Rezension/Kritik - Online seit 24.07.2023. Dieser Artikel wurde 4099 mal aufgerufen.

Woodcraft

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Autor: Vladimír Suchý
Ross Arnold
Illustration: Michal Peichl
Verlag: Pegasus Spiele
Delicious Games
Rezension: Michael Timpe
Spieler: 1 - 4
Dauer: 60 - 120 Minuten
Alter: ab 12 Jahren
Jahr: 2022
Bewertung: 4,8 4,8 H@LL9000
4,2 4,2 Leser
Ranking: Platz 2281
Woodcraft

Spielziel

Ein klein wenig war ich bisher immer neidisch auf Berufe wie Architekt, Bauer, Seeräuber oder natürlich Ritter. Was hat es nicht schon alles für tolle Spiele mit diesen Berufsgattungen gegeben? Zugegeben, als Ritter und Seeräuber musste man auch schon für viel Schrott herhalten, aber wenigstens war man auf den Spielbrettern präsent.

Als Schreiner hingegen fühlte ich mich bisher eher unterrepräsentiert im Spielekosmos. Doch nun hat kein geringerer als Vladimir Suchi sich dieser Lücke angenommen, und dafür dann auch gleich ein recht umfangreiches Werk erschaffen. Schreinern ist eben nichts "für schnell mal zwischendurch", das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen.

Ablauf

4 Spielbretter, 6 verschiedene Kartenstapel und noch einiges an Beiwerk, das ist schon mal eine Ansage. 12 Seiten Regeln (ohne Einleitung, Aufbau und Regelzusammenfassung am Ende).

Hab ich schon alle Leser abgeschreckt? Egal, ich schreib trotzdem weiter und spoilere an dieser Stelle: mir machts Spaß.

Hauptelement des Spiels ist ein Aktionsrad mit vier Quadranten.

Anfänglich liegen alle sieben verschiedenen Aktionsplättchen im ersten Quadranten. Pro Zug wählt man eins dieser Plättchen aus, führt die entsprechende Aktion aus und legt das Plättchen anschließend in den nächsten Quadranten.

Wichtig dabei: Alle Spieler haben (fast) jederzeit die Auswahl aus allen möglichen Aktionen. Doch mit dem Fortschreiten der vordersten, häufig gewählten Aktionen bekommen die hinteren Quadranten und die darin noch befindlichen Aktionen erst einen und dann sogar zwei wertvolle Boni „zugedreht“. Da muss man bei der Aktionsauswahl mitunter gut abwägen, welche Aktionen (in welcher Reihenfolge) gerade am günstigsten sind.

Doch was machen wir eigentlich im Spiel, ausser Aktionen auswählen?

Wir bauen aus Holz die verschiedensten Gegenstände, z.B. eine Flöte, ein Bett, ein Klavier, ein Ruderboot und vieles anderes. Je nach Objekt brauchen wir dazu Holz in drei unterschiedlichen Sorten (Würfel in grün, gelb und braun) und Mengen, dargestellt durch die Augenzahl der Würfel. Ein Schaukelstuhl braucht z.B. zwei gelbe 3er und einen grünen 1er Würfel.

Holz kann man entweder (über Aktionen) auf dem Markt kaufen, oder anpflanzen und wachsen lassen. Doch was, wenn ich nun eine gelbe 6 habe, aber ja zwei 3er brauche? Dann kommt die Säge zum Zug und schneidet meinen gelben Würfel in zwei Teile. Wahlweise kann ich mit einer Zusatzsäge auch zwei Schnitte machen, habe dann also einen 1,2 und 3er Würfel und leime an den 2er noch ein Stück Restholz wieder dran, so dass er auch zur 3 wird.

Kann ich die genau passenden Würfel für den Auftrag abgeben, habe ich ihn erfüllt und erhalte meine „Bezahlung“ in Blaubeeren, Siegpunkte, sowie meist noch verschiedene andere „Belohnungen“ wie Schritte auf der Rufleiste, Werkzeug oder Material für den nächsten Auftrag.

Bei der Arbeit helfen mir noch verschiedene Gehilfen, die ich zum Preis einiger Blauberen anstellen muss, und die dann Aktionen verbessern, mehr Holz wachsen lassen oder anderweitig für mehr Einkommen sorgen.

Auf die Dauer bauen sich so alle SpielerInnen ihre eigene kleine Werkstatt auf und versuchen damit, in den nur 13 Zügen möglichst viel Siegpunkte zu erreichen. (Und wer sich jetzt fragt, warum die Anleitung so lang ist, und die Beschreibung so kurz: Ja, ich hab einiges an Details weggelassen.)

