Rezension/Kritik - Online seit 22.02.2021. Dieser Artikel wurde 8073 mal aufgerufen.
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Fakire - das sind diese heimat- und besitzlos umherwandernden hinduistischen Asketen, die ihre teilweise bizarren Künste vor Publikum demonstrieren. Sie legen sich auf Nagelbetten, bohren sich Metallstifte durch die Haut und beschwören mit ihrem Flötenspiel Schlangen. Was eher unbekannt ist: Es soll dort am Ganges ein paar dieser Gaukler geben, die sogar Würfel beschwören, um die Rajas zu unterstützen, ihre Provinzen auszubauen, Waren zu sammeln und auf dem Markt zu verkaufen, einflussreiche Persönlichkeiten am Palast für sich zu gewinnen und den Ganges zu bereisen. Nicht zu Unrecht werden diese besonderen Fakire "The Dice Charmers" genannt ;-)
Bei Rajas of the Ganges - The Dice Charmers stellen - nicht wirklich überraschend - Würfel den Motor des Spiels dar. Die acht Würfel - je 2 pro Farbe - werden zu Beginn jeder Runde gewürfelt. Der Reihe nach wählt jeder Spieler einen Würfel aus, legt ihn auf sein Ablagetableau und führt die entsprechende Aktion aus.
Jede Würfelfarbe steht für die Entwicklung in einem bestimmten Bereich, welche anschließend auf dem eigenen Spielblock eingetragen wird.
Violett steht dabei für Waren. Wer einen violetten Würfel wählt, bekommt die darauf angegebenen beiden Waren, indem er die entsprechenden Symbole auf seinem Block einkreist. Grüne Würfel dienen zum Ausbau des Wegenetzes. Mit diesen Wegen schließt man entweder Gebäude (in drei Arten) an und erhält dafür Ruhmespunkte, oder Märkte, auf denen man Waren für Geld verkauft. Mit blauen Würfeln fährt man auf dem Fluss vorwärts, und zwar bis zum nächsten übereinstimmenden Symbol, dessen zugehörige Aktion man auch sogleich ausführt. Gelbe Würfel bringen schließlich eine Palastaktion, indem die entsprechende Person angekreuzt und der damit verbundene Vorteil genutzt wird.
Alle Entwicklungen und Fortschritte werden auf dem Spielblock festgehalten. Viele Felder weisen hierbei besondere Symbole auf, welche diverse Boni und Belohnungen repräsentieren. Diese werden dann wirksam, sobald bestimmte Orte erreicht, bestimmte Spalten oder Bereiche komplettiert werden.
Ziel aller Aktionen ist es, sowohl Ruhmespunkte als auch Geld zu lukrieren. Beides wird auf gegenläufigen Leisten notiert. Eine Partie endet nach jener Runde, in welcher sich bei mindestens einem Spieler die Einträge auf seiner Geld- und seiner Ruhmesleiste überschneiden. Am Ende gewinnt jener Spieler, dem schließlich die weiteste Überschneidung gelungen ist.
Ein Würfelspiel zu einem Würfelspiel? Dies klingt etwas paradox, ist es aber im Grunde genommen auch, denn bereits bei Rajas of the Ganges sind Würfel der treibende Motor des Spiels. Der Unterschied zum Brettspiel liegt vor allem in der drastischen Reduzierung des Spielmaterials auf das Wesentliche: einen Spielblock und ein paar Würfel. Doch obwohl weder Spielplan, noch Spielfiguren oder irgendwelche Plättchen vorkommen, tauchen auch hier fast alle wichtigen Elemente auf.
Vor allem kommt auch fast dasselbe Spielgefühl auf. Dies ist dem Dice Drafting geschuldet, welches ähnliche Dilemmata hervorruft wie der Arbeitereinsatz beim Original. Der Startspieler hat dabei nicht nur den Vorteil, aus allen acht Würfeln auswählen zu können. Er legt zusätzlich den zweiten Würfel der gewählten Farbe auf die Elefanten-Figur, welche den Startspieler anzeigt, und entzieht diesen Würfel damit fast zur Gänze dem Zugriff der Mitspieler. Gottlob wechselt diese recht starke Funktion des Startspielers jede Runde im Uhrzeigersinn.
Trotzdem bleiben auch den anderen Spielern genug Optionen. Jeder Würfel kann ja irgendwie sinnvoll eingesetzt werden. Waren zu lagern ist stets willkommen, um sie später gewinnbringend verkaufen zu können. Mit Wegen werden die dafür notwendigen Märkte angeschlossen, oder aber auch Gebäude, die auf jeden Fall mindestens einen Ruhmespunkt wert sind. Personen im Palast sorgen auf verschiedenste Art für Verbesserungen oder Fortschritte. Und auch das Vorankommen auf dem Ganges ist immer mit einem positiven Effekt verbunden.
