Spielziel
Panem et circenses - in Rom ist Party angesagt! Gladiatoren und Löwen, Streitwagen und Pferde, Schauspieler und Musiker - das will man in römischen Amphitheatern sehen!
In diesem Spiel organisieren die Spieler in der Rolle von Impresarios möglichst beeindruckende Veranstaltungen, um so die meisten Zuschauer in das eigene Theater zu locken. Wem es gelingt, in fünf Runden das erfolgreichste Spektakel aufzuführen, der darf sich der Gunst des Kaisers gewiss sein - und gewinnt damit ganz nebenbei auch noch das Spiel.
Ablauf
Soso, ich bin also jetzt ein römischer Impresario und habe die Aufgabe, mit einer meiner Veranstaltungen eine möglichst große Anzahl von Zuschauern in meine Arena zu locken. Wie stelle ich das an?
Das wichtigste sind die darzubietenden Programme, die in Form von Programmkarten bereit stehen. Deren Schwierigkeitsgrad ergibt sich aus der Anzahl der benötigten Programmbestandteile, den auf den Karten abgebildeten Spektakelplättchen. Je vollständiger die Programme aufgeführt werden, desto mehr Zuschauer kommen - und umso mehr Geld verdient man.
Um mein Programm irgendwo stattfinden zu lassen, brauche ich natürlich auch eine Arena. Praktischerweise bekomme ich eine Arena in der Basisausbauversion zugeteilt - die reicht allerdings gerade mal für sehr kleine Programme. Meine Arena befindet sich - ebenso wie die der Mitspieler - auf einem Rundkurs durch die Ländereien Roms. Hier wartet dann auch die lokale Prominenz - diverse Adelige und deren Begleiter - darauf, sich von den Impresarios in deren Arenen locken zu lassen.
Für den Anfang besitze ich also meine bescheidene Arena, zwei zugeloste kleine Programme, einige Spektakelplättchen und etwas Geld. Wie geht's jetzt weiter?
Wir spielen fünf Runden, die jeweils aus fünf Phasen bestehen. Jede Phase wird dabei von allen Spielern durchgeführt, bevor die nächste Phase beginnt.
Es beginnt mit dem strategischen Teil, der Investitionsphase. Da pro Runde nur eine Investition erlaubt ist, sollte diese wohlüberlegt sein. Zu Beginn entscheide ich mich meist, ob ich mir eher über den Bau einer Luxustribüne ein stetiges, sicheres Einkommen verschaffe oder doch eher den risikoreicheren, aber ggf. lukrativeren Weg wähle, einen höheren Einfluss auf die Adeligen auszuüben.
Später, nachdem die ersten Aufführungen in klingende Münze umgesetzt wurden, kann ich mir weitere, anspruchsvollere - und kostspieligere - Programmkarten leisten. Dafür ist dann aber auch noch zusätzlich eine Vergrößerung der Arena erforderlich.
Diese Entscheidung, welche der zur Verfügung stehenden Programmkarten man später erwerben möchte, ist das zentrale Element des Spiels, das man über alle Phasen im Blick behalten muss.
Jetzt wird's etwas interaktiver: es geht weiter mit der Versteigerungsphase. Auf verschiedenen Märkten werden Gruppen von Spektakelplättchen angeboten. Der Startspieler entscheidet, auf welchem Markt die Versteigerung stattfindet. Reihum wird geboten, bis alle gepasst haben, der Höchstbietende erhält die Plättchen, das Geld kommt in die Bank. Habe ich einmal in einer Runde etwas ersteigert, darf ich an den weiteren Versteigerungen dieser Runde nicht mehr teilnehmen, so dass am Ende jeder genau eine Gruppe von Plättchen bekommt (s. hierzu die Variante!). Meist sind hier die Interessen recht verschieden, so dass sich der Konkurrenzkampf eher in Grenzen hält.
In der Handelsphase geht's da schon mehr zur Sache, denn nur durch Ersteigern bekomme ich meine benötigten Plättchen selten zusammen. Aber durch einen Tausch kann ich vielleicht doch noch die von mir gerade dringend gesuchten Löwen für meine zur Zeit überflüssigen Streitwagen bekommen... Dabei sollte ich aber schon frühzeitig darüber nachdenken, welche der teureren Programmkarten ich mir später kaufen will - um nichts wegzutauschen, was ich später noch brauchen werde.
Außerdem bringen Mehrheiten in bestimmten Plättchenarten weitere Zuschauer - das bringt ebenfalls Schwung in die Verhandlungen.
