Spielziel
Siedler für zwei - eine Alternative für begeisterte Siedler-Spieler, die verzweifelt auf der Suche nach dem "dritten Mann oder der dritten Frau" sind?
Ablauf
Im (nun nicht mehr gleichnamigen) Kartenspiel für 2 Personen zu Die Siedler von Catan baut jeder Spieler an seinem eigenen Fürstentum, das zu Beginn aus zwei Siedlungen, einer Straße und sechs unterschiedlichen Landschaften (zu den bereits bekannten kommt Gold dazu) besteht. Gegen Abgabe von Rohstoffen kann dieses Fürstentum weiter ausgebaut werden, sei es, indem man Straßen und Landschaften hinzufügt, Städte baut, welche zusätzliche Bauplätze bescheren, oder auch so genannte Gebiets- oder Stadtausbauten, welche den Spielern bestimmte Vorteile oder auch Siegpunkte bringen. Neben den Baukarten gibt es auch Aktionskarten, mit denen man sich selbst Vorteile verschaffen oder den Gegner ärgern kann.
Wie auch beim Brettspiel würfelt jeder Spieler zu Beginn seines Zuges. Auch hier erhalten beide Spieler die dem Ergebnis entsprechenden Erträge. Hierfür sind auf den vier Seiten der Landschaftskarten 0 bis 3 Würfelaugen abgebildet - für jeden zusätzlichen Rohstoff darf man die Karte weiterdrehen, so dass der aktuelle Rohstoffstand immer auf der zum Spieler zeigenden Seite der Karte abzulesen ist. Mehr als drei Rohstoffe einer Sorte kann man allerdings nicht bekommen, es sei denn, man besitzt schon mehr als eine Landschaft dieser Art.
Gewürfelt wird jedoch nicht nur mit einem Zahlen-, sondern auch mit einem Symbolwürfel. Die Aktion dieses Würfels wird nach der Ertragsphase ebenfalls abgehandelt, es sei denn, es wird die Keule gewürfelt, was dem Ergebnis 7 beim Brettspiel entspricht - in diesem Fall müssen die Spieler alle Wolle- und Goldvorräte abgeben, sofern sie insgesamt mehr als 7 Rohstoffe besitzen. Ansonsten beschert der Symbolwürfel jenen Spielern, welche Handels- oder Stärkemehrheit besitzen, gewisse Vorteile.
Ziel des Spieles ist es, eine bestimmte Menge an Siegpunkten zu erreichen, nämlich 7 im Grundspiel und 12 im Spiel für Fortgeschrittene. Dabei bringen im Grundspiel nur Siedlungen und Städte Punkte, im Spiel mit den Themensets zählen auch die größte Ritter- oder Handelsmacht sowie diverse Stadtausbauten.
Fazit
Für das Grundspiel benötigt man nach den neuen Regeln erheblich weniger Zeit als nach den alten. Zwar wurden die Regeln im neuen Spiel kaum vereinfacht, weil aber nur mehr bis zu 7 Siegpunkte zum Gewinnen notwendig sind, wird eine Partie sehr beschleunigt und kann durchaus in 25 bis 30 Minuten zu Ende sein (ohne Spielaufbau). Auch die Tatsache, dass die unterschiedlichen Karten erst nach und nach mit den Themensets ins Spiel kommen, erleichtert den Einstieg zweifellos. Gerade Neulinge waren von der Flut der Karten, die früher gleich bei der allerersten Partie auf sie einstürmte, oft überfordert.
Auch die Spielregeln lassen sich natürlich leichter lesen, wenn man Schritt für Schritt an das hinsichtlich seines Umfanges doch recht beachtliche Gesamtwerk herangeführt wird. Wem es aber immer noch zu kompliziert ist, kann sich die Regeln auch von Professor Easy auf http://www.profeasy.de/Fuersten-von-Catan/ erklären lassen.
Ob die neuen Karten grafisch schöner sind als die alten, ist sicherlich Geschmackssache. Aber auch hier steckt zweifellos wieder viel Arbeit dahinter, denn sämtliche unterschiedlichen Karten zeigen auch verschiedene Bilder, in denen man viel Liebe zum Detail erkennen kann. Klaus Teuber wurde übrigens auch auf einer Karte verewigt. Er stellt "Heinrich, den Wächter" dar, der sich im Themenset "Zeit der Wirren" befindet.
Wer das Brettspiel Die Siedler von Catan kennt, wird sicherlich viele Elemente davon im 2-Personen-Spiel wiederfinden. Die größten Unterschiede zum Brettspiel liegen wohl darin, dass keine Rohstoffe mit dem Mitspieler getauscht werden können, sowie im Rohstoff Gold, bei dem es sich um eine Tauschwährung handelt. Mit Gold kann man zwar keine weiteren Karten bezahlen, dafür jedoch immer 3 : 1 tauschen.
Wie auch im Brettspiel nimmt der Glücksfaktor eine nicht zu übersehende Stellung ein. Daher sollte man versuchen, die wichtigsten Landschaften recht schnell doppelt zu besitzen, damit die Wahrscheinlichkeit, dass sie Erträge bringen, erhöht wird.