Das soll allerdings jetzt nicht heißen, dass es egal oder beliebig wäre, welche Aktion man wann ausführt. Vielmehr kommt es auf das richtige Timing an. So ist es beispielsweise sinnlos, den Markt aufzusuchen, wenn die Lager leer sind und man folglich keine Waren verkaufen kann. Bevor man ein Gebäude anschließt, ist es ebenfalls besser, dessen Punktewert vorher zu erhöhen. Und auf dem Fluss sollte man nicht frühzeitig allzu weit voranfahren, da man sich sonst für spätere Runden Optionen beraubt.
Besonders wichtig sind die Überlegungen bezüglich möglicher Boni. die es ebenfalls zum richtigen Zeitpunkt zu nutzen gilt. Sobald mit Wegen Randfelder der Provinz erreicht oder durch Ankreuzen und Abstreichen von Feldern auf dem Spielblock gewisse Spalten oder Bereiche vervollständigt werden, erhält man die angeführte Belohnung. Dies kann zu verblüffenden Kettenreaktionen führen, für deren Einhaltung der Reihenfolge man schon sehr konzentriert zu Werke gehen muss.
All dies macht Rajas of the Ganges - The Dice Charmers erstaunlich komplex. Es gibt viel zu beachten und bedenken. Sicher: Von einem strategischen Spiel kann man dennoch nicht sprechen. Längerfristige Planung ist auf keinen Fall möglich, dazu besteht durch die Würfel doch ein gewisser Glücksfaktor. Es gilt, sich auf die zur Verfügung stehenden Würfelsymbole einzustellen und die vorteilhaftesten Optionen zu wählen.
Das Spielmaterial ist - wie bereits erwähnt - stark reduziert. Neben den 8 schön gestalteten Spezialwürfeln finden sich noch zwei Spielblöcke - Sonnen- und Mondseite -, die sich vor allem in der Anordnung der Boni unterscheiden. Schön, dass die Blöcke beidseitig bedruckt sind, aber die Farbgebung hätte etwas dezenter ausfallen müssen, um die eigenen Einträge deutlicher erkennen zu können. Wir verwenden deshalb statt eines Bleistifts oder eines Kugelschreibers lieber einen etwas dickeren Filzstift. Dazu gibt es noch 5 Würfelablagetableaus und einen großen 3D-Elefanten zur Kennzeichnung des Startspielers.
Alles in allem bietet das Spiel eine ausgezeichnete Alternative, wenn man mal etwas weniger Zeit und weniger Platz hat für das große Rajas of the Ganges. Aber auch jenen, die dieses Spiel nicht kennen und jenen, die auf taktisch anspruchsvolle Würfelspiele stehen, kann ich Rajas of the Ganges - The Dice Charmers wärmstens empfehlen.
Rezension Franky Bayer
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Rajas of the Ganges: The Dice Charmers: 4,7, 7 Bewertung(en)
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16.02.21 von Franky Bayer - Tolle, relativ anspruchsvolle Würfelspielumsetzung des Originals. Für mich denkbar knapp an der Höchstnote vorbei. |
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14.11.20 von Roland Winner - Bisher nur online gespielt (yucata). Bringt das Spielgefühl des großen Spiels gut herüber. Natürlich ist manches anders definiert und insgesamt ist Dice Charmers kompakter und übersichtlicher. |
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05.12.20 von Michael Kahrmann - In meinen Augen eins der besten Roll&Write Spiele auf dem Markt. Ein richtiger großer Wurf. Verdient die Spielreiz Note 6. |
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16.02.21 von Andreas Faul - Ein wirklich schönes und gut umgesetztes Spiel. Allerdings mit nervtötender Wartezeit bei mehr Personen. Deshalb die Empfehlung: zu zweit oder (ich traue es mich kaum zu sagen) online. Dann ist die Spielreiz-Note eine 5. |
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22.02.21 von Michael Dombrowski - Am Anfang kann es schon leicht verwirrend sein, wenn es zu Kettenzügen kommt. Dann verliert man leicht den Überblick und vergisst etwas abzustreichen. Die Anleitung insbesondere zu den Wegewürfeln hätte man auch einfacher erklären können. Alles in allem ein schönes und gutes Spiel, welches sich am Brettspiel orientiert. |
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12.03.21 von Michael Fuchs - Merkwürdige, komplizierte Anleitung um z.B. auszudrücken, wie die Würfel für Wege eingesetzt werden. Empfehlung: Kurzspielanleitung auf dieser Seite ausdrucken! Ansonsten ein großartiges Würfel-wie-nutze-ich-alle-Boni-Spiel. Anspruchsvoll, mit hohem Wiederspielreiz, besser zu zweit als mit mehr Spielern. |
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30.04.21 von Michael Andersch - Es könnte so gut sein...wenn es a) weniger solitär wäre und b) nicht - ähnlich wie "Einfach Clever" &Co. den Trend zu nervigen Kettenzügen aufgreifen würde. So ist es irgendwie ohne "Leichtigkeit". |
Leserwertung Rajas of the Ganges: The Dice Charmers: 5.2, 14 Bewertung(en)
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14.11.20 von Rodriguez - Gute Würfel-Umsetzung des großen Würfelspiels. Bisher nur digital gespielt. Noch - scheint mir sehr gut als Geschenk geeignet. |
