Spielziel
Hast du einen grünen Daumen? Bringst du jede Steppe zum Blühen und kannst deinen Balkon in eine florierende Oase verwandeln? Oder sieht dein Garten eher wie die Wüste Sahara aus?
Im Spiel Botanicus stellst du deine Fähigkeiten als Gärtner unter Beweis und versuchst, mit deinen Blumenbeeten die Aufmerksamkeit und Bewunderung von interessierten Besuchern zu gelangen, um schlussendlich als talentiertester Gärtner zu triumphieren.
Ablauf
Dein Garten ist allerdings anfangs noch völlig leer, alle Beete deines Spielertableaus sind unbepflanzt und warten auf deine fachkundigen Hände. Zwischen den Beeten verlaufen Wege, auf denen du keine Gärtnerfigur bewegen kannst, was auch notwendig ist, weil diese nur die gerade erreichbaren, also diagonal angrenzenden Beete bearbeiten können.
Rechts der Beete befinden sich die Aufträge, die du mit deinen Pflanzen in der entsprechenden Reihe erfüllen sollst. Sie symbolisieren die Schaulustigen, die in deinen Garten kommen. Auf dem Tableau aufgedruckt sind die Standard-Aufträge, dazu bekommst du noch fünf zufällige besondere Aufträge, von denen du nach Belieben jeder Reihe 1 zuteilst.
Für die Gestaltung hast du allerdings nur ein bescheidenes Budget von gerade mal 6 Münzen. Auf die drei Leisten des Spielplans stellst du die entsprechenden Spielfiguren deiner Farbe: einen Geldsack, eine Schubkarre und eine Schaufel. Deine Figur "Blume" kommt hingegen auf das Startfeld des Aktionsbereichs in der unteren Hälfte des Plans.
In deinem Spielzug darfst du zuerst deinen Gärtner bewegen (1.), indem du für jeden Schritt eine Münze bezahlst. Außerdem darfst du in dieser Phase - sofern du eine hast - 1 Gartenkarte ausspielen, für die du dann entweder 3 Münzen erhältst oder gegen Abgabe von 2 Münzen die darauf abgebildete Aktion durchführst.
Danach setzt du deine Blume auf ein Aktionsfeld der nächsten Spalte (2.) und führst die darauf abbgebildete(n) Aktion(en) in beliebiger Reihenfolge aus. Die Position der Blume legt gleichzeitig auch die Spielerreihenfolge für den nächsten Spielzug fest.
Folgende Aktionen kannst du - je nach Symbol - auf diese Weise ausführen:
* Geld erhalten
* Siegpunkte erhalten
* Pflanzen einpflanzen
* Pflanzen gießen
* Gärtner bewegen
* Gartenkarte erhalten
* Tier erhalten
* Vorrücken auf einer der drei Leisten
Die Pflanzen gibt es in vier Stufen. Die Stufe I (gelb) zeigt den Samen der Pflanze, die Stufe II (rot) sind die Sprösslinge, Stufe II (grün) sind bereits ausgewachsene Pflanzen und Stufe IV zeigt die Pflanze in voller Blüte. Beim Einpflanzen nimmst du ein entsprechendes Plättchen und setzt es mit deinem Gärtner auf ein freies - natürlich diagonal angrenzendes - Beet ein. Beim Gießen darfst du eine angrenzende Pflanze um genau eine Stufe aufwerten, etwa von Samen auf Sprössling.
Die drei Leisten, auf denen du vorrücken kannst, bringen dir unterschiedliche Vorteile. Auf der Geld-Leiste kommst du logischerweise an neue Münzen ran. Die Schubkarren-Leiste hilft dir vornehmlich, Pflanzen zu gießen, also auf die nächsthöhere Stufe zu ändern. Auf der Schaufel-Leiste wiederum sind vorwiegend neue Pflanzen abgebildet, die du - den Regeln folgend - direkt einsetzen kannst. Erreichst du das Ende der Leiste, erhältst du sofort Siegpunkte und setzt die Figur wieder an den Anfang der Leiste zurück.
Deine Aufgabe ist es ja, Aufträge zu erfüllen. Auf deinem Tableau sind direkt Standard-Aufträge abgebildet, die einer Reihe zugeordnet sind. Du kannst einen Auftrag zu einem beliebigen Zeitpunkt innerhalb deines Zuges erfüllen, jeden Auftrag allerdings nur 1 Mal. Erst nachdem du einen Standard-Auftrag erfüllt hast, legst du den rechts davon platzierten besonderen Auftrag drauf. Jeder erledigte Auftrag bringt dir sofort die angegebenen Punkte.
Nach 8 Spielzügen endet die erste Runde. Die Blumenplättchen werden umgedreht, danach wird auf dieselbe Weise eine zweite Runde gespielt. Zum Abschluss darfst du noch genau eine allerletzte Aktion auf einer der 3 Leisten durchführen, bevor die Partie endet.
In einer Schlusswertung erhältst du noch Extrapunkte für vollständig bepflanzte Spalten deines Gartens (dabei zählt die höchste Stufe jeder Spalte), sowie noch 1 Siegpunkt für je 3 Münzen. Erzielst du schlussendlich die höchste Punktezahl, hast du dich als allerbester Gärtner erwiesen.
Fazit
Ich habe mich schon gefragt (und mir als verhinderter Spieleautor auch schon ein paar Gedanken darüber gemacht), wann der Grundmechanismus von Kingdomino - Plättchenwahl mit gleichzeitiger Festlegung der Spielreihenfolge für den nächsten Spielzug - mal in einem anderen Spiel Einzug finden wird. In Botanicus wurde dieses Spielelement wieder aufgegriffen und - meiner Meinung nach - in ein passendes Konzept eingebettet.
