Spielziel
Italien im Mittelalter: Fünf aufstrebende Städte (Comuni) Italiens kämpfen um die Vorherrschaft. Doch sie sind nicht die einzigen, die Ansprüche auf das Land erheben. Nein, auch ausländische Mächte haben ein Auge auf Italien und dessen reiche Städte geworfen. Der französische König, der Papst und nicht zuletzt der mächtige Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation bedrohen die Städte, und wer am reichsten ist, steht ganz oben auf der Wunschliste der Mächtigen.
Die Spieler repräsentieren jeweils eine Stadt im Italien des Mittelalters und versuchen sich auf verschiedenen Gebieten zu entwickeln. Dabei müssen sie sich im Laufe des Spiels insgesamt vier militärischen Angriffen ausländischer Invasoren erwehren. Erschwerend kommt hinzu, dass die Invasionen jedesmal insgesamt an Stärke zunehmen, aber nicht nur das, sondern der Spieler, der auf der Siegpunkteskala am weitesten vorne steht, muss sich besser verteidigen als etwa jener, der am Ende der Skala steht.
Ablauf
Zu Beginn erhält jeder Spieler eine Stadt zugelost, die gleichzeitig auch die Position in der Spielerreihenfolge bestimmt. Außerdem gibt es passend zu jeder Stadt eine unterschiedliche Kombination der vier im Spiel vorhandenen Ressourcen Pilger, Armeen, Gold und Handwerker. Diese Ressourcen werden durch kleine Holzwürfelchen repräsentiert. Außerdem verfügt jeder Spieler noch über drei "Gesandte" genannte Holzpöppel in seiner Farbe.
Zentrales Element des Spieles sind allerdings die so genannten Projektkarten. Die Spieler bieten mit ihren Gesandten jeweils auf eine aktuell ausliegende Kartenauswahl. Um nicht überboten zu werden, kann man sein Gebot durch Beigabe von Gold aufwerten. Wird man bis zur nächsten Runde nicht überboten, kann man die entsprechenden Karten auf die Hand nehmen und noch im gleichen Zug auslegen, d. h. bauen. Baut man ein Gebäude, erhält man sofort die entsprechenden Siegpunkte gutgeschrieben. Dabei bekommt man umso mehr Punkte, je höher das Gebäude wird. Höher als 4 Stockwerke darf allerdings nicht gebaut werden. Es versteht sich, dass Gebäude nur aus Karten des gleichen Typs zusammengestellt werden dürfen. Im Spiel gibt es vier verschiedene Typen, die jeweils eines der vier Entwicklungsgebiete in diesem Spiel repräsentieren (Wirtschaft, Religion, Handwerk und Militär).
Mit den Bauwerken werden zum einen sofort Siegpunkte erzeugt und zum anderen erhält man in der Einkommensphase die entsprechenden Ressourcen dafür. Dabei ist jedem Gebäudetyp eine der vier vorhandenen Ressourcen zugeordnet. Man bekommt also z. B. für ein Religionsgebäude Pilger, für ein Handwerksgebäude Handwerker usw. Auch hier gilt wieder: je höher das Gebäude, desto mehr Ressourcen erhält man.
Wofür werden nun die Ressourcen benötigt? Jede Ressourcenart bringt ihrem Besitzer unterschiedliche Vorteile im Spiel. So kann man Handwerker benutzen, um mehr als eine Bauaktion in seinem Zug durchzuführen oder unpassende Projektkarten passend zu machen. Pilger wiederum sind die vielseitigsten Mitbürger, da man sich mit ihrer Hilfe von Minuspunkten befreien kann, die man sich bei nicht erfolgreich abgewehrten Invasionen leicht einhandeln kann. Sollte man beim Bieten auf die Kartenauslage überboten worden sein, darf man einen Pilger opfern und auf eine andere Auslage bieten, andernfalls müsste man sein Gebot zurücknehmen.
Immer wenn einer der vier Projektkartenstapel aufgebraucht wurde, kommt es zu einer Invasion. Kommt die erste Invasion, ist es gut, ein paar Armeen in seinem Vorrat zu haben und sich nicht nur blind auf seine Mitspieler verlassen zu müssen. Denn bei einer Invasion kämpft man sowohl mit einer gemeinsamen Bündnisarmee als auch für sich alleine gegen die Invasoren.
Die erste Invasion kommt noch relativ harmlos daher, gibt aber bereits einen kleinen Vorgeschmack auf das, was da noch kommen kann. Die Spieler bieten jeweils geheim und gleichzeitig Armeen aus ihrem eigenen Vorrat für die Bündnisarmee und getrennt davon für die eigene Stadtverteidigung. Je mehr Siegpunkte der Spieler zum Zeitpunkt der Invasion hat, desto mehr Armeen benötigt er, um den Angriff abzuwehren. Der Spieler mit den wenigsten Siegpunkten muss immer nur den Basis-Angriffswert der Invasion abwehren. Hier gilt es also abzuwägen, wie viele Armeen die anderen wohl in das Bündnis investieren oder auch nicht. Armeen im Bündnis zählen für alle Spieler mit. Entspricht die Anzahl der Armeen jener der Invasionsangriffsstärke oder ist sie höher, passiert nichts weiter, als dass man alle eingesetzten Armeen in den allgemeinen Vorrat zurücklegen muss.
