sicht des Gastronomen. Auf den ersten Blick fällt das sehr beschränkte kulinarische Angebot auf: nur eine Sorte Pizza, als Pasta bloß Spaghetti, der Insalata nur verde und nicht mista, zum Dessert lediglich Tiramisu. Das Getränkeangebot ist mit Vino rosso und Wasser ebenfalls alles andere als "berauschend". Mich wundert, dass bei einer derart - milde ausgedrückt - überschaubaren Karte überhaupt Gäste angelockt werden können.
Aber auch die Küchenorganisation kann man nicht gerade professionell bezeichnen. Die Gäste treffen ein, und die Vorratskammern sind fast leer! Wo bleibt da die Mise en place? Stattdessen wird das Personal genau zur Stoßzeit auf den Markt zum Einkaufen geschickt. Außerdem werden dort Fertiggerichte besorgt, von küchenmäßiger Zubereitung kleine Spur. Als Gastronom müsste ich von einem Besuch im Da Luigi dringend abraten. Das Restaurant wäre eher ein Fall für Rach & Co.
Aber - Gott sei Dank! - müssen wir das Spiel ja nicht essen. Aus der Sicht des Spielekritikers schaut alles schon ganz anders aus. Die Kombination aus Ressourcenbeschaffung und Auftragserfüllung - geschickt verpackt in das Ambiente eines italienischen Restaurants - weiß durchaus zu gefallen.
Die Speisenwürfel auf dem Markt werden nicht mit Lire oder Euro bezahlt, sondern mit Zeit. Wer also keine Zeit hat, kann nicht viel bekommen, lediglich einen der Speisenwürfel in der obersten - kostenlosen - Reihe. Es gilt also, das "Zeitpotenzial" seiner Gäste zu nutzen, um benötigte Würfel zu besorgen oder sich sogar einen kleinen Vorrat für zukünftige Gäste aufzubauen. Der Glücksanteil ist beim Einkauf überschaubar, da die Speisenwürfel offen ausliegen und sich somit Angebot und Nachfrage relativ gut aufeinander abstimmen lassen.
In diesem Zusammenhang möchte ich noch die beiden Jokermöglichkeiten erwähnen. So können die ansonsten nur für die Startgäste benötigten braunen Würfel im Verhältnis 2:1 für eine beliebige Farbe herangezogen werden oder beliebige Würfel im Verhältnis 4:1. In beiden Fällen allerdings nur, um die Bestellung eines Gastes zu erfüllen.
Beim Begrüßen neuer Gäste herrrscht hingegen schon ein beträchtlicher Glücksfaktor. Es gibt nämlich - wie leider auch in Wirklichkeit - gute und schlechte Gäste. Der ältere Rosenkavalier, der locker eine Stunde Zeit hat und sich mit einem Glas Mineralwasser zufrieden gibt, oder die gesundheitsbewusste Rentnerin, die sich für Pizza und Salat während ihrer Walking-Pause sechzig Minuten gönnt, sind gern gesehene Gäste. Dem Punk, der sichtlich enerviert innerhalb von 10 Minuten drei Pizzen fordert, oder dem gestressten Manager, der wutschnaubend auf der Stelle zwei Pizzen und zwei Glas Rotwein verlangt. würde man am liebsten keinen Einlass gewähren.
Doch leider hat man es nicht immer selbst in der Hand, wer tatsächlich kommt. Darf man selber die Gäste verteilen, muss man sich nacheinander entscheiden, wem man einen Gast zuschanzt. Und da weiß man halt oft nicht, ob nachher noch etwas Besseres/Schlechteres nachkommt. Trotzdem ist das immer noch vorteilhafter als die anderen darüber entscheiden lassen zu müssen.
In einigen unserer Partien kam es vor, dass ein Spieler im Laufe des Spiels - manchmal auch ohne eigenes Verschulden - plötzlich völlig blockiert war. Hat ein Spieler nämlich schon drei oder mehr Gäste auf der Leiste ganz rechts, kann er nicht mehr viel ausrichten. Mangels Zeit steht ihm nur mehr einer der kostenlosen Speisenwürfel zur Verfügung, was meist zu wenig ist, um die Blockade wirkungsvoll lösen zu können. Er muss also mehrere Runden sammeln, während derer ihm sicher wieder neue lästige Gäste geschickt werden. Ein Teufelskreis, aus dem man schwer wieder rauskommt Der Spieler hat dann mit dem Sieg nichts mehr zu tun. Wegen der relativ kurzen Spieldauer ist dies zwar vertretbar, trotzdem hätte ich mir irgendeine Möglichkeit gewünscht, unliebsame Gäste zu vertreiben, auch wenn dies mit anderen Nachteilen verbunden wäre (siehe Kasten "Regelkorrektur").
Rüdiger Dorn ist normalerweise bekannt für eher komplexe Spielideen (Goa, Die Händler von Genua, Die Baumeister von Arkadia, Istanbul, etc.), hat aber hier ein Spiel geschaffen, das auch den gelegentlichen Spieler anspricht. Es spielt sich locker leicht, aber doch nicht banal. Vorausplanung ist nur bedingt möglich, und die vorkommenden Zufallselemente passen ganz gut zu einem Familienspiel. Das Cover ist gelungen und weckt das Interesse, die Gestaltung des restlichen Spielmaterials wirkt für mich hingegen ein wenig hausbacken. Insgesamt aber kann ich einen Besuch bei Da Luigi - zumindest aus Sicht des Spielekritikers - durchaus empfehlen.