Fazit

Schreinern will gelernt sein, und das ist mit Woodcraft auch so. Kein Spiel zum schnell Losspielen, erst mal gründlich durch die Anleitung arbeiten, keine Details überlesen. Anschließend umfangreiche Erklärung und dann vorsichtig losspielen. Dabei immer wieder Zwischenfragen beantworten, wie war das noch mal, was darf ich bei dem noch mal, kann ich auch …, wenn ich … mache? Ja kann denn niemand mehr mal ne halbe Stunde Regelvortrag konzentriert zuhören und sich alles merken? Am Schluss hat man vor lauter Coaching sein eigenes Spiel vergessen, verliert haushoch und bekommt dann erklärt, so schwierig sei es doch gar nicht.

Und das stimmt ein Stück weit auch. Obwohl die Regeln recht umfangreich sind, ist das Spiel weniger kompliziert als ich zunächst die Befürchtung hatte. Viele Aktionen bzw. Regeln ergeben sich stimmig aus dem Thema und fügen sich zu einer halbwegs sinnvollen Geschichte zusammen, was es mir einfacher macht, die Zusammenhänge im Blick zu behalten. Anstrengend sind nur die vielen kleinen Boni, die hier und da und dort mit fast jeder Aktion noch verteilt werden. Nicht selten geht mal einer vergessen, aber mit toleranten Mitspielern lässt sich das auch regeln.

13 Züge sind nicht viel Zeit für so ein umfangreiches Spiel und so gilt es, einen guten Fokus zu finden, um in der wenigen Zeit die richtigen Züge zu machen. Immer wieder wird dieser Fokus von den sich verändernden Bedingungen auf dem Spielbrett in Frage gestellt - mitunter (zum Glück nur selten) kann es einem auch passieren, dass die gewünschte Aktion nicht verfügbar ist. Ein sinnvoller Zug hat sich aber noch immer gefunden.

Die Interaktion zwischen den Spielern ist gering und beschränkt sich hauptsächlich auf „zufälliges“ Wegschnappen einer gewünschten Aktion. Ganz egal sind mir die Züge meiner Mitspieler nicht, sie beeinflussen das Spielgeschehen und entsprechend auch meinen Zug. Einen gravierenden oder sogar negativen Einfluss auf mein Spiel gibt es aber im Normalfall aber nicht.

Entsprechend kann das Spiel von 1 bis 4 Spielern gespielt werden, wobei mir das Spiel zu zweit weniger Spass gemacht hat, da spielt man sehr nebeneinander her. (Allein spiele ich nie, das kann ich nicht bewerten). Spannender wird es mit 3 oder 4 Spielern, da dann der Aktionsauswahlmechanismus auf dem Rad erst so richtig in Schwung kommt und besser funktioniert. Die Spieldauer geht dann Richtung 2 Stunden, was ich für das Gebotene aber absolut OK finde.

Das Material ist heute gängiger Standard, stabiler Karton, ordentliche Würfel, da gibt es nichts zu bemängeln.

Insgesamt ein gelungenes Spiel im oberen (aber noch nicht ganz hohen) Komplexitätsbereich mit schönem Thema. (Zur Grafik und den Blaubeeren sag ich nichts, da kann sich jeder selber seinen Teil denken.)

Rezension Michael Timpe

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Woodcraft: 4,8 4,8, 4 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 05.07.23 von Michael Timpe - Gelungen, und mir gefällt auch das Thema. Irrsinnig reinziehen, das ich denke das muss ich jetzt sofort noch mal spielen, tut es mich aber nicht.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 28.02.23 von Renate Gerling-Halbach - Die familienfreundliche Aufmachung täuscht, Woodcraft ist ein absolutes Optimierspiel mit hoher Lernkurve. Man kann auf verschiedenen Wegen gewinnen und jedes Spiel ist anders. Zu zweit oder dritt lässt es sich am besten spielen, da jeder Zug doch seine Zeit braucht. Manches kennt man schon aus anderen Spielen von Suchý, aber die Würfel, die man auseinander sägen oder zusammen leimen kann, sind schon toll und bringen die Rädchen im Gehirn auf Trab. Finger weg für alle, die Spiele mit großer Interaktion suchen.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 06.03.23 von Michael Dombrowski - Ein Ressourcen Optimierspiel mit einigen pfiffigen Ideen, aber auch bereits bekannten Mechanismen ( erfülle Aufgabe mit den und den geforderten Ressourcen und erhalte diese Punkte). Für mich an ein paar Stellen ein bisschen zu überladen (zB. Sammle noch verschiedene Werkzeuge und stapele sie nach einem Muster) ohne zusätzlichen Spielreiz. Da wäre weniger mehr gewesen. Im Ganzen betrachtet jedoch ein Spiel was mir gefallen hat. Mit Grüblern würde ich es jedoch nicht spielen, dann dauert es mir zulange!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 24.07.23 von Bernd Eisenstein - Hat mich nicht ganz so abgeholt, wie die Meisten. Es ist nicht schlecht - vieles macht Spaß und das Thema wird sehr gut abgebildet, aber das stressige \"Auftragerfüllenmüssen\" raubt mir das Spielerische