In der Aufführungsphase ernten wir dann die Früchte unsere Vorbereitungen: Nach unserer Einflussnahme auf die Adeligen (per Würfel versuchen wir, diese in unsere Arenen zu locken) führen wir eines unserer Programme auf. Je mehr der geforderten Spektakelplättchen ich besitze, umso mehr Zuschauer strömen in meine Arena. Weitere Zuschauer kommen hinzu über Adelige, Mehrheiten, Luxusplätze und weitere Boni. Für jeden Zuschauer erhalte ich als Belohnung eine Münze - das bedeutet dringend benötigtes Kapital für die nächste Runde!
Schließlich wird auf der äußeren Zählleiste des Spielplans mein "Rekordstein" aktualisiert - natürlich nur, wenn ich meinen eigenen Zuschauerrekord gebrochen habe.
Die Abschlussphase ist klein, aber fein: Nach jeder Runde erhält der bis dahin erfolgreichste Impresario eine kleine Belohnung: und zwar ein Podium, das in allen folgenden Runden für weitere Zuschauer sorgt. Nach einer so tollen Belohnung muss sich der Führende dann großzügig zeigen: er gestattet dem Letztplatzierten, sich eines von seinen Spektakelplättchen auszusuchen.
Wer seinen Zuschauerrekordstein am Ende des Spiels am weitesten nach vorne gebracht hat, darf sich von seinen Mitstreitern zum Sieg gratulieren lassen.
Fazit
Mit Colosseum setzt Days of Wonder seine Serie opulent ausgestatteter, thematisch orientierter Spiele fort (Kleopatra und die Baumeister, Schatten über Camelot etc.). Das Spiel ist ein echter Augenschmaus: Das beginnt bei der stimmungsvoll gestalteten Schachtel und setzt sich im umfangreichen, stabilen und mit viel Liebe zum Detail erstellten Material fort. Besonders die Adeligen, allen voran der lorbeerbekränzte Kaiserpöppel, haben es mir angetan. Das Material ist sogar so umfangreich, dass dem Spiel eine Anleitung zum Einräumen beigelegt wurde.
Die Spielregel ist sehr ansprechend gestaltet, gut strukturiert und verständlich. Vorbildlich ist die Einführung in das Spiel, in der das Material und deren Bezeichnung erklärt wird, sowie eine detaillierte, mit Abbildungen unterstützte Erläuterung der Startaufstellung, die keine Frage offen lässt.
Bei der folgenden Beschreibung des Spielverlaufs kann es allerdings zu einem Missverständnis kommen. Hier heißt es, dass der Spieler anfängt, dessen Arena links vom Kaiser steht. "Links" ist hier leider nicht eindeutig. Besser wäre hier "die nächste Arena entgegen dem Uhrzeigersinn" gewesen. Ich jedenfalls habe es in den ersten Spielen falsch gespielt, wodurch der Startspieler meist den Kaiser in der ersten Runde in seine Arena ziehen konnte.
Den Spielablauf hat man nach kurzer Zeit erfasst: Erst wird investiert, dann werden Plättchen versteigert und anschließend getauscht, danach wird aufgeführt. Die Kombination dieser Mechanismen ist sehr gelungen und sorgt dafür, dass alle Spieler fast ständig am Spielgeschehen beteiligt sind.
Einige Dinge gibt es allerdings, die mich weniger begeistern: Zum einen mindert es den Spielfluss und -spaß, dass die Spieler einen Großteil der Spielzeit hinter der Übersichtstafel verschwinden, auf der die Programmkarten mit den Kombinationen der Spektakelplättchen aufgeführt sind. Da man am Anfang, wenn man noch wenige Plättchen besitzt, noch relativ flexibel bei der Auswahl der Programmkarten ist, erfordert es umso mehr Bedenkzeit bei der Entscheidung, bei welchem Markt man jetzt mitbieten soll bzw. auf welchen Tausch mit den Konkurrenten man sich einlassen kann. Besonders beim Spiel mit grüblerisch veranlagten Mitspielern wird das Spiel dann schnell zäh.
Ein weiterer Kritikpunkt: Bei meinen Spielen nach der vorliegenden Regel stellte sich heraus, dass es eine recht erfolgversprechende Spielweise gibt: Man versucht, in den ersten drei bis vier Runden möglichst oft Letzter zu sein, um somit beim Spitzenreiter ein Plättchen "klauen" zu dürfen. Damit hat man am Ende genug Plättchen, um mit hoher Wahrscheinlichkeit ein "großes" Programm komplett aufführen zu können. Außerdem ist es so einfacher, sich mehrere der Plättchenmehrheiten zu sichern, die auch noch einmal weitere Zuschauer bringen. Dieser Vorteil wiegt meist die Podien auf, die die Spitzenreiter erhalten, zumal diese ja noch zusätzlich Plättchen abgeben müssen und so oft kein vollständiges Programm in der letzten Runde aufführen können.