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19.11.20 von Hans Huehnchen - Der kleine Würfel-Bruder kombiniert einige bekannte Elemente des Brettspiels mit dem Spielgefühl eines Ganz schön clever. Aus der Roll & Write- Schwemme sticht The Dice Charmers positiv hervor. |
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21.11.20 von Dieter Schmitz - Das Spiel ist eine schöne Brettspieladaption. Macht viel Spass. Ähnlich viele Boniausschüttungen wie bei "Clever hoch drei". |
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23.02.21 von Christoph Kainrath - Wie schon mehrfach kommentiert, ist dies eines der besten Roll & Write Spiele derzeit am Markt. Es gefällt mir fast besser als die Brettspielvariante, sofern man die beiden vergleichen kann. Die Partien sind kurzweilig und erfordern nur kurze Wartezeiten, sodaß wir meistens gleich noch eine Revanche gespielt haben. |
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25.02.21 von Andreas Steiger - Eins der besten Roll und Writes. Ganz nah am grossen Bruder. |
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06.03.21 von Zwinkmann - Hervorragendes Spiel! Tolle Spieltiefe mit wenig Verwaltungsaufwand-auch sehr gut für Unterwegs! |
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17.04.21 von Frank-Philipp Wolfer - einfaches Roll&write und trotzdem gefordert. Macht definitiv Spaß und Lust auf eine weitere Partie! |
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18.04.21 von Koeppquist - Sehr gutes Roll & Write. Motiviert mich, mir den "großen Bruder" noch einmal anzuschauen, vom dem ich seinerzeit nicht so begeistert war. |
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18.04.21 von Maja |
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19.04.21 von Peter Steinert - Gute Mischung aus großem Rajas- Brettspiel und Warschs Clever-Reihe, allerdings mit etwas verschwurbeltem Spielgefühl. Besonders in den ersten Partien kommt es bei den aufgebauten Kombos andauernd zu "Ach-NEE-zuerst-das-und-DANN-das,-das-und-das..."-Momenten. Zu zweit praktisch immer mit merkwürdig knappem Spielausgang, bei mehr als 3 Spielenden aber zu hohe Downtime. Auch redaktionell wäre es besser gegangen: Die Startspieler-Elefant*in (...) ist Murks, weil sie immer wieder auseinandergenommen werden muss, und zum Laminieren wäre 1 Block mit Sonne- und Mondseite JE Blatt besser gewesen! Auch der Regeltext tut sich erstaunlich schwer, den eigentlich leichten Wegebau prägnant zu beschreiben. Unterm Strich ein gutes Roll & Write, aber ohne Höhepunkte und leider auch weniger elegant als seine Vorbilder. |
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05.09.21 von Der Fisch - Rajas of the Ganges: The Dice Charmers ist die Würfelvariante des großen Spiels "Rajas of the Ganges". Im wesentlichen würfelt man verschieden gestaltete Würfel, deren Ergebnis dann in einem recht komplexen Plan angestrichen und ausgewertet werden. Das erinnert stark an Wolfgang Warschs "Ganz schön clever"-Reihe und spielt sich tatsächlich ähnlich. Allerding finden wir Rajas of the Ganges dynamischer, komplexer (eher auf originalem Kennerspiel-Niveau) und vielseitiger. Das mag an der schönen Gestaltung und Umsetzung wie der Palastkarte oder dem Flussteil liegen, aber auch an der Vielfalt der Boni, die man im letzten drittel des Spiels immer wieder auch als größere Kombo erhält. Für uns ein durchweg rundes Spielerlebnis, auch gut für zwei Spieler, dem es nur ein bisschen an Interaktion fehlt. Einziges Manko für uns: Zusammengebaut ist der 3d-Elefant leider etwas zu groß, damit die Schachtel sauber schließt. Das hätte man sicherlich noch anders umsetzen können. |
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01.11.22 von Tim - Tolle Kompaktvariante, die die Kernelemente des großen Bruders gekonnt verdichtet. Eleganter und schneller zu spielen als das Hauptspiel. Braucht wenig Platz und für Reisen sehr zu empfehlen. |
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07.02.24 von Marlow - Das Spiel mach wirklich viel Spaß! Wie andere schon schrieben, ist es auch bei uns so, dass zu zweit der Ausgang immer knapp ist. Bei Lesen des "Handbuchs" muss ich mir aber eine Brille aufsetzen, dann gehts. Einzig die halben Wege finden wir unnötig. Wir spielen ohne den Elefanten. Habe das Spiel deut5lich erweitert. U.a. geht die Sternpunkteskala bis 90 statt 39 und die Geldpunkteskala bis 94 statt 78, 30 Schlösser, 48 Ressourcen, Boni verbessert und die drei Bereiche (Schloss, Seefahrt, Wegenetz) müssen zuerst mit Pasch freigeschaltet werden. Mit Karma darf man alle Würfel erneut würfeln und einige weitere Änderungen. Macht nun RIESIG Spaß und man muss clever agieren, so sind die Abstände bei Sieg deutlich grösser. |
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09.04.24 von KJB - Für mich und meine Frau derzeit das 2erSpiel! Zu viert auch lustig nur da würde ich wegen der Optik das Brettspiel auspacken. |