Spielziel
Im exklusiven Diamonds Club spielt Geld für die Mitglieder keine Rolle. So dreht es sich bei diesem Spiel nicht darum, das meiste Geld zu scheffeln, sondern den schönsten Garten Englands zu errichten. Die attraktiven Gartenelemente müssen mit Edelsteinen finanziert werden. Das an sich ist kein Problem - dazu lassen die Clubmitglieder ihre Beziehungen zur Edelsteingewinnung spielen. Aber wer nutzt seine Möglichkeiten am effektivsten?
Ablauf
Ganz schön langweilig, wenn man so stinkreich ist wie wir - die Mitglieder des Diamonds Club ...
Zur Abwechslung hilft da eine kleine Wette unter Gleichgestellten - wer von uns schafft es, innerhalb einer bestimmten Zeit den prächtigsten Garten Englands zu erschaffen? Es geht um den Vorsitz des altehrwürdigen Nobel-Clubs!
Wir starten jeweils mit einem jungfräulichen Gartengelände, das es im Laufe mehrerer Runden zu bebauen gilt. Um der Spielerehre Genüge zu tun, starten wir alle mit demselben Kapital: 10 Münzen. In bestimmten Kategorien können wir Boni erzielen, die wir in drei "Entwicklungs-Skalen" festhalten. Runde für Runde durchlaufen wir im Wesentlichen die folgenden drei Phasen:
1. Kaufphase
Vor uns befindet sich ein variabler, aus "Streifen" bestehender Marktbereich, dessen Felder Symbole tragen, die für eine bestimmte Aktion stehen. Reihum setzen wir unsere Münzen auf die Felder und führen die jeweilige Aktion aus. Die Nutzung eines Feldes kostet eine Münze plus der Anzahl der Münzen auf den direkten Nachbarfeldern. Jeder führt so viele Aktionen aus, bis er passt oder keine Münzen mehr hat.
Folgende Aktionsmöglichkeiten stehen zur Verfügung:
- Erwerb einer Edelstein- oder mit einer Ziffer versehenen Schiffs- bzw. Schürfrecht-Karte: Ein kompletter Satz dieser drei Kartensorten erlaubt in der nächsten Phase die Produktion von Edelsteinen.
- Weiterentwicklung einer der Kategorien "Wert von Bäumen", "Ertragssteigerung (Technik)" und "Anzahl Münzen": Über die "Baumwertskala" wird festgelegt, wie viele Siegpunkte das Gartenelement "Baum" am Spielende bringt. Die "Technikskala" zeigt an, wie viele Extra-Edelsteine in der Produktionsphase eingenommen werden. Über die "Münzskala" kann das Startkapital jeder Runde erhöht werden.
- Bau eines Gartenelements mit Tieren: Das ist die einzige Möglichkeit, ein Gartenelement ohne Abgabe von Edelsteinen zu bauen.
- Schritte auf der Startspielerskala gehen: Über die Positionierung auf der Startspielerskala wird ermittelt, in welcher Reihenfolge wir in der Bauphase unsere Bauaktionen durchführen und wer die nächste Kaufphase beginnen darf.
Am Ende dieser Phase werden jeweils ein Bonusdiamant für die meisten Restmünzen und für die vorderste Position der Startspielerleiste verteilt.
2. Produktionsphase
Jetzt geht's an die Edelsteinproduktion: Für einen Satz Edelstein-, Schiffs- und Schürfrechtkarten erhalten wir Edelsteine entsprechend der Farbe der abgegebenen Edelsteinkarte. Die Menge richtet sich nach der niedrigeren Ziffer auf den Schiffs- und Schürfrechtkarten. Ggf. kommt ein Bonus über die Produktionsskala dazu.
3. Bauphase
In der Reihenfolge der Startspielerleiste kaufen wir mit unseren erwirtschafteten Edelsteinen Gartenbauelemente. Jedes der 4 verschiedenen Gartenelemente kostet eine bestimmte Kombination von 3 Edelsteinen. Durch jeden Kauf eines Gartenelementes einer Sorte verteuert sich diese in der laufenden Runde für die anderen um einen beliebigen Edelstein - daher ist die Kaufreihenfolge besonders relevant.
Rundenende/Spielende
Wenn alle gepasst haben, werden die Marktfelder neu ausgelegt. Die Phasen werden wiederholt, bis einer von uns seinen Garten vervollständigt hat.
Jetzt kommt's zur Auswertung: Für Bäume gibt es je nach Entwicklung der Baumwertskala 2 - 6 Punkte, für einen Dreiersatz Tierplättchen 10 Punkte und für jedes Gartenelement 4 Punkte. Dazu sorgen bestimmte Gartenelementkombinationen für Bonuspunkte. Sieger ist, wer den prachtvollsten Garten errichten konnte - also die meisten Punkte erzielt hat.
Die Siegerehrung feiern wir natürlich standesgemäß im Diamonds Club - man gönnt sich ja sonst ... auch alles!
Fazit
Blasiert und etwas gelangweilt blicken die Mitglieder des Diamonds Club vom Cover herab. Das finde ich zwar nicht besonders ansprechend, passt aber gut zum Thema des Spiels - denn dieser Langeweile entspringt die Idee, den wertvollsten Garten Englands zu errichten.