Daraus folgt dann auch, dass es wenig Sinn macht, zwischendurch ein mittleres Programm aufzuführen. Man ist dann zwar zwischenzeitlich der reichste Spieler, bekommt aber Plättchen geklaut und hat am Ende dann zwar viel Geld, mit dem man aber dann nicht mehr viel anfangen kann.
Außerdem ist die Versteigerungsphase relativ langweilig. Da jeder nur genau eine Kombination ersteigern darf, hält sich die Motivation, einem anderen in die Quere zu kommen, ziemlich in Grenzen. Daher gibt es nur selten - außer vielleicht mal in der letzten Runde - Gebote, die über das Mindestgebot hinaus gehen. Zusätzlich hat der hinten sitzende Spieler gelegentlich das Glück, beim Auffüllen der Märkte eine wertvolle Kombination aufzudecken (es gibt hier neben den Spektakelplättchen auch noch bisher nicht erwähnte sehr nützliche Sonderplättchen), die er dann billig, weil konkurrenzlos, einstreichen kann.
Die meisten dieser Mängel (bis auf die zähe Programmauswahl) werden komplett beseitigt, indem man die unten angegebene Variante verwendet. Da man hier die Möglichkeit hat, an mehreren Märkten in jeder Runde einzukaufen, wiegt die Abgabe des Plättchens an den Letzten nicht so schwer. Schließlich hat man als Führender größere Einnahmen, so dass man mehr Plättchen nachkaufen kann. Jetzt macht es auch Sinn, ein mittleres Programm aufzuführen, weil dieses dann genug Einnahmen bringt, um genug Plättchen für ein folgendes großes Programm zu erwerben.
Ein weiterer Vorteil dieser Variante ist, dass das Spiel etwas interaktiver wird: jetzt kann man auch mal gezielt einem anderen etwas wegkaufen, was man nicht unmittelbar selbst benötigt.
Die Spieldauer beträgt etwa 1,5 Stunden, bei drei Spielern etwas weniger, bei fünf Spielern sollte man schon zwei Stunden einplanen. Allerdings schwankt die Spieldauer doch sehr, je nachdem, wie viele "Grübler" man dabei hat. Das Spiel funktioniert mit allen angegebenen Teilnehmerzahlen gleich gut: je mehr Spieler, desto interaktiver wird es, da man sich mehr beim Versteigern ins Gehege kommt und auch mehr getauscht wird. Dass man sich bei der Auswahl der Programmkarten gegenseitig die Karten wegschnappt, kommt zwar vor, ist aber eher zufällig.
Ein ordentlicher Glücksanteil darf nicht verschwiegen werden. Zum einen beim Nachziehen der Karten, aber besonders beim Ziehen der Adeligen. Da fast immer die Maximalzuschauerzahl in der letzten Runde erzielt wird, ist es von enormem Vorteil, die höherwertigen Adeligen in der letzten Runde in seine Arena ziehen zu können. Und dazu benötigt man schon etwas Würfelglück.
Empfehlenswert ist Colosseum für Freunde taktischer, wunderschön ausgestatteter Spiele, die nicht zuviel Wert auf strategische Möglichkeiten legen. Die Altersangabe "ab 10" geht in Ordnung, auch wenn der Schwierigkeitsgrad etwas höher ist als der eines "durchschnittlichen Familienspiels".
Rezension Ralph Bruhn
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
Regelvarianten
Die folgende Regelvariante stammt von Wolfgang Kramer und Markus Lübke, entnommen dem Download des aktualisierten Regelheftes:
"Die Variante betrifft die Phase 2 des Spiels: Spektakelplättchen erwerben"
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"Jeder Spieler hat hier nacheinander die Möglichkeit, eine Bietrunde zu eröffnen, auch wenn er bereits eine Auktion in der aktuellen Spielrunde gewonnen hat. Außerdem dürfen Spieler, die schon eine oder mehrere Auktionen in den vorherigen Bietrunden gewonnen haben, sich noch am Bieten beteiligen, wenn der aktive Spieler wechselt."
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"Diese Version ist etwas für fortgeschrittene Spieler und sorgt für mehr Wettbewerb zwischen den Spielern. Das Geld sollte entsprechend vorausschauend verwaltet werden, da jeder nun mehrere Auktionen während einer einzigen Spielrunde gewinnen kann."