Definitiv höher als im Grundspiel ist der Ärgerfaktor. Da man nur einem einzigen Mitspieler gegenüber sitzt, den man bestehlen bzw. schädigen kann, trifft es natürlich immer denselben - da muss man schon einiges einstecken können. Andererseits kommen manche Leute (vor allem manche Pärchen) damit besser klar als mit dem Brettspiel - denn da nehmen sie es oft doppelt übel, wenn ihr Liebster/ihre Liebste bei ihnen klaut, obwohl er/sie sich doch auch woanders hätte bedienen können!
Das Grundspiel lässt sich nicht nur aufgrund seines niedriger angesetztes Spielziels recht schnell spielen, sondern auch dank der Karten, bei denen es sich allesamt um solche handelt, die sofort eingesetzt werden können - so muss man meistens nicht sehr lange überlegen, wann man diese am besten nutzt. Wer der Meinung ist, die Grundregeln hätten sich gefestigt, der kann nach und nach dazu übergehen, die unterschiedlichen Themensets einzubeziehen. Das Spiel enthält derer drei und die darin enthaltenen Karten bieten für jeden Geschmack etwas. Vor allem machen sie das Spiel auch etwas taktischer - und damit gleichzeitig auch grüblerischer.
Die Fürsten von Catan gehört unter den 2-Personen-Spielen auch heute noch sicher zu einem der besten Spiele - für alle Catan-Fans ist es in jedem Fall ein Muss, sofern sie das "alte" 2-Personen-Spiel noch nicht besitzen.
Rezension Sandra Lemberger
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
Vergleich
Für jene, die es genauer wissen wollen: Änderungen zum Kartenspiel Die Siedler von Catan:
- Die Startauslage war früher beliebig, jetzt ist sie vorgegeben und bei beiden Spielern gleich. Spielt man mit einem der Themensets, darf man die Auslage allerdings verändern, wenn man seine Startkarten erhalten hat.
- Zu Beginn durfte man sich früher drei beliebige Karten aus einem Stapel aussuchen, jetzt zieht man die obersten drei von einem Stapel. Erst im Spiel mit einem Themenset ist wieder vorgesehen, dass man die Karten aussuchen darf.
- Einen Rohstoffaustausch mit dem Gegner sieht das neue Spiel nicht mehr vor.
- Dafür darf man prinzipiell am Ende seines Zuges eine Handkarte tauschen, auch wenn man zuvor Karten ausgespielt hatte.
- Irgendwo im Ereigniskartenstapel befand sich früher der "Jahreswechsel", welcher bewirkte, dass alle Karten neu gemischt wurden. Der Jahreswechsel wurde durch das "Julfest" ersetzt, das zu Spielbeginn an einer bestimmten Stelle des Kartenstapels platziert wird.
- Der Ertragswürfel wird nun vor dem Ereigniswürfel abgehandelt, außer im Falle der Keule - diese wird immer noch vor dem Ertragswürfel erledigt. Damit man an diese unterschiedliche Vorgehensweise denkt, ist dieses Würfelsymbol als einziges rot abgebildet.
- Überhaupt sieht der Ereigniswürfel ganz anders aus als vorher. Das erfolgreiche Jahr (Sonne) wurde zur reichen Ernte (symbolisiert durch eine Ähre), die Eisenfaust zu einer Axt und die Windmühle zu einer Waage. Genügte es früher, mehr Stärkepunkte als der Gegner zu haben bzw. mehr Windmühlen und mindestens eine Stadt, so muss man nun mindestens drei Handels- bzw. Stärkepunkte besitzen, um überhaupt die Vorteile von Waage oder Axt und die damit verbundenen Siegpunkte in Anspruch nehmen zu können.
- Die Ritter mussten Helden weichen. Deswegen gibt es auf dem Ereigniswürfel auch keinen Ritterkopf für die Turnierpunkte mehr, sondern eine Harfe. Bei diesem Symbol bekommen übrigens beide einen beliebigen Rohstoff, so lange kein Spieler die Harfenmehrheit besitzt. Die Helden sind übrigens dem Roman "Die Siedler von Catan" entnommen, so dass man - sofern man das Buch kennt - im Spiel auf bekannte Namen wie Harald, Brigitta oder Osmund stößt.
- Die roten Stadtausbauten gibt es im Grundspiel nicht - erst die Themensets bringen diese ins Spiel. Dafür gibt es jetzt die so genannten Landschaftsausbauten (braune Karten), welche auf Landschaften gelegt werden. Viele Karten aus dem alten Spiel wurden zwar übernommen, tauchen aber erst in den Themensets auf. Zusätzlich gibt es aber auch einige ganz neue Karten.
- Gespielt wird im Grundspiel nur mehr, bis ein Spieler 7 Punkte hat - erst beim Spiel mit Themensets wird wieder bis 12 gespielt. Benutzt man alle drei Themensets, muss man sogar 13 Punkte erreichen, um zu gewinnen.
- Geändert haben sich auch Kartenbezeichnungen oder Kartenkosten. Bei manchen Karten blieb zwar der Name gleich, aber deren Funktionen wurden etwas abgewandelt. Hier müssen jene Spieler, die die alte Version schon sehr gut kannten, wieder wie Anfänger alle Texte genau lesen, um keine Fehler zu machen.