Hat man sich allerdings verspekuliert, muss man die Differenz in Form von Plünderungsplättchen entgegen nehmen, die in der Endabrechnung Minuspunkte bringen. Aber zum Glück hat man ja vielleicht noch ein paar Pilger auf Lager. Wer die meisten Armeen zum Bündnis beigesteuert hat, erhält im Übrigen noch Siegpunkte in Form eines Heldenplättchen für die Endwertung, was nicht zu unterschätzen ist. Der Spieler mit den zweitmeisten erhält ebenfalls noch ein paar Punkte.
So versucht man sich bis zum Ende des Spieles durchzuschlagen, welches dann eintritt, wenn der letzte Kartenstapel aufgebraucht wurde bzw. die letzte und stärkste Invasion hoffentlich glücklich überstanden wurde. Dann wird zusammengezählt: Siegpunkte auf der Siegpunkteleiste, Heldenplättchen, Punkte für die Mehrheit an übrig gebliebenen Ressourcen einer Art, Boni für Gebäudevielfalt und –mehrheit.
Fazit
Comuni war auf der Spiel 2008 in Essen einer der Favoriten - sehr zu Recht, wie ich finde. Zwar werden auch hier wieder einige bekannte Spielprinzipien miteinander kombiniert, wie z. B. das Optimieren von Spielzügen durch geschicktes Ressourcenmanagement, das Bieten auf eine offen ausliegende Kartenauslage, das Bauen von Gebäuden etc., aber es sind dennoch einige neue und interessante Elemente hinzugekommen. So spielt man nicht - wie man bei Spielen dieser Art vermuten könnte - wirklich aktiv gegeneinander, sondern nur beim Bieten kann man versuchen, einem Mitspieler wichtige Gebäude wegzunehmen oder man beeinflusst die Stärke der Bündnisarmee ( was in erster Linie den führenden Spielern schadet). Meist spielt man aber nach der eigenen Strategie und bereitet sich auf die nächste Invasion vor.
Die erste Invasion wird man möglicherweise noch alleine bestehen können, aber spätestens die folgenden Invasionen, zumal wenn man der führende Spieler ist, kann man (ohne sich Minuspunkte einzuhandeln) nicht mehr alleine bewältigen. Man muss also notgedrungen zusammenarbeiten; einen Anreiz bieten dabei die Heldenplättchen, die im Punktewert je nach Invasion steigen. Da die Spieler nicht genau wissen, wie viele Armeen bzw. Ressourcen die anderen Spieler besitzen, weil diese hinter Sichtschirmen verborgen bleiben, ist hier ein Überraschungsmoment gegeben. Nachdem bei den Invasionen die führenden Spieler stärker belastet werden, können auch die zurückliegenden Spieler Punkte wieder aufholen, was sich allerdings erst in der Schlusswertung zeigen wird. Das macht es noch einmal spannender.
Spielmaterial (Holz und Pappe/Karton) sowie die Aufmachung tragen zum Spielerlebnis bei und das Thema ist sehr stimmig umgesetzt. Die Regel liegt dem Spiel in drei Sprachen bei. Für geübte Spieler sind die Regeln nicht übermäßig kompliziert und die Spielbeschreibung erläutert alle Spielsituationen gut. Einzig die Bauregeln mit den unterschiedlichen Stufen der Gebäudekarten waren am Anfang etwas verwirrend; auch dass man nach der Bauphase nur maximal 2 Karten auf der Hand behalten darf, wurde in unserer Runde anfangs häufiger übersehen. Aber nach einigen Zügen hat man die Regeln verinnerlicht.
Die ersten Züge im Spiel verlaufen etwas eingleisig, da man ja zunächst noch keine Baukarten besitzt, so dass alle ausschließlich Gebote auf die Kartenauslage abgeben. Sobald aber alle Spieler ihre ersten Gebäude gebaut haben, entwickelt das Spiel seinen vollen Reiz. Interessant ist auch das Element, dass man Einkommen für eine Gebäudeart nur einmal bekommt. Will man den Gebäudetyp ein weiteres Mal nutzen, muss man zunächst ein weiteres Stockwerk anbauen oder ein neues Gebäude anfangen.
Laut Angabe des Herstellers dauert ein Spiel ca. 90 Minuten. Das ist eher eine optimistische Angabe und gilt auch nur, wenn alle Mitspieler das Spiel gut kennen und sich keine ausgeprägten Denkernaturen darunter befinden. Ansonsten lag die Spieldauer eher bei 2 Stunden. In voller Besetzung mit 5 Personen kann es auch noch länger dauern.
Zwischen den Zügen der Mitspieler ist man in der Regel damit beschäftigt, sich seinen nächsten Zug zu überlegen. Je mehr Mitspieler allerdings teilnehmen, desto mehr wird sich wahrscheinlich z.B. die Projektkartenauslage verändert haben, bis man selbst wieder an der Reihe ist. Da die Kartenauslage aber die einzige aktive Interaktionsmöglichkeit (neben dem Beitrag für die Bündnisarmee) darstellt, hat man noch genügend Aktionsalternativen zur Verfügung, um seine Strategie anzupassen.
Nicht zuletzt lässt sich ja auch das Ende des Spieles beeinflussen, indem vermehrt Projektkarten aus der Auslage aufgenommen werden, um so die Abfolge der Invasionen zu beschleunigen. Allerdings ist das ein sehr zweischneidiges Schwert! Naturgemäß wird der führende Spieler Interesse daran haben, das Spiel frühzeitig zu seinen Gunsten zu beenden. Ob er sich damit allerdings einen Gefallen tut, wird wohl vom Einzelfall abhängen, da ja der führende Spieler auch den stärksten Angriff abwehren muss.
Zielgruppe von Comuni sind hauptsächlich Freunde von Aufbau- und Entwicklungsspielen.
Rezension Michael Dombrowski
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.