Leserbewertungen

Leserwertung Woodcraft: 4,2 4.2, 11 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 08.03.23 von Rebhagemann - Für mich der beste Vladimir Suchy ever. Sehr empfehlenswert für 2 Spieler. Das Thema hat mich lange zögern lassen - zu Unrecht. Das Schreinern macht wirklich total Spaß! Es gibt viele Wege, die Aufträge zu erfüllen, die man erst nach und nach entdeckt. Die Werkzeuge finde ich aber auch ziemlich überflüssig - das zeigt auch die Roll & Write-Variante (zum selber Ausdrucken), die darauf verzichtet.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 09.03.23 von Andreas K. - Bei meiner Spielgruppe leider durchgefallen. Viel zu viele und komplizierte Regeln. Beim Spielen war das Spiel trotz zwei Durchläufen nur anstrengend und hat keinen Spaß gemacht. Die Aufmachung ist aber sehr gut. Schade, aber daher nur ein Spielspaß-Punkt.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 09.03.23 von Chrizlutz
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 10.03.23 von Hans Huehnchen - Die Umsetzung des Holzverarbeitungs-Themas ist für ein Euro überraschend thematisch, der Spielspaß geht allerdings beim kleinteiligen Ressourcenmanagement etwas verloren.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 14.05.23 von Thomas L. - wir spielten es zu viert. Spieldauer 4 Std. Resumee: der Dachboden mit den werkzeugen ist überflüssig und wird fast nie benutzt. Es sollte noch mehr herausgestellt werden, dass die Nichterfüllung von Aufträgen und die Reputationsleiste sehr wichtig sind!! Die Entscheidung für Erstspieler, welche Helfer sinnvoll sind und dann diese auch noch bezahlen zu müssen sind schon heftig.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 27.07.23 von Peter - Thematisch schön, ebenso das Material. Spielerisch solide, aber auch mit einigen Elementen, die mir weniger gefallen (kann recht bestrafend sein, nicht ohne Glücksfaktor, Dachstuhlausbau erscheint schwer umsetzbar). Messina 1347, Praga Caput Regni & Underwater Cities vom selben Autor gefallen mir besser.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 30.07.23 von Mara Jade - Nach Underwater Cities endlich wieder ein Suchy der mir sehr gut gefällt. Das Thema ist sehr stimmig, man sägt, man leimt, man pflanzt das Holz an. Super umgesetzt. Auch der Dachboden wird bei uns gefüllt. Der Reiz ist eben, die Kettenzüge herauszufordern und voll auszunutzen. Hat uns sowohl zu zweit als auch zu viert viel Spaß gemacht. Längere Spieldauer sehen wir aber auch generell nicht als negativ an. Ganz im Gegenteil.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 04.09.23 von Peter Steinert
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 20.09.23 von Lars Fischer - Besonders gefallen haben mir die innovativen Würfeloptionen (Teilen, Zusammenfügen, Auf- und Abwerten). Ich zumindest kenne nichts Vergleichbares in anderen Spielen mit Dice-Placement-Mechaniken. Auch das Aktionsrad sticht heraus, sorgt es doch dafür, dass anfangs weniger attraktive Aktionen im Laufe des Spiels immer attraktiver werden. Für genügend Abwechslung im Spiel sorgt die zufällige Verteilung der Karten (Aufträge, Helfer, öffentliche Aufträge), sodass uns das Spiel auch nach der 20. Partie immer noch Spaß macht. 2 Dinge, die ich hier in den Kommentaren gelesen habe, kann ich nicht bestätigen: 1. dass Prestige*Aufträge das Wichtigste sind, um viele Punkte zu machen. Auch Strategien, die auf hochpunktige Aufträge und/oder auf Heidelbeeren und optimale Ausnutzung der Werbeleiste setzen, haben bei uns zu Erfolgen geführt. 2. dass die Werkzeuge überflüssig wären und der Dachboden meistens leer bliebe - Also zumindest 3 Werkzeuge waren eigentlich immer zu schaffen und die erzeugen schon sehr viel an Boni. Wie viel man da schaffen kann, hängt allerdings sehr von den Aufträgen ab, die ins Spiel kommen - aber das macht das Spiel nur abwechslungsreicher. Ein Spiel für Tüftler und Optimierer, aber denen uneingeschränkt zu empfehlen.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 13.01.24 von Klaus Seitz - Ich habe an dem Spiel nichts zu bemängeln, außer, dass es eine reine Rechenaufgabe ist, die zu erheblicher AP einladen kann. Man muss Spaß am stillen Denken und Planen haben, dann bietet es viel zu Entdecken.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 18.03.24 von Alf - Man muss immer wieder darauf achten bei verscheidenen Aktionen zusätzliche Rohstoffe zu erhalten und die passenden ewerkzteuge zu legen.

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