Rezension Franky Bayer
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
Verlag und Autor haben auf zahlreiche Kritik reagiert und die Spielregel in einem Punkt geändert. Nun ist es möglich, auch beim Einkaufen (unliebsame) Gäste aus dem Lokal zu schieben, was allerdings mit dem Erhalt einer Zitrone quittiert wird. Dadurch kann es nicht mehr passieren, dass Spieler längerfristig blockiert sind.
Besitzer der ersten Auflage können sich die Regelkorrektur auf www.kosmos.de downloaden, künftige Da Luigi-Editionen werden mit der neuen Regel ausgeliefert.
H@LL9000 Wertung Da Luigi: 4,1, 8 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
28.04.15 von Franky Bayer - Unterhaltsames Spiel, das den Geschmack einer breiteren Spielerschicht trifft. Dank Regelkorrektur von Kosmos kommt es jetzt nicht mehr zu lästigen Blockaden. Solide 4. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
14.04.15 von Udo Kalker - Insgesamt ganz lustig, die verschiedenen Gäste (ab) zu servieren. Insgesamt aber eine Spur zu seicht für meinen Geschmack. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
18.05.15 von Edgar Ameling - Als Pausenfüller ist es ganz unterhaltsam, aber für echte VielspielerInnen ist es definitiv zu seicht. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
17.08.15 von Bernd Eisenstein |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
18.08.15 von Peter Zanow - So lieben wir die Restaurants, erst nach der Bestellung die Zutaten frisch vom Markt besorgen und zubereiten. Was im wirklichen Leben nicht sonderlich praktikabel ist, funktioniert als Spiel ganz hervorragend. Und wenn sich das gegnerische Restaurant mit immer mehr Gäste füllt, die nie zufrieden gestellt werden können, herrlich. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
03.09.15 von Regina Molter - Tolles Spiel! Mit Ärgerfaktor! |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
18.09.15 von Michael Kahrmann |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
26.09.15 von Michael Andersch - Trotz seiner Einfachheit thematisch sehr gut umgesetzt - Einkaufen (viel kaufen kostet Zeit, wenig kaufen geht mal eben so), Gäste bedienen - oder eben nicht bedienen können und sie unzufrieden abschreiben zu müssen - that's it. Der Mechanismus ist gut, pfiffig und hat auch einen gewissen Ärgerfaktor - allerdings wird das Spiel doch relativ schnell eintönig - für meinen Geschmack könnte es (auch wenn alle zügig spielen) durchaus die eine oder andere Runde kürzer gehen. Dies kann man aber zum Glück selbst über die Zahl der Gästekarten nach Belieben steuern. Unter dem Strich ein solides, einfaches aber dennoch pfiffiges Spiel. |
Leserwertung Da Luigi: 4.1, 9 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
23.04.15 von Christoph Kainrath - In einer Spielerunde mit eher Wenigspielern kam der einfache aber nette Mechanismus und die kurze Spieldauer gut an. Dadurch dass bei der Ankunft neuer Gäste auch die Mitspieler neue Karten bekommen ist der Ärger garantiert :-) |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
03.05.15 von Hans Huehnchen - Mit der beigelegten Regel der Erstauflage sehr unrund, nach Download der überarbeiteten Version machts richtig Spaß, trotz der Oberflächlichkeit. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
19.08.15 von Andreas - Sehr nettes und flottes Familienspiel mit etwas Ärgerfaktor. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
18.09.15 von Maja - Na ja, für zwischendurch ganz ok |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
18.09.15 von Dennis L. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
28.09.15 von Dencer - Nettes Spiel für zwischendurch mit hohem Glücksanteil. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
22.10.15 von Daniel Noé - Die Spiele von Rüdiger Dorn fühlen sich für mich alle ähnlich an - meist sind die Aktionsmöglichkeiten simpelst und fügen sich (manchmal) zu einem guten Spielerlebnis zusammen - Bei Da Luigi klappt das nicht so recht - irgendwie nett aber auch komplett belanglos und austauschbar - Und Kötzchen sammeln und ablegen passt auch mal null zu Nudeln... 3 Punkte |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.03.16 von Gentledom - Für mich nur schwache drei Punkte. Es fehlt der Reiz, führende Spieler sind kaum einzuholen und das ist bei einem Glücksspiel irgendwie komisch. Ich habe in den zwei Runden in denen ich es gespielt habe gar keinen Zugang zu dem Spiel gefunden. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
07.11.16 von Axel F. - Klasse Spiel, welches gerade in der Familienrunde mit Kindern gut ankommt. Selbst Kinder die normalerweise keine "Spieler" sind, wollen plötzlich immer nochmal eine Partie "Da Luigi". Von daher muss ich dem Spiel eine 5 geben, da es sein Ziel absolut erfüllt. Klasse! Achtung: Man sollte natürlich die Gäste auch raus schmeissen, um Sackgassen zu vermeiden (siehe auch Regelklarstellung bei Kosmos!). |