Das sehr reichhaltige Spielmaterial passt gut dazu: Sowohl die "Edelsteine" als auch das weitere, aus angenehm stabilem Karton gefertigte Material machen einen hochwertigen Eindruck. Lästig ist höchstens, dass das Sortieren des Materials vor dem Spiel recht lang dauert. Ein kleiner Wermutstropfen soll nicht verschwiegen werden: Da der Spielplanrahmen nicht ganz plan aufliegt, rutschen die dünneren Spielfeldteile, also die Marktstreifen, gerne unter den Rahmen - warum hat man diese Teile nicht in der gleichen Stärke wie den Rahmen produziert?
Die Spielregel lässt keine Wünsche offen: Übersichtlich und ausreichend mit Bildern und Beispielen versehen, werden alle Regelfragen beantwortet. Lediglich bezüglich der Startspielerregelung ist anfangs etwas verwirrend, dass die Spielerreihenfolge in der Kaufphase von hinten nach vorne und in der Bauphase von vorne nach hinten durchgeführt wird.
Der Verteilungsmechanismus der Kaufphase ist genial - ich mag diese indirekten Interaktionsmechanismen. Selbst wenn ich ein Feld besetze, das meine Mitspieler nicht interessiert, kann ich immer noch darauf achten, deren Wunschfelder teurer zu machen - und damit letztendlich deren Aktionsanzahl zu reduzieren.
Auch die - wie gesagt zunächst etwas kompliziert wirkende - Startspielerregelung gefällt mir sehr gut: Man kann in der Kaufphase Einfluss auf die Spielreihenfolge der Bauphase nehmen und sogar Startspieler der nächsten Runde werden. Wer das schafft, startet aber mit einem Rückstand auf der Startspielerleiste in die nächste Runde, so dass meistens die Startspieler wechseln. In der Bauphase sollte man ggf. darauf achten, in welcher Reihenfolge man die Gartenelemente errichtet - zum einen, damit einem die Bonuspunkte nicht weggeschnappt werden und zum anderen, um den Mitspielern die voraussichtlich geplanten Bauvorhaben zu verteuern.
Diese Mechanismen sind besonders für Spieler geeignet, die keine direkten Konfrontationen mögen - also auch für harmonische Familiennachmittage, da sie wenig direkte "Ärgerelemente" beinhalten.
Nun komme ich zu einer Eigenschaft des Spiels, die ein Mangel sein KANN, aber nicht MUSS - die Strategien. Grob gesagt existieren drei Basisstrategien - eine Mischung der Strategien führt hier selten zum Erfolg:
1. "Baum-Strategie": In der ersten Runde wird eine Technikentwicklung durchgeführt, danach die Baumskala bis zum Ende entwickelt und ansonsten werden möglichst viele Edelsteine gesammelt - deren Farbe ist für Bäume egal. Gebaut werden außer den Pflichtgebäuden ausschließlich Bäume.
2. "Bonus-Strategie": Man ignoriert die Bäume und baut möglichst viele Gartenelemente, um die Bonuskarten abzugreifen.
3. "Tier-Strategie": Man sammelt so viele Tierplättchen wie& möglich und erst in zweiter Linie Edelsteine. Damit kann das Spiel sehr beschleunigt, d. h. verkürzt werden - also bevor die anderen Strategien greifen.
Dabei habe ich folgendes beobachtet: Spielt nur einer die Baum-Strategie, ist er von den anderen kaum zu schlagen. Spielt ein zweiter auf Bäume, werden die Bäume teurer, so dass ein Tier-Stratege rechtzeitig das Spiel beenden kann, bevor die beiden genug punkteträchtige Bäume anpflanzen konnten. Die Bonus-Strategie wiederum hat nur dann Chancen, wenn alle anderen keine eindeutige Strategie verfolgen.
Das Problem dabei ist, dass dies oft nicht alle Mitspieler wissen. Wer aus dem Bauch heraus passend zum Spiel einen möglichst abwechlungsreichen, schönen Garten errichten möchte, kann gegen einseitig orientierte und thematisch langweilige Gärten nicht gewinnen. Denn dann erhält man weder viele Bonuskarten noch viele lukrative Bäume. Klare, einseitige Strategien sind also wichtiger für den Sieg als spontane taktische Entscheidungen.
Am spannendsten ist das Spiel daher dann, wenn allen Beteiligten diese Möglichkeiten bekannt sind. Dann weiß der Baum-Stratege, dass er auch einige Tierplättchen nehmen muss, um das Spiel zu verlängern und die anderen wissen, dass man dem Baum-Spieler wenigstens die billigen Bäume wegschnappen und das Spiel beschleunigen muss. Denn je mehr Bäume der Baum-Spieler errichten kann, umso mehr schwinden die Chancen der anderen.
Trotz dieser kleinen Einschränkungen ist Diamonds Club ein für alle Spielerzahlen sehr empfehlenswertes flottes Spiel ohne lange Wartezeiten, das sowohl für die lockere Familienrunde als auch für Freunde anspruchsvollerer Spiele geeignet ist.
Rezension Ralph Bruhn
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.