Hier bestimmst du mit der gewählten Aktion, wann du im darauffolgenden Spielzug an die Reihe kommen möchtest. Die Reihenfolge ist insofern wichtig, als dass du ohne Zusatzkosten die gewünschte Aktion durchführen kannst. Ist ein beabsichtigtes Aktionsfeld hingegen schon besetzt, kostet es dich üblicherweise drei Geld pro Blume, die sich bereits dort befindet.
Außerdem kannst du in so einem Fall auch nicht die eventuell ursprünglich auf dem Feld abgebildete, aber nun abgedeckte Aktion nutzen. Immerhin bringt dir das Draufsetzen den Vorteil, im nächsten Spielzug vor den darunter befindlichen Blumen dran zu sein. Ein - wie ich finde - interessanter Aspekt. Dem richtigen Timing kommt hier also eine große Bedeutung zu.
Die meisten Aktionen drehen sich natürlich ums Gärtnern. Sowohl auf den beiden unteren Leisten - die Schubkarren-Leiste und die Schaufel-Leiste - als auch auf den Aktionsfeldern bzw. den darauf liegenden Blumeplättchen findest du die Aktionen "Einpflanzen" und "Gießen", mit denen du deine Beete so richtig zum Blühen bringst.
Leider steht deine Gärtner-Figur oft nicht dort, wo du sie sinnvoll gebrauchen kannst, weshalb du sie immer wieder mal bewegen nusst. Dies kann entweder durch den Einsatz von Münzen zu Beginn deines Zuges passieren, oder mit einer (kostenlosen) Bewegungsaktion. Um dir allfällige Kosten leisten zu können, musst du ab und zu auch Münzen sammeln, was du auf der Geld-Leiste oder auf manchen Aktionsfeldern tun kannst. Jedenfalls ist alles zusammen recht gut miteinander verzahnt, aber beileibe nicht kompliziert.
Du gärtnerst aber nicht bloß des Gärtnerns Willen. Unsere Leistungsgesellschaft erlaubt kein zweckentfremdetes Handeln, sondern verlangt nach Vergleichbarkeit. In deinem Falle sind es schaulustige Besucher, die deinen Garten bewerten, und zwar in Form von Aufträgen. Diese bringen dir im Laufe einer Partie rund die Hälfte der Gesamtpunkte, weshalb du selbstverständlich versuchst, den Vorstellungen deiner Besucher zu entsprechen. Jeder Reihe ist bereits fix ein Standard-Auftrag zugeordnet. Konntest du diesen erfüllen, wird der rechts davon liegende Auftrag drauf platziert. Du solltest daher deine anfangs zufällig erhaltenen Aufträge geschickt und sinnvoll den fünf Reihen zuteilen, um Synergien zu nutzen und Sektionen zu sparen.
Auch für die Schlusswertung werden deine bepflanzten Beete herangezogen. Nun sind es volle Spalten in deinem Garten, die gewertet werden. In jeder Spalte, die du komplett bepflanzt hast, suchst du nach der Pflanze mit der höchsten Stufe. Je höher die Stufe, umso mehr Punkte erhältst du dafür. Auf diese Weise sind für dich ebenfalls recht viele Siegpunkte möglich.
Es geht für dich also hauptsächlich darum, die Reihen und Spalten deines Gartens optimal zu bepflanzen. Während einer Partie kannst du weitere Punkte erzielen. So bekommst du jedes Mal, wenn du auf einer Leiste das letzte Feld erreichst, ein paar Punkte, sowie für jedes Tier, das du im entsprechenden Bereich deines Tableaus platzierst. Insgesamt ist Botanicus auf diese Weise ein taktisch orientiertes Spiel im gehobenen Familienspielsegment, das gezieltes Vorgehen auf verschiedenste Weise belohnen kann.
Für eine größere Herausforderung haben die beiden Autoren aber auch noch ein Expertenspiel inkludiert. Im Wesentlichen bietet dieses vier Änderungen gegenüber dem Grundspiel. Es wird die Rückseite des Spielplans mit geringfügig anderen Feldern herangezogen. Du erhältst nun ein individuelles Gartentableau, das sich durch die Anordnung der Beete, der Startpositionen des Gärtners und der Startaufträge deutlich von den anderen unterscheidet. Zu Beginn zufällig erhaltene Spielendekarten zwingen zu mehr und zu fast schon strategischem Vorgehen. Und den Tierfiguren kommt letztlich eine größere Bedeutung zu, weil sie einerseits Beete blockieren, beim Freischalten andererseits besondere Vorteile bringen.
Das Spielmaterial ist - sowohl was die Qualität als auch die graphische Gestaltung anbelangt, tadellos: Viele Holzteile und stabile Kartonteile (Plättchen, Pläne, Tableaus). Bemerkenswert ist jedoch der Verzicht auf jedwedes Plastik, gleichermaßen in der Verpackung wie in der Unterbringung des Spielmaterials. Statt Zipptütchen findest du hier Faltschachteln vor. Die umweltschonende Produktion - alles wurde zudem in Deutschland hergestellt! - wirkt sich dann zwar etwas auf des Preis aus. Ich persönlich finde es allerdings sehr gelungen, die Faltschachteln sorgen sogar für mehr Ordnung im Inneren der Box als es Zipptütchen schaffen. Auf der Rückseite der Spielanleitung findest du als botanisch Interessierter übrigens noch Informationen über alle im Spiel enthaltenen Pflanzen der Stufe IV.
Die angenehme Spieldauer - sowohl das Grundspiel als auch das Expertenspiel sind in knapp einer Stunde gespielt - trägt ebenfalls zum positiven Gesamteindruck bei, weshalb ich Botanicus uneingeschränkt empfehlen kann.
Rezension Franky Bayer
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.