Spielziel
Tucana ist eine in Vergessenheit geratene Inselgruppe voller seltsamer Kreaturen und Reliquien. Für die Einheimischen der Insel soll ein Wegenetz angelegt werden, damit sie zwischen ihren Dörfern auf unkomplizierte Weise reisen und die Sehenswürdigkeiten der Insel besuchen können. Dies machen alle Spieler gleichzeitig auf ihren eigenen Inselplänen.
Ablauf
Zu Beginn erhält jeder einen Inselplan sowie einen Stift, und die Bonuskarten werden ausgelegt. Ein Spieler wird zum Oberhaupt ernannt, zieht eine der verdeckten Aufbaukarten und liest die darauf abgebildeten Buchstaben laut vor. Alle Spieler tragen diese Buchstaben in der vorgelesenen Reihenfolge auf ihren Inselplänen ein, wobei jeder Spieler an einem anderen Startplatz beginnt. Danach kann es auch schon losgehen.
Das Oberhaupt deckt die zwei obersten Karten des Geländestapels auf. Alle zeichnen nun auf ihrem Inselplan einen Weg ein, der zwei benachbarte Felder der vorgegebenen Geländearten miteinander verbindet. Dieser Weg muss nicht an bereits vorhandene Wege anschließen.
Sobald ein Spieler zwei Dörfer desselben Buchstabens miteinander verbunden hat, muss er dies laut verkünden. Er erhält dafür am Spielende nicht nur die dafür vorgesehenen Punkte, sondern auch die dazugehörige Karte mit Bonuspunkten, die nur einmal vergeben wird. Alle Spieler, die diese Dörfer später miteinander verbinden, müssen auf den Bonus verzichten.
Auch für das Anschließen von Sehenswürdigkeiten an Dörfer gibt es Punkte. Ist es das erste Denkmal einer Art, so gibt es dafür Punkte, für das zweite erhält man ebenfalls Punkte, darf aber zusätzlich noch einen beliebigen Weg auf seinem Inselplan einzeichnen.
Wurden 26 der 27 Geländekarten aufgedeckt, so endet die erste Runde. Für alle an Dörfer angeschlossenen Sehenswürdigkeiten gibt es Punkte. Sobald die Geländekarten gemischt wurden, folgt eine zweite Runde nach demselben Schema. Alle Punkte werden addiert, wobei die in der ersten Runde gesammelten Punkte für das Anschließen von Sehenswürdigkeiten in der zweiten Runde erneut mitgezählt werden.
Fazit
Roll & Write-Spiele, bei denen gewürfelt und das Ergebnis (oder ein Teil davon) von allen Spielern genutzt werden darf, erfreuen sich schon seit einiger Zeit großer Beliebtheit. Das liegt vor allem daran, dass bei vielen Vertretern dieses Genres der Zug eines Spielers für die anderen ebenfalls spannend ist, weil sie an seinem Ergebnis teilhaben dürfen. Pfiffige Spiele-Erfinder wandelten dieses Spielsystem dahingehend um, dass nicht gewürfelt wird, sondern Karten aufgedeckt werden, was sich dann "Flip & Write" nennt. Trails of Tucana ist ein Beispiel für diese Art von Spiel.
Die Regeln sind recht einfach und gut verständlich. Trotzdem ist Trails of Tucana keineswegs banal. So gehen die Spieler meist unterschiedlich an die Sache heran. Während die einen versuchen, bereits in der ersten Runde viele Sehenswürdigkeiten an die Dörfer anzuschließen, weil diese Punkte dann sowohl in der ersten als auch in der zweiten Runde zählen, so verlegen sich andere eher darauf, die erstmalige Verbindung zweier Dörfer mit gleichem Buchstaben anzustreben, um dafür den Bonus zu kassieren, den es für jede Buchstabenkombination nur einmal gibt.
In vielen Testpartien gewannen Spieler mit unterschiedlichen Herangehensweisen. Allen gemeinsam war jedoch, dass sie versuchten, gegen Ende nicht allzu viele lose Enden mit denselben Gelände-Anforderungen offen zu haben. Stehen hier mehrere Optionen zur Verfügung, hat man sicherlich die Nase vorn. Auch ist es hilfreich, gegen Ende noch so oft wie möglich die jeweils zweite Sehenswürdigkeit einer Art an Dörfer anzuschließen, denn dafür gibt es schließlich kostenlose Wege, die man an beliebiger Stelle seines Inselplans einzeichnen darf.
Letztendlich hängt die eigene Vorgehensweise aber sicherlich auch ein wenig davon ab, welche Karten aufgedeckt werden und wo man dafür die besten Startpunkte sieht. Im Auge sollte man dabei auch behalten, dass es die vier Geländearten Wüste, Wald, Gebirge und See unterschiedlich oft gibt. Zwar sind auch zwei Jokergelände vorhanden, aber trotzdem muss man sich bewusst machen, dass Verbindungen mit Seen (diese gibt es viermal) schwieriger durchzuführen sind als solche mit Wüstengelände (achtmal vorhanden). Verkehrt ist es an dieser Stelle sicherlich auch nicht, wenn man sich merkt, wie oft welche Geländeart pro Runde schon aufgedeckt wurde.
Da alle gleichzeitig spielen, geht eine Partie sehr flott vonstatten. Das ist auch gut so, denn das Spiel ist relativ solitär, und man bekommt kaum mit, was die Mitspieler treiben. Trotzdem ist so manchem ein Spiel ein wenig zu schnell vorbei – für diese Spieler gibt es die Variante "Isla Grande", bei der auf einer größeren Insel drei statt zwei Runden gespielt werden.
Trails of Tucana ist ein sehr kurzweiliger Vertreter der Sparte "Flip & Write", der in allen Besetzungen gut funktioniert. Eventuell sollte man über eine Regeländerung nachdenken, die der Autor empfiehlt, weil er anscheinend im Nachhinein festgestellt hat, dass Sehenswürdigkeiten vielleicht doch etwas stärker sind als Ortsverbindungen. Er rät dazu, bei der Anbindung der letzten Sehenswürdigkeit eine Entscheidung zwischen Punkten oder Gratiswegen treffen zu müssen.
Rezension Sandra Lemberger
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.